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HH
LISTE DER JÜDISCHEN MINIATUREN
Hentrich & Hentrich Verlag
Berlin, Leipzig   Inh. Dr. Nora Pester
Capa-Haus, Jahnallee 61, 04177 Leipzig
Tel.: 0341-581 55 898, info@hentrichhentrich.de
... Reiseauftrag
Auslieferung: MSR Team 4
Medien Service Runge
Bergstraße 2,  33803 Steinhagen 
Tel. 05204-998-455, Fax -114
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Vorschau
Foto: Capa & Taro
1960er Nazis
Selma Meerbaum
1. Auschwitz Bericht
100+ Synagogen
Bestseller

Ausgewählte Neuerscheinungen:..................................................................................................................................Link: Pessach Haggadot

Klaus Hillenbrand
Die geschützte Insel
Das jüdische Auerbach'sche Waisenhaus in Berlin
300 S., geb., € 27,00
978-3-95565-649-2
Preußisch, deutsch und jüdisch: Das Berliner Auerbach'sche Waisenhaus war einst eine hoch angesehene Institution
– treu der Monarchie ergeben und doch pädagogisch der Zeit weit voraus. Gegründet 1832 spiegelt die Entwicklung der Anstalt auch das Verhältnis zwischen christlicher Mehrheit und jüdischer Minderheit in Preußen wider.
Die Nazis aber zerstörten das jüdische Leben und ermordeten die Kinder und ihre Erzieher.

Das erste Jugendbuch zu queerer Geschichte:
Und Magnus Hirschfelds Leben im spannenden Kriminalroman!

Oliver Bieber
MAGNUS
[Jugendroman ab 12 Jahre]
196 S., zahlr.Ill., geb., € 19,90
978-3-95565-645-4
Hilde und Martin leben im Berlin der 1920er Jahre. Hilde ist 12 und kommt aus gutem Hause und rebelliert gegen ihre bürgerlichen Eltern. Sie ist wissbegierig und mutig. Mit ihrer Hündin Pola entdeckt sie das Berlin der „Goldenen Zwanziger“
.
Hilde trifft auf den 14-jährigen Martin, der sie fasziniert und mit dem sie sofort Freundschaft schließt. Martin kommt aus schwierigen, ärmlichen Verhältnissen. Er schlägt sich mit Aushilfsarbeiten durch, u. a. für den Transvestiten Hansi Sturm
im Nachtclub EL DORADO.
Martin ist anders als die anderen. Er zieht sich gern als Mädchen an, ist auf der Suche nach seiner Identität.  Sieht er Hilde nur als gute Freundin oder ist da mehr?
.
Hilde kommt in Kontakt mit dem bekannten Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld und taucht tief in diese Welt ein.
Als Hirschfelds Patientenkartei gestohlen wird, beginnt eine atemlose Verfolgungsjagd,
die in der Unterwelt Berlins beginnt und bis in höchste Kreise führt.
Oliver Bieber hat zahlreiche Bände der Pixi-Bücher und der Erstlesereihe „Lesegeister“ geschrieben und illustriert.
Bieber ist mit dem brasilianischen Sänger Edson Cordeiro verheiratet. Gemeinsam haben sie das Stummfilmprojekt
„Anders als die andern“ umgesetzt, das den Anstoß zu seinem Magnus-Jugendroman gab.
Erscheinungstermin: Januar 2024

Reuter, Elisabeht Naomi
Best Friends – Judith und Lisa
Deutsch/English Kinderbuch ab 6 Jahren
40 S., geb., € 17,00
 978-3-95565-616-4
„Judith und Lisa“ war 1988 eines der ersten Bilderbücher zum Holocaust. Auf eindringliche und trotzdem behutsame Weise führt die deutsch-jüdische Künstlerin Elisabeth Naomi Reuter Kinder an dieses schwierige Thema heran. Erzählt wird von einem deutschen und einem jüdischen Mädchen, deren Freundschaft während der Zeit des Nationalsozialismus auf die Probe gestellt wird und zerbricht. Die Geschichte der beiden Freundinnen handelt auch von Schuld und Verantwortung und davon, was passiert, wenn Menschen es zulassen, Lügen zu glauben, wenn Lehrer sich nicht gegen das wehren, von dem sie wissen, dass es falsch ist, und wenn Kinder beginnen, eine Welt ohne Liebe anzunehmen.

Irme Schaber
Freiheit im Fokus
Gerda Taro und Robert Capa in Leipzig
120 S., br., € 14,90
978-3-95565-648-5
Gerda Taro (1910-1937) und Robert Capa (1913-1954) schufen die moderne Kriegsfotografie und revolutionierten den Blick auf den Krieg. Sie gingen „nah ran“, riskierten ihr Leben für Bilder, die die Weltöffentlichkeit sehen sollte und schrieben damit Geschichte. Im Spanischen Bürgerkrieg machte das junge Fotografen- und Liebespaar die Kamera zum Zeugen für Gewalt und Leid. Die beiden hatten aber nicht nur eine besondere Beziehung zueinander, sondern auch zu Leipzig: Gerda Taro war 1929 mit ihrer Familie in die Messestadt gezogen. Hier wurde die junge Jüdin im Kampf gegen den Nationalsozialismus und den spürbar wachsenden Antisemitismus rasch politisiert und im März 1933 verhaftet. Von hier floh sie nach Paris, wo sie Robert Capa kennenlernte.
Taro wird ihre Familie und Leipzig nie wiedersehen. Statt ihr kam Robert Capa zwölf Jahre später nach Leipzig – im April 1945 mit der US-Armee. Der mittlerweile weltbekannte Kriegsfotograf wollte nun die Befreiung der Stadt von den Nazis mit seiner Kamera dokumentieren. Im heutigen Capa-Haus, unweit vom damals noch existierenden Freibad am Elsterflutbecken, wo Gerda Fluchtpläne geschmiedet hatte, schoss er das ikonische Foto vom „letzten Toten des Zweiten Weltkrieges“. Irme Schaber erarbeitete für das International Center of Photography (ICP) in New York die erste Gerda-Taro-Ausstellung. 2013 erschien ihre große Biographie über die Fotoreporterin und Partnerin von Robert Capa.


Buch zur Wanderausstellung

Alex Jacobowitz
100 + Synagogen in Deutschland
704 S., 1000 farb. Abb., geb., € 50,00
978-3-95565-639-3 (24 x 30 cm)
„100 + Synagogen in Deutschland“ zeigt stolz die Gegenwart deutscher Synagogenkultur: jüdische Gebetshäuser, die seit über tausend Jahren erhalten geblieben sind; diejenigen, die umfunktioniert wurden und weiterhin das jüdische Erbe erkennen lassen, sowie neue Synagogen, die von den wiederbelebten Gemeinden erbaut wurden. Dieser Prachtband ist ein atemberaubendes Feuerwerk jüdischer Architektur: von bescheidenen, handbemalten fränkischen Landsynagogen über die Weltkulturerbestätten in Erfurt und Wörlitz bis zu hypermodernem Design. Barocke, klassizistische, romanische und neomaurische Sakralbauten werden ebenso vorgestellt wie ein Bauhaus-Tempel in Hamburg. Alex Jacobowitz geboren 1960, ist Xylophonvirtuose, spezialisiert auf traditionelle jüdische Musik. Ab 2002 war er Kantor für die jüdische Gemeinde Augsburg. Ab 2008  war er im Förderkreises Görlitzer Synagoge e.V.



František R. Kraus
Gas, Gas, ... und dann Feuer
Häftlingsnummer B 11632
Aus dem Tschechischen von Vera Trnka, Vorwort Tomas Kraus
120 S., br., € 17,90
 978-3-95565-652-2
Der erste Bericht eines tschechischen Shoah-Überlebenden, 1946 erschien, in deutscher Erstübersetzung
František R. Kraus (1903–1967) schrieb u.a.für das Prager Tagblatt, war mit Franz Kafka, Jaroslav Hašek, Jan Masaryk und E. E. Kisch bekannt. Er arbeitete für das Radio, seine Sendung: „Die gesprochene Zeitung“.
.
Ab 1933 wandten sich seine Reportagen gegen das NS-Regime, Im November 1941 mit dem allerersten Transport von Juden nach Theresienstadt deportiert, kam er 1944 nach Auschwitz, zur Zwangsarbeit für IG Farben, später in die Nebenlager Gleiwitz und Blechhammer. Auf einem Todesmarsch nach der Liquidierung der Lager gelang ihm  die Flucht.
.
Mit der Hilfe polnischer Partisanen ging er April1945 ins befreite Budapest. Sofort schrieb er seine Erlebnisse nieder. Sie wurden im September 1945 in Prag veröffentlicht: Das erste Buch über die Konzentrationslager!
.
Nach dem Krieg arbeitete Kraus beim tschechoslowakischen Rundfunk: Kommentator für Mitteleuropa und Sprecher in  englischen, französischen und deutschen Sendungen. Anfang der 1950er Jahre verlor Kraus seine Stellung im
Zuge einer  "Säuberung" der Kommunistischen Partei (Slansky Prozesse). Kraus starb am 19. Mai 1967 in Prag.

Carsten Ovens (Hg.)
Die Fragemauer - 100 Antworten zu jüdischem Leben und Israel
176 S., 20 farb. Abb., geb., € 19.90
978-3-95565-646-1
Die bundesweite Kampagne „Fragemauer“ des European Leadership Network (ELNET) informiert auf humorvolle Art und Weise über jüdisches Leben und den Staat Israel. Gleichzeitig lädt sie zum Dialog ein und sammelt auf der Webseite www.fragemauer.de hunderte von Fragen. Dieses Buch fasst die 100 wichtigsten Antworten zusammen. Die Fragemauer wurde vor dem Hintergrund 2.641 judenfeindlicher Straftaten im Jahr 2022 in Deutschland ins Leben gerufen. Die Antwort darauf: 2.641 Fragen und Antworten gegen Hass, Diskriminierung und Unwissen an der Fragemauer. 
75 Jahre Grundgesetz am 24. Mai 2024


Samuel Salzborn
Wehrlose Demokratie?
Antisemitismus und die Bedrohung der politischen Ordnung
136 S., br., € 17,00
978-3-95565-642-3
Der Kampf gegen Antisemitismus ist seit kurzem systematische Aufgabe des Staates. Der Weg zur einer vollumfänglichen Antisemitismusbekämpfung ist noch weit, die Verzahnung von Prävention, Intervention und Repression dabei die zentrale Herausforderung. Das Selbstverständnis der Bundesrepublik als wehrhafte Demokratie bildet hierfür einen zentralen Rahmen.


Peter Kern
Dorfansicht mit Nazis
250 S., 25 Abb., br,, € 24,90
978-3-95565-647-8
Peter Kern erzählt von einer pfälzischen Kindheit in den 1960er Jahren. Er beschreibt in eindrücklichen Szenen eine dörfliche Welt, die es heute nicht mehr gibt: die Kirmes mit Schießstand, Autoscooter und Schiffs-Schaukel, die Werkstätten und die Läden der Bäcker, Schmiede und Schuster, die Kirchgänge, die das Dorf umgebenden Wälder. Ein Stück Heimatgeschichte im Land der Täter. Und der Landstrich ist alt. Vor zweitausend Jahren kamen die Römer und mit ihnen siedelten sich die Juden an. Die Nazis haben das jüdische Leben ausgelöscht. Dem Führer war der erste „judenfreie Gau“ zu vermelden. Der Schullehrer des Dorfs, aufgestiegen zum Gauleiter, hatte ganze Arbeit geleistet. Er wurde von den Dorfbewohnern sehr bewundert, aber später war es opportun, dies zu vergessen: Wie die Namen der ermordeten jüdischen Nachbarn. Was im Stil einer unschuldig erzählten Kindheit beginnt, endet als Aufklärung über das Verbrechen.

Denkfabrik Schalom Aleikum, Band 2

Glaubensspuren
Jüdische, muslimische und christliche Lebensrealitäten in Ostdeutschland
160 S., br., € 12,90
978-3-95565-632-4
Die „Denkfabrik Schalom Aleikum“ schaut auf der Suche nach Glaubensspuren durch ein selten geöffnetes Fenster: jüdische, muslimische und christliche Lebensrealitäten in Ostdeutschland. Wie spielt sich religiös-gesellschaftliches Leben ab in einer Region Deutschlands, in der die meisten Menschen keiner Konfession angehören und die Geschichte vieler Gemeinden zweifach unterbrochen wurde – durch die Schoa und die DDR? Juden, Christen und Muslime Ostdeutschlands haben oft eine andere Geschichte und auch eine andere Gegenwart als die in der restlichen Bundesrepublik. Das markiert nicht nur Probleme, sondern auch große Chancen für Deutschland. Was bedeuten multiple Zugehörigkeiten insbesondere für junge Erwachsene in einem Umfeld, das aktuell auch von antidemokratischen Aktivitäten geprägt ist? Die Autorinnen und Autoren führen diese Aspekte zu einer Frage des sozialen Miteinanders zusammen und entwickeln eine selten ausgeführte Perspektive.

MAKKABI Deutschland
Winter Games – Die Jüdischen Winterspiele
Eine Dokumentation mit Beiträgen u. a. von Manfred Lämmer und Yuval Rubovitch
und Fotos von Jessica Brauner, Martin König, Robert Poticha, Yuri Sebov, Esther Teiheira
144 S., br., € 29,90
978-3-95565-629-4
Vom 2. bis 9. Januar 2023 richtete MAKKABI Deutschland im bayerischen Ruhpolding die ersten jüdischen Winterspiele seit 1936 mit über 400 Teilnehmenden aus der ganzen Welt aus. Zuletzt fanden diese 1933 in Polen und 1936 in der damaligen Tschechoslowakei statt. Dann kam der Holocaust. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurden die MAKKABI-Vereine wieder aufgebaut und nach 87 Jahren kehrten nun die jüdischen Winterspiele zurück. Die Dokumentation erzählt die Geschichte von Jüdischkeit, Wintersport und Gemeinschaft. Ob Snowvolleyball in 2000 Metern Höhe, Eiskunstlauf, der große gemeinsame Schabbat oder Begegnungen mit Zeitzeugen wie Shaul Ladany, dem israelischen Leichtathleten, Schoah-Überlebenden und Überlebenden des Olympia-Attentats von München 1972: Sie lässt Meilensteine der jüdischen Sportgeschichte ebenso Revue passieren wie große emotionale Momente und menschliche Begegnungen und hält sie in Bildern, Texten und Dokumenten für die Ewigkeit fest. „Makkabi Chai – Makkabi lebt!“
JÜDISCHE MINIATUREN
Bd.


Helmut Braun
Selma Meerbaum
Ich will nicht sterben
84 Seiten, Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-658-4
Am 5. Februar 1924 wird in Czernowitz in der Rafgasse 6 ein Mädchen geboren. Seine Eltern Friederika Meerbaum, geborene Schräger und Max Meerbaum nennen das Kind Selma. Selmas Leben steht unter keinem guten Stern. Neun Monate nach ihrer Geburt stirbt ihr Vater. Die Mutter heiratet wieder. Beide Eheleute behalten ihre Wohnungen. da jede zu klein für eine Familie ist. Der Stiefvater adoptiert das Mädchen nicht. SeIma besucht die Volksschule, dann das Hoffmann-Lyzeum und für das 10. Schuljahr ein jüdisches Gymnasium. Sie verliebt sich in Lejser Fichmann, ihrer großen und einzigen Liebe, und schließt sich seiner zionistischen Jugendgruppe an. Mit fünfzehn Jahren beginnt sie Gedichte zu schreiben. Schöne Texte, an klassischen Vorbildern geschult, die Gesetze der Metrik beachtend, meist mit Endreimen. 1942 wird sie in ein von der SS geführtes Zwangsarbeiterlager deportiert.
Sie stirbt nach vier Monaten an Flecktyphus.  57 ihrer Gedichte werden gerettet und machen Selma unvergesslich:
Poem

Die Bäume sind von weichem Lichte übergossen,
im Winde zitternd glitzert jedes Blatt.
Der Himmel, seidig-blau und glatt,
ist wie ein Tropfen Tau vom Morgenwind vergossen.
Die Tannen sind in sanfte Röte eingeschlossen
und beugen sich vor seiner Majestät, dem Wind.
Hinter den Pappeln blickt der Mond aufs Kind,
das ihm den Gruß schon zugelächelt hat.

Im Winde sind die Büsche wunderbar:
bald sind sie Silber und bald leuchtend grün
und bald wie Mondschein auf lichtblondem Haar
und dann, als würden sie aufs neue blühn.

Ich möchte leben.
Schau, das Leben ist so bunt.
Es sind so viele schöne Bälle drin.
Und viele Lippen warten, lachen, glühn
und tuen ihre Freude kund.
Sieh nur die Straße, wie sie steigt:
so breit und hell, als warte sie auf mich.
Und ferne, irgendwo, da schluchzt und geigt
die Sehnsucht, die sich zieht durch mich und dich.
Der Wind rauscht rufend durch den Wald,
er sagt mir, daß das Leben singt.
Die Luft ist leise, zart und kalt,
die ferne Pappel winkt und winkt.

Ich möchte leben.
Ich möchte lachen und Lasten heben
und möchte kämpfen und lieben und hassen
und möchte den Himmel mit Händen fassen
und möchte frei sein und atmen und schrein.
Ich will nicht sterben. Nein!
Nein.
Das Leben ist rot,
Das Leben ist mein.
Mein und dein.
Mein.

Warum brüllen die Kanonen?
Warum stirbt das Leben
für glitzernde Kronen?

Dort ist der Mond.
Er ist da.
Nah.
Ganz nah.
Ich muß warten.
Worauf?
Hauf um Hauf
sterben sie.
Stehn nie auf.
Nie und nie.
Ich will leben.
Bruder, du auch.
Atemhauch
geht von meinem und deinem Mund.

Das Leben ist bunt.
Du willst mich töten.
Weshalb?
Aus tausend Flöten
weint Wald.
Der Mond ist lichtes Silber im Blau
Die Pappeln sind grau.
Und Wind braust mich an.
Die Straße ist hell.
Dann …
Sie kommen dann
und würgen mich.
Mich und dich tot.
Das Leben ist rot,
braust und lacht.
Über Nacht
bin ich
tot.

Ein Schatten von einem Baum
geistert über den Mond.
Man sieht ihn kaum.
Ein Baum.
Ein
Baum.
Ein Leben
kann Schatten werfen
über den
Mond.

Ein
Leben.
Hauf um Hauf
sterben sie.
Stehn nie auf.
Nie
und
nie.



JÜDISCHE MINIATUREN Bd.

Marina Sandig
Felix Liebermann
Mittelalterhistoriker, Gelehrter, Mäzen
120 Seiten, 25 Abb., Broschur,  € 12,90
978-3-95565-6-655-3
Felix Liebermann (1851-1925), ein Bruder des Künstlers Max Liebermanns, Mediävist Altphilologe und Editor, gehört zu den bemerkenswerten Gelehrten der deutschen und englischen Geschichtsschreibung Liebermann war Mitarbeiter an der Monumenta Germaniae Ristorica. Im Auftrag der „Savigny-Stiftung" gab er die „Gesetze der Angelsachsen' heraus. Sein Name ist dauerhaft verbunden mit den kritischen Studien der englischen Rechts-, Wirtschafts- und politischen Geschichte der angelsächsischen Zeit. Die preußische Regierung ernannte ihn 1896 zum Professor. Über Berlin hinaus waren er und seine Frau Cäcilie als hoch geehrte Mäzene bekannt. Liebermann gehörte u.a. der Verwaltung des Auerbachschen Waisenhauses. Er war Förderer der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums und erhielt 1922 die Ehrenmitgliedschaft. 1925 verstarb der Privatgelehrte nach einem Unfall in Berlin. Seine Witwe Cäcilie Liebermann starb im Januar 1943, ausgegrenzt im Jüdischen Krankenhaus in Berlin.
JÜDISCHE MINIATUREN
Bd.


Julius H.Schoeps / Fritz Heymann
Daniel "Danny" Mendoza
Der beste Boxer seiner Zeit
100 Seiten, 18 Abb., Broschur,  € 9,90
978-3-95565-653-9
Daniel Mendoza (1764-1836) war Proletarier, Jude und Boxer aus London. Seine Karriere begann durch Zufall, bei einer Schlägerei um verwehrtes Trinkgeld. Aus dem Londoner Eastend stammend war Mendoza zeitlebens ein landesweit gerühmter und angesehener Boxer, der nicht nur durch seine Kämpfe, sondern auch durch die Weitergabe seiner Technik und die Aufstellung von Regeln für den Kampf im Ring bekannt wurde. Seine Schrift „The Art of Boxing gilt als Grundlagenwerk. Der Historiker und Journalist Fritz Heymann war fasziniert von der Lebensgeschichte des aus einfachen Verhältnissen stammenden Mendoza und verewigte ihn 1937 in seinem Buch ‚Der Chevalier von Geldern", mit der er Juden zum Widerstand gegen den Nationalsozialismus motivieren wollte. Julius H. Schoeps stellt in einem ausführlichen Nachwort die Biographien Mendozas und Heymanns in einen Zusammenhang von Wehrhaftigkeit und Widerstand.
JÜDISCHE MINIATUREN Bd.

Jürgen Lammel, Eva Hackenberg
Inge Lammel
Emigrantin, Antifaschistin, Musikwissenschaftlerin
80 Seiten, 20 Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-656-0
Anlässlich des 100. Geburtstages von Inge Lammel (geb. Rackwitz, 1924-2015) erzählen ihre Kinder über ihr bewegtes. Leben und ihren Kampf für eine neue gerechte Gesellschaft und Antifaschismus. Inge Lammel verlor einen Großteil ihrer Familie in der Shoah. Sie und ihre Schwester entkamen mit einem der letzten Kindertransporte 1939 nach England in die Emigration. Unter dem Einfluss linker und jüdischer Emigranten in London politisiert, entschied sie sich 1947 bewusst für eine Rückkehr nach Ostberlin, wo sie 1948 auch ihren Ehemann Karl Lammel kennenlernte. Ernst Hermann Meyer animierte sie zum Studium der Musikwissenschaften und war Mentor ihrer Diplomarbeit zur Arbeitermusikkultur, worüber sie später auch promovierte. Mit dem Aufbau und der Leitung des Arbeiterliedarchivs an der Akademie der Künste von 1954 bis 1985 lernte sie u. a. Hanns Eisler, Wolfgang Steinitz, Pete Seeger und Dieter Süverkrüp kennen. Mit ihrer unermüdlichen Erforschung und Publikation des Arbeiterliedes und ab 1989 des jüdischen Lebens in Pankow leistete sie Pionierarbeit.


JÜDISCHE MINIATUREN

Bettina Müller
Josef Wiener-Braunsberg, Redakteur und Schriftsteller
Ein Leben für den ULK
90 S., br., € 9,90
978-3-95565-638-6
Ob die „Schieberdämmerung“, „Der Schnöselkavalier“ oder der „Monolog des Säuglings“: Der 1866 als Sohn eines Arztes in Ostpreußen geborene Josef Wiener-Braunsberg war ein Meister des humoristischen Verses. Seit 1900 in Berlin ansässig, konnte er in den 1920er Jahren seinen Traum verwirklichen und vom Schreiben leben. Das gelang ihm aber erst nach einigen Balanceakten zwischen Kaiserreich, Weimarer Republik und dem Damoklesschwert des Nationalsozialismus, was – dem Zeitgeist entsprechend – eine Erweiterung seines Repertoires um politisch-satirische und auch düstere Texte zur Folge hatte. Als Redakteur der Zeitschrift ULK schrieb er über 800 Gedichte, zudem veröffentlichte er mehrere Romane. Der „Herr der Reime“ starb 1928 und wurde posthum von den Nationalsozialisten geschmäht. Heute sind die ULK-Texte und Berlin-Romane dieses vergessenen Schriftstellers eine Reise in die Vergangenheit, die die Weimarer Zeit neu aufleben lassen: als ein Geschichtsbuch der etwas anderen Art.
JÜDISCHE MINIATUREN
Bd.

Swen Steinberg
Max Sachs
Journalist und Sozialdemokrat
82 Seiten, 18 Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-657-7
Max Sachs (1883-1935) wuchs in einem bürgerlichen Haushalt in Breslau auf und gab als Journalist schon vor 1914 vor allem der Arbeiterbewegung in Sachsen eine Stimme. Als sozialdemokratischer Politiker setzte er sich auf der kommunalen und der Landesebene nach dem Ersten Weltkrieg für Miet- und Wohnungspolitik oder die Verbesserung der Versorgungssituation der Bevölkerung ein. Sachs stammte selbst aus einer säkularen jüdischen Familie, war aber schon lange vor 1933 in Dresden antisemitischen Anfeindungen ausgesetzt. Im Herbst 1935 wurde er aufgrund aller drei Aspekte - Journalist, Sozialdemokrat, Jude - im Konzentrationslager Sachsenburg ermordet, was für internationales Aufsehen und eine erste strafrechtliche Aufarbeitung sorgte.
Swen Steinberg erzählt dieses ungewöhnliche und zugleich tragische Leben für Demokratie und Gemeinwohl. Er beleuchtet zudem die lange Geschichte der Verarbeitung und Erinnerung - global in der Familie von Max Sachs, lokal in Dresden und Sachsenburg, überregional in der deutschen Sozialdemokratie sowie juristisch im geteilten Deutschland.


JÜDISCHE MINIATUREN Bd. 317

Kolja Lessing
Ursula Mamlok
Komponistin zwischen New York und Berlin
82 Seiten, 18 Abb., Broschur,  € 8,90
 978-3-95565-636-2
Schon in ihrer Jugend stand für Ursula Mamlok (1923–2016) ein einziges Berufsziel fest: Komponistin - ungeachtet aller gesellschaftlichen und politischen Widrigkeiten im Berlin der 1930er Jahre, das sie mit ihren Eltern buchstäblich in letzter Minute 1939 verließ. Aus dem deprimierenden Exil in Ecuador konnte sie sich dank eines Stipendiums der Mannes Music School New York 1940 befreien. Nach einer erfolgreichen Laufbahn in den USA wagte Ursula Mamlok, Grande Dame der Neuen Musik nach dem Tod ihres Mannes Dwight Mamlok 2006 den Neuanfang in Berlin: Ihre zweite, europäische Karriere.


JÜDISCHE MINIATUREN Bd.

Andrea Lorz
Rosalie Ruscha Cohn
Eine Leipziger Überlebensgeschichte
80 Seiten, 20 Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-654-6
 1942, mit 72 Jahren nach Theresienstadt deportiert, erlebte sie am 8. Mai 1945 die Befreiung durch die Rote Armee
und kehrte dann nach Leipzig zurück, wo sie 1959 starb.

Jana Zimmers Mutter überlebte Theresienstadt, Auschwitz und Mauthausen und kam 1944
als jüdische Zwangsarbeiterin in eine NS-Flugzeugfabrik ins sächsische Freiberg.

Jana Zimmer
Pralinen aus Tanger
Erinnerungen eines Holocaust-Ersatzkindes über Kunst und Transformation
248 S., 95 Abb., br., ca. € 23,00
978-3-95565-641-6
Eine Holocaust-Überlebende der zweiten Generation verwebt Fragmente der Geschichte ihrer Familie und Zeugenaussagen in Erzählungen und Collagen und nutzt ihre Kunst als Transformation und Erinnerung:
„Frag nie, nie, nie Daddy nach ihr.“ – Fünfzig Jahre lang befolgte Jana Zimmer die Anweisung ihrer Mutter, bis diese starb und ihrem einzigen Kind eine Fülle von Familienfotos und -dokumenten hinterließ. Diese, zumeist in tschechischer Sprache, enthielten nur ein paar kryptische Notizen als Erklärung, um die Vergangenheit der Familie zusammenzufügen. Später wurde Zimmer selbst zur bildenden Künstlerin.
Die Worte und Bilder in diesem Buch vermitteln Jana Zimmers Reise zum Verständnis ihrer Eltern und deren Erfahrungen im Holocaust. Sie werden gefiltert durch Zimmers eigene Entdeckungen, die sie Jahrzehnte später machte, nach ihrer Rückkehr in ihre Geburtsstadt Prag und nach Theresienstadt, wo ihre Familie zuerst interniert war.
Zimmers Kunst wird dabei vor allem durch ihre Halbschwester Ritta inspiriert, die vor Janas Geburt in Auschwitz umkam, sowie durch die Trauer ihres Vaters über diesen Verlust. Rittas Zeichnungen aus Theresienstadt prägen das Buch ebenso wie Fotos und Erinnerungsstücke, die Zimmers innere Welt widerspiegeln – die eines „Holocaust-Ersatzkindes“, das das scheinbar Unmögliche versucht: Sich zu erinnern, wo sie nie gewesen war, für ihre Eltern, die nur vergessen wollten, und ihren Platz zwischen ihnen zu finden.


Bildgeschichten. Münchner Jüdinnen und Juden im Porträt
Herausgegeben von Bernhard Purin und Lara Theobalt mit Beiträgen von Monika Berthold-Hilpert |
Lilian Harlander | Ulrike Heikaus | Diana Oesterle | Yuval Schneider | und Ayleen Winkler
128 S., zahlr. Abb., br.,  € 22.00
978-3-95565-643-0
Ausstellung vom 16. April 2024 bis 23. März 2025 im Jüdischen Museum München
Ein Junge im Matrosenanzug, eine Dame mit Barett und übergroßen Puffärmeln, ein Rabbiner mit aufgeschlagenem Gebetsbuch. Das Jüdische Museum München zeigt in seiner Ausstellung „Bildgeschichten. Münchner Jüdinnen und Juden im Porträt“ bekannte und vergessene Münchner Gesichter und fragt: Wer ließ sich von wem porträtieren? Wie wollte man gesehen werden? Wen wollte man darstellen? Die Werke aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert erzählen vom Selbstverständnis jüdischer Familien in München und ihrem Beitrag zur Stadtgesellschaft bis zur Verfolgung im Nationalsozialismus und zeigen die Vielfalt jüdischer Identitäten. Viele der Porträts und die Geschichten dahinter waren in München lange vergessen. Der Katalog bringt sie ans Licht und beleuchtet die Entstehungskontexte. Neben einem ausführlichen Katalogteil geben drei Essays einen vertiefenden Einblick zu ausgewählten jüdischen Akteur*innen der Münchner Kunstwelt.

Autonomie und Gesetz:
Zum Verhältnis von Staat und Religion
Die jüdische Gemeinschaft in Deutschland
Herausgegeben vom Zentralrat der Juden in Deutschland
Mit Grußworten von Josef Schuster und Benjamin Strasser
und Beiträgen von Daniel Botmann | Dagmar Coester-Waltjen |
Michael Demel | Heinrich de Wall | Michael Germann | Angelika
Noa Günzel | Hans Michael Heinig | Ansgar Hense | Doron Kiesel |
Julia Lutz-Bachmann | Georg Manten | GerhardmRobbers | Hannah
Rubin | Peter Unruh | und Christian Waldhoff
296 S., geb.,  € 24,90
978-3-95565-634-8
Jüdinnen und Juden in Deutschland kämpften seit dem 19. Jahrhundert für die
Gleichberechtigung ihrer Gemeinden mit den christlichen Kirchen und für die Rechte
des Einzelnen, insbesondere auf religiöse jüdische Bildung. Was ist davon heute
geblieben? Wie sind die derzeitigen rechtlichen Grundstrukturen des Verhältnisses
von Staat und Religion in Deutschland allgemein?
Welche Rechte auf ein religiöses jüdisches Leben vermittelt das staatliche Recht,
wo sind die Grenzen? Dürfen etwa an Jom Kippur Klausuren geschrieben werden,
wenn jüdische Schüler:innen in der Klasse sind? Haben jüdische Schüler:innen an
öffentlichen Schulen einen Anspruch auf jüdischen Religionsunterricht? Gibt es
ein Recht auf Arbeitsbefreiung an jüdischen Feiertagen? Kann der Arbeitgeber das
Tragen einer Kippa am Arbeitsplatz verbieten? Ist der Staat verpflichtet, jüdische
Gemeinden finanziell zu unterstützen? Wie viel gesetzliche Regelung ist notwendig,
um ein möglichst großes Maß an Freiheit und Autonomie zu erlangen bzw. zu erhalten?
Diese Publikation gibt einen Überblick über die Grundfragen und historischen
Hintergründe des deutschen Religionsrechts, über den aktuellen Status
jüdischer Religionsgemeinschaften im staatlichen Recht sowie über Inhalt und
Grenzen der Religionsfreiheit des Einzelnen. Was das Gesetz derzeit gewährleistet,
wird anhand der Staatsverträge und Themen wie Religionsbeschimpfung,
Religionsunterricht, Eheschließung und -scheidung oder dem Schächten dargelegt.
Ein Beitrag über den jüdischen Rechtsgrundsatz „Dina deMalchuta Dina“
(Das Gesetz des Landes ist Gesetz) rundet den Band ab.



Manfred Eisner
Verhasst-geliebtes Deutschland
Chronik einer deutschen jüdischen Familie
300 S., 200 Abb., br., € 28.00
978-3-95565-644-7
Manfred Eisner wird 1935 in München in eine deutsche jüdische Familie geboren. Er wächst wohlbehütet auf und bekommt als Kleinkind wenig mit vom Verfolgungsapparat des NS-Regimes. Im Alter von fast fünf Jahren, als sein Vater, der Kapellmeister und Komponist Erich (Erck) Eisner, nach geglücktem Entkommen aus dem Konzentrationslager Dachau bereits in England weilt, unternimmt seine Mutter auch mit ihm einen Fluchtversuch, der durch den jähen Ausbruch des Zweiten Weltkrieges scheitert. Nach einer dramatischen Odyssee findet die Familie schließlich wieder in La Paz, Bolivien, zusammen. Zum Dank widmet Erich Eisner seinem Zufluchtsland den Lobgesang „Cantata Bolivia“.
Aus der Sicht des Kindes schildert Manfred Eisner in dem umfangreich bebilderten Band seine Erinnerungen an die fremde Welt des Exils. Anders als den meisten Erwachsenen gelingt es ihm jedoch, sich schnell und unvoreingenommen der neuen Umgebung anzupassen. Auch sein Vater vermag es nach immensen Anstrengungen, sein Vorhaben der Gründung des Nationalen Symphonieorchester Boliviens umzusetzen, dem er bis zu seinem Tod 1956 vorsteht. 1957 folgt Manfred Eisner seiner Mutter zurück nach Deutschland. Er schildert die emotionale Zerrissenheit und das Misstrauen gegenüber den Deutschen. Dennoch gelingt es ihm mit der Zeit, in seinem Heimatland erfolgreich Fuß zu fassen. Er will es keinesfalls erneut jenen überlassen, die ihn und seinesgleichen verachten oder verfolgen.


Peter Neumaier
„Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass wir weiterleben werden!”
Von München in das Arbeitslager Tiefenort. Briefe meines Onkels 1937–1945
Mit einem Vorwort von Maximilian Strnad
200 S., br.,  € 19,90
978-3-95565-651-5
Am 13. Oktober 1944 wurde auf Anordnung der Gestapo Kurt Neumaier zusammen mit weiteren ca. 150 Münchner „Halbjuden“ in das Zwangsarbeitslager Tiefenort in Thüringen deportiert, wo die Organisation Todt in mächtigen Salzstollen die unterirdische Rüstungsproduktion ausbauen sollte. Auch Kriegsgefangene und KZ-Häftlinge mussten dort unter Tage arbeiten.
Der Recherche zum Lager Tiefenort steht eine außerordentliche Quelle zur Verfügung: 1937 bis 1945 schrieb der Onkel des Autors, Kurt Neumaier, regelmäßig Briefe an seine ebenfalls „halbjüdische“ Frau Gretl, die zeitgleich bei den Münchner Stadtwerken zwangsverpflichtet worden war. Die täglichen Briefe aus dem Arbeitslager schildern tagebuchähnlich die vorherrschende Gemütsverfassung, das Lagerleben, die Arbeitsbedingungen und die Freundschaften der Münchner Häftlinge. Über die Beschreibung der Lagerhaft hinaus wirft die Korrespondenz ein erstaunliches und beklemmendes Licht auf das Alltagsleben eines rassistisch Verfolgten in diesen Jahren. Sie ist von Zensurbefürchtungen, Verdrängung, vagen Zukunftsängsten, aber auch von Alltäglichem, Hoffnungen und der Suche nach Wiedererlangung eines Lebens in Würde geprägt. Ende 1944 eskalierten die Verfolgungsmaßnahmen des NS-Regimes gegenüber den letzten jüdischen Überlebenden in „privilegierten Ehen“ und ihren Angehörigen. Die wachsende Angst um Mutter und Schwiegervater prägt die letzten Briefe von Kurt Neumaier. Das OT-Lager Tiefenort und die Deportationen der Münchner „Halbjuden“ sind heute weitgehend in Vergessenheit geraten. Nicht nur die zeitgenössischen Briefe, auch einige später aufgezeichnete Erinnerungen weiterer Zwangsarbeiter in Tiefenort werden vom Autor wiedergegeben. Im „Freundeskreis“ der ehemaligen Tiefenorter Häftlinge, den der Autor z.T. noch persönlich kennenlernen konnte, herrschte Schweigen gegenüber der Enkel- und Neffengeneration, aber auch ein tiefes, verborgenes Verständnis untereinander aufgrund der gemeinsamen Verfolgungsgeschichte.

Sven Trautmann
Synagogen und Betstuben in Leipzig
Über Entstehung, Blüte und Zerstörung jüdischer Gebetsorte vom Mittelalter bis heute
144 S., 96 Abb., br., € 19,90
 978-3-95565-637-9
Vor der Shoah gab es in Leipzig mehr als zwanzig Synagogen und Betstuben. Heute existiert nur noch eine. Während in der jüngeren Vergangenheit viele Aspekte des jüdischen Lebens in der einst sechstgrößten Gemeinde Deutschlands erforscht wurden, ist die wechselvolle Geschichte jüdischer Gebetsorte und Gotteshäuser noch immer weitgehend unbekannt.
Von der Synagogengeschichte des Mittelalters über das 19. Jahrhundert, die Zwischenkriegszeit und die DDR-Zeit bis in die Gegenwart – Sven Trautmann zeigt den Facettenreichtum dieser besonderen Orte auf und macht die Vielfalt der religiösen Praktiken, der Persönlichkeiten und der Architektur sichtbar. Die Synagogen und Betstuben waren aber mehr als nur religiöse Zentren für Jüdinnen und Juden: Sie waren und sind untrennbar mit der Geschichte Leipzigs verwoben und spiegeln die gesellschaftliche Entwicklung der Stadt wider.

Alexander Juraske
Otto „Schloime“ Fischer
Ein jüdischer Fußballstar aus Wien
120 S., br., € 15,00
978-3-95565-650-8
„Der Kuckuck soll dich holen, mit Donner und Pistolen, wenn Du vergißt, wer dein Onkel Otto ist. Zur Erinnerung von deinem Onkel Otto Fischer.“  Diese Zeilen schrieb der berühmte österreichische Fußballstar und Nationalspieler Otto Fischer im Jahr 1932 in das Poesiealbum seiner Nichte Alice Tichy. Vielleicht ahnte er bereits, dass die Erinnerung an ihn verblassen würde. In der Zwischenkriegszeit gehörte Fischer zur ersten Generation Wiener Profifußballer und trug sieben Mal das österreichische Nationaltrikot. Als begnadeter Dribbler wurde er auf den Wiener Fußballplätzen gefeiert, als Jude aber auch Ziel antisemitischer Angriffe. Diese Monographie schildert erstmalig sein Leben und Wirken als ein Stück Wiener Kulturgeschichte im Spannungsfeld zwischen jüdischer Partizipation und Antisemitismus am Vorabend des Holocaust.


75 Leben
Herausgegeben von Maike Brüggen
Mit einem Grußwort von Marc Grünbaum
384 S., geb., € 19,00
978-3-95565-660-7
„75 Leben“ skizziert biographisch das Leben von 75 Menschen, die das Frankfurt der Vorkriegszeit ihr Zuhause nannten. Einige lebten lediglich für einen kurzen Zeitraum in der Stadt, andere verbrachten nahezu ihr gesamtes Leben hier – allen gemein ist, dass sie Frankfurt am Main nicht freiwillig verließen. Die einen wurden deportiert und in einem der zahlreichen Konzentrationslager ermordet. Den anderen gelang die Flucht in ein sicheres Exil. Wiederum andere wählten den Freitod. Ausgangspunkt des Buches ist die sogenannte Deportationskartei der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, welche auf rund 6500 Karteikarten die Lebens- und Adressdaten von Gemeindemitgliedern bis zu ihrer jeweiligen Deportation festhält. Die einzelnen Textbeiträge erzählen das Leben dieser Menschen, die im Zuge der NS-Diktatur die Stadt verließen. Lediglich einige wenige der hier Porträtierten fanden ihren Weg nach Ende des Zweiten Weltkrieges nach Frankfurt zurück.



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Friedman, Matti
Wer durch Feuer
Krieg am Jom Kippur und die Wiedergeburt Leonard Cohens
208 S., br., € 22,00
978-3-95565-612-6
Im Oktober 1973 reiste der Dichter und Sänger Leonard Cohen – neununddreißig Jahre alt, berühmt, unglücklich und in einer kreativen Schaffenskrise – von seiner Heimat auf der griechischen Insel Hydra in das Chaos und Blutvergießen der Wüste Sinai, als Ägypten Israel am höchsten jüdischen Feiertag, Jom Kippur, angriff. Mit einer Gitarre und einer Gruppe einheimischer Musiker zog Cohen an der Front umher und traf Hunderte junger Soldaten, Männer und Frauen, die sich im schlimmsten Moment ihres Lebens befanden. Diejenigen, die überlebten, haben diese Erfahrung nie vergessen. Und der Krieg veränderte Cohen.
Er hatte angekündigt, seine Musikkarriere aufzugeben, aber stattdessen kehrte er nach Hydra und zu seiner Familie zurück und veröffentlichte eines der besten Alben seiner Karriere. In „Who by Fire“ schildert der Journalist Matti Friedman diese Wochen im Sinai in fesselnder Weise. Er stützt sich dabei auf Cohens bisher unveröffentlichte Texte und Originalberichte, um eine kaleidoskopische Darstellung eines erschütternden, prägenden Moments sowohl für ein junges Land im Krieg als auch für einen Sänger am Scheideweg zu schaffen.
Ronen Steinke:„Schonungslose Analysen für eine emanzipatorische Subkultur, die diese Bezeichnung tatsächlich verdient“


Judenhass Underground
Antisemitismus in emanzipatorischen Subkulturen und Bewegungen
Mit Beiträgen von Timo Büchner, Riv Elinson, Ruben Gerczikow, Max Kirstein, Stefan Lauer, Nikolas Lelle, Konstantin Nowotny, Monty Ott, Annica Peter, Nicholas Potter, Jan Riebe, Merle Stöver, Anastasia Tikhomirova, Tom Uhlig, Lilly Wolter und Interviews mit Laura Cazés, Rosa Jellinek (Keshet Deutschland), Leon Kahane, Lutz Leichsenring (Clubcommission Berlin), Luisa Neubauer (FridaysForFuture), Shahrzad Eden Osterer, Massimo Perinelli (Kanak Attak), Ben Salomo, Yaron Trax (The Block) und Hengameh Yaghoobifarah
208 S., br., € 22,00
978-3-95565-615-7
Antisemitismus boomt. Mal wieder. Auch in Subkulturen und Bewegungen, die ein emanzipatorisches Selbstbild kultivieren. Punk oder Techno, Hiphop oder Hardcore, Klimabewegung oder queere Community: Diverse Szenen im linken Spektrum, die sich sonst auf der „richtigen Seite“ der Geschichte wähnen, können oder wollen ihn oft beim besten Willen nicht erkennen. Mehr noch: Gerade durch den Antisemitismus stilisieren sie sich als „die Guten“ – durch Songtexte gegen geldgierige Globalisten und die mächtigen Rothschilds oder Boykottkampagnen gegen den „Kindermörder Israel“. Antisemitismus vereint. Antirassist*innen landen bei Verschwörungspredigern, Möchtegern-Antifas bei Rechtsextremen der Grauen Wölfe, Queers marschieren neben Islamisten. BDS will nahezu jedes Anliegen für Israelhass kapern, ob CSD, Klimademos oder Mahnwachen für die Opfer rechtsterroristischer Anschläge. „Free Palestine“ sei ein feministisches Thema, stehe für queere Befreiung, bedeute Klimagerechtigkeit oder Klassenkampf. Judenhass geht auch Underground. Aber das macht ihn nicht weniger gefährlich. Dieses Buch ist eine Anklage mit anschließender Diskussion. Kritisch, aber konstruktiv.


Morris, Benny
1948
Der erste arabisch-israelische Krieg
620 S., br., € 30,00
978-3-95565-609-6
In seiner Monografie „1948. Der erste arabisch-israelische Krieg“ beleuchtet Benny Morris die Hintergründe und Ereignisse, die zum Ende des Britischen Mandats in Palästina, zur Zersplitterung der arabisch-palästinensischen Gesellschaft und schließlich zur Geburt des Staates Israel führten. Im Fokus der Betrachtung steht dabei die unmittelbare Reaktion auf die Staatsgründung: der panarabische Angriffskrieg. Morris‘ akribische Auswertung der seit den 1980er Jahren zugänglichen israelischen und internationalen Archive ermöglicht einen klaren, dokumentarischen Blick auf die vielfach mythologisierte Geschichte des Krieges von 1948 und seine politischen wie militärischen Akteure. Gegen die mithin geschichtsvergessenen und ressentimentgeladenen Debatten um Israel und Palästina, um Zionismus und Vertreibung liefert dieses erstmals in deutscher Sprache erscheinende Buch somit die dringend benötigte historische Aufklärung.

Über jeden Verdacht erhaben?
Antisemitismus in Kunst und Kultur
Herausgegeben vom Institut für Neue Soziale Plastik e.V.mit Beiträgen von Ronen Steinke | Dmitrij Kapitelman | Mirna Funk | Ben Salomo | Lena Gorelik | Samuel Salzborn | Max Czollek | Aram Lintzel | Sharon Adler | Debora Antmann | Leo Fischer | Julia Weinreich | Lars Fischer | Benno Plassmann | Katharina Stengel | Jyl Brandler | Bettina Leder | Ramona Ambs | Matthias Naumann | Rebecca Ajnwojner | Martín Valdés-Stauber | Türkân Kanbiçak, Manfred Levy, Mirjam Wenzel | Janna Petersen | Tahera Ameer | Julya Rabinowich | Tania Martini
200 S., br., € 19,90
978-3-95565-464-1
Die nationalsozialistische Vergangenheit vieler Kulturinstitutionen blieb nach 1945 weitgehend verdrängt, dasselbe gilt für personelle und ideologische Kontinuitäten in der Kunst. In der DDR legitimierte die Selbstsicht als antifaschistischer Staat aggressiven Antizionismus. Trotzdem scheint Antisemitismus in Kunst und Kultur kein Thema zu sein – außer, wenn es um die Zurückweisung sogenannter „Antisemitismusvorwürfe“ geht. Wie aber steht es um Antisemitismus in heutigen künstlerischen und kulturellen Kontexten? In wissenschaftlichen, journalistischen und persönlichen Texten widmen sich die Autor*innen des Bandes dem Themenfeld Antisemitismus in Kunst und Kultur sowie den Leerstellen in der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus in diesem Feld. Literarische Texte geben einen Einblick in die Alltäglichkeit von Antisemitismus, hinterfragen die Erinnerungskultur und verdeutlichen das große Potenzial künstlerischer Zugänge zu diesen Themen. 

Arye Sharuz Shalicar
Der neu-deutsche Antisemit
Gehören Juden heute zu Deutschland? Eine persönliche Analyse
120 S., br., € 15,00
978-3-95565-271-5
Gerade einmal drei Generationen sind seit der Shoah vergangen. Deutschland ist heute ein anderes Land. Die Deutschen haben aus der Vergangenheit gelernt und sich ihrer Verantwortung für ein „Nie wieder“ gestellt. Ist es wirklich so? Arye Sharuz Shalicar trifft in seinem Beruf deutsche Spitzenpolitiker, Vertreter von Nichtregierungsorganisationen, Journalisten, Polizisten, Bundeswehrsoldaten, Akademiker und christliche Pilgergruppen. Nach unzähligen Gesprächen und Begegnungen gelangt er zu der bitteren Erkenntnis: Antisemitismus ist in Deutschland, nicht selten getarnt als „Israel-Kritik“, weiterhin tief verwurzelt. „Neu-deutsche“ Antisemiten treten ihm unverhohlen und massenhaft in seinem Blog entgegen. Ihre Kommentare lassen keinen Zweifel daran: Juden gehören heute nicht selbstverständlich zu Deutschland.
Inhalt: Muslimischer Antisemitismus - Linksintellektueller Antisemitismus - Rechtsradikaler Antisemitismus - „Israel-Kritik“ - Philosemitismus - Christlicher Antisemitismus - Neidkultur
Der Autor in der Jüdischen Allgemeinen -  - Der Autor als Publizist in der NordWestZeitung -  - Der Tagesspiegel über den Autor



Buchkalender 2024 – 5784/85
366 Tage – 366 Geschichten
400 S., geb., € 20,00
978-3-95565-611-9
Dieser Kalender begleitet an 366 Tagen durch die deutsch-jüdische Geschichte und Kultur: ein Kaleidoskop jüdischer Aphorismen, Biografien, Chroniken, Daten und Erklärungen religiöser und gesetzlicher Feiertage sowie eine Auswahl mehr oder weniger bekannter Jahrestage. Eine Portion jüdischer Humor und ein Bouquet sinniger Zitate aus Vergangenheit und Gegenwart dürfen selbstverständlich nicht fehlen. Daneben bietet er Raum für persönliche Termine und Notizen sowie ein Kalendarium gregorianischer und jüdischer Zeitrechnung.
HH: HENTRICHS HAMBURGENSIEN: Jüdische Miniaturen zur Hansestadt Hamburg
Erscheint Januar 2024:

Ina Lorenz
Carl Melchior
Hamburger Jurist, internationaler Bankier, Politiker
80 S., 20 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-572-3
Carl Melchior (1871–1933) war in Hamburg Amtsrichter bis ihn Max Warburg 1902 zum Syndikus des Bankhauses berief. 1917 wurde er Teilhaber der Bank M.M. WARBURG. 1918 gehörte er zu den Mitbegründern der Deutschen Demokratischen Partei. 1919 wurde Melchior Hauptdelegierter bei den Versailler Friedensverhandlungen. In den 1920er Jahren nahm er maßgeblich an fast allen Konferenzen über Reparationskosten teil, engagierte sich für eine europäische Friedensordnung und erwarb sich bei den Alliierten ein hohes Maß an persönlicher Anerkennung. Ab 1927 vertrat er Deutschland im Völkerbund. Anfang 1933 gründete er den „Zentralausschuss der deutschen Juden für Hilfe und Aufbau“ mit und übernahm auch dessen Geschäftsführung.

Christian Schölzel,
Albert Ballin
"Ein Schiffsherr ist's... Ein Kaiser neigt sich vor dem jüdischen Mann..."
80 S., br., € 5,90
9783933471-75-8
Albert Ballin (1857-1919) arbeitete sich aus kleinen Verhältnissen zu einem der erfolgreichsten Reeeder des wilhelminischen Deutschlands hoch. Aus der Hamburger Reederei Hapag machte er ein Weltunternehmen. Hapag-Schiffe waren vor dem Ersten Weltkrieg die schnellsten und größten der Erde. Als Jude war Ballin bemüht, den eigenen Glauben, an dem er hing, nicht öffentlich werden zu lassen; er fürchtete die negativen Reaktionen von Antisemiten. Sein gewaltiger Erfolg als Unternehmer wie auch sein Verhandlungsgeschick ermöglichten ihm als einem der wenigen Juden den Zugang beim antisemitisch gesinnten Kaiser Wilhelm 

Ina Lorenz
Lucy Borchardt
Die einzige jüdische Reederin in der internationalen Schifffahrt
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-528-0
Lucy Borchardt (1877-1969) tritt 1915, als ihr Mann Richard Borchardt zur Kaiserlichen Marine einberufen wird, in die Geschäftsführung der „Fairplay Dampfschiffs-Reederei“ in Hamburg ein und bleibt auch nach Kriegsende als Prokuristin im Unternehmen tätig. Nach dem Tod ihres Mannes 1930 leitet sie erfolgreich als alleinige Eigentümerin und gleichzeitig Geschäftsführerin die Reederei, entwickelt in der NS-Zeit die Idee einer Seefahrts-Hachschara und rettet damit mindestens 50 jüdische Jugendliche. Unter massivem Druck des NS-Regimes handelt sie 1938 einen einzigartigen Deal aus: die Umwandlung der Fairplay-Reederei in eine „arisierte“ Stiftung privaten Rechts und die lastenfreie Überführung von drei Schiffen nach London als ihrem Zufluchtsort. Nach Hamburg wird die auch in London erfolgreich tätige Reederin zeit ihres Lebens nicht mehr zurückkehren.
Auf dem Jüdische Friedhof Altona, Königstraße:


Michael Studemund-Halévy
Der Hamburger Portugiesenfriedhof
Ein Weltkulturerbe
150 S., br., € 12,90
978-3-95565-582-2
Wer den Portugiesenfriedhof in Hamburg-Altona betritt, begibt sich in eine verwirrende Buchstaben- und Bilderwelt, in ein Freiluftmuseum mit gelehrten Bibelzitaten und kunstvollen Gedichten, dekorativen Symbolen und biblischen Bildern, wahren und erfundenen Genealogien, die ein vergangenes Leben „jüdisch” imaginieren und zu Lese- und Studienmaterial verewigen. Die  Inschriften, Symbole und biblische Szenen lehren die „Vorbeiziehenden des Lebens“ nicht nur das Sterben, sondern ermahnen und unterrichten sie, wie ein Jude leben soll.
Die Toten im „Haus des Lebens“ teilen uns ihre Einstellung zum Tod mit und gewähren uns Einblick in ihr Leben und die kulturelle Selbstverortung der Juden ihrer Zeit – und verwandeln so die Kunst des Sterbens in eine Kunst des Lebens.

Michael Studemund-Halévy
Dr. Semuel da Silva gegen Uriel da Costa
Ein Hamburger Streit um die Unsterblichkeit der Seele
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-600-3
Der in Schrift und Gegenschrift ausgefochtene Streit zwischen dem zeitweise in Hamburg lebenden Zuckerhändler und Religionskritiker Uriel da Costa (1584–1640) und dem Hamburger Arzt Dr. Semuel da Silva (c.1570–1631) über die Unsterblichkeit der Seele und die Göttlichkeit des Mündlichen Gesetzes im Judentum sorgte in den jungen Portugiesengemeinden in Hamburg und Amsterdam für großen Aufruhr unter den ins normative Judentum zurückkehrenden iberischen Neuchristen.
Die Schrift des Religionskritikers wurde eingezogen bzw. verbrannt, ihr Verfasser mit dem Bannfluch (herem) belegt. Nach dem zweiten öffentlichen Widerruf und einem entwürdigenden Bußritual (malkut) in der Amsterdamer Synagoge setzte Uriel da Costa im April 1640 seinem Leben mit der Pistole ein Ende.
Seine dramatische Lebensgeschichte liegt u. a. dem Theaterstück Uriel Acosta (1847) von Karl Gutzkow sowie den Romanen
Uriel da Costa oder die Tragödie der Gesinnung (Josef Kastein, 1932), Ein Gewürm der Erde (Augustina Bessa-Luís, 1984) und
Die Vertreibung aus der Hölle (Robert Menasse, 2001) zugrunde.



„Erwartest du mich, wie immer, vor der Synagoge?“
Queere, jüdische Spuren in homosexuellen Zeitschriften zwischen 1900 und 1932
208 S., br., € 24,90
978-3-95565-614-0
In der Kaiserzeit und Weimarer Republik entstand die erste queere Subkultur der Welt und mit ihr eine diverse Zeitschriftenkultur, die eine nie dagewesene Fülle an queerer Literatur hervorbrachte. Jüdische Aktivist:innen, Schriftsteller:innen und Ärzt:innen prägten die homosexuelle Emanzipationsbewegung maßgeblich. Doch in den queeren Zeitschriften sind direkte Bezüge zu jüdisch-queerem Leben auffallend selten. Stets von Zensur bedroht, etablierten sich Codes wie die Farbe Lila, das Veilchen, der Freund und die Freundin, um tabuisierte und kriminalisierte Liebe zu erzählen. Auch Bezüge zu Judentum und Jüdischsein entfalteten sich oft nur in Andeutungen und Symbolen. Mal treten die biblischen Gestalten Esther, Joseph und Ruth als Vorfahr:innen queerer Lebensentwürfe auf, mal folgen die Geschichten ihren Protagonist:innen in die Bars, Fabriken und auch Synagogen der modernen Metropole Berlin.
Die Anthologie versammelt erstmals eine Bandbreite an Texten aus homosexuellen Zeitschriften, die zwischen 1900 und 1932 erschienen und das Verhältnis von Queerness und Jüdischsein in den Blick nehmen. Die Geschichten, Gedichte und Artikel erzählen von Aushandlungsprozessen innerhalb der Bewegung, von den Bedrohungen durch eine von Homophobie und Antisemitismus geprägte Gesellschaft, aber immer auch von den utopischen Räumen, die Literatur zu schaffen vermag.

Das Porträt „Kommerzienrat Philipp Freudenberg“
Nachforschungen zu einem wiederentdeckten Werk von Max Slevogt
Mit Beiträgen u. a. von Lutz Casper, Gesa Kessemeier, Hans-Joachim Müller, René Sander
96 S., geb., € 18,00
 978-3-95565-619-5
Von der Öffentlichkeit unbemerkt, taucht unter ungeklärten Umständen Anfang der 1990er Jahre das „Porträt Kommerzienrat Philipp Freudenberg“ von Max Slevogt unvermittelt im Kunsthandel wieder auf. Das 1904 geschaffene, in seiner Zeit berühmte Werk aus der Sammlung der bedeutenden jüdischen Unternehmerfamilie Freudenberg galt seit der NS-Zeit als verschollen. 1992 wird es zunächst dem Land Rheinland-Pfalz in stillen Verhandlungen zum Kauf angeboten, bevor es stattdessen von der dortigen Landesbank Rheinland-Pfalz (LRP) erworben wird. Hier soll es nach dem Willen der Beteiligten die Sammlung rheinland-pfälzischer Kunst bereichern sowie dem Landesmuseum Mainz mit seinem Slevogt-Archiv als Leihgabe zur Verfügung stehen. Über das wiederentdeckte Gemälde senkt sich stattdessen jedoch ein Mantel des Verdrängens, des Vergessens und des Schweigens.
Erst nahezu 30 Jahre später, nachdem die LRP bereits 2008 von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) übernommen worden ist, erfährt es die verdiente Aufmerksamkeit. Im Zuge der drängenden Fragen zu seiner Provenienz und möglichen Restitutionsansprüchen wird es Gegenstand intensiver Nachforschungen seitens der Sammlung LBBW. Die akribische Spurensuche verfolgt die Werkgeschichte seit seiner Entstehung, beleuchtet die Zeitumstände und das teils tragische Schicksal seiner ursprünglichen Eigentümer in der Vergangenheit.


Quistorp, Denise
Restitution von NS-Raubkunst
Politische Rahmenbedingungen, technische Möglichkeiten, rechtliche Grundlagen.
Eine Bestandsaufnahme am Beispiel Österreichs und Deutschlands
160 S., br., € 24,90
978-3-95565-628-7
Am 3. Dezember 1998 unterzeichneten 44 Staaten die Washingtoner Erklärung, eine „verbindliche völkerrechtliche Verpflichtung“, NS-verfolgungsbedingt entzogenes Kulturgut den ehemaligen jüdischen Besitzern oder deren Nachfahren zurückzugeben. Wie sieht der Status quo nach 25 Jahren in Deutschland und Österreich aus? Neben einigen konkreten Beispielen von Restitutionsverfahren vereint der Band Statements von Politikern, Rechtsexperten und Museumsleuten aus beiden Ländern und dient als Bestandsaufnahme, inwieweit die Washingtoner Übereinkunft bislang in Österreich und Deutschland umgesetzt werden konnte. Mit Beiträgen u. a. von Katrin Budde, Vorsitzende des Kulturausschusses des Deutschen Bundestages; Clemens Jabloner, früherer Vizekanzler der Republik Österreich und Vorsitzender des Österreichischen Kunstrückgabebeirats; Hannah Lessing, Generalsekretärin des Nationalfonds der Republik Österreich für Opfer des Nationalsozialismus; Hans-Jürgen Papier, ehemaliger Präsident des Bundesverfassungsgerichtes und Vorsitzender der „Beratenden Kommission“, die sich mit der Rückgabe von NS-verfolgungsbedingt entzogenem Kulturgut, insbesondere aus jüdischem Besitz, befasst; Rüdiger Mahlo, Vertreter der Conference on Jewish Material Claims Against Germany (Claims Conference).

Wer war Fritz Kittel – Dokumente und Kurzbiografien
Begleitpublikation zur Wanderausstellung „Wer war Fritz Kittel, ein Reichsbahnarbeiter entscheidet sich, 1933–2022
56 S., br., € 15,00
978-3-95565-617-1
Fast 600 000 Menschen arbeiteten 1933 für die Deutsche Reichsbahn. Die Frage der Schriftstellerin Esther Dischereit nach einem von ihnen stand am Anfang der gemeinsamen Ausstellung mit der Historischen Sammlung der Deutschen Bahn AG. Der Eisenbahner Fritz Kittel hatte 1944 ihre Mutter Hella Zacharias und deren Tochter Hannelore versteckt.
Es gab nur wenige Reichsbahnbeschäftigte, die den im Nationalsozialismus verfolgten Jüdinnen und Juden halfen zu überleben. Auch die vermutlich 5000 Beschäftigten, die als Juden verfolgt wurden, konnten nicht auf Hilfe von Kollegen bauen.So blieb die Erinnerung an jüdische Kollegen, die entweder ins Exil gezwungen oder aber deportiert und ermordet wurden, nach dem Krieg 1945 bei den Eisenbahnen in West- und Ostdeutschland singulär.
Die Frage nach Fritz Kittel wird heute gestellt. Sie verweist auf den Mut von einzelnen und zugleich auf die Rolle der Reichsbahn, mit deren Zügen Millionen Menschen in den Tod transportiert wurden. Der Begleitband führt detailliert in die Ausstellung ein. Zahlreiche Dokumente und Kurzbiografien erinnern an das Wirken und das Schicksal jüdischer Beamter bei der Reichsbahn.

Bertram, Nick
Georg Wilde
Liberaler Rabbiner zu Magdeburg
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-626-3
Georg Wilde (1877–1949) wirkte über 30 Jahre als letzter Rabbiner von Magdeburg vor dem Zweiten Weltkrieg. Während sich die Geschichtsschreibung bisher primär auf seine Tätigkeit als Feldrabbiner während des Ersten Weltkrieges fokussierte, erweitert diese Nick Bertram den Blick auf Wilde. Neben seinem Einfluss auf die Synagogen-Gemeinde Magdeburg, die jüdischen Organisationen in der Provinz Sachsen und in Preußen sowie reichsweite Vereinigungen liefert Nick Bertram anlässlich der Fertigstellung der Neuen Synagoge in Magdeburg auch erstmals einen umfassenden Überblick zu Wildes vielseitigem schriftstellerischen Erbe.

Brumsack, Elfriede
Der Unbeugsame
Ein Leben zwischen Verfolgung und „Wiedergutmachung“
232 S., br., € 24,90
978-3-95565-618-8
„Der Unbeugsame“ ist eine jüdische Geschichte von Widerstand und Resilienz, vom Mitmachen und Wegschauen der anderen. Und sie ist vor dem Hintergrund des wiedererstarkenden Antisemitismus von bedrückender Aktualität. Dem 24-jährigen Julius Brumsack gelingt 1939 unter abenteuerlichen Umständen die Flucht nach England. Er meldet sich zur englischen Armee und kämpft ab Frühjahr 1940 gegen die Deutschen. Nach dem Krieg kehrt er als britischer Besatzungssoldat nach Nordwestdeutschland zurück und versucht in seinem Heimatort herauszufinden, was seiner Familie widerfahren ist. Er beginnt eine jahrzehntelange, kräftezehrende Suche nach Wahrheit und Gerechtigkeit; er trifft auf Widerstände quer durch die Bevölkerung und bei sämtlichen Behörden, aber er stößt auch an seine eigenen Grenzen. Seine Schwiegertochter Elfriede Brumsack legt einen sehr persönlichen und bewegenden Bericht über ein außergewöhnliches Leben vor. Ausgewählte private Briefe, Tagebücher, Aufzeichnungen sowie eine Vielzahl von Dokumenten über Prozesse zur Rückerstattung und Entschädigung, Korrespondenzen mit Tätern, Zeugen und Institutionen bilden das Fundament der Geschichte.

Das Erbe der Zeitzeugen
Bildung für die Nachwelt
Mit Beiträgen von Nir Boms, Kobi Dana, Daniel Essel, Pavel Hoffmann, Gita Koifmann, Matthias Küntzel, David Lüllemann, Daniel Müller, Marina Müller, Inbal Raz, Hendrik Reichardt, Hans-Georg Ripken, Kate Rudolph, Anita Schwarz, Celina & Leroy Schwarz
144 S., br., € 18,00
978-3-95565-623-2
Die Autorinnen und Autoren dieses Handbuches beschäftigen sich in Essays, thematischen und didaktischen Kurzimpulsen sowie Gesprächen mit Schoah-Überlebenden intensiv mit historischem und gegenwärtigem Antisemitismus und Anti-Israelismus, mit Judentum in Deutschland sowie mit verschiedenen Facetten des Staates Israel. Es richtet sich an Lehrkräfte, Bildungsmultiplikatoren sowie geschichtlich und politisch Interessierte. Die Zielsetzung dieses Sammelbandes ist es, Hintergründe zu vermitteln und aufzuzeigen, wie diese Themen praktisch im Unterricht, in der Bildungsarbeit und der Gesellschaft eingebracht werden können. „Das Erbe der Zeitzeugen – Bildung für die Nachwelt“ basiert in seinem Aufbau und seinen Inhalten auf den Erfahrungen als „Zeugen der Zeitzeugen“.

Trnka, Vera
Thomas Fritta Haas
Das glückliche Waisenkind
120 S., br., € 15,00
978-3-95565-624-9
Thomas Fritta Haas kam 1941 in Prag im Protektorat Böhmen und Mähren zur Welt. Seine ersten bewussten Erinnerungen stammen von der Kleinen Festung in Theresienstadt, wo er – als jüngster politischer Häftling – die Befreiung erlebte. Seine Mutter starb dort kurz vor Kriegsende, sein Vater, der bekannte Maler Bedrich Friita/Friedrich Taussig, bereits Ende 1944 in Auschwitz. Zu Thomas‘ drittem Geburtstag hatte sein Vater, der auch die Zeichnerwerkstatt in Theresienstadt leitete, ein Buch für seinen Sohn gezeichnet, das in einer Blechdose in der Erde vergraben den Krieg überlebte. Anhand der darin enthaltenen Bilder und mit Hilfe einiger weniger Menschen, die seine Eltern kannten und die die Lager überlebt hatten, machte sich Thomas eine Vorstellung von seiner Mutter und seinem Vater. Nach dem Krieg wurde er von Erna und Leo Haas, ebenfalls ein berühmter Maler, Karikaturist und Schoah-Überlebender, adoptiert, doch schon mit 14 Jahren blieb er wieder allein. Ab 1968 lebte er in Israel, später in Mannheim. Mit seiner Frau V?ra und den vier Kindern führte er ein erfülltes Leben. Seit seinen Jugendjahren hatte er außerdem eine „Familie“ in der Jüdischen Gemeinde in Prag gefunden – Freunde, die ihn sein ganzes Leben, auch in der Emigration, begleiteten. Zu ihnen zählt auch die Autorin Vera Trnka, deren Eltern das Baby Thomas noch aus dem Ghetto kannten. Thomas Fritta Haas bezeichnete sich selbst als „glücklichen Waisen“. Er starb 2015 in Mannheim.

Geld oder Leben?!
Traditionen des Gebens, Schenkens und Stiftens in Religion und Gesellschaft
256 S., geb., € 24,90
978-3-95565-630-0
Das Geben ist in Religion und Gesellschaft von zentraler Bedeutung. Von der biblischen Stiftshütte über vielfältige Stiftungsaktivitäten bis hin zum Kiddusch ziehen sich Geben, Schenken und Stiften wie ein roter Faden durch das jüdische Selbstverständnis. Wichtige Entwicklungen in der jüdischen Gemeinschaft, aber auch der gesamten Gesellschaft, wären ohne großzügiges Spenden und Stiften unmöglich und undenkbar. Dies gilt für karitative Anliegen und kulturelle Projekte ebenso wie für Umweltthemen und politische Zwecke. Die Autorinnen und Autoren dieses Bandes diskutieren die Gabe-Theorie, Stiftungsaktivitäten und Fundraising aus religiöser, historischer, kulturanthropologischer und gesellschaftswissenschaftlicher Perspektive und setzen dabei theoretische Einsichten mit einer stetig wachsenden Praxis in Beziehung. Ist das Geben eine anthropologische Konstante? Welche Menschen geben und stiften eigentlich? Welche Gesellschaftsauffassungen verbinden sich mit dem Geben, Schenken und Stiften? Welche sozialwissenschaftlichen Erkenntnisse haben wir über die Gabe? Und welche spezifische Prägung bringt das Judentum darin ein?


Jeanine Hack
Epitaph ohne Worte
Emil und Martha Galliners Odyssee von Finsterwalde nach Südafrika
Herausgegeben vom Museumsverbund des Landkreises Elbe-Elster
Aus dem Englischen übersetzt von Uli Nickel
208 S., br., € 24,90
978-3-95565-620-1
Emil und Martha Galliner leben 1933 in der Kleinstadt Finsterwalde. Trotz Verfolgung und Repressionen zögern sie nach der Pogromnacht 1938 noch drei Jahre, bevor sie Nazi-Deutschland verlassen. Ihre älteste Tochter Hanna müssen sie zurücklassen. 35 Tage nach ihrer Abreise erfahren sie von ihrem Tod.
Der Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn Tage vor Hitlers Überfall auf die Sowjetunion folgt die Schiffsreise nach Shanghai, wo Japaner sie in ein chinesisches Ghetto sperren. Später ziehen sie in die USA, nach Südwestafrika (Namibia) und zuletzt nach Johannesburg in Südafrika. Ihre Odyssee dauert bis 1960. Sie kehren nie wieder nach Deutschland zurück.
Ihre Urenkelin Jeanine Hack rekonstruiert 80 Jahre später die Flucht ihrer Urgroßeltern. Sie beschäftigt sich mit Hannas Tod, der sich als Entschluss herausstellt, ein viel zu kurzes Leben selbst zu beenden. Mit diesen Erfahrungen konfrontiert, stellt Jeanine Hack grundlegende Fragen zu Vertreibung, Flucht, Exil, Heimat und Ankommen und deren Auswirkungen auf das Leben von Familien wie der ihren. Jeanine Hack ist die Urgroßenkelin von Emil und Martha Galliner, deren Geschichte sie erzählt. Sie ist in Windhoek aufgewachsen und lebt in Kapstadt, Südafrika. Ihre Großmutter Dodi schenkte ihr Postkarten von Emil und Martha und gab damit den Anstoß zu diesem Buch. Darin sucht Jeanine Hack Antworten auf offene Fragen und zeigt, wie die Vertreibung ihrer Urgroßeltern aus Nazi-Deutschland deren Leben und das ihrer Familie unwiderruflich veränderte.


Gottlieb, Hinko
Der Schlüssel zum großen Tor
Hinko Gottlieb Werke, Band 1, herausgegeben von Marija Vulesica
Mit einer literaturhistorischen Einführung von Irmela von der Lühe
176 Seiten, 4 Abb., geb., € 24,90
978-3-95565-613-3
Juli 1941 in einer Zelle des Gestapo-Gefängnisses in Wien: Der 0berrabbiner von Thessaloniki, der Wiener Rechtsanwalt Dr. Strauss und der Ich-Erzähler aus Zagreb teilen sich die bereits viel zu enge Zelle, als an einem Montag der polnische Physiker Dov Tarnopolski  zu ihnen gebracht wird. Tarnopolskis Anwesenheit, seine Worte und Kräfte stellen ihre Vernunft auf die Probe, fordern ihr Denken, ihre Wahrnehmung und schließlich die geltenden Naturgesetze heraus. Er „zaubert“ Zigaretten, Kuchen, einen Hahn, ein Radio hervor, er widersetzt sich den Aufsehern, und seine Ankunft wirft die Frage nach dem Schlüssel auf, der den Juden Europas die Freiheit bringen könnte...


Ines Sonder /Joachim Trezib
Mit RASSCO siedeln
Transferwege der Deutschen Alija nach Palästina-Erez Israel (1933–1948)
512 S., br., € 32,00
978-3-95565-586-0
Die Jeckes-Forschung hat sie übersehen, die Architekturgeschichte hat ihre Bauten ignoriert, ihre Emigration stand unter dem Stigma des „Pakts mit dem Teufel“: die nach 1933 aus dem nationalsozialistischen Deutschen Reich emigrierten Juden, die im Rahmen der „Kapitalisten-Alija“ nach Palästina gelangten und dort in Mittelstandsdörfern angesiedelt wurden. Organisiert wurde ihre Emigration durch die Baugesellschaft RASSCO, die 1934 im Zuge des Haavara-Abkommens für den Siedlungstransfer gegründet wurde. Bis Kriegsausbruch wurden verschiedene Siedlungen realisiert, darunter Kfar Schmarjahu und die „Siedlung der Württemberger“ Schawej Zion, bis zur Staatsgründung rund zwei Dutzend.
Ines Sonder und Joachim Trezib dokumentieren erstmals den gesamten Prozess der Übersiedlung von der politischen Dimension des Haavara-Transfers bis hin zu den Einzelschicksalen der Siedlerfamilien aus Deutschland. Sie eröffnen somit eine neue Perspektive auf die Fünfte Alija – durch ihr reiches, bislang unveröffentlichtes Bildmaterial auch in visueller Hinsicht.

Straf raum
Die (Un-)Sichtbarkeit von Antisemitismus im Fußball
200 S., br., € 19,90
978-3-95565-587-7
Analog zu anderen Sozialräumen zeigen sich auch im organisierten Fußball Kontinuitäten antisemitischer Erscheinungsformen. Jüdisch wahrgenommene Personen tragen das Risiko, mit subtilen oder offen-aggressiven Vorfällen konfrontiert zu werden.
Trotz der unbestrittenen Existenz des Phänomens ist in der Fußballlandschaft noch immer zu beobachten, dass Antisemi-
tismus entweder als abgeschlossenes Problem der NS-Zeit angesehen oder verkürzt als Teil von Rassismus subsumiert wird. Dies speist sich unter anderem aus unrealistischen Verbandsstatistiken und Leerstellen in der sozialwissenschaftlichen Forschung. Antisemitismus findet im Fußball also statt, bleibt aber oft unsichtbar. Die Autorinnen und Autoren beschreiben verschiedene Perspektiven auf das Phänomen. In seiner Gesamtheit geht der Band über das Terrain einer bloßen Bestandsaufnahme hinaus und vermittelt praxisnahe Handlungsstrategien zum Umgang mit Antisemitismus im Fußball – auf individueller wie institutioneller Ebene.

Zwölf Monate – Zwölf Namen. Twelve Months–Twelve Names
50 Jahre Olympia-Attentat München
50 Years Olympic Massacre Munich
In Erinnerung an David Berger, Anton Fliegerbauer, Ze‘ev Friedman, Yossef Gutfreund, Eliezer Halfin, Yossef Romano, Amitzur Shapira, Kehat Schor, Mark Slavin, Andrei Spitzer, Yakov Springer, Moshe (Muni) Weinberg
mit Texten von Angela Libal und Fotografien von Daniel Schvarcz in Englisch und Deutsch
80 S., Abb., br., € 17,90
978-3-95565-578-5
Am Morgen des 5. September 1972 überfielen acht palästinensische Terroristen die Unterkunft israelischer Sportler im Olympischen Dorf in München. Mosche (Muni) Weinberg wurde sofort erschossen, Yossef Romano erlag seinen Schussverletzungen noch im Laufe des Tages. Neun Israelis wurden als Geiseln genommen. In der Nacht zum 6. September starben David Berger, Ze’ev Friedman, Yossef Gutfreund, Eliezer Halfin, Amitzur Shapira, Kehat Schor, Mark Slavin, Andrei Spitzer, Yakov Springer und der deutsche Polizist Anton Fliegerbauer beim desaströsen Versuch der Geiselbefreiung durch die bayerische Polizei in Fürstenfeldbruck.
Erst 50 Jahre danach konnte sich die deutsche Bundesregierung zu angemessenen Entschädigungszahlungen und zur Anerkennung ihrer Schuld durchringen. Dieser Katalog erscheint zum gleichnamigen Erinnerungsprojekt, das vom Jüdischen Museum München in Zusammenarbeit mit dem NS-Dokumentationszentrum München und dem Generalkonsulat des Staates Israel konzipiert und koordiniert wurde. Zwölf Monate – Zwölf Namen porträtiert die Opfer und ihre Biographien und dokumentiert zwölf Monate vielfältigen öffentlichen Gedenkens.

Schmone18Esre
Vielfalt jüdischer Gegenwart in Deutschland.
18 Interviews mit 18 Persönlichkeiten - Porträts von Miriam Braun, Michel Friedman, Florian Gleibs, Roman Habermann, Wladimir Kaminer, Emily Knobloch, Alice Kolesnichenko, Nelly Kranz, Boris Lachtermann, Chaja Loulai, Shula Lubarsky, Noa Luft, Natanel Olhoeft, Kirill Pomogajko, Stella Schulte-Frohlinde, Ilanit Spinner, Eva Umlauf und Daniel Wiener
116 S., geb., € 24,00
978-3-95565-575-4
Schmone18 Esre porträtiert 18 Jüdinnen und Juden verschiedener Generationen, Strömungen und Herkünfte. Ihre Biographien repräsentieren differenzierte jüdische Perspektiven und Identitäten und widerlegen gängige Klischeevorstellungen. Sie zeugen zugleich von den Schätzen jüdischer Kultur und Geschichte, teilen kleine und große Weisheiten, schöne wie traurige Erinnerungen.  D i e  Z a h l   1 8  ( H e b r. “ S c h m o n e E s r e ” ) b e d e u t e t  « L e b e n »
u n d   i s t  e i n e  w i c h t i g e   s y m b o l i s c h e   Z a h l   i m  J u d e n t u m.


Robert von Lucius
Max Tau
Schildknappe der Literatur – Erster Friedenspreisträger
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-595-2
Max Tau (1897–1976) war einer der einflussreichsten Gestalten der deutschen wie auch der norwegischen Literaturvermittlung. Wegbereiter für viele, wie Nelly Sachs, Albert Schweitzer, Nikos Kazantzakis, Marie-Luise Kaschnitz, Wolfgang Koeppen – und der Versöhnung von Norwegen und Deutschland. Sein Netzwerk war immens: Thomas Mann, Martin Buber, Erich Kästner. Dass nordische und vor allem norwegische Literatur über Deutschland ihren Weg in die Weltliteratur fand, war dem jungen Lektor in Berlin beim Verlag Bruno Cassirer zu verdanken, seinem Gespür für Werte sowie seiner Beharrlichkeit. 1938 musste er nach Oslo fliehen und 1942 bis 1945 nach Stockholm, wo er einen Exilverlag gründete. Er wurde vielfach geehrt und erhielt als Erster den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.

Joseph Norden
Grundlagen und Ziele des religiös-liberalen Judentums
156 S., Abb., br., € 18,90
978-3-95565-579-2
Auch 80 Jahre nach seinem Tod im Ghetto Theresienstadt sind die Texte des Elberfelder Rabbiners Joseph Norden (1870-1943) bedeutende Dokumente des liberalen Judentums, wie es sich seit Beginn des 19. Jahrhunderts zu entwickeln begann und bis heute fortlebt. Wie man die uralte Religion in einer Zeit bahnbrechender Umwälzungen leben könne, wie man sich als aufgeklärter Jude zum Christentum, als verfassungstreuer Staatsbürger zum Zionismus und als engagierter Theologe zur Orthodoxie stellen solle, fragte nicht nur Joseph Norden in seiner Zeit. Noch heute besitzen diese und andere Themen eine aktuelle Relevanz.


Joseph Norden
Liebesbriefe an Regina Jonas
Herausgegeben von Elisa Klapheck
200 S., br., € 20,00
978-3-95565-588-4
Im Juli 1939, etwas mehr als ein halbes Jahr nach den Novemberpogromen, lernte Rabbiner Dr. Joseph Norden bei seiner Geburtstagsfeier in Hamburg die erste Rabbinerin der Welt, Regina Jonas, kennen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Norden, der stets als liberaler Rabbiner für die Gleichberechtigung der Frau eingetreten war, schrieb bis zu seiner Deportation nach Theresienstadt 1942 mehr als einhundert Briefe an seine um gut 30 Jahre jüngere rabbinische Freundin in Berlin. Es ist eine außergewöhnliche und facettenreiche Liebesbeziehung zweier rabbinischer Persönlichkeiten im Angesicht der Schoa. Sie bezeugt zugleich eine ganz eigene Weise von Widerstand. Elisa Klapheck hat bereits mit „Fräulein Rabbiner Jonas. Kann die Frau das rabbinische Amt bekleiden?“ (2000) der ersten Rabbinerin der Welt ein Denkmal gesetzt. Im Spiegel der Liebesbriefe lernt man weitere Seiten von Jonas‘ Persönlichkeit ebenso wie der von Norden kennen. Klapheck hat in diesem Band alle erhalten gebliebenen Briefe und Brieffragmente Nordens an Jonas ediert und mit einer Einführung versehen.

Gunda Trepp
Wer ist Jude?
Eine Annäherung
280 S., br., € 24,90
978-3-95565-585-3
„Wer ist Jude?“ Eine Antwort darauf kann immer nur der Versuch einer Annäherung sein. Dennoch ist es angesichts zunehmender Fremdbestimmung durch die Mehrheitsgesellschaft für Juden und Jüdinnen überlebensnotwendig, selbstbestimmt zu definieren, was und wer sie sein wollen, schreibt die Autorin Gunda Trepp. Angelehnt an Tora und Talmud, sowie an Positionsbestimmungen jüdischer Philosophen, setzt sie sich mit aktuellen und für die Frage der Identität essentiellen Themen wie Konversion, Vaterjuden und Zionismus auseinander. Leidenschaftlich plädiert sie dabei für eine Neuorientierung an den revolutionären Ideen des Religionsgesetzes. Die Halacha mit ihrer monotheistischen Sozialethik hat das jüdische Volk über Jahrtausende geleitet und es in die vorderste Front der Kämpfer für Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit gestellt. Kann es weiterhin ein radikal jüdisches Denken und Tun geben, wenn dieser Bezug dauerhaft wegbricht? Sind die Juden dann noch Juden? Ihre eigenen Erkenntnisse immer wieder hinterfragend reflektiert die Autorin in Essays über die Macht der Definition.

Dmitrij Belkin
Lew Kopelew
Der Transitmann
98 S., € 9,90
978-3-95565-583-9
Lew Kopelew (1912–1997), Germanist und Autor, war seit seiner Ausbürgerung als sowjetischer Dissident im Jahr 1981 bis zu seinem Tod in Köln einer der populärsten Russen in Deutschland. Im Mittelpunkt dieser Darstellung steht der jüdische Aspekt seines Lebens – im ausgehenden Zarenreich, in der Ukraine, in der UdSSR und in der Bundesrepublik Deutschland. Kopelews Familiengeschichte, sein Umgang mit jüdischer Tradition, der Zweite Weltkrieg, die Schoa, Erinnerungskultur, Versöhnungsstrategien, Analysen von Totalitarismen, Antisemitismus, Israel, jüdische Kontingentflüchtlinge – das sind die zentralen Themen, die hier mit Hilfe zum großen Teil bisher unbekannter Archivquellen erzählt werden. Anna Seghers hat Kopelew in ihrer unveröffentlichten Korrespondenz wiederholt als „Transitmann“ bezeichnet. Sein Leben war geprägt vom ständigen physischen und kulturellen Unterwegssein sowie von mehreren gesellschaftlichen, politischen und sprachlichen Transiträumen.

Frank Jacob
Alexander Berkman
Zwischen Gefängnis und Revolution
80 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-530-3
Alexander Berkman (1870–1936) war einer der bekanntesten Anarchisten in den USA, besonders da er 1892 versucht hatte, einen amerikanischen Großindustriellen zu ermorden. Für diesen Attentatsversuch verbrachte Berkman schließlich die nächsten 14 Jahre im Gefängnis, bevor er zusammen mit Emma Goldman versuchte, die amerikanische Arbeiterschaft für eine revolutionäre Erhebung zu gewinnen. Als Imperialismus- und Kriegskritiker wurde er 1917 erneut verhaftet und 1919 nach Sowjetrussland abgeschoben. Nach einem politischen Streit und dem Zerwürfnis mit führenden Bolschewiki wurde Berkman zu einem staatenlosen Anarchisten, der sich in vielen Schriften der Russischen Revolution und revolutionären Fragen sowie der Theoretisierung des Anarchismus widmete. Das ereignisreiche Leben Berkmans zwischen Gefängnis und Revolution wird in dieser „Jüdischen Miniatur“ nachgezeichnet.

Alfred Etzold
Johann Hoeniger
Privatarchitekt und Gemeindebaumeister
80 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-493-1
Johannes (Johann) Hoeniger, 1851 in Zülz in Oberschlesien geboren, übernahm im Jahr 1881 den Posten des Baumeisters der Berliner Jüdischen Gemeinde. Diese Stellung war relativ gering besoldet. Deshalb gründete er neben seiner Tätigkeit bei der Gemeinde eine eigene Architekturfirma. Viele Bauten seiner Gemeinde sind mit dem Namen Hoenigers verbunden. Auch einige wenige Grabstätten auf dem Weißenseer Friedhof stammen von ihm. Hoeniger selbst starb 1913 und ist auf dem Friedhof der Jüdischen Gemeinde in Weißensee beigesetzt.

Thilo Scholle
Hermann Heller
Begründer des sozialen Rechtsstaats
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-531-0
Hermann Heller (1891–1933) gehört zu den herausragenden demokratischen Juristen der Weimarer Republik. Als Mitglied der SPD mischte er sich aktiv in die öffentlichen Auseinandersetzungen der Zeit ein. Seine Theorie eines „sozialen Rechtsstaats“ inspirierte die Verfassungsdiskussion in der Bundesrepublik nach dem Ende der NS-Herrschaft. Heller, als Jude und Sozialist verfolgt, starb 1933 im Exil in Spanien.

Daniela Philippi /Stefana Sabin
Bernhard Sekles
Musikpädagoge und Komponist
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-597-6
Bernhard Sekles wurde am 20. März 1872 in Frankfurt am Main geboren. Er besuchte die jüdische Schule und studierte ab 1888 am Hoch’schen Konservatorium in Frankfurt. Nach kurzen Engagements an den Theatern in Heidelberg und Mainz kehrte er als Lehrer ans Hoch‘sche Konservatorium zurück und wurde 1923 dessen Direktor. Indem er neue Studienfächer einrichtete und progressive pädagogische Methoden einführte, trug Sekles maßgeblich zum Renommee des Konservatoriums bei. Darüber hinaus komponierte er Lieder, Kammermusik, Orchester- und Bühnenwerke. Im Zuge der nationalsozialistischen Gleichschaltung der Kulturinstitutionen in Frankfurt wurde er seines Dienstes suspendiert und seine Musik verboten. Sekles starb in einem jüdischen Altersheim am 8. Dezember 1934.

Nolte, Stephan Heinrich
Moritz Coschell
Ein vergessener Maler
100 S., br., € 12,90
978-3-95565-596-9
Moritz Coschell (1872–1943) war ein österreichischer Gesellschaftsmaler und Illustrator. Er studierte an der Staatsgewerbeschule und an der Akademie der Bildenden Künste in Wien. Ab 1900 war er in Berlin ansässig, wo er sich schnell als Maler und Illustrator etablierte. Während des Ersten Weltkriegs machte er sich einen Namen als Kriegsmaler, zuletzt im Range eines Hauptmanns in der Kunstgruppe des k. u. k. Kriegspressequartiers. 1919 konvertierte er zum Protestantismus. Wegen seiner jüdischen Abstammung wurde ihm 1933 die Mitgliedschaft in Künstlerverbänden sowie die Berufserlaubnis entzogen. Coschell floh nach Wien, wo er erneut erfolgreich ein Atelier unterhalten konnte. Nach dem Anschluss Österreichs 1938 verhinderte zwar seine Kriegsteilnahme seine Deportation, das Überleben in Wien wurde aber zusehends schwieriger. Seine Emigrationsbemühungen blieben trotz hochrangiger Bekanntschaften erfolglos. Schwer erkrankt starb er mittellos und vereinsamt 1943 in einem provisorisch eingerichteten jüdischen Krankenhaus in der ehemaligen Talmud-Tora-Schule in Wien.

Reinhard Kahle /Giovanni Sommaruga
Paul Bernays
Eine Schlüsselfigur der Logik und Grundlagen der Mathematik
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-598-3
Paul Bernays (1888–1977) gehörte einer bekannten deutsch-jüdischen Familie an, die auf den Hamburger Oberrabbiner Isaak Bernays (1792–1848) zurückgeht. Als Mitarbeiter von David Hilbert, einem der bedeutendsten Mathematiker seiner Zeit, leistete er grundlegende Beiträge zur mathematischen Logik. Da er die schweizerische Staatsbürgerschaft besaß, konnte er nach seiner Entlassung 1933 in Göttingen Zuflucht in Zürich finden. Dieser Band zeichnet Bernays' Leben nach, das neben der Mathematik und Logik auch von Musik und Philosophie geprägt war. Seine wissenschaftliche Karriere steht exemplarisch für die Wirrungen des 20. Jahrhunderts. Die Bescheidenheit, Freundlichkeit und Menschlichkeit von Paul Bernays bilden dagegen einen eklatanten Kontrast zu seiner Zeit.

Robert Zimmer
Paul Rée
Philosoph – Arzt – Humanist
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-574-7
Paul Rée, philosophischer Aufklärer und Humanist, blieb in der zeitgenössischen deutschen Philosophie ein Außenseiter. Von der französischen Moralistik, dem britischen Empirismus und der Evolutionstheorie gleichermaßen beeinflusst, ist er ein Vorläufer einer wissenschaftsorientierten Philosophie der Moderne, der bis heute nicht die verdiente Würdigung erfahren hat.
Dieser Band geht nicht nur auf seine gescheiterte akademische Karriere und sein bisher wenig beachtetes philosophisches Werk, sondern auch auf seine kurzeitige, aber produktive Beziehung zu Friedrich Nietzsche sowie auf seine unglückliche Liebe zu Lou Salomé ein. Gewürdigt wird auch der engagierte Menschenfreund: Mit 36 Jahren ließ Rée sich zum Arzt ausbilden und leistete den Menschen seiner Umgebung unentgeltliche medizinische und humanitäre Hilfe.

Carsten Schmidt
Bittersweet
Jüdisches Leben im Roten Wedding 1871–1929
120 S., br., € 16,90
978-3-95565-590-7
Fabriken, Straßenkämpfe, miserable Wohnungen – das war der Wedding der Gründerzeit. Berlin hatte um 1900 zwar die meisten jüdischen Einwohner, aber die Wenigsten lebten im Wedding. Und kaum etwas ist über die zaghaften Anfänge bekannt.
Die Digitalisierung jüdischer Tageszeitungen sowie weiterer Dokumente macht es erstmals möglich, die spannende Historie vom Aufbruch über die Blüte bis zum Niedergang zu rekonstruieren. Im Vergleich zu den bekannten jüdischen Vierteln im Zentrum oder Westen Berlins entsteht in diesem Buch ein überraschend anderes Porträt jüdischen Lebens. Carsten Schmidt führt seine Leserinnen und Leser durch die Straßen des Weddings, betrachtet einzelne Gebäude und verweilt an bedeutungsvollen Plätzen. Wir lernen den Alltag engagierter Rabbiner, die Kraft jüdischer Frauen und die Ideen mutiger Geschäftsleute kennen. Der Zeitzeuge Israel Alexander erinnert sich an seine Kindheit. Stets wird deutlich, dass große Hoffnung, unendliche Hilfsbereitschaft und tiefe Verzweiflung das jüdische Leben im Arbeiterbezirk geprägt haben.

Ilse Weber
„Es war einmal, es ist noch gar nicht lange her“
Erzählungen für Kinder 1927–1936
280 S., br., € 22,00
978-3-95565-589-1
Biographie, Werk und Rezeption der im böhmischen Witkowitz (heute: Vítkovice/Ostrava, Tschechien) geborenen Schriftstellerin, Journalistin und Musikerin Ilse Weber (1903–1944) sind unauslöschlich mit der Schoa verbunden, deren Opfer sie wurde. Während Webers in Theresienstadt entstandenen und aufgeführten Lieder posthum Bekanntheit erlangten, waren ihre unter dem Mädchennamen Herlinger bereits 1928 und 1929 veröffentlichten Bücher „Jüdische Kindermärchen“ und „Die Geschichten um Mendel Rosenbusch“ sowie der 1936 erschienene Erzählungsband „Das Trittrollerwettrennen“ lange vergriffen und vergessen. Dabei sind sie bedeutende Zeugnisse der deutschsprachig-jüdischen Kinderliteratur und richten sich als verschlüsselte Botschaften eines unlösbaren Identitätskonflikts heute vor allem an eine erwachsene, historisch und literarisch interessierte Leserschaft. Die drei Bücher werden hier erstmals gemeinsam in einem Band und ergänzt durch eine biographische Einleitung des Herausgebers sowie ein Nachwort der Augsburger Literaturwissenschaftlerin Theresia Dingelmaier wiederveröffentlicht.

Lea Grundig. Unter dem Regenbogen
Illustrationen aus hebräischen Kinder- und Jugendbüchern
144 S., br., € 27,00
978-3-95565-602-7
Dieser Ausstellungskatalog präsentiert eine Auswahl an kaum bekannten Kinder- und Jugendbuchillustrationen der Künstlerin Lea Grundig, die Anfang der 1940er Jahre aus Deutschland fliehen musste und nach Erez Israel emigrierte.
Von ihren insgesamt über 4000 grafischen Werken sind etwa 1000 Illustrationen; über 400 schuf sie im Exil, was ihr dort den Lebensunterhalt ermöglichte. Die schönsten davon werden zusammen mit den Kinderbüchern hier vorgestellt. Ihr Inhalt ist vielfältig: Sie thematisieren Geschichten der jüdischen Tradition, Sagen, Märchen oder Volkslieder, Tiergeschichten oder Naturdarstellungen. Doch auch Schoa, Verfolgung und Tod werden nicht ausgeklammert. Die Illustrationen besitzen nicht nur künstlerischen Wert, sie dokumentieren auch die Entstehung eines kulturellen Fundus der israelischen Gesellschaft vor der Staatsgründung. Dort waren Kinderbücher in hebräischer Sprache besonders gefragt, galt es doch, all den eingewanderten Kindern, die aus verschiedenen Ländern kamen und mit den unterschiedlichsten Sprachen aufgewachsen waren, Ivrit zu lehren.

Michael Studemund-Halévy
Der Hamburger Portugiesenfriedhof
Ein Weltkulturerbe
150 S., br., € 12,90
978-3-95565-582-2
Wer den Portugiesenfriedhof in Hamburg-Altona betritt, begibt sich in eine verwirrende Buchstaben- und Bilderwelt, in ein Freiluftmuseum mit gelehrten Bibelzitaten und kunstvollen Gedichten, dekorativen Symbolen und biblischen Bildern, wahren und erfundenen Genealogien, die ein vergangenes Leben „jüdisch” imaginieren und zu Lese- und Studienmaterial verewigen. Die Namen der Verstorbenen erinnern und sprechen für die Toten, einzeln und im Kollektiv. Inschriften, Symbole und biblische Szenen lehren die „Vorbeiziehenden des Lebens“ nicht nur das Sterben, sondern ermahnen und unterrichten sie, wie ein Jude leben soll. Die Toten im „Haus des Lebens“ teilen uns ihre Einstellung zum Tod mit und gewähren uns Einblick in ihr Leben und die kulturelle Selbstverortung der Juden ihrer Zeit – und verwandeln so die Kunst des Sterbens in eine Kunst des Lebens.

Michael Studemund-Halévy
Dr. Semuel da Silva gegen Uriel da Costa
Ein Hamburger Streit um die Unsterblichkeit der Seele
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-600-3
Der in Schrift und Gegenschrift ausgefochtene Streit zwischen dem zeitweise in Hamburg lebenden Zuckerhändler und Religionskritiker Uriel da Costa (1584–1640) und dem Hamburger Arzt Dr. Semuel da Silva (c.1570–1631) über die Unsterblichkeit der Seele und die Göttlichkeit des Mündlichen Gesetzes im Judentum sorgte in den jungen Portugiesengemeinden in Hamburg und Amsterdam für großen Aufruhr unter den ins normative Judentum zurückkehrenden iberischen Neuchristen.
Die Schrift des Religionskritikers wurde eingezogen bzw. verbrannt, ihr Verfasser mit dem Bannfluch (herem) belegt. Nach dem zweiten öffentlichen Widerruf und einem entwürdigenden Bußritual (malkut) in der Amsterdamer Synagoge setzte Uriel da Costa im April 1640 seinem Leben mit der Pistole ein Ende. Seine dramatische Lebensgeschichte liegt u. a. dem Theaterstück Uriel Acosta (1847) von Karl Gutzkow sowie den Romanen Uriel da Costa oder die Tragödie der Gesinnung (Josef Kastein, 1932), Ein Gewürm der Erde (Augustina Bessa-Luís, 1984) und Die Vertreibung aus der Hölle (Robert Menasse, 2001) zugrunde.

Flucht und Engagement
Jüdische und muslimische Perspektiven
144 S., br., € 12,90
978-3-95565-581-5
Ausgelöst durch politische Umwälzungen, Kriege und Vertreibungen kamen während der vergangenen 30 Jahre Millionen Menschen – Muslime, Christen und Juden – nach Deutschland. Das erste Buch der neu formierten „Denkfabrik Schalom Aleikum“ beleuchtet den Prozess des Ankommens aus einer bislang wenig eingenommenen Perspektive: Es beschreibt und analysiert das Engagement jüdischer und muslimischer Gemeinschaften für Geflüchtete zwischen 2015 und 2022. Es versammelt Expertinnen und Experten, die sich wissenschaftlich oder praktisch mit dem Thema auseinandersetzen. Juden und Muslime haben bei der Aufnahme und Eingliederung geflüchteter Menschen wertvolles Knowhow eingebracht und generiert. Der vorliegende Band der Denkfabrik formuliert daraus erste relevante Impulse für Gesellschaft und Politik.

Klaus Grammel
Fischele
Eine Liebe im Getto von Wilna
176 S., br., € 22,00
978-3-95565-591-4
Er gab ihr seine Jacke, spätabends am 6. September 1941, in einem zugigen, von verzweifelten Menschen vollgestopften Treppenhaus im Getto von Wilna. Alex, der Lisa bis dahin noch nie gesehen hatte, tat dies, obwohl er nur noch an sich selbst denken wollte. Welch‘ eine ungeheure Kraft diese kleine Geste für sie beide in sich barg, ist ihnen äußerlich nicht anzumerken. Sie veränderte sein Leben wie auch ihres. Noch Jahrzehnte später, als er im Sterben lag, dachte er an dieses vermeintlich unbedeutende Erlebnis zurück. So begann die Liebe zweier junger Menschen in einer grausamen, durch und durch lebensfeindlichen Welt. Als Juden waren sie von den Nationalsozialisten dazu bestimmt worden, ermordet zu werden. Welchen Sinn macht die Liebe in der Hölle? Alex hat diese, seine wahre Geschichte Klaus Grammel erzählt und ihm das Versprechen abgenommen, sie niederzuschreiben.

Benjamin Kuntz  /Harro Jenss
Julius Morgenroth
Bakteriologe – Immunologe – Mitbegründer der Chemotherapie
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-599-0
Julius Morgenroth (1871–1924) hat sich als Bakteriologe, Immunologe und Mitbegründer der antibakteriellen Therapie große Verdienste erworben. Nach dem Medizinstudium arbeitete er als Assistenzarzt bei Paul Ehrlich – seit 1897 am kurz zuvor in Berlin-Steglitz gegründeten Institut für Serumforschung und Serumprüfung, seit 1899 am Institut für experimentelle Therapie in Frankfurt am Main. Von 1906 bis 1919 war Morgenroth Direktor der Bakteriologischen Abteilung des Pathologischen Instituts der Charité, bevor er die Leitung der neu eingerichteten Abteilung für Chemotherapie am Robert Koch-Institut übernahm. Morgenroth forschte auf dem Gebiet der von ihm mitentwickelten Immunitätslehre und trug wesentlich dazu bei, den Wirkmechanismus der Antitoxine zu entschlüsseln. Bahnbrechend war der von ihm und seinen Mitarbeitenden erbrachte Nachweis, dass Bakterieninfektionen der Chemotherapie zugänglich sind. Wiederholt für den Nobelpreis vorgeschlagen, verhinderte vermutlich sein früher Tod mit 53 Jahren, dass ihm diese Auszeichnung zuteilwurde.

Felix Kaufmann
Meine Memoiren 1885–1935
Ein Bankiersleben
136 S., br., € 19,90
978-3-95565-593-8
„Mögen diese meine Memoiren dazu dienen oder dazu beitragen, zum Wenigsten etwas daraus zu lernen. Möge in’s Besondere die Lehre daraus gezogen werden, daß nur dann ein Leben voller Arbeit, Kummer und Sorgen als lebens- und erstrebenswert anzusehen ist, wenn stets & ständig und in jeder Beziehung, kurz gesagt: ,anständig & correct‘ gehandelt, gestrebt und gelebt wird. Dann wird man auch erkennen und verstehen, daß der Kampf im & mit dem Leben bei den vielseitigen Enttäuschungen & Gefahren, denen jeder Einzelne, der eine mehr, der andere weniger, ausgesetzt ist, nur dann in Ehren und mit Erfolg aufgenommen werden kann, wenn in allem Tun und Lassen als felsenfester Grundsatz gilt und befolgt wird: ,Tue Recht & scheue Niemand‘!“
Felix Kaufmann wurde 1867 in Lutzerath im heutigen Kreis Cochem-Zell geboren. Seine Eltern, Benedikt Kaufmann und Adelheid geborene Ullmann, hatten insgesamt sechs Kinder. Die Profession des Vaters wird, wie damals bei Juden üblich, mit Kaufmann angegeben. In seinen Memoiren beschreibt Felix Kaufmann seine Geschichte als „Banquier“ von 1885 bis 1935. Relativ wenig geht er dabei auf Privates und Politisches ein. Er war verheiratet mit Johanna „Jenny“ Frank. Ihre Kinder waren Dorothea und Hans. Während Felix und Jenny 1942 in Theresienstadt starben, gelang Hans die Emigration über Luxemburg, England und Kuba nach Amerika, ebenso seiner Schwester Dorothea mit ihrem Mann Arnold Kahn und dem gemeinsamen Kind Werner, dem der Großvater auf den letzten Seiten seiner Memoiren seine Lebensmaxime mit auf den Weg gibt.

Jürgen Nitsche,
Venus – Goldfisch – Juvena
Wie jüdische Unternehmer aus Chemnitz und Umgebung
die Welt der Bademode eroberten
210 S., br., € 24,90
978-3-95565-584-6
Juvena, Venus, Goldfisch – die Geschichte der Bademode wurde maßgeblich in Chemnitz geschrieben. Zahlreiche Pioniere der Bademodenindustrie kamen aus Chemnitz und Umgebung und erlangten mit ihren Marken und ihren Werbekampagnen deutschlandweite Bekanntheit. Viele dieser Unternehmen gehörten jüdischen Familien. Dieses Buch begibt sich auf die Spuren ihrer Mode, ihrer Firmen und der Badekultur in Chemnitz und der Region.
Im Mittelpunkt stehen dabei die jüdischen Unternehmerfamilien Goeritz, Fischer und Franck, die mit ihren Schutzmarken „Venus“, „Goldfisch“ und „Juvena“ die Welt der Bademode in Deutschland und darüber hinaus eroberten. Sie waren oftmals ihrer Zeit voraus, indem sie frühzeitig auf moderne Werbung setzten. So gewannen die Brüder Goeritz namhafte Reklamekünstler (z. B. Walter Trier), Maler (z. B. Joseph Oppenheimer), Schriftsteller (z. B. Joachim Ringelnatz) und Fotografen, um ihre Waren landesweit bekannt zu machen. Die Familie Franck setzte auf Preisrätsel und warb mit prominenten Persönlichkeiten, wie z. B. Leni Riefenstahl, und bekannten Models für ihre Mode. Jürgen Nitsche legt mit diesem Buch ein bislang weitgehend verschüttetes und zugleich schillerndes Kapitel der  frei und bewahrt es vor dem Vergessen.

Nora Goldenbogen
Seit ich weiß, dass Du lebst
Liebe und Widerstand in finsteren Zeiten
184 S., 40 Abb., geb., € 24,00
978-3-95565-553-2
Es war am Neujahrstag 1934. Mutter stand nachmittags an einer Metrostation in Paris und wartete ungeduldig darauf, dass der junge deutsche Emigrant auftauchen wurde, den sie in der vergangenen Nacht, der Silvesternacht 1933, auf einem Ball der illegalen Kommunistischen Partei Rumaniens kennengelernt hatte. Er hatte ihr sofort gefallen, und sie verabredeten sich fur den nachsten Tag. Mutter wartete – so die ubereinstimmende Erzahlung meiner Eltern – drei Stunden in der Januarkalte. Erst danach tauchte Vater aufgeregt auf und entschuldigte sein Zuspatkommen damit, dass er sich im Datum geirrt habe. Erst seine Kameraden, politische Emigranten wie er und ebenfalls Gäste des Silvesterballs hatten ihn daran erinnert, dass er sich doch schon fur den 1. Januar verabredet habe und nicht erst fur einen Tag spater. Immer wenn beide spater diese Geschichte erzahlten, konnte man auf Vaters Nachsatz warten: „Und ich habe mir damals gedacht, eine Frau, die drei Stunden in der Kälte auf mich wartet, die ist etwas Besonderes, die muss ich festhalten.“ Damals begann die gemeinsame Lebensgeschichte meiner Eltern. Nora Goldenbogen, geboren 1949 in Dresden, Diplomlehrerin und promovierte Historikerin, Gründungsmitglied und spater Leiterin von HATiKVA – Bildungs- und Begegnungsstatte fur judische Geschichte und Kultur Sachsen e. V., langjährige Vorsitzende der Judischen Gemeinde zu Dresden und gegenwärtig des Landesverbandes Sachsen der Judischen Gemeinden, zahlreiche Veroffentlichungen. Nora Goldenbogen lebt in Dresden. Sie ist verheiratet, hat zwei Kinder und einen Enkel. 

Clara Hepner
Jüdische Märchendichterin - Ein Lesebuch
Herausgegeben und kommentiert von Alex Jacobowitz mit einem Beitrag von Gabriele von Glasenapp
180 S., zahlr. Farb-Abb., geb. € 24,00
978-3-95565-543-3
Clara Hepner offenbarte ihr erzählerisches Talent erst spät im Leben. 1860 als Clara Freund in Görlitz geboren – die älteste Tochter des dortigen Rabbiners – veröffentlichte sie erfolgreich erste Geschichten und Gedichte nach ihrem Umzug nach München 1903, bereits in ihren Vierzigern. Umgeben von bedeutenden Autoren wie Thomas Mann, Hermann Hesse und Erich Mühsam erschienen ihre Texte in wichtigen Magazinen wie „Jugend“ und „Die Lese“. Ihr Stern strahlte am hellsten während der Weimarer Republik, mit Geschichten für Kinder und Jugendliche, Tiergeschichten oder Adaptionen klassischer Werke, von denen insgesamt über eine halbe Million Exemplare verkauft wurden. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten, und durch deren zunehmenden antisemitischen Druck auf die Verleger, verschwanden ihre Werke vom deutschen Markt. Kurz vor Kriegsausbruch 1939 in den Selbstmord getrieben, geriet sie weitgehend in Vergessenheit. Alex Jacobowitz erweckt die jüdische Schriftstellerin und ihr Werk wieder zum Leben. 

Adi Schwartz, Einat Wilf
Der Kampf um Rückkehr
Wie die westliche Nachsicht für den palästinensischen Traum den Frieden behindert hat
288 S., br., € 24,90
978-3-95565-551-8
1948 wurden 700 000 Palästinenser durch den ersten arabisch-israelischen Krieg aus ihren Häusern vertrieben. Mehr als 70 Jahre später sind die meisten ihrer Häuser längst verschwunden, aber Millionen ihrer Nachkommen sind immer noch als Flüchtlinge registriert, viele leben in Flüchtlingslagern. Diese Gruppe blieb im Gegensatz zu unzähligen anderen, die nach dem Zweiten Weltkrieg und anderen Konflikten vertrieben wurden, staatenlos und forderte, sich im Staat Israel niederzulassen. Ihr Glaube an ein „Rückkehrrecht“ ist eines der größten Hindernisse für eine erfolgreiche Diplomatie und einen dauerhaften Frieden in der Region.
Jungle World: „Die Argumentation des Buchs ist bestechend einfach und überzeugend. Wer sich länger mit dem Nahen Osten beschäftigt, hat vieles davon schon mal gelesen. Aber Wilf und Schwartz schaffen es, aus all dem ein klares Bild zu zeichnen und ebenso klare Lösungen zu formulieren.“


Aliza Vitis-Shomron
Jugend in Flammen
Widerstand und Überlebenskampf eines jungen Mädchens im Warschauer Ghetto
272 S., 35 Abb., br., € 24,90
978-3-95565-554-9
Aliza Vitis-Shomron, 1928 in Warschau als Tochter einer judischen Familie geboren, verliert wahrend der Nazi-Herrschaft fast ihre gesamte Familie. Bei der judischen Jugendbewegung Hashomer Hatzair schöpft sie Hoffnung. Zu jung, um am bewaffneten Kampf teilnehmen zu konnen, ist sie doch gerade alt genug, um schriftlich uber das Erlebte Zeugnis abzulegen. Auf Papierresten notiert sie, wie ihre Familie und ihre Freunde im Warschauer Ghetto ums Uberleben kampfen. „Jugend in Flammen“ erzählt den Holocaust aus der Perspektive eines im Untergrund aktiven Mädchens und die Erfahrungen einer jungen Frau, die dem Konzentrationslager Bergen-Belsen entkommt, aus dem „gestrandeten Zug“ in der Nahe von Farsleben (im heutigen Sachsen-Anhalt) befreit wird und nach Kriegsende in Israel einen Neuanfang wagt. Ihre Geschichte zu erzählen ist und bleibt ihr Vermächtnis. HOLOCAUST Aliza Vitis-Shomron, geboren 1928 in Warschau als Liza Melamed, wird als junges Mädchen Mitglied bei Hashomer Hatzair, entkommt kurz vor Ausbruch des Aufstands dem Ghetto, überlebt das KZ Bergen-Belsen und landet schlieslich 17-jährig in Israel, wo sie Mitglied eines Kibbuz wird, Psychologie und Pädagogik studiert, heiratet und eine Familie gründet. 2002 veröffentlicht sie ihre Memoiren. 

Arye Sharuz Shalicar
Schalom Habibi
Zeitenwende für jüdisch-muslimische Freundschaft und Frieden
144 S., 20 Abb., br., € 18,00
978-3-95565-552-5
Von der deutschen Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, vollzieht sich gerade eine fundamentale Zeitenwende in den Beziehungen zwischen Israel und einer Reihe arabischer und muslimischer Staaten, von den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und Aserbaidschan über Marokko, dem Sudan und Kurdistan bis hin zum Oman und Saudi-Arabien, und darüber hinaus.
Arye Sharuz Shalicar beleuchtet aus persönlicher Perspektive und Erfahrung diesen historischen Neuanfang zwischen "Kaltem Krieg" und echter Freundschaft. Und er blickt dabei auch „unter den Teppich“ dieser Beziehungen. Er vermittelt das Gefühl, wie schwierig es ist, sowohl individuell als auch staatlich, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und den Weg zu neuen jüdisch-muslimischen Freundschaften zu gehen, der abseits negativer Berichterstattung aber viele positive Entwicklungen aufweist, die jedoch kaum zur Geltung kommen, da der Fokus nach wie vor auf den sogenannten Nahostkonflikt gerichtet ist. „Schalom Habibi“ ist das erste deutschsprachige Buch, verfasst von einem Deutsch-Israeli, das aus erster Hand über die neuen jüdisch-muslimischen bzw. israelisch-arabischen Beziehungen berichtet.
Buch zur Wanderausstellung:

Elena Solominski
Helfen bedeutet leben
Jacob Teitel und der Verband russischer Juden in Deutschland (1920–1935)
Deutsch/Russisch
168 S., 120 Abb., br., € 19,90
978-3-95565-548-8
Jacob Lwowitsch Teitel (1850–1939) war der einzige wirkliche Staatsrat (Oberkammerherr) jüdischen Glauben im Russischen Zarenreich. Über 37 Jahre wirkte er als Untersuchungs- und Bezirksrichter. Wachsender Antisemitismus zwang ihn, sein Amt niederzulegen. 1921 wanderte er nach Deutschland aus und lebte bis 1933 in Berlin, wo er als Vorsitzender des „Verbandes russischer Juden in Deutschland“ für die Rechte der Juden und ihr Einleben im Exil eintrat. Der Verband wurde 1935 unter dem Druck der Nationalsozialisten aufgelöst, war jedoch noch bis 1939 illegal tätig, gab Hilfestellung bei der Beschaffung von Arbeitsmöglichkeiten, ärztliche, rechtliche und soziale Unterstützung für Bedürftige, Schulungen und Sprachkurse und veranstaltete Vorträge, Tanztreffen und Diskussionsrunden. Rabbiner Leo Baeck, Albert Einstein, James Simon, Paul Nathan, Arnold Zweig sowie zahlreiche weitere Vertreter des deutschen Judentums unterstützten ihn. Teitel gründete außerdem die Weltvereinigung „Kinder-Freunde “, in der er Kinder verschiedener sozialer Gruppen zusammenbrachte. Die Jacob-Teitel-Mittelstandküche bestand als Treffpunkt der Juden in Berlin bis zur Auflösung der Gemeinde. Im Pariser Exil gründete Teitel für die russischen Juden, die noch nicht aus Deutschland geflohen waren, das Komitee zur Hilfe russischer Juden in Deutschland, das für viele lebensrettend wurde. 1938 reiste er als Vertreter der russischen Juden in Europa zur Flüchtlingskonferenz von Évian, die er resigniert und desillusioniert verließ. Simon Dubnow nannte Jacob Teitel den „Exilarch der russischen Kolonie in Berlin“.


Julius H. Schoeps
Wem gehört Picassos „Madame Soler“?
Der Umgang des Freistaates Bayern mit einem spektakulären NS-Raubkunstfall
168 S., zahlr. Abb., br., € 24,90
978-3-95565-538-9
Selten hat sich ein deutsches Bundesland bei der Bearbeitung eines Raubkunstfalls so schwergetan wie der Freistaat Bayern im Falle der „Madame Soler“. Der Bankier und Kunstsammler Paul von Mendelssohn-Bartholdy hatte sich in den Anfängen des
NS-Regimes von diesem Gemälde und anderen Picasso-Werken trennen müssen. Zum einen weigert der Freistaat sich, das Gemälde, das er für die „Bayerischen Staatsgemäldesammlungen“ 1964 unter mysteriösen Umständen erworben hat, der
Erbengemeinschaft Mendelssohn-Bartholdy zu restituieren. Zum anderen lehnt er auch, was mittlerweile der eigentliche Skandal ist, eine Prüfung des Falles durch die „Beratende Kommission“ (Limbach-Kommission) ab, welche seit 2003 existiert und in Konfliktfällen vermitteln soll. Julius H. Schoeps ist Historiker und Politikwissenschaftler. Studium der Geschichte, Geistesgeschichte, Politik- und Theaterwissenschaft in Erlangen und Berlin. 1974–1991 Professor fur Politische Wissenschaft und Direktor des Salomon Ludwig Steinheim-Instituts fur deutsch-judische Geschichte an der Universitat Duisburg; 1991–2007 Professor fur Neuere Geschichte (Schwerpunkt deutsch-judische Geschichte) an der Universitat Potsdam; zahlreiche Gastprofessuren in den USA, Israel, Grosbritannien und weiteren europäischen Ländern. 1993–1997 Gründungsdirektor des Jüdischen Museums der Stadt Wien. Gründungsdirektor des Moses Mendelssohn Zentrums fur europäisch-jüdische Studien an der Universität Potsdam. 

Ruben Gerczikow, Monty Ott
„Wir lassen uns nicht unterkriegen“
Junge jüdische Politik in Deutschland
Mit einem Vorwort von Remko Leemhuis und einem Nachwort von Felix Klein
180 S., br., € 22,00
978-3-95565-557-0
Viele junge Jüdinnen:Juden haben sich der Vergangenheit in bemerkenswerter Weise in gesellschaftspolitischen Diskursen zu Wort gemeldet. Mindestens 25 000 von ihnen sind im Alter zwischen 18 und 35 Jahren. Ihr Auftreten ist angesichts der virulenten Bedrohung des Antisemitismus alles andere als selbstverständlich. Doch wer sind diese jungen Menschen, die sich zu Wort melden? Was treibt sie an? Wie steht ihr politisches Engagement im Zusammenhang mit ihrer jüdischen Identität? Diesen Fragen gehen Ruben Gerczikow und Monty Ott nach. Mit ihren Reportagen tragen sie ein Kaleidoskop jüdischer Identitäten zusammen, das im Widerspruch zu der erinnerungskulturellen Festschreibung von Judinnen:Juden als passive Opfer steht. Die einzelnen Kapitel beleuchten, wie junge Jüdinnen:Juden in unterschiedlichsten gesellschaftlichen Spharen Raume erkampfen. Sie erzählen davon, wie eine junge Generation von Jüdinnen:Juden ein neues Selbstbewusstsein entwickelt, durch das sie Handlungsmacht in dieser Gesellschaft besitzen.


Elisabeth Trautwein-Heymann
„Vom Paradies ein goldner Schein“
Durch Kinderaugen: Musik und Menschen im Hause Werner Richard Heymann
Mit einem autobiographischen Prolog von Werner Richard Heymann
88 S., 25 Abb., br., € 15,00
978-3-95565-561-7
Als Kind erlebte die Autorin Hans Albers, Lilian Harvey, Walter Mehring, Erich Wolfgang Korngold und viele andere Freunde ihres Vaters Werner Richard Heymann (1896–1961). Diese Künstler – und nicht zuletzt den liebenden und liebenswerten Vater selbst – lernen wir aus der überraschenden Perspektive des kleinen Mädchens neu kennen. Sie gibt auch Einblicke in die „Normalität“ einer jüdischen Künstlerfamilie nach dem Zweiten Weltkrieg. Zehn Jahre hatte er noch zu leben, als der vielseitige Komponist und Schöpfer unvergesslicher Melodien wie „Das gibt’s nur einmal“ oder „Irgendwo auf der Welt“ 1951 aus dem Exil in Hollywood nach Deutschland zurückkehrte. Er lernte seine vierte Frau kennen und bekam sein erstes und einziges Kind, Elisabeth. Sie sagt: „Ich habe das Geschenk eines guten Gedächtnisses. Ich fühlte, ich muss mir alles merken, dann kann es mir nicht mehr genommen werden.“ Im Prolog des Buches stellt Heymann sein Leben und Werk in der erstmals veröffentlichten „Autobiographie im Telegrammstil“ vor.  Elisabeth Trautwein-Heymann, 1952 als Tochter von Werner Richard Heymann in Salzburg geboren. Studium: Musik (Klavier, Flöte und Schlagzeug), Theatertanz und Tanzerziehung, Diplom an der Musikhochschule Mozarteum in Salzburg. Weitere Studien: Pädagogik und Psychologie an der Universität Salzburg. Zusätzliche Ausbildungen: Massage, Heilpraktikerin, Reiki Meister Lehrerin. Auftritte als Tänzerin in Paris, Salzburg und Stuttgart. Arbeitete als Tanzpädagogin, Tanztherapeutin und Gesundheitsberaterin in Salzburg. Ab 1998 in Berlin, widmet sich verstärkt Musik, Interpretation und Aufführungen des Heymannschen Werks. Lebt seit 2015 in Berlin und Salzburg.

Jüdisches Leipzig
Menschen – Orte – Geschichten
Herausgegeben von Nora Pester
164 S., zahlr. Abb., br., € 16,00
978-3-95565-562-4
Wussten Sie, dass Jüdinnen wie Henriette Goldschmidt und Bettina Brenner zu den bedeutendsten Vorkämpferinnen der Frauenrechtsbewegung in Deutschland zählten? Dass es am Brühl mehr als 800 Rauchwarenbetriebe gab, die zumeist von jüdischen Familien geführt wurden? Dass die Musikbibliothek Peters die erste öffentliche, kostenfrei und auch für Frauen zugängliche Spezialbibliothek Deutschlands war? Dass der jüdische Sportverein Bar Kochba auch über Leipzig hinaus Erfolge feierte? Dass die bekannten Jazz-Musiker Rolf und Joachim Kühn hier aufgewachsen sind? Oder dass Karl Wittgenstein, der Vater von Ludwig Wittgenstein hier lebte, ebenso wie die Komponisten Felix Mendelssohn Bartholdy und Gustav Mahler, der Verleger Kurt Wolff und die Fotografin Gerda Taro? Und dass ihr Mann, Robert Capa, hier eines der bekanntesten Fotos zum Ende des Zweiten Weltkrieges schoss? Leipzig hatte vor dem Nationalsozialismus eine der größten und pulsierendsten jüdischen Gemeinden Deutschlands und ist heute wieder Heimat der größten jüdischen Gemeinde Sachsens sowie zahlreicher Initiativen zu jüdischer Kultur, Zeitgeschichte und Erinnerungskultur. „Jüdisches Leipzig“ lädt dazu ein, Menschen und Orte jüdischen Lebens und die Geschichten hinter heute noch sichtbaren, aber auch ausgelöschten oder ins Exil führenden Spuren deren Existenz in der Stadt zu entdecken. Das Buch erscheint im Auftrag des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig im Zuge der Leipziger Planungen für ein jüdisches Museum in Sachsen.

Frank-Burkhard Habel
Curt Bois
Schauspieler in zehn Jahrzehnten
80 S., 20 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-571-6
Curt Bois (1901–1991), ein echter Berliner, gab sein vielbeachtetes Bühnendebüt 1908 als Heinerle in der Operette „Der fidele Bauer“, stand im selben Jahr in diesem Stuck vor der Filmkamera und wurde damit der erste deutsche Kinderstar. Er spielte bis 1929 in vielen Stummfilmen und wurde Liebling des Berliner wie auch des Wiener Publikums. Seine Erfolgsserie riss 1933 ab: Die Nazis verfolgten ihn wegen seiner judischen Abstammung. In die USA entkommen prägte er in vielen kleinen Rollen (darunter in „Casablanca“) das Bild des Europäers auf der Leinwand. Nach seiner Rückkehr 1950 arbeitete er sowohl in der DDR bei Brecht als auch in der BRD und sass als Linker im Kalten Krieg zwischen den Stühlen. Regisseure wie Fritz Kortner, Wolfgang Staudte, Markus Imhof und Wim Wenders besetzten ihn bald, und bei der ersten Verleihung des Europäischen Filmpreises konnte Bois 1988 für Wenders‘ „Der Himmel uber Berlin“ den Preis fur die beste Nebenrolle entgegennehmen.


Renate Stolte-Batta
Fritz Ritter
Mehrfachbegabt und der Hölle entronnen
80 S., 24 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-569-3
Fritz (Frederick) Ritter (1896– 1987) war Schauspieler und 1928 engagiert in Brechts „Dreigroschenoper“ in Berlin. Zugleich schrieb er mit Leidenschaft Romane. Als jüdischer Emigrant in den USA bekam er sogar eine Professur fur Germanistik und Latein, machte sich als Interpret von Hofmannsthal und Stifter in der akademischen Welt einen Namen. Auserdem trat er vor allem in den USA als Rezitator auf und begeisterte sein Publikum mit Songs, so von Kurt Weill oder dem Wiener Volkstheater. Er hatte die Ausgrenzung und Entrechtung der Juden am eigenen Leibe in Berlin erfahren. Zeitlebens beschäftigte er sich mit dem deutsch-jüdischen Philosophen Constantin Brunner, zu dessen Kreis er gehörte. Verheiratet war er seit 1935 mit der Malerin Ida (Adi) Ritter. Mit ihr kehrte er 1969/70 nach Europa zuruck, zunachst ins Tessin. Nach ihrem Tod verbrachte er sein letztes Jahrzehnt, aktiv bis ins hohe Alter, in der Nahe des Chiemsees in Bayern. 

Marina Sandig
Emanuel Mai „Buchhandlung & Antiquarium“
Sammler – Hofantiquar – Revolutionsanhänger
102 S., 20 Abb., br., 9,90 €
978-3-95565-539-6
Emanuel Mai (1812–1897), in Posen geboren, grundete 1836 ein Antiquarium in Berlin und errichtete spater auch einen Verlag Unter den Linden mit Kommissionen in Leipzig und Posen. Er war Mitglied in der Corporation der Berliner Buchhandler und des Deutschen Borsenvereins. 210 Jahre nach seiner Geburt rücken erstmals Spuren dieser jüdischen Biografie und die Vielfalt seiner Sammlungen in den Fokus: mittelalterliche Schriften auf Pergament und Papier, seltene Drucke sowie Kupferstiche und Musikstücke (12.–19. Jh.). Das Geschäft wurde als Königliches Hofantiquariat über Generationen gefuhrt und wechselte mehrmals seinen Sitz (Leipziger Platz, Wilhelmstrase, Lutzowplatz). 1936 wurde es durch Antisemitismus und NS-Regime zerstört. Nachfahren uberlebten in der Emigration. Diese Miniatur soll dazu beitragen, dass Emanuel Mai und sein hinterlassenes deutsch-judisches Erbe, das bedeutsam für die Ausstrahlung Berlins und weiterer Kulturstädte ist, in die Erinnerungskulturen und das kollektive Gedächtnis
eingehen.

Katharina Graffmann-Weschke, Benjamin Kuntz
Lydia Rabinowitsch-Kempner
Bakteriologin, Tuberkuloseforscherin, Berlins erste Professorin
80 S., 20 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-570-9Lydia Rabinowitsch-Kempner (1871– 1935) war keine Ärztin und zahlte dennoch zu den führenden Wissenschaftlerinnen in der Medizin ihrer Zeit. Nach einem Studium in der Schweiz arbeitete die junge Bakteriologin bei Robert Koch am Institut fur Infektionskrankheiten in Berlin und lehrte am Woman´s Medical College in Pennsylvania. Ihr Hauptaugenmerk lag auf der Erforschung der Tuberkulose. Dank ihrer Ergebnisse wurden Verfahren zur Versorgung der Bevölkerung mit keimfreier Milch und hygienisch einwandfreien Milchprodukten entwickelt. Für ihre Verdienste erhielt sie 1912 als erste Frau in Berlin den Professorentitel. Sie engagierte sich in der Frauenbewegung und wurde Ehrenmitglied im Bund Deutscher Äztinnen. Doch sowohl ihr Mann als auch ihre Tochter starben ausgerechnet an jener Krankheit, die sie erforschte. Sie selbst wurde 1934 – ein Jahr vor ihrem Tod – aufgrund ihrer judischen Herkunft aus dem Krankenhaus Moabit entlassen, dessen bakteriologisches Labor sie seit 1920 geleitet hatte.

Frank Jacob
Ernst Papanek
Ein Pädagoge im Zeitalter der Extreme
80 S., br., 8,90 €
978-3-95565-534-1
Als österreichischer Sozialdemokrat und progressiver Pädagoge hatte sich Ernst Papanek in Wien längst einen Namen gemacht, als er, von den Ereignissen der 1930er Jahre gezwungen, ein neues Leben im Exil begann. Er leitete in Frankreich während des beginnenden Zweiten Weltkrieges Kinderheime für jüdische Kinder, die ihm in dieser Zeit besonders ans Herz gewachsen waren. Nach seiner Flucht in die USA versuchte er, auch „seine Kinder“ zu retten. Nach Kriegsende kehrte Papanek nicht nach Österreich zurück, sondern setzte seine pädagogische Arbeit in der neuen Wahlheimat fort. Dieser Band liefert einen konzisen Überblick über Leben und Wirken Ernst Papaneks im sogenannten Zeitalter der Extreme und zeigt gleichzeitig, welche Probleme die historischen Umstände für das Leben jüdischer Kinder mit sich brachten.

Riccardo Altieri
Johanna Stahl
Wirtschaftswissenschaftlerin, Politikerin, Frauenrechtlerin
72 S., br., 8,90 €
978-3-95565-540-2
Johanna Stahl (1895–1943) studierte in Würzburg und Frankfurt am Main, ehe sie in der Ökonomie promoviert wurde. Ob sie als Wissenschaftlerin die Armut erforschte, sich als Journalistin und DDP-Politikerin für die Rechte der Frauen einsetzte oder Unzähligen in der NS-Zeit zur Emigration verhalf – sie stellte sich stets in den Dienst der Gesellschaft und der Israelitischen Kultusgemeinde. Über den jüdischen Frauenbund war sie eng mit Bertha Pappenheim, Clementine Krämer und Hannah Karminski verbunden. Als Fluchthelferin wurde sie von Gertrud Luckner unterstützt. Am Ende konnte die „letzte Repräsentantin der jüdischen Gemeinde“ Würzburgs weder sich noch ihre Geschwister retten, wurde nach Auschwitz deportiert und dort ermordet.

Ina Lorenz
Carl Melchior
Hamburger Jurist, internationaler Bankier, Politiker
80 S., 20 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-572-3
Carl Melchior (1871–1933) war in Hamburg Amtsrichter bis ihn Max Warburg 1902 zum Syndikus des Bankhauses M.M. Warburg berief. 1917 wurde er Teilhaber der Bank. 1918 gehörte er zu den Mitbegründern der Deutschen Demokratischen Partei. 1919 zunächst Vorsitzender des Finanzausschusses der deutschen Waffenstillstandsdelegation wurde Melchior Hauptdelegierter bei den Versailler Friedensverhandlungen. In den 1920er Jahren nahm er maßgeblich an fast allen Konferenzen über Reparationskosten teil, engagierte sich für eine europäische Friedensordnung und erwarb sich bei den Alliierten ein hohes Maß an persönlicher Anerkennung. Ab 1927 vertrat Melchior Deutschland im Völkerbund. Anfang 1933 gründete er den „Zentralausschuss der deutschen Juden für Hilfe und Aufbau“ mit und übernahm bis zu seinem Tod im Dezember 1933 auch dessen Geschäftsführung.

Sven Trautmann, Gabriele Goldfuß, Andrea Lorz
Channa Gildoni
Vorsitzende des Verbands ehemaliger Leipziger in Israel
Mit einem Nachwort von Zvika Gildoni
82 S., 17 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-546-4
Channa Gildoni wird 1923 in Leipzig als einziges Kind des Ehepaares Moronowicz geboren. Die Familie zählt zu den sogenannten Ostjuden und ist Teil der orthodoxen Gemeinschaft. Einer glücklichen Kindheit folgen schreckliche Erfahrungen im Nationalsozialismus: Diskriminierung, Rassenwahn, Antisemitismus, die sogenannte Polenaktion und die Reichspogromnacht. Gerade noch rechtzeitig gelingt die rettende Flucht über Ungarn nach Tel Aviv. Dort beginnt ein neues Leben. Sie ist Vorsitzende des Verbands ehemaliger Leipziger in Israel, Trägerin der Ehrennadel der Stadt Leipzig und des Bundesverdienstkreuzes am Bande.
ENGLISH EDITION: Channa Gildoni, Chairwoman of the Association of Former Leipziger in Israel, € 8.90, 978-3-95565-547-1

Nachama über Nazizeit+Zeitung:

Andreas Nachama
12 Jahre, 4 Monate, 8 Tage
384 S., zahlr. Farb-Abb., br., € 26,00
978-3-95565-474-0
Als „tausendjähriges Reich“ haben es die Nationalsozialisten gelegentlich propagiert. Tatsächlich waren es nur zwölf Jahre, drei Monate und ein paar Tage. Aber diese kurze Zeitspanne hat die Welt – ganz sicher Europa – verändert.
Anhand der Berichterstattung der nationalsozialistischen Parteizeitung „Völkischer Beobachter“, geht Andreas Nachama wesentlichen Ereignissen der Jahre 1933 bis 1945 und ihrer medialen Vermittlung nach. Zitate aus Tagebüchern von Zeitgenossen ergänzen den offiziösen Blick. In 13 Kapiteln legt der ehemalige langjährige Leiter des Dokumentationszentrums Topographie des Terrors in Berlin eine illustrierte Gesamtschau auf die NS-Zeit vor, ergänzt durch in Tabellen gefasste Überblicke und in vereinfachten Karten dargestellte Stationen der von den „Achsenmächten“ beherrschten Gebiete Europas und Nordafrikas. Andreas Nachama war von 1994 bis 2019 Direktor der Stiftung Topographie des Terrors, von 2005 bis 2013 auch Gründungsdekan und Professor des Studiengangs Holocaust Studies am Touro College Berlin. Seit 2000 ist er Rabbiner der Synagogengemeinde Sukkat Schalom in Berlin. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Publikationen zur Geschichte des 20. Jahrhunderts und zur jüdischen Geschichte und Gegenwart.

Spies of no country - Die Keimzelle des Mossad:

Matti Friedman
Spione ohne Land
Geheime Existenzen bei der Gründung Israels
288 S., geb., € 24,90
978-3-95565-510-5
Matti Friedman schreibt die bislang unerzählte Geschichte der geheimnisvollen „Arabischen Sektion“, einer Gruppe jüdisch-arabischer Spione, die im Zweiten Weltkrieg von britischen Spionen und jüdischen Militärführern gegründet wurde. Da sie sich aus Juden zusammensetzte, die aus arabischen Ländern stammten und somit leicht für Araber gehalten werden konnten, war sie dafür auserkoren, geheime Informationen zu sammeln, Sabotageakte und Attentate zu verüben. Als 1948 der erste jüdisch-arabische Krieg ausbrach und große Teile der arabischen Bevölkerung Palästinas vor den Kämpfen flohen, schlossen sich einige Sektionsagenten als Flüchtlinge getarnt diesen an. Sie zogen nach Beirut, wo sie zwei Jahre undercover von einem Kiosk aus operierten und ihre Nachrichten über eine als Wäscheleine getarnte Sendeantenne nach Israel funkten. Während ihrer gefährlichen Arbeit waren sie sich oft nicht sicher, wem sie Bericht erstatteten und manchmal sogar, wer sie selbst geworden waren. Von den zwölf Männern der Einheit zu Beginn des Krieges wurden fünf gefangen und hingerichtet. Aber schließlich wurde ihre Sektion zur Keimzelle des Mossad, Israels Geheimdienst. Friedman vermittelt überraschende Einblicke in das Wesen des Staates Israel – ein Land, das nach eigenem Selbstverständnis Teil der europäischen Geschichte ist, obgleich mehr als die Hälfte seiner Bevölkerung aus Ländern des Nahen Ostens stammt. Für alle, die sich für echte Agenten und die Paradoxien des Nahen Ostens interessieren, ist „Spione ohne Land“ eine intime Geschichte von globaler Bedeutung.

Gunther Hirschfelder, Jana Stöxen, Markus Schreckhaas, Antonia Reck
Foodguide Jüdische Küche
Geschichten – Menschen – Orte – Trends
336 S., geb., € 29,90
978-3-95565-511-2
Jüdische Küche ist heute in aller Munde: Kochbücher, Filme und Szenerestaurants vermitteln ein schillerndes Bild – das aber immer nur einen kleinen Ausschnitt zeigt. Die jüdische Küche ist ebenso alt wie vielfältig, weitverzweigt wie mehrdeutig. Vor der Shoah war sie über fast ganz Europa verbreitet. Dieser Foodguide erkundet diesen Kosmos in seiner Verwobenheit mit den jeweiligen nationalen Küchen und zugleich mit der jüdischen Kulturgeschichte. Was ist heute noch oder wieder da? Wo kann man Jüdisches probieren und wie schmeckt es? Das Spektrum reicht von koscherem Sushi in Marseille über Bagel und Pastrami in Berlin bis zu deftigem Tscholent in Budapest oder gefülltem Gänsehals in Krakau und der israelisch geprägten Levante-Küche. Dabei schauen die Autorinnen und Autoren nicht nur in die Kochtöpfe, sondern auch in die Küchen, sprechen mit Gästen, Köchinnen und Köchen – eine Einladung, über das Essen die Vielfalt jüdischer Kulturen in Europa zu entdecken.

Miriam Camerini
Rezepte und Gebote
Mit Illustrationen von Jean Blanchaert
232 S., br., € 22,90
978-3-95565-498-6
Die biblische Geschichte beginnt mit einem Bissen zu viel: Adam und Eva sind eben erst auf der Bildfläche erschienen, als Gott ihnen schon verbietet, von der Frucht der Erkenntnis von Gut und Böse zu essen – woraufhin sie diese verkosten. Von da an ist unsere Ernährung geprägt von Geboten und Verboten, Traditionen und Bräuchen, Hingabe und Rebellion.
45 Geschichten und Rezepte erzählen von der komplizierten Beziehung zwischen Essen und den religiösen Normen des Judentums, Christentums und Islams.

Siegfried Müller
Valeska Gert
Von Berlin bis Kampen auf Sylt
168 S., geb., € 17,90
978-3-95565-514-3
Berlin, New York, Provincetown, Sylt – das waren die wichtigsten Lebensstationen der Tänzerin und Jüdin Valeska Gert (1892–1978). Als berühmteste Grotesk-Tänzerin der Weimarer Republik hatte sie eine europaweite Ausnahmestellung inne. Von den Nationalsozialisten ins Exil getrieben, eröffnete sie in New York ein Kabarett, in dem sich viele amerikanische und exilierte Künstler trafen. 1947 kehrte sie nach Europa zurück. Zunächst in der Schweiz, dann in Berlin betrieb Valeska Gert ein Künstlerlokal. 1951 eröffnete sie in Kampen/Sylt mit dem „Ziegenstall“ einen einzigartigen Nachtklub, der auch Prominenz anzog. Ihre Bedeutung für die Tanz-, Kabarett- und Filmkunst würdigte Volker Schlöndorff 1976/77 mit einem Film über ihre Person und ihre Kunst. Siegfried Müller folgt ihr auf ihren Lebensstationen und bindet die spezielle Art ihrer Performance in die jeweilige Zeit ein. 

Werner T. Angress
Flucht und Rückkehr
Erinnerungen eines jüdischen Berliners 1920–1945
360 S., geb., € 24,90
978-3-95565-522-8
Gestützt auf frühe Aufzeichnungen und sein Kriegstagebuch beschreibt Werner Angress (1920–2010) die ersten 25 Jahre seines Lebens und legt damit einen anschaulichen Bericht vom Schicksal einer Generation vor: Schulzeit im antisemitisch bestimmten Alltag in Berlin, prägende Jahre im jüdischen Jugendbund und im Auswandererlehrgut Groß Breesen, die beinahe gescheiterte Flucht der Familie und der Neuanfang in Amsterdam, Auswanderung in die USA, die Sorge um Eltern und Brüder in den Niederlanden nach der deutschen Invasion, freiwillige Meldung zur US-Army und Ausbildung zum Gefangenenverhörer, Landung als Fallschirmspringer in der Normandie und zeitweilige Kriegsgefangenschaft, Teilnahme am Kampf gegen die deutsche Ardennenoffensive, Befreiung des KZ Wöbbelin, Sortierung nach „Schafen und Wölfen“ unter den gefangenen Wehrmachtsangehörigen und SS-Männern und schließlich das Wiedersehen mit Mutter und Brüdern in Amsterdam.



Reimar Walthert
Ein verhinderter Welterfolg
Politik und Operette nach 1933 am Beispiel „Grüezi“ von Robert Stolz
216 S., br., € 24,90
978-3-95565-520-4
Es sollte nichts Geringeres werden als ein Schweizer „Rössl“: die Operette „Grüezi“ von Robert Stolz. Tatsächlich übertrifft deren verrückte Werkgeschichte mit ihren unerwarteten Wendungen und getarnten Autoren manchen Operettenstoff. „Grüezi“ und die Gründung des Musikverlags Zürich waren 1934 der Auftakt zu einem letzten Nachglühen der Gattungsgeschichte der Operette im Exil. Das Stadttheater Zürich war ab 1933 eine der wichtigsten Uraufführungsstätten vertriebener Autoren. „Grüezi“ wurde zu einem der erfolgreichsten Stücke von Robert Stolz und 1938 – samt seiner verschleierten jüdischen Mitautoren – den Nazis zur Neueröffnung des Großen Schauspielhauses in Berlin untergeschoben. Reimar Walthert lädt ein zu einer abenteuerlichen Spurensuche nach der unglaublichen Geschichte eines vergessenen Stücks.

Lothar Zieske
„Eine lebenslange Rivalität“?
Zum Verhältnis der Romanisten Victor Klemperer und Werner Krauss
200 S., br., € 17,90
978-3-95565-525-9
Wie ist es zu erklären, dass zwischen den Romanisten Victor Klemperer und Werner Krauss in der DDR in den 1950er Jahren eine heftige Auseinandersetzung begann? Wie kam es, dass diese Wissenschaftler, die beide im Faschismus gelitten hatten – der eine als Jude verfolgt, der andere als Antifaschist in der Todeszelle –, sich so heftig stritten, dass die Staatsorgane eingriffen?Mehr als psychische Faktoren spielten dabei ihre Leiden in der NS-Zeit eine Rolle: Beide mussten 1945 ihr Leben mit dieser Last fortführen. Klemperer setzte auf verstärkte Produktivität. Krauss sah in seiner unorthodox marxistisch orientierten Arbeit eine Form der politischen Tätigkeit. Die unterschiedlichen Lebensentwürfe führten zum Konflikt, an dem sich wieder einmal erweist, wie nachhaltig der Faschismus Biographien prägen und (zer-)stören konnte.

Friedrich Dalsheim
Ethnographie – Film – Emigration
336 S., geb., € 29,90
978-3-95565-505-1
Ein Fund auf dem Dachboden des Gut Wahlstorf in Schleswig-Holstein führt zum Leben und Werk von Friedrich Dalsheim, Pionier des ethnographischen Films. Der Regisseur, Drehbuchautor, Produzent und Kameramann wurde 1895 in Frankfurt am Main als Sohn jüdischer Eltern geboren und nahm sich infolge von Ausgrenzung und Berufsverbot durch das NS-Regime 1936 im Schweizer Exil das Leben. Dalsheims vier Filme nehmen konsequent die Perspektive der Gefilmten ein: MENSCHEN IM BUSCH (1930) drehte er mit Gulla Pfeffer in Togo. Mit Victor Baron von Plessen als Expeditionsleiter und Walter Spies realisierte er DIE INSEL DER DÄMONEN (1933) auf Bali. PALOS BRAUTFAHRT (1934) entstand mit Knud Rasmussen in Ostgrönland. DIE KOPFJÄGER VON BORNEO (1936) drehte Dalsheim erneut mit Victor Baron von Plessen und Richard Angst hinter der Kamera bei den indigenen Dayak und Punan im Urwald Borneos. Die Publikation beleuchtet den Expeditionscharakter und die Produktionsbedingungen der Filme, die zeitgenössische Kritik sowie die zeithistorischen und gesellschaftspolitischen Kontexte. Dabei stellt sie die Frage nach der „ethnographischen Wahrheit“ im Zwischenreich von Dokumentar- und Spielfilm und erzählt die Geschichte der Sammlung Friedrich Dalsheim aus Borneo, die 1937 in das Museum für Völkerkunde in München gelangte.



Bestseller in Neuausgabe:

Leo Trepp
Die Juden
Volk, Geschichte, Religion
416 S., geb., € 24,90
978-3-95565-513-6
„Die Juden“ eröffnet das Judentum in seiner Gesamtgestalt – seine Geschichte, seine Literatur von Bibel und Talmud bis in die Gegenwart, seine Feste, Feiern und Lebensformen. Es beschreibt Glaubensinhalte, Bräuche und Symbole des Judentums, die Entstehung des Staates Israel und die Probleme seiner Bevölkerung, schildert die Entwicklung des Judentums in der Diaspora und seine verschiedenen religiösen Richtungen. Ferner befasst es sich mit der Frühgeschichte des Christentums aus jüdischer Sicht und mit dem Verhältnis von Christen und Juden vom Mittelalter bis heute.
Es behandelt ebenso die Rolle der Frauen wie auch die jüdische Mystik, die Kabbala. Der Einblick in die Shoah-Diskussion und die Situation der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland wurde von der Herausgeberin ergänzt aktualisiert.

Eva Lezzi
Lilly und Willy
32 S., br., € 12,90
978-3-95565-508-2
„He, du frecher Wurm, das ist mein Blatt! Mein liebster Landeplatz.“
„Quatsch! Das Blatt kommt in meine Höhle. Ich werde es mampfen.“
Obwohl sie unterschiedlicher nicht sein könnten, entwickelt sich zwischen Lilly-Libelle und Willy-Regenwurm eine dicke Freundschaft voller gemeinsamer Abenteuer … Diese ungewöhnliche Freundschaftsgeschichte ist mit viel Humor erzählt und mit fantasievollen dreidimensionalen Collagen der Künstlerin Anna Adam gestaltet. Das Buch macht zugleich neugierig auf aufregende Vorgänge in der Natur. Kann ein Regenwurm wirklich beides sein, weiblich und männlich? Und wie verwandelt sich eine im Wasser lebende Larve in eine fliegende Libelle? Für alle ab 4 Jahren, die sich für das Zusammenspiel von Fantasie und Natur begeistern.
Eva Lezzi, geboren in New York, aufgewachsen in Zürich, Studium der Germanistik und Promotion in Berlin, habilitiert in Potsdam. Mit ihren Kinder- und Jugendbüchern verleiht Eva Lezzi insbesondere transkulturellen Erfahrungen eine literarische Stimme. Sie lebt als freie Autorin in Berlin. Gemeinsam mit Anna Adam hat sie vier Bände der erfolgreichen Beni-Kinderbuchreihe veröffentlicht.
Anna Adam studierte in Düsseldorf und Hannover. Ihre Kunst wird in zahlreichen europäischen Museen und Galerien gezeigt. Ihre satirische Ausstellung FEINKOST ADAM © im Jüdischen Museum Franken/Fürth wurde international kontrovers diskutiert. Anna Adam lebt und arbeitet als freie Künstlerin in Brandenburg.


Kathrin Massar
„Fast frei zu sein ist doch etwas Herrliches“
Die Geschichte von Ursel Bud in französischer Internierung
172 S., br., € 19,90
978-3-95565-516-7
Als der Zweite Weltkrieg beginnt, gilt die junge deutsche Emigrantin Ursel Bud in Frankreich als „unerwünscht“ und wird in einem Lager interniert. Befreien kann sie sich nur, indem sie ein anderes Zufluchtsland findet. Jahrzehnte später zeugt eine Akte mit Briefen, überliefert im Archiv der „American Guild for German Cultural Freedom“, von ihrem Versuch, sich in die USA zu retten. Mehrmals erscheint das Visum zum Greifen nah. Doch immer wieder verschärfen die USA ihre Aufnahmebedingungen – bis sie kaum noch zu erfüllen sind. Die Briefe werfen Fragen auf: nach Ursel Buds Leben in Berlin und Paris, wo sie mit Walter Benjamin und Magnus Hirschfeld bekannt gewesen ist, nach ihrer Erfahrung der Lagerhaft und ihrem Überleben als Jüdin im besetzten Frankreich – und auch danach, wie sich von alldem erzählen lässt, wenn es keine Zeitzeugen mehr gibt

Nach der Miniatur jetzt die große Biographie:

Frank Jacob
Emma Goldman
Identitäten einer Anarchistin
300 S., 20 Abb., br., € 22,00
978-3-95565-480-1
Emma Goldman war eine der bekanntesten Anarchistinnen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts. Sie war aber weit mehr als das und vereinte in sich ganz unterschiedliche Identitäten, die sich ergänzten, aber bisweilen auch widersprachen. Sie war eben nicht nur Anarchistin, sondern gleichfalls Jüdin, Feministin, Publizistin, Antifaschistin, Revolutionärin sowie eine erbitterte Gegnerin des Kapitalismus und jedweder Form der mit diesem einhergehenden Unterdrückung. Frank Jacob widmet sich dem ereignisreichen Leben Emma Goldmans, wobei er keine stringente biographische Beschreibung desselben vorlegt, sondern sich den einzelnen Identitäten der bekannten Anarchistin annähert, um zu zeigen, wie diese das Leben dieser starken und bedeutenden Frau beeinflusst und bestimmt haben.

Lara Dämmig /Sandra-Anusiewicz-Baer
Jung und jüdisch in der DDR
Interviews, Dokumente, u.a.
144 Seiten, 40 Farb- und S/W-Abb., br., € 17,90
978-3-95565-466-5
Wie fühlten sich junge Jüdinnen und Juden in der DDR? Welche Bedeutung hatten die Familie, die jüdische Gemeinschaft, aber auch das nichtjüdische und gesellschaftliche Umfeld und die Shoah für ihr jüdisches Selbstverständnis? Durch Interviews mit ostdeutschen Jüdinnen und Juden, die als Kinder und Jugendliche in den jüdischen Gemeinden der DDR aufwuchsen, vielfältiges Foto- und Videomaterial, Erinnerungsstücke, Briefe, Postkarten und Tagebuchaufzeichnungen erzählen die Autorinnen ein bisher unterbelichtetes Kapitel deutsch-jüdischer Geschichte. Ihr Ausgangspunkt ist das jüdische Kinderferienlager des Verbands der jüdischen Gemeinden in der DDR, das ab 1961 jedes Jahr an der Ostsee stattfand und paradigmatisch für einen geschützten, aber auch vor der Mehrheitsgesellschaft verborgenen jüdischen Ort steht. Die Kinder, die aus der ganzen DDR dorthin kamen, wuchsen meist in einem nichtjüdischen Umfeld auf. Sie wussten wenig über das Judentum, die einzige Verbindung bestand oft nur über die von Verfolgung und Exil geprägte Familiengeschichte. Für sie war das Ferienlager eine erste Begegnung mit dem Judentum und mit anderen jüdischen Kindern. 

Juden in der DDR
Anpassung, Dissidenz, Illusionen, Repression
Portraits, herausgegeben von Anetta Kahane und Martin Jander
180 S., 18 Abb., br., € 19,90
978-3-95565-465-8
Worin besteht die Besonderheit der deutsch-jüdischem Nachkriegsgeschichte in der DDR? Nach Shoah, Verfolgung, Lager und Widerstandskampf kehrten etliche deutsche Juden in die DDR zurück, um den Sozialismus aufzubauen. Trotz massiver antisemitischer Verfolgungen im Winter 1952, blieben viele. Sie waren davon überzeugt, in der DDR besseren Schutz vor alten Nazis zu finden als im Westen. Ihre Jugend in zionistischen und sozialistischen Gruppen verband sie mit einer Ideologie, die allein im Kapitalismus die Ursache allen Übels, also auch des Antisemitismus, sah. Doch der Antisemitismus verschwand nicht mit dem Kapitalismus und auch nicht durch Schweigen. Wie gingen Juden in der DDR mit ihrer jüdischen Identität um? In welchem Spannungsfeld zwischen Anpassung und Dissidenz bewegten sie sich?
Inhalt: Victor Klemperer (Anetta Kahane) | Arnold Zweig (Saskia Thieme) | Paul Merker (Jeffrey Herf) | Hertha Gordon Walcher (Regina Scheer) | Lothar Kreyssig (Martin Jander), Rudolf Schottlaender (Irene Selle) | Leo und Rudolf Zuckermann (Judith Kessler) | Joachim Chaim Schwarz (Karin Hartewig) | Julius Meyer (Andreas Weigelt) | Leo Bauer (Bernd Rainer Barth) | Stefan Heym (Jürgen Nitsche) | Helmut Eschwege (Martin Jander) | Eugen Gollomb (Steffen Held) | Fred Wander (Anja Thiele) | Reimar Gilsenbach (Tobias von Brocke) | Wolf Biermann (Hannes Stein) | Jurek Becker (Patrice Poutrus) | Barbara Honigmann (Agnes Mueller)


N.O.Body
Aus eines Mannes Mädchenjahren
Traditionelle Perspektiven auf zeitgenössische Queer
Nachdruck historische Ausgabe + Kommentierung
224 S., 10 farb. Abb., br., € 19,90
978-3-95565-477-1
Mit seiner 1907 unter Pseudonym veröffentlichten Autobiographie gewährte Karl M. Baer erstmals einen Einblick in das Aufwachsen im falschen Geschlecht. N.O.Body schrieb sich die qualvollen Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend von der Seele: Sein Geschlecht war nicht eindeutig bestimmbar; seine Eltern ließen ihn als Mädchen aufwachsen. Hermann Simon löste das Rätsel um die Identität des Autors und erzählte dessen Lebensgeschichte von der Frauenrechtlerin und engagierten jungen Sozialarbeiterin im Kampf gegen Mädchenhandel zu einem Mann, der später im Berliner jüdischen Kulturleben eine Rolle spielte. Diese überarbeitete und kommentierte Neuauflage vertieft den Blick auf die erste Frauenbewegung, auf die medizinischen Möglichkeiten der Diagnostik und Beurteilung von uneindeutigem Geschlecht um die Jahrhundertwende und auf die veränderte Registrierung und Gesetzgebung durch die Einführung der Standesämter und des Bürgerlichen Gesetzbuches. Es gibt kein vergleichbar belegtes Ego-Dokument, an dem sich sowohl der individuelle als auch der gesellschaftliche, medizinische und juristische Umgang mit Transsexualität um 1900 ablesen lassen. Es liefert einen wichtigen Beitrag zur Gender und Identitätsgeschichte, der auf die aktuelle Debatte um den dritten Geschlechtseintrag Bezug nimmt und diesen historisch untersetzt. Die Aufzeichnungen gelten bis heute als Standardwerk in den Gender Studies. An ihr lassen sich zudem Anerkennung und Ausgrenzung doppelter Minderheiten innerhalb und außerhalb der eigenen Gemeinschaft nachvollziehen: Was bedeutet es jüdisch und queer zu sein?

Raimund Wolfert
Charlotte Charlaque
Transfrau, Laienschauspielerin „Königin der Brooklyn Heights Promenade“
100 S., 15 Abb., br., € 14,90
 978-3-95565-475-7
Der Lebensweg der Deutsch-Amerikanerin Charlotte Charlaque (1892–1963) führt gleich mehrmals über den Atlantik – von Mährisch Schönberg über Berlin, San Francisco und Prag nach New York. Als Jüdin verließ Charlaque 1934 das nationalsozialistische Deutschland. Acht Jahre später gelang ihr der lebensrettende „Sprung“ in die USA. In New York wurde sie als ungekrönte Königin der Uferpromenade von Brooklyn Heights eine schillernde Berühmtheit. Sie nannte sich jetzt gern Charlotte von Curtius. Was aber nicht einmal ihre engsten Freunde wussten: Ihr neuer Nachname war eine Anspielung auf ihren alten Geburtsnamen. Denn als Charlotte Charlaque geboren wurde, gingen ihre Eltern davon aus, dass sie ein Junge sei und gaben ihr den Namen Curt.



Louise Otto-Peters
Schloss und Fabrik
Nachdruck der historischen Ausgabe + Kommentierung
364 S., geb., € 24,80
978-3-95565-482-5
Eine deutsche Residenzstadt Mitte des 19. Jahrhunderts. Die Grafentochter Elisabeth und die Fabrikantentochter Pauline freunden sich in einem Mädchenpensionat an und entdecken, dass sie Nachbarskinder sind. Der verarmende Graf hatte Teile seines Grundbesitzes an den aufstrebenden Tuchfabrikanten verkaufen müssen. Die Gegensätze zwischen beiden Elternhäusern, der Fabrik und dem Schloss, behindern ihre Freundschaft. Beide Mädchen, von ihrem im humanistischen Sinne aufgeklärten Lehrer zu Menschenliebe und Mildtätigkeit erzogen, müssen sich aber mit einer noch schlimmeren Realität auseinandersetzen: mit der unvorstellbaren Not der Arbeiter in der Fabriksiedlung, Hunger und Elend, Rohheit und Verwahrlosung, Kinderarbeit und Ausschluss von jeglicher Bildung. Die Konflikte spitzen sich zu, bis der angestaute Unmut jener Ausgebeuteten und Unglücklichen sich gewaltsam Bahn bricht. „Schloss und Fabrik“ gehört zu den ersten deutschsprachigen Romanen über den „vierten Stand“, ist von Dickens‘scher Realitätsnahe, gesellschaftskritischer Rigorosität und frühsozialistischen Utopien des Vormärz geprägt. Dabei liest sich die Romanhandlung geschmeidig, ganz im blumigen Stil des 19. Jahrhunderts. Ein erstaunliches literarisches Zeitdokument, das hier in der unzensierten Originalfassung vorliegt. Louise Otto [-Peters] gilt als eine der wichtigsten Protagonistinnen der Revolution von 1848 und Initiatorin der organisierten Frauenbewegung in Deutschland. Louise Otto wurde am 26. März 1819 in Meißen geboren. Sie wuchs zusammen mit drei Schwestern in einem liberalen, gutbürgerlichen Elternhaus auf. Der Vater war Gerichtsdirektor, die Mutter kümmerte sich um die Kinder. Wie üblich für Mädchen im 19. Jahrhundert besuchte sie zwar eine höhere Mädchenschule, eine höhere Bildung aber blieb ihr verwehrt; mit 14 Jahren musste sie die Schule verlassen. Zeit ihres Lebens bildete sich Louise Otto daher autodidaktisch fort und betrieb private Studien. 1835/36 starben ihre Eltern und hinterließen ihr ein Erbe, dank dessen die 16-Jährige weitgehend finanziell unabhängig war. Als ihr Verlobter 1841 starb, stand für Louise Otto fest, dass sie selber einem Beruf nachgehen wollte und nahm sich vor, Schriftstellerin zu werden. Die Armut der Arbeiterinnen und Arbeiter und die politisch repressive Stimmung führten dazu, dass die junge Frau anfing, sich politisch einzumischen. Bereits ihr Gedicht Die Klöpplerinnen erregte Aufsehen. In diesem thematisierte sie die armseligen Arbeitsbedingungen der Heimarbeiterinnen im Erzgebirge, die sie während einer Reise erlebt hatte. Dem einmal angeschlagenen Ton blieb sie treu und berichtete auch in ihren anderen Texten über das soziales Elend der Arbeiterklasse. Mit diesen Texten geriet sie schon recht früh in Konflikt mit den Zensurbehörden. So konnten der geplante zweite und dritte Band des Romans Schloß und Fabrik (1846 publiziert), in dem Louise Otto die blutige Niederschlagung eines Aufstandes in Leipzig verarbeitete, erst nach einer gründlichen Überarbeitung erscheinen.

Die jüdische Jugendbewegung
Eine Geschichte von Aufbruch und Erneuerungen
328 S., 30 Abb., geb., € 22,90
978-3-95565-467-2
Herausgegeben vom Zentralrat der Juden in Deutschland mit Beiträgen von Doron Kiesel | Barbara Stambolis | Ulrike
Kolb | Ulrike Pilarczyk | Marco Kißling | Knut Bergbauer | Jacob Snir | Maria Coors | Regina Scheer | Anke Kalkbrenner | Pava Raibstein | Hans Jakob Ginsburg | Jascha Nemtsov | Dominique Bourel | Micha Brumlik | Gert Mattenklott | SabineHering | Lieven Wölk | Lara Dämmig, Sandra Anusiewicz-Baer | Suska Döpp und Moshe Zimmermann
Die Erneuerung jüdischen Lebens im späten 19. und 20. Jahrhundert spiegelt sich auch in der jüdischen Jugendbewegung wider, die sich Ende des 19. Jahrhunderts unter dem kulturellen Einfluss der deutschen Wandervogel-Bewegung und der britischen Pfadfinder-Bewegung und vor dem Hintergrund der reformpädagogischen Bewegung in Deutschland und Osteuropa formierte. Ihr Spektrum reichte von politisch weit rechts bis weit links, von zionistisch über „assimilatorisch“ bis hin zu deutschnational, von atheistisch bis zu streng religiös. Die Gruppierungen nannten sich „Haschomer Hazair“, „Kameraden“, „Betar“ und sogar „Vortrupp“ und waren teils dem freien Lebensstil der Wandervögel, teils dem Militarismus der „Bündischen Jugend“ verpflichtet. Diese Vielfalt war spätestens ab 1933 bedroht, 1938 wurden die letzten jüdischen Jugendbünde verboten. Einzelne Gruppen waren bis zuletzt am jüdischen Rettungswiderstand in Deutschland beteiligt. Mit der Einwanderung ins Land Israel gelangten auch die Lebensentwürfe und Überzeugungen der jüdischen Jugendbewegten in das britische Mandatsgebiet Palästina und prägten die politische Kultur des jungen Staates Israel entscheidend mit. Dass auch nach 1945 die jüdische Jugendbewegung fortlebte, zeigt ein abschließender Blick auf die Situation im Nachkriegsdeutschland und in der DDR: 

Durch das Jüdische Jahr
Rabbinerin Dalia Marx und ihr jüdischer Beitrag zur politischen Philosophie
384 S., zahlr. Ill., geb., € 28,00
978-3-95565-422-1
„Durch das Jüdische Jahr“ führt Monat für Monat durch den jüdischen Jahreskreis. Rabbinerin Dalia Marx stellt den Charakter, die Feste und Gedenktage jedes Monats vor, beschreibt wenig bekannte religiöse Traditionen, Gebete und häusliche Bräuche und fragt, welche Bedeutung sie für unser modernes, durch eine Vielfalt von Kulturen und Identitäten geprägtes Leben haben können. Perspektiven aus Geschichte und Gegenwart, aus West und Ost, Israel und der Welt, verflechten sich zu einem vielfarbigen Gewebe jüdischen Lebens und eröffnen einen eigenen Zugang zum Reichtum religiöser Traditionen. Das Buch gewährt seltene Einblicke in die israelische Gesellschaft und berücksichtigt in der Bearbeitung durch Rabbinerin Ulrike Offenberg zugleich den mitteleuropäischen Kontext. Es spricht ein jüdisches Publikum ebenso an wie Engagierte des jüdisch-christlichen Dialogs oder religionswissenschaftliche und kulturanthropologische Fachkreise. Es ist geeignet als Lehrmaterial für den Religionsunterricht sowie als Geschenk für persönliche Anlässe wie Bar/Bat Mitzwah, Geburtstage oder Hochzeiten


Diti Ronen
Als ob niemals es gegeben hier
Eine Familiengeschichte seit den 1920ern
128 S., 58 Abb., geb., € 16,90
978-3-95565-471-9
Diti Ronen ist die Tochter einer Shoah-Überlebenden. Sie identifiziert sich so stark mit dem Leben ihrer Mutter und Großmutter, dass sie mit deren Geschichten gleichzeitig ihre eigene erzählt. In ihrem Buch teilen drei Generationen ein gemeinsames Schicksal: die Shoah. Bewegend erzählt ihre Mutter – sie wurde liebevoll „Pitzi“ genannt – von ihrem Zuhause im ungarischen Oradea (dt. Großwardein, Siebenbürgen), dessen Mittelpunkt die Großmutter war. Weil Diti ihrer Mutter und Großmutter so ähnelt, spiegelt sie das Schicksal beider: die schmerzliche Abwesenheit ihrer in Auschwitz ermordeten Großmutter und die Abwesenheit des inneren Friedens ihrer Mutter, für die sie sich zeitlebens verantwortlich fühlt. Die Mutter war erst 20, als sie nach Auschwitz kam: „An den Toren von Auschwitz verlor ich meine Identität. Ich ging durch die Schrecken von Auschwitz, Stutthof, den anderen Lagern und den Hungermarsch – wie ein Autist.“ Nach ihrer Befreiung – sie wog damals gerade einmal 40 Kilogramm – gewinnt sie eine neue Identität in Israel. In ihr Leben als Tochter, Mutter und Großmutter ist auch die Geschichte der Staatswerdung Israels mit allen Ängsten und Abenteuern verwoben.
Diti Ronen geboren 1952 in Tel Aviv, Dr., lehrt an der Hebrew University of Jerusalem Politische Kultur und Kunstmanagement. Beruflich und als Autorin ist sie eng mit der kulturellen Szene Israels verbunden. Als Dichterin und Publizistin hat sie bereits sechs Gedichtbände sowie zahlreiche Essays und Artikel veröffentlicht. Ihre Gedichte liest sie seit Jahren auf den verschiedensten Bühnen in Israel und in der Welt und wurde dafür mit Preisen geehrt.
Das Berliner Rabbinerseminar


„Auf all deinen Wegen erkenne ihn“
Traditionelle Perspektiven auf zeitgenössische Themen
280 S., 10 Abb., geb., € 24,90
 978-3-95565-476-4
Vor dem Zweiten Weltkrieg spielte die jüdische Orthodoxie eine bedeutende Rolle in der deutsch-jüdischen Gesellschaft. Mit der Gründung der Berliner Rabbinerseminars 1873 wurden jüdische Gelehrte und Intellektuelle ausgebildet, die sich aktiv am zeitgenössischen Diskurs des 19. und 20. Jahrhunderts in Deutschland und Europa beteiligten. Die jüdische Monatsschrift „Jeschurun“ bildete damals das Medium für ihre Positionen. Durch die Shoah gerieten dieses Wissen und der gesellschaftliche Beitrag der Orthodoxie für das deutsche Judentum jedoch größtenteils in Vergessenheit. Mit der Neugründung des Rabbinerseminars zu Berlin 2009 erhielt das orthodoxe Judentum in Deutschland wieder eine starke Stimme. Der Band beinhaltet einerseits einige ausgewählte Artikel aus der Monatsschrift „Jeschurun“ und andererseits Beiträge von Absolventen des heutigen Rabbinerseminars und stellt damit diverse Sichtweisen jüdisch-orthodoxer Persönlichkeiten von einst und heute zu Bildung, Wissenschaft und Umgang mit Antisemitismus einander gegenüber. Die jüdische Orthodoxie hat sich auch in Deutschland zu einer dynamischen und bedeutenden Strömung im Judentum entwickelt. Das vorliegende Werk gibt einen Einblick in deren spannende Gedankenwelt. 

"Uns eint die Liebe zum Buch"
Jüdische Verleger in Leipzig (1815–1938)
Mit Beiträgen von Andrea Lorz | Arndt Engelhardt Erika Bucholtz | Michael Liebmann | Nora Pester
164 S., 68 Abb.,br., € 17,90
978-3-95565-460-3
Begleitbuch zur Ausstellung des Stadtgeschichtlichen Museums Leipzig vom 1. Juni bis 25. Juli 2021
Seit dem 18. Jahrhundert zählt Leipzig zu den bedeutendsten Messe- und Verlagsstädten in Deutschland. Obwohl nur eine Minderheit in der Buchbranche, waren ab Mitte des 19. Jahrhunderts auch jüdische Verleger, Autor*innen und Künstler*innen an diesem Erfolg beteiligt, darunter Henri Hinrichsen (Edition Peters) oder Kurt Wolff. Viele andere sind heute fast vergessen. Wichtige Publikationen des liberalen Judentums entstanden um 1850 dank spezialisierter Verlagshäuser und Druckereien in Leipzig. Jüdische Verleger waren vor allem Anfang des 20. Jahrhunderts vielseitig aktiv: Ihre Publikationen reichten von religiösen Schriften über die berühmten Notendrucke der Edition Peters bis zu wissenschaftlichen Werken, Stadtplänen und Zeitschriften oder Künstlerbüchern der Moderne. Zu den vorgestellten Verlagen zählen der Anton J. Benjamin Musikverlag, die Hebräische Buchhandlung M. W. Kaufmann, die Sortiments- und Antiquariatsbuchhandlung Gustav Fock, die Akademische Verlagsgesellschaft sowie die wissenschaftliche Antiquariatsbuchhandlung List & Francke. Der Buchhändler Schussheim richtete sich mit einem Stadtplan sowie einem Lesezirkel an ein breites Publikum. 

Alex Jacobowitz
Die Neue Görlitzer Synagoge
304 S., Br., 200 farb. Abb., € 29,90
978-3-95565-463-4
Die Görlitzer Synagoge wurde 1911 eingeweiht. Das 600 Plätze fassende jüdische Gebetshaus mit seiner prächtigen Mischung aus neoklassizistischer Architektur und Jugendstil-Interieur wurde während der Reichspogromnacht angezündet, jedoch nicht zerstört. Die Jüdische Gemeinde von Görlitz wurde zerstreut, verhaftet und ausgelöscht, doch die Synagoge hat, allen Krisen zum Trotz, die kommenden 80 Jahre überlebt. Mit seinen wechselnden Eigentümern – den Nazis, Sowjets, der Jüdischen Gemeinde Dresden bis hin zur Stadt Görlitz – sah sich die Synagoge konkurrierenden Ideen gegenüber, was mit dem Gebäude geschehen sollte. Skandalöse Verwirrungen, Misswirtschaft und Paralyse waren die Folgen, die die Gebäudestruktur fast an den Punkt des kompletten Zusammenbruchs führten. Schließlich wurden in den vergangenen Jahren politische und finanzielle Konzepte erarbeitet, welche die Synagoge nicht nur retteten, sondern ihre frühere Pracht wiederherstellten. Wie sieht ihre Zukunft aus? Dieses Buch erzählt die Geschichte dieses architektonischen Juwels, der Akteure, Probleme und schließlich Vollendung seiner Rettung.
englische Ausgabe : 978-3-95565-507-5

Der Neue Israelitische Friedhof in Dresden
240 S., Br., zahlr. Farbabb., Hardcover, 22 x 21 cm, mit eingelegter Karte, € 19,90
978-3-95565-481-8
Als 1868 der Hauptcollecteur Gabriel Wallerstein auf dem Neuen Israelitischen Friedhof beerdigt wurde, hatten die Dresdner Juden zum ersten Mal wirklich einen „Guten Ort“ für ihre Toten gefunden. Ihre rechtliche Gleichstellung und verbesserte wirtschaftliche Situation führte zu einem raschen Wachstum der Gemeinde. Der neue Begräbnisplatz konnte diesmal ganz offiziell eingerichtet werden. Bis heute dient der Neue Israelitische Friedhof in der Dresdner Johannstadt als letzte Ruhestätte. Mehrmals wurde hierfür das Gelände erweitert. Das Buch führt durch 150 Jahre wechselvoller Geschichte und gibt anhand ausgewählter Biographien einen Einblick in die Vielfalt des Lebens innerhalb einer mittelgroßen jüdischen Gemeinde. Es wird ergänzt durch einen umfangreichen Anhang und ein Personenregister.



DiverCITY
Jewish Berlin – Past and Present
180 S., geb., € 19,90
Deutsch / Englisch
978-3-95565-496-2
Das Jahrbuch behandelt, vor allem aus der Sicht einer jungen Forschergeneration, verschiedene Aspekte zum „Jüdischen Berlin“. Es versammeln sich hier Autor*innen, die je verschieden, aus internationalen Wissenskulturen und Disziplinen kommend, eigene Positionen, Fragestellungen und Ergebnisse entwickeln. Diese belegen auf eindrückliche Art, welche Faszination dem „Jüdischen Berlin“ zu eigen ist und welche Möglichkeiten ihm innewohnen. 


Yuval Rubovitch
Marxismus, Revisionismus, Zionismus
Eduard Bernstein, Karl Kautsky und die Frage der jüdischen Nationalität
380 S., br., € 29,90
978-3-95565-376-7
Die zwei prominenten sozialdemokratischen Denker und engen Freunde, der orthodoxe Marxist Karl Kautsky und der Revisionist Eduard Bernstein, standen aufgrund ihres Streits in der „Revisionismusdebatte“ zwischen der Jahrhundertwende und 1912 in keinerlei Kontakt miteinander. Trotzdem trugen die beiden in diesen Jahren eine andere Debatte vor allem implizit aus: die über die Frage der jüdischen Nationalität und des Zionismus. Yuval Rubovitch zeigt erstmals in seinem Buch auf, wie Bernstein und Kautsky ihre gegensätzlichen Haltungen zu diesem Thema entwickelt und einander beeinflusst haben, obwohl Bernstein zu dieser Zeit noch augenscheinlich entschiedener Antizionist war. Diese intellektuelle Debatte erstreckte sich bis zu Bernsteins Tod – als Zionist – am Vorabend des Nationalsozialismus und war eng mit dem Wirtschaftsdiskurs der zwei Theoretiker verbunden. 

Erika und Gerhard Schwarz
Auf dem Weg nach Berlin
Kriegstagebücher der Roten Armee berichten
Tagesetappe Rehfelde, Werder, Zinndorf
230 S., geb., € 19,90
978-3-95565-446-7
Von der Geschichtswissenschaft bislang völlig unbeachtete Kriegstagebücher der Roten Armee berichten, wie sich seit dem Morgen des 21. April 1945 die 8. Gardearmee von Seelow kommend auf ihrem Weg in die Reichshauptstadt voran kämpfte. Am Abend meldete ihr Kommandeur W. I. Tschuikow u. a. die Einnahme der im Mittelpunkt des Buches stehenden Dörfer Rehfelde, Werder und Zinndorf. Vor dem Hintergrund des am 22. Juni 1941 entfesselten Vernichtungskrieges gegen die UdSSR wird der Verlauf blutiger Schlachten vor Berlin beschrieben und das alltägliche Leben der Bevölkerung erhellt. Erstmals erstellte „Totenlisten“ nennen die Namen von Dorfbewohnern, Wehrmachtsangehörigen, Zwangsarbeitern, Rotarmisten und westalliierten Soldaten, die an der Front bzw. auf den Gemarkungen der drei Dörfer Opfer des Krieges wurden. 

Gedächtnis aus den Quellen
Zur jüdischen Geschichte Berlins
Hermann Simon zu Ehren
Herausgegeben von Anja Siegemund, Michael Wild
230 S., br., € 19,90
978-3-95565-424-5
Hermann Simon, der an der Humboldt-Universität zu Berlin als Student und Promovend seinen wissenschaftlichen Weg begonnen hat, war seit ihrer Gründung 1988 bis zum Jahr 2015 Direktor der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum. In diesen Jahrzehnten initiierte, kuratierte und leitete er eine Vielzahl von Ausstellungen zu verschiedensten Themen jüdischer Geschichte in Berlin, er veröffentlichte zahlreiche wissenschaftliche Werke und formte die Neue Synagoge Berlin zu einem der bedeutendsten Orte jüdischen Gedächtnisses. Anlässlich seines 70. Geburtstages wurde Hermann Simons Lebensleistung in der Erforschung und Präsentation jüdischer Lebenswelten mit einer Vorlesungsreihe renommierter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler gewürdigt, deren Beiträge hier versammelt sind.

Eva Lezzi / Anna Adam
Beni und Oma in den Gärten der Welt
32 S., geb., € 14,90
978-3-95565-430-6
Benis Skateboard ist kaputt. Er braucht dringend ein neues – aber wie soll er es bezahlen? Hat er eine Chance, den Wettbewerb „Meine Welt in den Gärten der Welt“ zu gewinnen? Beni träumt vom Preisgeld und beschließt, ein Kunstwerk zum gerade entstehenden Jüdischen Garten anzufertigen. Der Ausflug zu den Gärten der Welt in Berlin-Marzahn wird jedoch nicht einfacher in Begleitung einer vergesslichen Oma. Ständig geht Oma verloren! Sie sucht ihren Französischen Garten, verschwindet auf dem Kinderspielplatz und vertreibt sich die Zeit mit Jugendlichen, die sich als Manga-Figuren verkleidet haben. Wird Beni sein Ziel dennoch erreichen? Das Buch gibt Einblicke in die Rolle von Pflanzen im Judentum und zeigt zugleich, dass Pflanzen jede Gartengrenze leicht überwinden, für alle da sind und jedem etwas ganz Besonderes bedeuten.
Juedische-Allgemeine: Berliner-Pflanzen (der Jüdische Garten in den Gärten der Welt)


Eva Lezzi
Kalter Hund
166 S., br., € 12,90
978-3-95565-433-7
Zwischen Schulabbruch und erstem Sex, zwischen Berlin und Istanbul, zwischen religiöser Freundin und wilder Cousine sucht die 16 - jährige Gülay ihren Weg. Sie verknallt sich in Hacke und erkennt zu spät, dass sein Rassismus nicht nur Fassade ist, sondern zu echter Gewalt führt. Wird Gülay vor Gericht gegen ihn aussagen? Sie muss eine Entscheidung treffen – allein, rasch und mit allen Konsequenzen.

Christa Heinric / Irene Flunser Pimentel
Zuflucht am Rande Europas
Portugal 1933–1945
280 S., br., € 29,90
978-3-95565-436-8
Portugal ist als Exil- und Transitland für Opfer nationalsozialistischer Verfolgung ein noch wenig bekanntes Kapitel in der Exilgeschichte. Christa Heinrich und Irene Pimentel gehen den vielfältigen Realitäten der Flüchtlinge in Portugal nach, das – wie eine Ironie des Schicksals – selbst von einer reaktionären nationalistischen Diktatur unter Antònio Oliveira de Salazar beherrscht wurde. Das neutrale Portugal wurde während des Zweiten Weltkriegs zum wichtigsten europäischen Fluchttor nach Übersee. Die Zahl der Verfolgten, die in Portugal Zuflucht fanden, liegt laut Schätzungen zwischen 50.000 und 100.000, darunter prominente Persönlichkeiten wie Hannah Arendt, Steffie Spira, Friderike Zweig, Friedrich Torberg, Heinrich und Nelly Mann, Golo Mann, Marta und Lion Feuchtwanger, Franz Werfel und Alma Mahler-Werfel, Alfred und Erna Döblin, Erich Ollenhauer, Arthur Koestler, Otto von Habsburg, Max Ernst, Marc Chagall, Max Ophüls, Elsbeth und Herbert Weichmann oder Alfred Polgar. Die Autorinnen würdigen die lebensrettende Bedeutung Portugals für die Flüchtlinge sowie die Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der portugiesischen Bevölkerung, zeigen aber auch, dass viele von ihnen an der restriktiven Einreisepolitik des Salazar-Regimes scheiterten und ihr Leben verloren. Portugal hat aber nach heutigem Kenntnisstand keine Flüchtlinge an die Nationalsozialisten ausgeliefert.

Treffen mit Sara
Herausgegeben von Erinnern und VerANTWORTung e.V.
120 S., br., € 17,90
978-3-95565-441-2
„Treffen mit Sara“ entstand in einem Wohnzimmer in Berlin-Charlottenburg. Hier erzählte Sara Bialas, die als Stefania Sliwka geboren wurde, ihre Lebensgeschichte; so bildlich und fesselnd, so bewegend und schockierend, so amüsant und irritierend, dass sie weitererzählt werden muss. Sie hat als Einzige ihrer Familie die nationalsozialistische Verfolgung, Deportation und Zwangsarbeit überlebt. Sie hat Kinder geboren, obwohl ihr die Fähigkeit dazu genommen werden sollte. Sie hat die Deutschen verabscheut und sich Deutschland trotzdem auf ihre Weise genähert. Die Gestalterin Lena Müller wurde für ihr Abschlussprojekt im Fachbereich Grafikdesign am Lette Verein Berlin zweifach mit dem „Lette Design Award by Schindler“ ausgezeichnet. Für die Lebenserzählungen von Sara hat sie mit einem jungen und zeitgenössischen Blick eine neue Ästhetik für das Zeitzeugnis und Erinnerungskultur entwickelt. Sara Bialas wurde 1927 als Stefania Sliwka in Czestochowa, Polen geboren. Ihre Eltern und ihre Schwestern fallen dem NS-Regime zum Opfer. 1941 wird Sara während einer Razzia in der Wohnung ihrer Schwester entdeckt und in das Zwangsarbeiterlager Wolta-Gabersdorf, Tschechien deportiert. Hier muss sie bis zur Befreiung durch die sowjetische Armee in den Textilfabriken von Hasse Co, Etrich und Vereinigte Textilwerke K.H Barthel Zwangsarbeit leisten, Hunger und Misshandlung erleiden. Zurück in Czestochowa begegnet sie ihrem späterem Ehemann Mosche Tenenberg. Im DP-Lager Ainring bei Freilassing (Bayern) bringt Sara 1946 ihren Sohn Bernard zur Welt. 1947 beschließt die Familie, zu Verwandten nach Paris zu ziehen. 1948 wird ihr zweiter Sohn Robert geboren. 1949 wandern sie nach Israel aus. Hier lebt die Familie, bis sie sich 1961 genötigt sehen, das Land in Richtung DDR, nach Ost-Berlin, zu verlassen. Über die Gründe spricht sie bis heute nicht. 1975, einige Jahre nach dem Tod von Mosche Tenenberg, heiratet Sara Heinz Bialas. Sie lebt heute in Berlin-Charlottenburg.

Sandra Kreisler
Jude Sein
Ansichten über das Leben in der Diaspora
200 S., br., € 15,00
978-3-95565-435-1
In 26 kurzen Polemiken, die auf jeweils aktuellen Geschehnissen aufbauen, beschreibt Sandra Kreisler das Gefühl, als Jüdin in Deutschland, Österreich, Europa zu leben. Radikal parteiisch, weil der Gegner übermächtig scheint, benennt sie den ‚Antisemitismus 2.0’, der sich über den vermeintlich rechtschaffenen Weg der Israelkritik ungestört seinen Weg ins Herz unserer Gesellschaft bahnt, und, von Fakten unbeleckt, seine Wurzeln gleichermaßen in linke, rechte und Mainstreamdebatten schlägt. Dünnhäutig und verletzlich, zugleich bissig und immer wieder auch mit dem berühmten Kreisler'schen schwarzen Humor ausgestattet, offenbaren ihre Essays, wie tief der Antisemitismus immer noch unbemerkt – und vor allem weitgehend unbekämpft – unserer Gesellschaft innewohnt. Sandra Kreisler, Tochter von Georg Kreisler und Topsy Küppers im direkten Umfeld von Literatur, Theater, insbesondere des literarischen Chansons und des Kabaretts aufgewachsen arbeitet als freiberufliche Sängerin, Schauspielerin, Wortakrobatin, Lehrerin, Sprecherin, Regisseurin und Autorin und lebt in Berlin und in der Schweiz. Ihr Podcast „Geschüttelt und berührt“ erscheint bei www.mena-watch.com dem unabhängige Nahost-Thinktank.


Greta Ionkis
Juden und Deutsche
im Kontext von Geschichte und Kultur
Herausgegeben von Kathinka Dittrich van Weringh
432 S., br., € 24,90
978-3-95565-438-2
Die jüdisch-russische Literaturwissenschaftlerin und Kulturologin Greta Ionkis beschreibt in ihren versöhnlich kritischen Essays aus russischer Sicht die sich gegenseitig befruchtenden, aber oft auch zerstörerischen Beziehungen zwischen Juden und Deutschen vom 16. Jahrhundert bis heute. Ihre Absicht war und ist es, Wissenslücken über die Jahrhunderte währenden wechselvollen Beziehungen vor allem bei den Jüngeren zu füllen und der heutigen Ausweitung des Antisemitismus entgegenzuwirken. Wie, so hinterfragt sie immer wieder, können wir nach dem Holocaust zusammenleben? Kann uns das, auch mit Hilfe der Deutschen, gelingen?

„Du Jude“
Antisemitismus-Studien und ihre pädagogischen Konsequenzen
Beiträge von Matthias J. Becker | Uwe Becker | Julia Bernstein | Michael Blume | Micha Brumlik | Marina Chernivsky | Florian Diddens | Andreas Eberhardt | Thomas Eppenstein | Matthias Heyl | Dervis Hizarci | Doron Kiesel | Felix Klein | Salomon Korn | Deborah Krieg | Thomas Krüger | Yael Kupferberg | Beate Küpper | Simon Lengemann | Friederike Lorenz | Harry Schnabel | Stefanie Schüler-Springorum | Monika Schwarz-Friesel | Luisa Maria Schweizer | Christian Staffa | Natan Sznaider | Christiane Thompson | Martin Vahrenhorst | Greta Zelener | Andreas Zick
272 S., geb., € 22,90
978-3-95565-421-4
Antisemitismus ist ein umfassendes Phänomen der Ausgrenzung, das unabhängig von Alter, Religion, Herkunft, Bildungsabschluss, Geschlecht oder Hautfarbe auftritt. Somit liegt es im gesamtgesellschaftlichen Interesse, seine Ausdrucksformen und die ihm zugrunde liegenden Ursachen zu erkennen, zu begreifen und – aus der Geschichte lernend – wiederkehrende antisemitisch motivierte, eskalierende Bedrohungen rechtzeitig wahrzunehmen und zu unterbinden. Eine Auseinandersetzung mit antisemitischen Haltungen, Denkfiguren und Handlungen sowie ein faktenbasiertes Wissen gehören daher in den Kanon politischer Bildung.
Dieses Buch erscheint in einem historischen Kontext, in dem Risse in der Fassade des gemeinsamen deutsch-jüdischen Gebäudes erkennbar geworden sind. Mit dem zunehmenden zeitlichen Abstand zum Nationalsozialismus und dem Verblassen der Erinnerung nehmen Geschichtskonstruktionen, Verzerrungen oder Leugnungen der historischen Geschehnisse zu. Subtile antisemitische Einstellungen werden immer häufiger durch offen vorgetragene juden- und israelfeindliche Positionen überlagert.
Der Band diskutiert aktuelle Antisemitismus-Studien in Hinblick auf ihre pädagogischen Konsequenzen aus wissenschaftlichen, politischen und bildungspolitischen Perspektiven.

Viktoria Hertling
Mietek Pemper
Der kluge Kopf hinter Oskar Schindlers Liste
120 S., 30 Abb., br., € 16,00
978-3-95565-371-2
Mietek Pempers Lebensgeschichte als unfreiwilliger Schreiber des berüchtigten KZ-Kommandanten Amon Göth ist einzigartig. Als dessen persönlicher Stenograph verschaffte sich der damals 23-jährige polnisch-jüdische Häftling rasch Einblick in die Verwaltungsstrukturen des Lagers Plaszów und bekam sogar Kenntnis von geheimen Plänen der Nazis zur Liquidierung tausender Mithäftlinge. Oskar Schindlers mutige Rettungsaktion ist inzwischen weltbekannt. Es gab zuvor mit den „gefälschten Produktionslisten“ aber eine weitere, nicht minder kühne Widerstandsleistung. Mietek Pempers klug eingefädeltes Täuschungsmanöver war eine unverzichtbare Vorbedingung für Oskar Schindlers berühmte Liste. Viktoria Hertling, Professorin fur Holocaust- und Exilforschung, arbeitete von 1994 bis 2009 als Direktorin des von ihr gegrundeten Center for Holocaust, Genocide & Peace Studies an der University of Nevada in Reno. Sie hat zahlreiche Bucher und Essays zum Thema veroffentlicht. Bis 2013 lehrte sie in Berlin. Sie lebt in Köln und ist Cellistin in einem Kammerorchester. 

In Echtzeit – Das Jahr 1938 aus jüdischer Perspektive
Posts from the Past – 1938 from a Jewish perspective
herausgegeben vom Leo Baeck Institut New York / Berlin
mit Beiträgen  von Fritz Backhaus, Michael Brenner und Raphael Gross
240 S., 80 Abb., geb., € 24,90
978-3-95565-370-5
Das Jahr 1938 bedeutet einen Wendepunkt in der Geschichte des deutschsprachigen Judentums. Innerhalb nur eines Jahres verschlechterten sich die schon zuvor bedrückenden Lebensbedingungen der Juden in Deutschland und Österreich rapide. Sie sahen sich mit einer Kaskade von Ereignissen und Erlassen wie dem „ Anschluss“ Österreichs, der Konferenz von Évian, der Namensänderungsverordnung („Sara“ und „Israel“), der sogenannten Polen-Aktion, den Novemberpogromen und dem Kindertransport konfrontiert. Das Leo Baeck Institut – New York | Berlin zeigt dieses „Schicksalsjahr“ aus der Sicht von Juden, deren private Dokumente die von ihnen durchlittenen Erlebnisse und Nöte beschreiben. Briefe, Tagebücher und Fotos bringen persönliche Geschichten zu Tage, in denen die Ängste, Hoffnungen und Entscheidungen von Einzelpersonen und Familien im Schatten der Verfolgung durch die Nazis und der umwälzenden Ereignisse des Jahres 1938 zum Leben erweckt werden. 

Im Labyrinth der Zeiten
Mit Mordechai W. Bernstein durch 1700 Jahre jüdischer Geschichte
272 S., geb., € 29,80
978-3-95565-431-3
Mordechai W. Bernstein (1905–1966) war Mitarbeiter des „Jüdischen Wissenschaftlichen Instituts“ (YIVO) in Wilna, das 1941 nach New York übersiedelte. Er erhielt den Auftrag, die vom Einsatzstab Reichsleiter Rosenberg geraubten Bestände des YIVO in Deutschland zu suchen. In den Jahren 1946 bis 1951 besuchte er in rund 800 Orten Museen, Bibliotheken und Archive auf der Suche nach Überresten deutsch-jüdischer Kultur. In drei Bänden in jiddischer Sprache veröffentlichte er nach seiner Übersiedlung nach Buenos Aires die Ergebnisse seiner Suche und schaffte so ein Musée Imaginaire der zerstörten deutsch-jüdischen Kultur, das nun erstmals in deutscher Übersetzung vorliegt. Der Ausstellungskatalog stellt 18 Objekte vor, die Mordechai W. Bernstein aufgespürt hat. Die Bandbreite reicht dabei von der Antike bis ins 20. Jahrhundert und zeigt die Vielfalt deutsch-jüdischer Kultur.

Reginas Erbinnen
Rabbinerinnen in Deutschland
Herausgegeben von Rabbinerin Antje Yael Deusel
und Rocco Thiede
212 S., br., € 19,90
978-3-95565-427-6
Mit Regina Jonas wurde 1935 die weltweit erste Rabbinerin in Deutschland ordiniert, dem Land, in dem die Wiege des liberalen Judentums stand. Das vorliegende Buch stellt einige ihrer Nachfolgerinnen vor, die heute in Deutschland als Rabbinerinnen tätig sind, und gibt einen Einblick in ihre Gemeindearbeit. Das Rabbiner*innen-Amt im heutigen Sinne stammt aus dem 19. Jahrhundert. Zusätzlich zum traditionellen Studium der Halacha trat ein Universitätsstudium, und zu den Aufgaben, halachische (religionsgesetzliche) Fragen zu entscheiden, kamen Seelsorge, Predigten und vor allem auch, sich als offizielle „Vertreter*in des Judentums“ in der jüdischen und nichtjüdischen Öffentlichkeit zu äußern. Die Frage nach der Ordination von Frauen im Judentum ist Teil der Fragen nach der religiösen Gleichberechtigung von Frauen insgesamt. Wenn die Fragen „Kann eine Frau im Minjan gezählt werden, kann sie Gottesdienste leiten und kann sie in religiösen Angelegenheiten Zeugin sein?“ mit „Ja“ beantwortet werden, dann ist es nur noch ein ganz kleiner Schritt zum Rabbinertitel.

Gehört werden
Jüdische und muslimische junge Erwachsene im Gespräch
Herausgegeben vom Zentralrat der Juden in Deutschland
84 S., br., € 12,90
978-3-95565-423-8
Jüdische und muslimische Protagonisten im Alter von 16 bis 22 Jahren berichten über ihre Lebenswelten, Zugehörigkeit und den jüdisch-muslimischen Dialog. In ihrer frischen und ehrlichen Art beschreiben sie ihr soziales Engagement und ihre Zukunftsvisionen, für sich selbst und für die Gesellschaft. Eine spürbare Sehnsucht nach Akzeptanz, Toleranz und nach einem Gemeinschaftsgefühl macht sich bei ihnen allen stark bemerkbar und überträgt sich auf die Leserschaft. Elf jungen Erwachsenen wird die Chance gegeben, gehört zu werden.
„Die Interviews der jungen Juden und Muslime bieten eine Chance für uns, bisher Ungehörtes wahrzunehmen und von ihnen zu lernen. Die Zukunftsvorstellungen der Akteurinnen und Akteure des Dialogs und ihr Blick auf Deutschland sind eine gute Gelegenheit, mit jungen Augen unser gesellschaftliches Umfeld neu zu reflektieren.“ Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland

Julius H. Schoeps
Düstere Vorahnungen
Deutschlands Juden am Vorabend der Katastrophe
(1933–1935)
612 S., br., € 24,90
978-3-95565-439-9
Wie konnte es dazu kommen? Wie haben die Juden die Ereignisse vor und nach der sogenannten Machtübernahme durch Hitler und die Nationalsozialisten wahrgenommen? Wie haben sie auf die systematische Ausgrenzung reagiert? Wurde der organisierte Massenmord, wie von manchen vermutet, bereits in den Anfängen des Hitler-Regimes vorgedacht? Mit diesen und anderen Fragen zur Lage der deutschen Juden in den Anfangsjahren des NS-Regimes beschäftigt sich der Potsdamer Historiker Julius H. Schoeps in „Düstere Vorahnungen“. Er bezieht sich dabei, neben der einschlägigen Forschung, vor allem auf Lebenszeugnisse, also Erinnerungen, Tagebücher, Briefwechsel und andere Ego-Dokumente, die die Reaktionen der Juden u.a. auf den NS-Terror im Alltag, auf die Verdrängung aus dem Kultur-, Wirtschafts- und Berufsleben, auf den Raub und die Arisierung von Eigentum behandeln. Schoeps versetzt den Leser in die Lage, sich aus der Perspektive der deutschen jüdischen Bevölkerung ein Bild von den Anfangsjahren des NS-Regimes und von ihren Befindlichkeiten und Befürchtungen zu machen. Seine narrative Zusammenschau weicht damit in einigen wesentlichen Punkten von den tradierten Sichtweisen etablierter Historiker auf diese Zeit ab, die zumeist die Täterperspektive fokussieren, aber die Opferperspektive häufig vernachlässigen.

Elisa Klapheck
Margarete Susman und ihr jüdischer Beitrag zur politischen Philosophie
408 S., br., € 24,90
978-3-95565-432-0
Margarete Susman (1872–1966) gehört zu den großen Vordenkern der jüdischen Renaissance im frühen 20. Jahrhundert. Ihre Auseinandersetzung mit dem Judentum richtet sich vor allem auch auf die Bedeutung, die Religion für die Politik haben kann.
Die Rabbinerin Elisa Klapheck bietet mit diesem Buch eine erstmalige, umfassende Auseinandersetzung mit dem Gesamtwerk Susmans. Dabei zeichnet sie die geistige Biographie einer zu Unrecht vergessenen religiösen Denkerin und Philosophin nach, die in einer Reihe mit ihren Freunden Georg Simmel, Martin Buber, Gustav Landauer, Ernst Bloch, Franz Rosenzweig oder Paul Celan zu nennen ist. Susmans Gedanken zur geistigen Bedeutung des Judentums für Europa, über die Revolution, die Frauenemanzipation, das Verhältnis von Religion und Staat und nicht zuletzt über die Beziehung zwischen Judentum und Christentum enthalten wichtige Anstöße für aktuelle Diskussionen.

Abraham war Optimist
Rabbiner William Wolff und seine Gemeinde
Herausgegeben und fotografiert von Manuela Koska-Jäger
176 Seiten, zahlr. Farb- und S/W-Abbildungen,
176 S., geb., € 24,90
978-3-942271-15-8
Über ein Jahr lang begleitet Manuela Koska-Jäger den Rabbiner William Wolff mit der Kamera. Ihr gelingt eine einfühlsame und anspruchsvolle Bildreportage über menschliche Wahrheiten und jüdische Identität im heutigen Deutschland, begleitet von Briefen eines Weisen, eines weltoffenen Rabbiners, der mit einzigartigem Charisma beeindruckt, und von Texten eines jungen Juden, der einen Monat nach der deutschen Wiedervereinigung geboren wurde, sowie Portraits Schweriner jüdischer Gemeindemitglieder, die jeweils für sich selbst sprechen.

Wilma Iggers
Böhmische Juden
Eine Kindheit auf dem Lande
Herausgegeben von Monika Richarz
120 S., br., € 14,90
978-3-95565-440-5
Geboren 1921, drei Jahre nach Gründung der Tschechischen Republik, wuchs Wilma Abeles in einer großen jüdischen Familie von Landwirten in Westböhmen auf. Ihr Vater, dessen Bruder und zwei Cousins bewirtschafteten in Kompanie vier Pachtgüter. Sie schildert eine glückliche Kindheit zwischen den Gütern und der ländlichen Kleinstadt Bischofteinitz (Horšovský Týn), in der sie mit den Eltern lebte, beschreibt die jüdischen Bewohner des Ortes und ihr mehrheitlich geringes religiöse Interesse. Ihre Familie verstand sich als deutsch, sprach aber auch Tschechisch und schickte die Tochter auf das tschechische Gymnasium. Lange bemerkte Wilma weder Antisemitismus noch Nationalitätenkonflikte. Das änderte sich spätestens 1938 durch den sogenannten Anschluss Österreichs und das Münchner Abkommen. Ihr Vater bereitete sofort die Auswanderung der Großfamilie vor. Als Landwirte konnten sie im Oktober 1938 in einer Gruppe von 39 Personen nach Kanada emigrieren.

Adolf Rudnicki
Sommer 1938
Aus dem Polnischen übersetzt und mit einem Nachwort von Barbara Breysach
144 S., br., € 17,90
978-3-95565-444-3
Kazimierz Dolny an der Weichsel war schon in den 1920er und 1930er Jahren eine beliebte Sommerfrische, nicht zuletzt für die Warschauer Intelligenz und das künstlerische Milieu der polnischen Hauptstadt. Hier präsentiert sich ein Ensemble illustrer kleiner Heldinnen und Helden mit ihren teils diffusen Weltbildern: Geliebte beiderlei Geschlechts, Künstler, Kunstliebhaber, Frustrierte und Inspirierte, Fischer, ein Barbesitzer, eine Eisverkäuferin, ein Politfunktionär, eine jüdische Bettlerin, fromme Juden, diverse Lebedamen, elegante und weniger elegante Kavaliere sowie tiefe Frömmigkeit, katholischer Volksglaube, Kleingeist, Halbverrücktes und politische Träume. Sie umgibt eine atemberaubende Aura aus jüdischem Leben und polnisch-jüdischem Gegeneinander, Hetze und Hoffnungslosigkeit, Frömmigkeit und Libertinage. Zum Spannungsbogen zwischen Hauptstadt und Provinz gesellt sich ein dritter Schauplatz:
das Städtchen Góra Kalwaria (jiddisch Gur), das westlichste Zentrum des polnischen Chassidismus. Sie bilden eine Trias zwischen kleinstädtischem Alltag, der ersehnten Flucht in die imaginierte Gegenwelt einer polnisch-jüdischen Sommeridylle und der Vitalität der chassidischen Gemeinschaft und ihrer traditionellen Heilserwartungen. Rudnickis Erzählessay besticht durch seine ironisch zugespitzte Analyse der Zwischenkriegsgesellschaft, ihren Merkwürdigkeiten und Verklemmtheiten, ihrer Sehnsucht nach einem Ausbruch aus den sozialen Konventionen und der damit einhergehenden Angst. Es gelingt ihm auf diese Weise exemplarisch, den letzten Sommer des polnischen Judentums literarisch zu bewahren.

Zahava Szász Stessel
Schneeblumen
Überleben im KZ Buchenwald-Außenlager Markkleeberg
Herausgegeben von Notenspur Leipzig e.V.
376 S., br., € 19,90
978-3-95565-445-0
Die 14-jährige jüdische Ungarin Zahava Szász Stessel und ihre Schwester Hava werden 1944 im KZ Auschwitz fälschlicherweise für Zwillinge gehalten, die routinemäßig für den SS-Arzt Josef Mengele ausgewählt werden. Als dieser Fehler bemerkt wird, werden die beiden Schwestern über das KZ Bergen-Belsen in das KZ Buchenwald-Außenlager Markkleeberg bei Leipzig geschickt, wo sie in der Rüstungsindustrie für die Junkers Flugzeug- und Motorenwerke Zwangsarbeit leisten müssen. Am 13. April 1945 werden die entkräfteten Frauen auf einen Todesmarsch Richtung Theresienstadt getrieben, dem sie und ihre Schwester unter dramatischen Umständen bei Dresden entkommen. Zahava Szász Stessel schildert die kräftezehrende Zwangsarbeit, die Erniedrigung und den Alltag im Lager unter SS-Bewachung und erzählt zugleich, wie selbst hier Menschlichkeit und Solidarität nicht vollkommen ausgelöscht werden konnten – wie „Schneeblumen“ unter Eis und Schnee. Das Buch enthält neben historischen Dokumenten auch eine Übersicht über alle im Lager Markkleeberg inhaftierten Frauen.

100 Jahre Groß-Berlin: Kinderbuch-Klassiker von 1931

Tami Oelfken
Nickelmann erlebt Berlin
Ein Großstadt-Roman für Kinder und deren Freunde
Mit 8 Fotomontagen von Fe Spemann aus der Originalausgabe von 1931
Die Neuausgabe wird herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Gina Weinkauff (Berlin)
128 S., geb., € 14,90
978-3-95565-393-4 ab 10 Jahre 4. bis 6. Klasse
Nickelmann ist ein zehnjähriges Berliner Mädchen, das mit der verwitweten Mutter und der ängstlichen Tante Susa und Hund Hulle um 1930 in Berlin-Wilmersdorf lebt. So ist die selbstbewusste kleine Großstadtpflanze an einem schulfreien Tag bei Filmdreharbeiten dabei und lernt daraus, „dass sie durch zu reichlichen Schulbesuch viele Dinge verpassen würde“. Auch ein Phänomen wie der Antisemitismus wird auf eine ebenso lakonische wie treffende Art behandelt. Ein großartiges Buch über unabhängige und aufgeweckte Kinder mit Witz und flottem Ton.

Tami Oelfken [*1888 +1957] war eine linke Reformpädagogin. Sie hat bei Heinrich Vogelers Arbeitsschulexperiment in Worpswede mitgemacht und an der Internationalen Schule in Dresden-Hellerau mit A.S. Neill gearbeitet. 1928 gründete sie die eigene private Tami-Oelken-Gemeinschaftschule in Berlin-Lichterfelde, die 1934 von den Nazis "wegen pazifistischer, kommunistischer und judenfreundlicher Tendenzen" geschlossen wurde. Sie wird aus der Reichsschriftumskammer ausgeschlossen weil ihr Roman Tine
im "schärfsten Gegensatz zu den nationalsozialistischen Rasseprinzipien" steht und hat somit Berufsverbot. Sie emigrierte mit Fe Spemann und versuchte vergeblich, sich in Paris eine neue Existenz aufzubauen. 1939 kehrte sie nach Deutschland zurück,
wo sie mit der mit der Hilfe von Freund*innen bis 1945 überleben konnte. Fe Spemann blieb in Paris führte zusammen mit ihrer Lebensgefährtin ein Antiquitätengeschäft. Sie starb 1993 in Paris. Tami Oelfken 1939-45 viel geschrieben, Ein Logbuch, Romane und Novellen, auch Gedichte, versuchte sich schreibend der eigenen Kindheit zu vergewissern, wandte sich aber kaum noch an Kinder als Adressaten. Nach 1945 erschienen die Texte nur in kleinen Auflagen. Wegen ihre pazifistische Haltung und eine gemeinsame Veröffentlichung mit DDR-Autoren wird sie ab 1951 nach einem diffamierenden Artikel in der "ZEIT" von vielen westdeutschen Verlagen geächtet. Mitte der 1950er Jahre erscheinen ihre Werke in Verlagen der DDR.
[Die erste und bisher einzige Auflage erschien 1931 im Verlag Kiepenheuer & Müller, Potsdam]
Nickelmann erlebt Berlin ist Tami Oelfkens literarisches Debüt 1931 und zugleich ihr literaturgeschichtlich interessantester, bedeutendster Text: eine Erzählung in der sich Einflüsse aus der Kindheitsliteratur der Reformpädagogen und aus der Literatur der Neuen Sachlichkeit auf eigentümliche Weise überlagern, die ganz andere Großstadtimpressionen vermittelt als die diversen Kästneriaden aus der Kinderliteratur der Endphase der Weimarer Republik und ein überaus ansehnliches Buch obendrein. Illustriert mit Fotomontagen von Felizitas ("Fe") Spemann, der Kunst- und Zeichnenlehrerin an der Tami-Oelken-Gemeinschaftschule erscheint "Nickelmann erlebt Berlin" auch in buchkünstlerischer Hinsicht herausragend. Die locker zu einer Romanhandlung verknüpften Episoden kreisen um den Alltag einer 10-jährigen Protagonistin im bürgerlichen Berlin-Wilmersdorf. Weil es ohne jede geschichtsdarstellende Absicht verfasst wurde, aber mit einem realistisch-explorativen Impetus, vermittelt das Buch interessante kindheitsgeschichtliche Impressionen und fordert auch Leserinnen und Leser im Alter der Protagonistin zu Vergleichen der erzählten Welt mit der eigenen Lebenswelt heraus. In Berlin bietet überdies das Jubiläumsjahr 2020 (100 Jahre Groß-Berlin) einen besonderen Anlass, sich mit dem Buch und seiner Verfasserin zu beschäftigen.

Hier etwas Beispielhaftes aus dem Buch:

„Solange sich Nickelmann erinnern konnte, fing es jeden Frühling mit Krokus und Tulpen an und hörte im Herbst mit rosa verblichenen kleinen Astern auf. Dafür sorgte ein Gärtner, und Wilmersdorf bezahlte alles. Wilmersdorf wieder kriegte das Geld von allen Menschen, die hier wohnten. Das nannten sie Steuern.“
MEHR KINDERBÜCHER BEI HENTRICH & HENTRICH


Die H. Kori GmbH
Eine Berliner Ofenbaufirma
und der nationalsozialistische Massenmord
Herausgegeben von Annegret Schüle
112 S., 50 Abb., br., € 16,00
978-3-95565-411-5
Als Lieferant für Leichenverbrennungsöfen übernahm das Berliner Unternehmen H. Kori GmbH eine wichtige Rolle in der Organisation des nationalsozialistischen Massenmordes. Der Sammelband bietet erstmals eine Rekonstruktion der Firmengeschichte und der Mittäterschaft der H. Kori GmbH in den „Euthanasie“-Anstalten und Konzentrationslagern. Die Beiträge argumentieren aus kultureller, betriebsgeschichtlicher, technischer, bauhistorischer und erinnerungspolitischer Perspektive. Die Erkenntnisse zu J. A. Topf & Söhne werden vergleichend einbezogen. Das Buch versteht sich als Angebot für die Forschungs- und Bildungsarbeit an den KZ- und „Euthanasie“- Gedenkstätten. Gleichzeitig wird es Impuls für die Diskussion in Berlin über den Umgang mit dem ehemaligen Firmengelände in der Dennewitzstraße 35 sein.
Inhalt
Annegret Schüle: Die Kultur der Feuerbestattung und das Verbrechen der Leichenverbrennung im Nationalsozialismus
Susanne Zielinski: „Verbrennungsöfen für Abfälle aller Art“. Zur Geschichte der H. Kori GmbH
Axel Drieschner: Von der Abfallbeseitigung zur Feuerbestattung: Heinrich Koris verbrennungstechnisches Programm
Barbara Schulz: Leichenverbrennungsöfen der H. Kori GmbH für Konzentrationslager und T4-Anstalten: Technologie, Genese und Verbreitung
Annegret Schüle: Das Handeln der H. Kori GmbH und von J. A. Topf & Söhne als Mittäter in den nationalsozialistischen Verbrechen - Resumee
Gerd Kühling, Irene von Götz, Marie Becker: Die Markierung von Täterorten – Erinnerungsprozesse auf lokaler Ebene


Margit Berner, Götz Aly
Letzte Bilder
Die „rassenkundlichen“ Untersuchungen im Ghetto Tarnów 1942
Final Pictures
The 1942 “Race Study” of Jewish Families in the Tarnów Ghetto
zur Ausstellung Der kalte Blick. Stiftung Topographie des Terrors
Deutsch/Englisch, herausgegeben von Andrea Riedle/Übersetzung ins Englische von Jefferson Chase
300 S., 565 Abb., geb., € 39,00
978-3-95565-407-8
1942 fotografierten und untersuchten zwei junge Wiener Anthropologinnen 106 jüdische Familien im deutsch besetzen Polen. In der Stadt Tarnów wollten sie angeblich „typische Merkmale der Ostjuden“ erforschen. Sie wussten von der bevorstehenden Deportation und drängten deshalb zur Eile. Insgesamt erfassten und fotografierten sie 565 Männer, Frauen und Kinder. Fast alle wurden wenige Monate später im Holocaust ermordet. Nur etwa 25 Überlebende konnten später berichten. Ihre Zeugnisse, die Bilder und biografischen Daten der Ermordeten ermöglichen es, das Leben, die Verfolgung und Vernichtung der 25.000 Juden von Tarnów zu erzählen – am Beispiel von Familien, deren Namen, Berufe und Fotos sich zufällig erhalten haben. Margit Berner ist Humanbiologin und Anthropologin. Sie arbeitet seit 1986 am Naturhistorischen Museum Wien und lehrt an der Universität. Als Kuratorin der Anthropologischen Abteilung forscht und publiziert sie zu Fragen der physischen Anthropologie, der Osteologie und Paläopathologie, zur Sammlungsgeschichte und zur Geschichte ihres Faches. 1995 fand sie in ihrer Sammlung des Naturhistorischen Museums die anthropometrischen Fotos der 565 Tarnówer Juden und klärte in den folgenden Jahren auf, wer diese Menschen waren.


Christoph Gann, Dietrich Ziebart
Wenn ihr hier ankommt…
Eva Mosbacher - Ein jüdisches Mädchen und der Kindertransport nach England
Ein Kinderbuch erzählt und mit einem Nachwort von Christoph Gann illustriert von Dietrich Ziebart
56 S., viele Farbillus., geb., € 14,90
978-3-95565-390-3
In der Nacht vom 9. auf den 10. Mai 1939 bricht die 12jährige Eva Mosbacher von Nürnberg aus in eine ungewisse Zukunft auf. Mit dem Zug verlässt sie gemeinsam mit anderen jüdischen Kindern Deutschland. Ein Dampfer bringt sie nach England. Eva ist eines von etwa 10.000 Kindern, die mittels der Rettungsaktion Kindertransport vor der nationalsozialistischen Verfolgung in Sicherheit gebracht werden. Eva muss sich an ein neues Land gewöhnen und eine neue Sprache lernen. Vor allem aber bedeutet es für sie und ihre Eltern eine Trennung auf unbestimmte Zeit. Die einzige Kontaktmöglichkeit sind Briefe, nach Kriegsausbruch beschränkt auf 25 Worte. Eine wahre Geschichte von Verfolgung, Trennung, Nächstenliebe und Hoffnung. Christoph Gann geboren 1970 in Frankfurt a.M., Studium in Frankfurt a.M. und Mainz, Referendariat in Koblenz, seit 1998 Richter am Landgericht in Meiningen, 2004–2007 wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Bundesverfassungsgericht, Vorstandsvorsitzender der B.M. Strupp-Stiftung, Meiningen. Autor von Wanderausstellungen u.a. über Raoul Wallenberg (seit 1994 in Deutschland, Österreich, Ungarn) und Eva Mosbacher / Kindertransport (seit 2012), Publikationen zu Raoul Wallenberg, Antisemitismus und jüdischer Geschichte. Dietrich Ziebart geboren 1943 in Drwalew, Lehre als Gebrauchswerber, Studium an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig – Diplom, Grafiker am Meininger Theater, seit 1988 freiberuflich. Eigene Ausstellungen in Suhl, Erfurt, Zella-Mehlis, Meiningen, Schmalkalden, Ilmenau, Fulda, Ausstellungsbeteiligungen an der IX. und X. Kunstausstellung der DDR, an den Bezirkskunstausstellungen des Bezirkes Suhl sowie im In- und Ausland. Seine Arbeiten befinden sich im Besitz der Meininger Museen und im Vonderau Museum Fulda.
MEHR KINDERBÜCHER BEI HENTRICH & HENTRICH


Raimund Wolfert
Botho Laserstein
Anwalt und Publizist für ein neues Sexualstrafrecht
144 S., 20 Abb., br., € 14,90
978-3-95565-382-8
Der Lebensweg Botho Lasersteins (1901–1955) ist von vielen Brüchen geprägt. Die Flucht aus dem nationalsozialistischen Deutschland, das Exil in Frankreich und das Versteck in einem Kloster während des Zweiten Weltkriegs markieren äußere Zäsuren. Hinzu kommt ein erhebliches inneres Konfliktpotential Lasersteins. Als Jude konvertierte er 1939 zum Katholizismus. Vom Pazifismus, den er im Berlin der Weimarer Republik vertrat, sagte er sich 1934 los, als er unter Verweis auf Lenin zum Widerstand gegen die Nationalsozialisten aufrief. Jahre später bezeichnete Rudolf Leonhard den einstigen Weggefährten als „exkommunistischen, exjüdischen Exanwalt“. Die Konstante im Leben Botho Lasersteins war der Kampf um ein neues Sexualstrafrecht, den er als Jurist und Publizist weitgehend isoliert ausfocht.


Elizabeth Rosner
Der Blaue Akt
Roman
232 S., br., € 19,90
978-3-95565-381-1
Wie ein reich strukturiertes Gemälde mit nuancierten, geschichtlich fundierten Bedeutungsebenen erforscht dieser in den Vereinigten Staaten vielbeachtete Roman die komplexen Folgen eines unerwarteten Zusammentreffens zwischen dem westdeutschen Maler Danzig und Merav, einer jungen Israeli, die eines Tages im Zeichenunterricht als Modell auftaucht. Maler und Modell müssen sich den Wunden und Traumata ihrer Vergangenheit stellen; ihre Begegnung eröffnet beiden aber auch die Möglichkeit der Heilung und Neuorientierung. Es ist ein Roman, der Mut macht zu einem neuen Dialog zwischen Juden und Deutschen nach dem Abtreten der Opfer- und Tätergeneration. Elizabeth Rosner ist die Tochter des jüdischen Buchenwald-Häftlings Carl H. Rosner aus Hamburg und der Frieda Z. Rosner, einer polnischen Überlebenden des Holocaust, die beide nach ihrer Befreiung in die USA ausgewandert waren. Aufgewachsen in Schenectady studierte sie an der Stanford University, an der University of California, Irvine, wo sie mit einem M.A. abschloss, und an der University of Queensland in Australien. Danach arbeitete sie als Lehrerin. Rosner hat bereits in ihrer Magisterarbeit 1984 das Thema des Umgangs mit der Vergangenheit für den Teil ihrer Generation aufgenommen, der die Traumatisierung der Eltern durch den Holocaust in der Familiengeschichte verarbeiten muss. (Wiki)

Jürgen Nitsche, Thomas Morgenstern
Moderne ohne Bauhaus
Wie jüdische Unternehmer und ihre Industriearchitektur das Chemnitzer Stadtbild der Moderne prägten
144 S., 80 Abb., br., € 17,90
978-3-95565-402-3
Der wirtschaftliche Aufschwung der 1920er Jahre hinterlässt auch in Sachsen, vor allem in und um Chemnitz, seine Spuren in der zeitgenössischen Industriearchitektur. Viele bedeutende Unternehmen der Region hatten Anfang des 20. Jahrhunderts jüdische Eigentümer. Sie beauftragten namhafte und moderne Designer und Architekten, die aber nicht dem Bauhaus angehörten, mit dem Bau und der Ausstattung neuer Firmengebäude und schufen somit in gewisser Weise ein „Bauhaus ohne Bauhaus“ und eine Moderne, die nicht zuletzt durch den seit 1925 amtierenden Chemnitzer Stadtbaurat Fred Otto protegiert wurde. Jürgen Nitsche und Thomas Morgenstern rekonstruieren sowohl die Firmengeschichten als auch die Entwicklung der dazugehörigen Industriearchitektur der vermeintlich „Goldenen Zwanziger“ in und um Chemnitz. Die beiden Autoren beleuchten eine wichtige Ära sächsischer Industriegeschichte und den wichtigen Beitrag, den jüdische Unternehmerfamilien zu dieser Entwicklung leisteten. Zugleich werfen erstmals einen differenzierten Blick auf moderne Industriearchitektur neben dem Bauhaus und ihre größtenteils bis heute im Stadtbild sichtbaren Gebäude. Jürgen Nitsche geboren 1958 in Lauenhain (Mittelsachsen), freier Historiker, Autor und Kurator, Promotion an der Universität Jena. Veröffentlichungen, Ausstellungen und wissenschaftliche Vorträge zur Geschichte der Juden, zu jüdischen Warenhäusern, über verfolgte Mediziner in der NS-Zeit und den nationalsozialistischen Krankenmord, biografische Forschungen zu den Familien von Stefan Heym, Stephan Hermlin und Dieter Noll. Mitglied der Koordinierungsstelle „Stolpersteine für Chemnitz“, Beirat des Vereins „Tage der jüdischen Kultur in Chemnitz“ und Gründungsmitglied der Internationalen Stefan-Heym-Gesellschaft. Bei Hentrich & Hentrich ist von ihm erschienen: „Georg Manasse. Schockens Generaldirektor. Unternehmer – Sozialdemokrat – Pazifist“ (ISBN 978-3-942271-95-0). Thomas Morgenstern geboren 1954 in Annaberg-Buchholz (Erzgebirge); Dipl.-Ing. Architekt, nach Architekturstudium an der TU Dresden von 1981 bis 1989 im Büro des Stadtarchitekten von Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) tätig; 1990 bis 2020 als Leiter der Denkmalschutzbehörde Chemnitz. Seit 1994 Mitglied in der Arbeitsgruppe „Kommunale Denkmalpflege” des Deutschen Städtetages. Im Rahmen der 30jährigen Tätigkeit als Stadtdenkmalpfleger zahlreiche Diskussionsbeiträge und Veröffentlichungen in der Regional- und Fachliteratur zu Industriearchitektur, Bauforschung und Baudenkmalpflege - meist als Mitautor. Mitglied der Architektenkammer Sachsen seit 1991.



In Sodom
Avrom Sutzkever in Deutschland
Herausgegeben, eingeleitet kommentiert und gestaltet von Arndt Beck
100 S., 8 Farbabb., br., € 19,90
978-3-95565-400-9
Abraham Sutzkever, Überlebender des Wilnaer Ghettos, war einer der bedeutendsten Gegenwartsdichter in Jiddisch. Ein einziges Mal in seinem langen Leben betrat der jiddische Dichter Avrom Sutzkever (1913–2010) deutschen Boden. Der sowjetische Ankläger hatte den Überlebenden des Vilnaer Ghettos als Zeuge zum Nürnberger Prozess geladen. Landsberg (Gorzów Wielkopolski), Berlin, Nürnberg und Fürth sind die Stationen seiner Reise im Februar/März 1946. Das Buch vereint verschiedene künstlerische und dokumentarische Elemente: Es enthält den erstmals ins Deutsche übertragenen siebenteiligen Gedichtzyklus „In Sodom“ sowie die Tagebuchnotizen von Sutzkevers Reise. Zudem beinhaltet es eine neu edierte Fassung seiner Zeugenaussage beim Nürnberger Prozess. Arndt Beck geboren 1973, arbeitet als freier Künstler in so unterschiedlichen Disziplinen wie Fotografie, Zeichnung und Text. Er befasst sich zudem seit einigen Jahren intensiv mit jiddischer Sprache und initiierte zuletzt die Ausstellungen und Veranstaltungsreihen von YIDDISH BERLIN.


Hyam Maccoby
Judas Is chariot und der Mythos vom jüdischen Übel
Herausgegeben von Peter Gorenflos
Aus dem Englischen von Wolfdietrich Müller
Originaltitel: Judas Is cariot and the Myth of Jewish Evil
208 S., 13 Abb,, geb., € 24,90
978-3-95565-397-2
In der Erzählung des Neuen Testaments vollbringt Judas die böse Tat und verrät Jesus. Die Opferung des göttlichen Meisters ist im Christentum zur Erlösung der Gläubigen notwendig, wird aber gleichzeitig als verpönt abgelehnt. Aus dieser Zwangslage befreit man sich durch die Übertragung der Schuld auf einen Sündenbock.
Dass die Evangelisten Judas diese Rolle zuwiesen, ist kein Zufall, denn sein Name ist ein Eponym für das ganze jüdische Volk, welches im Laufe der Geschichte zum „Blitzableiter“ seiner christlichen Umgebung wurde, von den mittelalterlichen Pogromen bis hin zum Holocaust. Soweit es sich historisch rekonstruieren lässt, rehabilitiert Maccoby mit diesem Werk Judas Ischariot, der trotz seiner Loyalität zum historischen Jesus, mit dem er zu einer – wenn auch gescheiterten – Befreiungsmission aufgebrochen war, mit einem entwürdigenden Verräter-Mythos beladen wurde. Hyam Maccoby (1924–2004) war Talmudphilologe, Bibliothekar am Leo Baeck College in London und zuletzt Professor für Judaistik an der Universität Leeds. Er erforschte die Entstehung und historische Dynamik von Christentum und Judentum. Seine zentralen Werke „Der Mythenschmied“ und „Der Heilige Henker“ wurden auch außerhalb der akademischen Welt bekannt. Sein Theaterstück „Die Disputation“ wurde in den USA sehr erfolgreich aufgeführt.


Michael Wuliger
Koscher durch die Krisen
Wuligers Wochen. Ausgewählte Kolumnen aus der „Jüdischen Allgemeinen“
144 S., br., € 15,00
978-3-95565-395-8
Seit 2017 erscheint in der „Jüdischen Allgemeinen“ die Kolumne „Wuligers Woche“, in der sich Michael Wuliger aus jüdischer Sicht aktuelle Ereignisse vornimmt – mal ironisch, mal polemisch, gelegentlich sentimental. Die Themenpalette reicht von Provinzfußball über „Spiegel“-Titelbilder und Filmfestivals bis zu religiösen Verrücktheiten – und natürlich dem Nahostkonflikt, vor allem seiner Wahrnehmung in Deutschland. Dabei begegnen uns auch viele prominente Persönlichkeiten aus Politik, Kultur, Medien und Gesellschaft. „Wuligers Wochen“ blicken aus besonderer Perspektive auf das Zeitgeschehen. Michael Wuliger 1951 in London geboren, wuchs in Wiesbaden auf, studierte in Marburg, lebt in Berlin. Von 1991 bis 2016 war er Kulturchef der „Jüdischen Allgemeinen“. 2009 erschien sein Buch „Der koschere Knigge - trittsicher durch die deutsch-jüdischen Fettnäpfchen“.
Aus dem Inhalt
»Alexa, sag’ was über Juden« | Immer Ärger mit den Siedlern | Platonischer Zionismus | Judäische Volksfront, Ortsverein Berlin | Juden* mit Sternchen | Ich darf das, ich bin Achteljude | Deborah und wie sie die Welt sieht | Und noch ’ne Synagoge | Schwätzen gegen Antisemitismus | Rentner gegen Zionismus | Juden verzweifelt gesucht | Die Tastenkrieger | »Gerade ihr als Juden ...« | Wie werde ich Verschwörungs-Jude?



Alex Feuerherdt / Florian Markl
Die Israel-Boykottbewegung
Alter Hass in neuem Gewand
180 S., br., € 17,90
978-3-95565-396-5
Die aktuelle Israel-Boykottbewegung behauptet, 2005 als Reaktion auf einen Aufruf der „palästinensischen Zivilgesellschaft“ entstanden zu sein, lediglich für die Einhaltung von Menschenrechten einzutreten und nicht antisemitisch zu sein. Die Realität sieht jedoch anders aus: Die Bewegung vernebelt durch die Berufung auf die Zivilgesellschaft ihre tatsächlichen Wurzeln. Es geht ihr nicht um die Rechte der Palästinenser, sondern um die Dämonisierung und Delegitimierung Israels. Sie vertritt alten Hass in neuem Gewand. In ihrer Propaganda wird Israel auf grotesk verzerrte Art und Weise diffamiert, ausgesondert und nicht nach den gleichen Maßstäben behandelt wie alle anderen Länder der Welt. Hieß es früher „Kauft nicht beim Juden!“, so lautet die Parole heute: „Boykottiert Israel!“ Alex Feuerherdt geboren 1969, ist freier Publizist und lebt in Köln. Er veröffentlicht regelmäßig Texte zu den Schwerpunktthemen Israel/Nahost, Antisemitismus und Fußball, u.a. in der „Jüdischen Allgemeinen“, bei n-tv.de, in der „Jungle World“ und in „Konkret“. Zudem ist er Betreiber des Blogs Lizas Welt. Florian Markl geboren 1975, ist Politikwissenschaftler und wissenschaftlicher Leiter des unabhängigen Nahost-Thinktanks Mena Watch in Wien. Zuvor war er Archivar und Historiker beim Allgemeinen Entschädigungsfonds für Opfer des Nationalsozialismus und Lehrbeauftragter an der Universität Wien.

MACHLOKET /STREITSCHRIFTEN, Band 5

Elisa Klapheck, Barbara Traub, Abraham de Wolf
Dina de-Malchuta Dina
oder: Gott braucht den säkularen Rechtsstaat
Herausgegeben von Rabbinerin Elisa Klapheck
80 S., br., € 9,90
978-3-95565-399-6
Vor etwa 1.800 Jahren formulierte der jüdische Rechtsgelehrte Mar Samuel im Babylonischen Talmud das Diktum „Das Gesetz des Staates ist das Gesetz“ – Dina de-Malchuta Dina. Damit eröffnete er eine Sichtweise, in der die jüdische Diaspora den (nichtjüdischen) Staat grundsätzlich anerkennt und die in Folge auf den Primat des Rechtsstaates hinausläuft. Rechtsstaatlichkeit ist ein Prinzip, mit dem sich die jüdische Rechtstradition weiterentwickelt hat. Die Voraussetzung für den jüdischen Anteil an einer starken Rechtsstaatlichkeit ist das Recht auf die eigene Religionsausübung. Rechtsstaatlichkeit und Religionsfreiheit sind für die jüdische Tradition stets die zwei Seiten derselben Medaille. Dieser Band widmet sich der jüdischen Beziehung zum säkularen Rechtsstaat. Elisa Klapheck stellt Samuels talmudisches Diktum als jüdischen Beitrag zur politischen Theologie vor. Abraham de Wolf zeichnet nach, wie sich die unter Napoleon von oben durchgesetzte Religionsfreiheit für die Juden in Deutschland auch als eine Religionsfreiheit nach innen hin erwies. Barbara Traub, Präsidiumsmitglied des Zentralrates der Juden in Deutschland, beschreibt das Verhältnis zwischen den äußeren staatsrechtlichen Bedingungen der Religionsfreiheit und der gegenwärtigen inneren Wirklichkeit der jüdischen Gemeinschaft.

Das Buch zum 75. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus und des Endes des Zweiten Weltkrieges (8. Mai 1945/2020):

Samuel Salzborn
Kollektive Unschuld
Die Abwehr der Shoah im deutschen Erinnern
120 S., br., € 15,00
978-3-95565-359-0
Die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und der Shoah galt lange als bundesdeutsche Erfolgsgeschichte. Dieses Image beginnt mit der zunehmenden Rechtsradikalisierung in Politik und Gesellschaft mehr und mehr zu bröckeln. Das vorliegende Buch zeigt, dass in diesem bundesdeutschen Selbstbild immer schon die Geschichte der Schuld- und Erinnerungsabwehr, der Täter-Opfer-Umkehr, der Selbststilisierung als Opfer und der antisemitischen Projektion ausgeblendet wurde. Eine (selbst-)kritische Aufarbeitung der Vergangenheit hat auch 75 Jahre nach der Niederschlagung des Nationalsozialismus auf gesellschaftlicher Ebene kaum stattgefunden: durch die Abwehr der Shoah im deutschen Erinnern manifestiert sich vielmehr ein Selbstbild, das um den Mythos kollektiver Unschuld kreist.
Inhalt
Schuld, Erinnerung und Abwehr
Bestrafung und Versöhnung in Politik und Justiz:
Zwischen partieller Aufarbeitung und genereller Selbstentlastung
Kultur und Alltagskultur: die Shoah in Film und Literatur
Gesellschaftliche Selbstfindungen: Antisemitische Schuldabwehr
Dethematisierungen der Shoah und ihrer Täter/innen:
der deutsche Opfermythos
Die schleichende Nivellierung der Erinnerung


„Am Gelände von Herrn Latte fing ein reges Leben an“
Die Flaschenfabrik Latte
und die Ausbildung jüdischer Auswanderer
in Berlin-Niederschönhausen
Herausgegeben vom Museum Pankow
80 S., 60 Abb., br., € 16,90
978-3-95565-377-4
Das jüdische Fabrikantenehepaar Latte betrieb in Berlin-Niederschönhausen eine große Flaschenhandlung. Ab 1934 befanden sich auf dem Fabrikgelände eine bedeutende Hachschara-Einrichtung sowie Ausbildungswerkstätten für jüdische Jugendliche zu deren Vorbereitung auf die Auswanderung aus dem nationalsozialistischen Deutschland. Die Existenz dieser Ausbildungsstätte und der Flaschenfabrik waren fast völlig in Vergessenheit geraten. Dieses Buch entwirft ein Bild der Hachschara in Niederschönhausen im Kontext der damaligen beruflichen „Umschichtungsstellen“, illustriert durch Einzelschicksale ehemaliger Teilnehmer und zahlreiche Fotos. Zudem wird die Biographie des Ehepaares Latte vorgestellt, welche sowohl den Versuch der jüdischen Selbsthilfe auch die systematische Auslöschung des jüdischen Unternehmertums widerspiegelt.
Ein Projekt des Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien, mit einer Wanderausstellung zum Buch:


„… a theyl fun jener kraft“
„… ein Teil von jener Kraft“
Jiddische Ubersetzungen deutschsprachiger Klassiker in der Zwischenkriegszeit
Herausgegeben von Elke-Vera Kotowski
144 S., 100 Abb., br., € 19,90
978-3-95565-373-6
Das Interesse an deutschsprachiger Literatur war groß innerhalb der judischen Welt Osteuropas der 1920er und 1930er Jahre. Aber welche Autoren waren bei der jiddischsprachigen Bevölkerung besonders beliebt ? Wer hat diese Bücher ins Jiddische übersetzt und herausgegeben? Die vorliegende Publikation präsentiert eine Reihe von deutschsprachigen Klassikern und Bestsellern, die zwischen dem Ende des Ersten und vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges in Litauen, Polen, Russland, der Ukraine, aber auch in Berlin ins Jiddische übersetzt und veröffentlicht wurden. So ist bisher kaum bekannt, dass beispielsweise Thomas Manns „Zauberberg“ von Isaac Bashesvis Singer, dem bislang ersten und einzigen jiddischsprachigen Literaturnobelpreisträger, bereits 1930 auf Jiddisch erschien. Sein Bruder Israel Joshua Singer, ebenfalls ein bekannter Schriftsteller, übersetzte eine Reihe deutscher Märchen. Es existieren zudem jiddische Übersetzungen von Johann Wolfgang Goethe, Heinrich Heine, Friedrich Schiller, aber auch Bestseller zeitgenössischer Schriftsteller wie Erich Maria Remarques „Im Westen nichts Neues“ oder Erich Kästners „Emil und die Detektive“, die allesamt in Moskau, Kiew, Vilnius oder Warschau publiziert wurden.


Das Reichssicherheits-Hauptamt
NS-Terror-Zentrale im Zweiten Weltkrieg
Herausgegeben von Michael Wildt mit Beiträgen von Carsten Schreiber, Gerhard Paul,
Patrick Wagner, Katrin Paehler, Lutz Hachmeister und Michael Wildt
144 S., 9 Abb., br., € 12,80
978-3-95565-360-6
Das Reichssicherheitshauptamt, gebildet aus den Leitungen der Geheimen Staatspolizei, der Kriminalpolizei und des Sicherheitsdienstes der SS, war eine der wichtigsten Institutionen der nationalsozialistischen Verfolgungs- und Vernichtungspolitik im Zweiten Weltkrieg. Seine Zentrale befand sich auf dem Gelände des heutigen Dokumentationszentrums Topographie des Terrors in Berlin. Die Autoren des Bandes geben einen Überblick über die sieben Ämter des Reichssicherheitshauptamtes und seine Verbrechen. Sie widmen sich auch der justiziellen Aufarbeitung und den Karrieren ehemaliger Mitarbeiter nach 1945.

Mutige Entdecker bleiben
Jüdische und muslimische Senioren im Gespräch
80 S., 42 Farbabb., br., € 12,90
978-3-95565-369-9
Im ersten Band der jüdisch-muslimischen Dialogreihe des Zentralrats der Juden in Deutschland „Schalom Aleikum“ berichten fünf jüdische und fünf muslimische Seniorinnen und Senioren im Rückblick über die Zeit ihrer Ankunft in Deutschland. Im Mittelpunkt stehen die persönlichen Schicksale und Umstände, die sie zum Verlassen der Heimat bewegten, die Schwierigkeiten sowie die Hilfe und Unterstützung beim Neustart in der Fremde. Diese Menschen prägten und prägen die deutsche Gesellschaft wesentlich mit. Deswegen sind sie „mutige Entdecker“!
Die im Interview-Stil verfassten Porträts beschreiben zudem die persönliche Haltung zu Judentum und Islam sowie die Auseinandersetzung mit den anderen Religionen und Kulturen in den Anfangs- und Etablierungsjahren und beleuchten damit einen Aspekt, der in der historischen und gesellschaftlichen Aufarbeitung bislang kaum Beachtung fand.
„Diese Generation hat viel erlebt. Das gilt für die jüdischen Protagonisten, die im Buch zu Wort kommen, mit ihren Schicksalen zwischen St. Petersburg, Riga, Tel Aviv, Frankfurt a. M., Berlin und Osnabrück. Doch dies gilt genauso für die Muslime, die vorgestellt werden. Auch ihre Leben zwischen Teheran, Lahore in Pakistan, einem anatolischen Dorf, Hamburg, Berlin und Hamm waren voller Dramatik! Die Porträts zeigen, wie viel Trennendes, aber auch wie viel Verbindendes es gibt.“
Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland


Jurij Koch
Hana
Eine jüdisch-sorbische Erzählung
Mit einem Nachwort von Hermann Simon
120 S., 3 Abb., geb., € 16,00
978-3-95565-372-9
Es ist das Jahr 1939 in dem Oberlausitzer 200-Seelen-Dorf Horka bei Kamenz. Die jugendliche Hana, Tochter jüdischer Eltern aus Dresden, katholisch getauft und bei sorbischen Adoptiveltern aufgewachsen, geniest eine unbeschwerte Jugend. Doch auch in Horka, das weit entfernt von den großen politischen Ereignissen zu sein scheint, vollziehen sich beunruhigende Veränderungen. Als ein Dorfbewohner auf mysteriöse Weise zu Tode kommt, sieht sich auch Hana zunehmend bedroht...
Jurij Koch, der selbst aus Horka stammt, hat der jungen Frau in seiner sorbischsprachigen Novelle „Židowka Hana“ schon 1963 ein literarisches Denkmal gesetzt. Nach über einem halben Jahrhundert liegt nun erstmals eine weitgehend überarbeitete deutsche Fassung der Novelle vor. Der Gründungsdirektor des Berliner Centrum Judaicum, Herrmann Simon, begibt sich in einem Nachwort auf die Spuren von Annemarie Schierz, die das reale Vorbild fur die literarische Figur der „Jüdin Hana“ war.
Jurij Koch, geboren 1936 in Horka (Oberlausitz), Sohn einer sorbischen Steinarbeiterfamilie, Diplomstudium der Journalistik und der Theaterwissenschaften in Leipzig, Redakteur und Reporter beim Rundfunk, freischaffender Autor seit 1976. Koch schreibt sowohl sorbisch als auch deutsch. Er ist Mitglied im deutschen und internationalen PEN und wurde u. a. mit dem Staatspreis „Jakub Bart-Cišinski“ (1979), dem Carl-Blechen-Preis (1983) sowie dem Literaturpreis Umwelt des Landes NRW (1992) ausgezeichnet. Er hat zahlreiche Prosawerke, Szenarien fur Dokumentarfilme, Theaterstücke, Hörspiele sowie Kinderliteratur verfasst, die mehrfach übersetzt wurden. Seine essayistischen Arbeiten thematisieren vor allem ökologische Fragen und die Zerstörung von Landschaft. Koch lebt in Sielow bei Cottbus. 

Grenzgänger
Jüdische Wissenschaftler, Träumer und Abenteurer
zwischen Orient und Okzident
Herausgegeben von Julius H. Schoeps und Thomas L. Gertzen
360 S., 66 Abb., br., € 29,90
978-3-95565-375-0
Mit der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 änderte sich die Grundlage des Verhältnisses zwischen Orient und Okzident, in dem Juden bis heute eine Sonderstellung einnehmen. Der Band beleuchtet dieses Verhältnis anhand ausgesuchter Einzelbiographien.
Inhalt
Georg Ebers. Herodot und die Weltoffenheit eines Orientalisten, Suzanne Marchand | Otto Rubensohn. Der Auftrag: griechisch-literarische Papyri aus Ägypten, Josefine Kuckertz | Bruno Güterbock. Drei Jahrzehnte im Dienst der Deutschen Orient-Gesellschaft / Hans Gustav Güterbock. Auf den Spuren der Hethiter, Peter Raulwing | Ludwig Borchardt. Ägyptologe, Bauforscher und Bürger, Susanne Voss | Auf den Spuren Arnold Mendelssohns. Ferdinand Lassalle, die Flucht aus der Heimat und ein unstetes Wanderleben im Vorderen Orient, Julius H. Schoeps | Das Midian-Projekt. Paul Friedmann und sein Traum von einem Judenstaat auf der arabischen Halbinsel, Julius H. Schoeps | „Wüstenwanderer“ gegen „Wolkenpolitiker“. Die Pressefehde zwischen Eduard Glaser und Theodor Herzl, Peter Rohrbacher | Theodor Herzls Palästina-Reise und die Vision des Judenstaates in seinem Roman „Altneuland“, Julius H. Schoeps | Der Grafiker Ephraim Moses Lilien in Palästina, Dirk Heiserer | Jugendstil, „Judenstil“ und Alter Orient. Die Moses-Darstellungen von E. M. Lilien, Thomas L. Gertzen | Berühmt und vergessen zugleich. Hedwig Fechheimer, Sylvia Peuckert | Alexander Baerwald. Zwischen Preußentum und Zionismus, Ita Heinze-Greenberg | Richard A. Bermann alias Arnold Höllriegel. Der Chronist auf der Suche nach der Romantik des Orients, Ernst Czerny | Simon von Geldern. Der Morgenländer, Joseph A. Kruse | Max Meyerhof. Augenarzt und Orientalist in Kairo, Isolde Lehnert | Die Islamwissenschaftlerin Hedwig Klein. Eine jüdische Übersetzungshilfe für Hitlers „Mein Kampf“, Elke-Vera Kotowski | Leopold Weiss, Muhammad Asad. Übersetzer des Korans, Thomas L. Gertzen.


Militärrabbiner in der Bundeswehr
Zwischen Tradition und Herausforderung
Herausgegeben von Daniel Botmann und Doron Kiesel für den Zentralrat der Juden in Deutschland
192 S., 25 Abb., br., € 19,90
978-3-95565-363-7
Mit dem im Dezember 2019 geschlossenen Staatsvertrag zwischen der Bundesrepublik Deutschland und dem Zentralrat der Juden in Deutschland zur Einrichtung eines Militärrabbinats in der Bundeswehr kommen auf dieses vielerlei Aufgaben zu: neben der seelsorgerlichen Betreuung der jüdischen Bundeswehrangehörigen etwa die Vermittlung ethischer Orientierungen oder die Sensibilisierung gegenüber unterschiedlichen Ausdrucksformen des Antisemitismus. Während die Bundeswehr zunehmend auch für junge Juden und Jüdinnen als Arbeitgeber attraktiv wird, ist die Aufnahme von Rabbinern und Rabbinerinnen ein weiteres Zeichen für die Verankerung der jüdischen Gemeinschaft in der Gesellschaft. Die Beiträge befassen sich sowohl mit den historischen Aufgaben der Institution „Militärrabbinat“ als auch mit den heutigen Erwartungen an die Militärseelsorge in einer modernen und im westlichen Bündnis verankerten Armee. Es werden die Rahmenbedingungen für ein umfassendes Engagement von jüdischen Militärgeistlichen skizziert, das den demokratischen, pluralen und liberalen Charakter der Bundeswehr stärken kann. 

Monika Schwarz-Friesel
Judenhass im Internet
Antisemitismus als kulturelle Konstante und kollektives Gefühl
144 S., br., € 17,90
978-3-95565-325-5
Weltweit nimmt die öffentliche Verbreitung von Antisemitismen über das Internet drastisch zu. Dabei zeigt sich, dass uralte judenfeindliche Stereotype sich mit aktuellen Konzeptualisierungen verbinden. Die Basis von Judenhass zeigt sich unabhängig von politischen, sozialen, ideologischen und ökonomischen Faktoren als ein kultureller Gefühlswert, der auf der Wahnvorstellung fußt, Juden seien das Übel in der Welt. Anhand zahlreicher Beispiele aus der Internet-Kommunikation erörtert Monika Schwarz-Friesel, dass sich zwar oberflächliche Formen und kommunikative Prozesse im digitalen Zeitalter verändern, der alte kollektive Hass gegenüber Juden jedoch ungebrochen die semantische Grundlage ist. Dabei zeigt sich, dass Antisemitismus nicht bloß ein Vorurteilssystem ist, sondern ein auf Phantasmen basierendes Weltdeutungssystem, das über Sprachgebrauchsmuster ständig reproduziert wird und im kollektiven Bewusstsein lebendig bleibt. Auch die Erfahrung des Holocaust hat diese Tradition nicht gebrochen. Monika Schwarz-Friesel ist Antisemitismusforscherin und Kognitionswissenschaftlerin am Institut für Sprache und Kommunikation an der TU Berlin, wo sie seit 2010 das Fachgebiet Kognitive Medienlinguistik leitet. Ihre wissenschaftlichen Arbeiten befassen sich mit Prozessen der massenmedialen Kommunikation, Hasssprache und verbaler Machtausübung sowie den Manifestationen der historischen und aktuellen Judenfeindschaft. Zu ihren zahlreichen Buchpublikationen gehören „Aktueller Antisemitismus – ein Phänomen der Mitte“, „Sprache und Emotion“, „Die Sprache der Judenfeindschaft im 21. Jahrhundert“ mit Jehuda Reinharz, „Metaphern der Gewalt“ und „Gebildeter Antisemitismus“.

Daniel Ristau
Bruch|Stücke.
Die Novemberpogrome in Sachsen 1938
176 Seiten, 78 Abb., br.,  € 19,90
978-3-95565-279-1
Zum 80. Mal jähren sich 2018 die antisemitischen Novemberpogrome im Deutschen Reich. Übergriffe und Gewalt richteten sich auch auf dem Gebiet des heutigen Sachsen flächendeckend gegen jüdische Gemeinden, Geschäfte und Wohnungen. Vor allem aber betrafen sie jene Menschen, die nach nationalsozialistischen Kriterien als Juden verfolgt waren: Sie wurden verhaftet, misshandelt und in einigen Fällen getötet. Und es waren auch Menschen, die diese Taten begingen oder deren Zeugen wurden. Der im Rahmen des Projekts BRUCH|STÜCKE entstandene Band führt Forschungsliteratur, Quellen und Zeitzeugenerinnerungen zu den sächsischen Pogromen in all ihren Facetten erstmals zusammen. Die damit verbundene Frage nach dem Mit- und Gegeneinander von Menschen hat bis heute nichts an ihrer Aktualität verloren.


Matthias Küntzel
Nazis und der Nahe Osten
Wie der islamische Antisemitismus entstand
264 S., Abb., br., € 19,90
978-3-95565-347-7
1937 kam mit der Broschüre „Islam und Judentum“ eine neue Form von Judenhass in die Welt: der islamische Antisemitismus. Die Nationalsozialisten taten  alles, um diese neue Hassbotschaft mithilfe ihrer arabischsprachigen Radiopropaganda zu verankern. Das Buch beleuchtet dieses bislang unbekanntes  Kapitel deutscher Vergangenheit. Es präsentiert neue Archivfunde, die belegen, wie sich das Judenbild im Islam zwischen 1937 und 1948 unter dem Einfluss  dieser Propaganda und sonstiger Nazi-Aktivitäten veränderte.  Dieser neue Blick auf die Nahostgeschichte ermöglicht eine präzisere Beurteilung der Gegenwart: Was genau ist „islamischer Antisemitismus“? Wie tritt er  gegenwärtig in Deutschland und Frankreich in Erscheinung? Was macht ihn besonders gefährlich?  Erst wenn wir begreifen, wie stark die moderne Nahostgeschichte von den Nachwirkungen des Nationalsozialismus geprägt ist, werden wir den Judenhass in  dieser Region und dessen Echo unter Muslimen in Europa richtig deuten und adäquate Gegenmaßnahmen entwickeln können. Matthias Küntzel geboren 1955, ist promovierter Politikwissenschaftler und Historiker sowie Politiklehrer an einer Hamburger Berufsschule. Seine preisgekrönte Vorläuferstudie „Djihad und Judenhass“ (Freiburg 2002) erschien in sechs  Sprachen und provozierte eine lebhafte internationale Debatte über die Ursprünge des Antisemitismus in der arabischen Welt.


Hyam Maccoby
Der Antisemitismus und die Moderne
Die Wiederkehr des alten Hasses
Herausgegeben von Peter Gorenflos
Aus dem Englischen von Wolfdietrich Müller
256 S., Abb., br., € 24,90
978-3-95565-349-1
Die neue gesellschaftliche Qualität des Antisemitismus macht eine Diskussion über seine Ursprünge und seine Entwicklung in der modernen Welt dringend notwendig. Maccoby zeigt, wie Antisemitismus über die Fähigkeit verfügt, sich neuen Rahmenbedingungen anzupassen und sich in Übereinstimmung mit den wechselnden Ideen der modernen Welt zu wandeln, ohne sein eigentliches Wesen zu verändern. Warum hielten viele führende Köpfe der so sehr bewunderten Aufklärung an ihrem virulenten Antisemitismus fest? Sind die Wurzeln des Antisemitismus religiöser Natur? Wie kommt der nahtlose Rollenwechsel zwischen Christentum und islamischer Welt zustande, nachdem der mittelalterliche christliche Antisemitismus so viel bösartiger war als die islamische Variante und nun die moderne Welt mit einer exakten Umkehr dieser Rollen konfrontiert ist? Worin liegt die paranoide Macht und die psychologische Kraft des antisemitischen Mythos, die  ihm so viele unterschiedliche Ausformungen ermöglichen? Wie konnte er zum Massenmord in Europa und zu dauerhafter gewalttätiger Gegnerschaft im Nahen Osten führen? Dieses Buch ist eine wichtige Lektüre für alle, die sich mit der Entwicklung des Antisemitismus und seinen Erscheinungsformen in der heutigen Welt befassen.
Hyam Maccoby (1924–2004) war Talmudphilologe, Bibliothekar am Leo Baeck College in London und zuletzt Professor für Judaistik an der Universität Leeds. Er erforschte die Entstehung und historische Dynamik von Christentum und Judentum. Seine zentralen Werke „Der Mythenschmied“ und „Der Heilige Henker“ wurden auch außerhalb der akademischen Welt bekannt. Sein Theaterstück „Die Disputation“ wurde in den USA sehr erfolgreich aufgeführt 

Heinz Wewer
Spuren des Terrors
Postalische Zeugnisse zum System der deutschen Konzentrationslager
320 S., 370 farb.Abb., br., € 39,00
978-3-95565-350-7
In „Spuren des Terrors. Postalische Zeugnisse zum System der deutschen Konzentrationslager“ charakterisiert Heinz Wewer zehn „frühe Lager“, 21 Konzentrationslager, die der Inspektion der Konzentrationslager bzw. dem SS-Wirtschaftsverwaltungshauptamt unterstanden, und 44 Außenlager. Dokumentarische Grundlage seiner Arbeit sind Postkarten, Briefe, Briefumschläge und sonstige Dokumente des Postverkehrs, also ein in der Forschung bisher wenig genutzter Quellenbestand. Die Geschichte und Strukturen der Lager werden skizziert und durch postalische Dokumente anschaulich gemacht, ebenso Stationen der KZ-Haft unbekannter und bekannter Regimegegner wie Erich Mühsam, Hans Litten, Carl von Ossietzky, Maria Günzl, Paul Schneider, Werner Sylten und Martin Niemöller. Die besondere Aufmerksamkeit des Autors gilt dem Zugang der Häftlinge zum Postverkehr, ihrer einzigen Verbindung  zur Außenwelt. Trotz der Zensur, der jede Lebensäußerung der Gefangenen unterworfen war, vermitteln die Dokumente, die alle als farbige Faksimiles abgebildet sind, ein authentisches Bild einiger Aspekte des Alltags in deutschen Konzentrationslagern. Heinz Wewer, geboren 1935 in Köln, Abitur in Emden, Studium der Rechtswissenschaften, der Geschichte und der Politikwissenschaft in Tübingen, Berlin,  am Amherst College und in Princeton (M.A.). Gründer und Redaktionsmitglied von „DISkussion“ – Zeitschrift für Fragen der Gesellschaft und der deutsch-israelischen Beziehungen, zeitgeschichtliche Beiträge in den „Frankfurter Heften“,  den „Gewerkschaftlichen Monatsheften“, für den WDR u.a. Korrespondent beim Eichmann-Prozess für RIAS Berlin. Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim  Document Center Berlin, bei der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler und in der Hochschul-Informations-System GmbH (HIS). Tätigkeit in der Kultur- und der  Bildungsverwaltung, zuletzt als Leiter des Arbeitsbereichs Internationale Beziehungen der Hochschule der Künste Berlin. Gründer zivilgesellschaftlicher Initiativen wie des Komitees für die Entschädigung der Opfer medizinischer Experimente im KZ Ravensbrück und des Musikforums Berlin-Israel (mit Peter Schwarz).

Jan Erik Schulte
Mahnort SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt 1942–1945
Verwaltungs- und Terrorzentrale der SS
80 S., 20 Abb., br., € 9,80
978-3-95565-365-1
Das SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt (WVHA) mit Dienstsitz in Berlin-Lichterfelde war während des Zweiten Weltkriegs eine der mächtigsten Einrichtungen innerhalb der SS. Ab 1942 waren dem Amt sämtliche Konzentrationslager im Deutschen Reich und den besetzten Gebieten unterstellt. Vor dem Gebäude Unter den Eichen 135 erinnert seit 2005 ein „Mahnort“ an die Verbrechen des SS-Hauptamts. Jan Erik Schulte beschreibt in dem Band die Entstehung und Dynamik des SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamtes und zeichnet die Aufgabenfelder der Großbehörde nach. Er zeigt, dass das WVHA als „Verwaltungszentrale des Holocaust“ agierte und in enger Verbindung zu den vom Reichssicherheitshauptamt geplanten und koordinierten Gewaltverbrechen stand. 

Heinz Wewer
Spuren der Vernichtung
Stationen der „Endlösung“ im Zeugnis postalischer Dokumente
232 S., geb., € 29,90
978-3-95565-428-3
„Spuren der Vernichtung“ zeichnet mit Hilfe postalischer Dokumente (Postkarten, Briefe etc.) den blutigen Weg von SS-Einsatzgruppen und Polizeibataillonen in Polen und der Sowjetunion nach und stellt die brutalen Maßnahmen der Unterwerfung und „ethnischen Neuordnung“ Polens, die Ghettos im besetzten Polen und die Vernichtungszentren dar. Ein Schwerpunkt des Buches ist die „Briefaktion des RSHA (Juden)“, das groß angelegte Täuschungsmanöver, in dem die SS todgeweihte Jüdinnen und Juden nötigte, der Außenwelt mitzuteilen, dass es ihnen gut gehe. Das Thema wird hier erstmals umfassend und systematisch untersucht.
Der Autor hat unveröffentlichtes Material aus Sammlungen und Archiven in zwölf Ländern zusammengetragen und ausgewertet. Als Ergebnis legt er die bisher umfangreichste, auf der Grundlage der „Social Philately“ erarbeitete Darstellung der deutschen Besatzungs- und Vernichtungspolitik in Osteuropa vor. Das Buch faksimiliert und kontextualisiert eine große Zahl authentischer Schriftstücke, die oft die letzten Lebenszeichen von Opfern des Völkermordes sind.

Ingeborg Boxhammer
Herrin ihrer selbst:
Zahnkunst, Wahlrecht und Vegetarismus
Margarete Herz und ihr Freundinnen-Netzwerk
336 S., br., € 24,90
978-3-95565-339-2
Welche Möglichkeiten hatten ledige jüdische Frauen im Deutschen Kaiserreich, ihre eigenen Wege zu gehen und sich selbst zu verwirklichen? Die Biographie von Margarete Herz (1872-1947) setzt neue Akzente zum Engagement in der Frauenstimmrechtsbewegung, der Lebensreformbewegung - und der Zahnheilkunde: Die Dentistin stand im Zentrum eines kleinen Netzwerkes selbstständig arbeitender Frauen. Sie und ihr „lesbian-like“ Freundinnenkreis kämpften für radikaldemokratische Bürgerinnenrechte. Später baute sich Margarete Herz mit einer vegetarischen Gaststätte und einem Reformhaus eine wirtschaftlich unabhängige Existenz auf. Diese wurde jedoch durch erstarkenden Antisemitismus und die nationalsozialistische Diktatur zerstört. 1938 gelang ihr die Flucht in die USA. Mit Hilfe der überlieferten Privatkorrespondenz einer Schwägerin, der Antifaschistin und Pazifistin Alice Herz (1882-1965), entstand ein lebendiges Porträt.

Magnus Hirschfelds Exil-Gästebuch 1933-1935
240 S., 22,50 x 29,50 cm, geb., € 29,90
978-3-95565-338-5
Der Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld (1868-1935) führte während seines Exils in Frankreich zwischen 1933 und 1935 ein „Gästebuch“, in das sich nicht nur seine zahlreichen Besucherinnen und Besucher eintrugen. Er nahm dieses Buch auch gelegentlich mit auf Reisen, wenn er selbst privater Gast war oder an Veranstaltungen teilnahm. Das Gästebuch versammelt Einträge von Freundinnen und Freunden wie von flüchtigen Bekannten; prominente Namen stehen neben uns völlig unbekannten.
Hirschfelds „Gästebuch“ wird heute im Deutschen Literaturarchiv in Marbach verwahrt. Es wird hier in einer vollständigen Edition mit den Abbildungen der Originalseiten vorgelegt. Die Einträge wurden transkribiert und, wenn fremdsprachig, auch übersetzt. Die Edition enthält biographische Angaben zu den Personen und zu den Beziehungen, in denen sie zu Magnus Hirschfeld standen.
Das Gästebuch umfasst Einträge von mehr als 260 Personen, viele davon ebenfalls deutsche Emigrantinnen und Emigranten. Daneben finden sich zahlreiche Französinnen und Franzosen sowie Besucherinnen und Besucher aus aller Welt, außerdem fast 90 Erinnerungsfotos. Ausführliche Einleitungstexte geben Informationen zur Entstehungsgeschichte des Buches und zur Situation Hirschfelds im Exil in Frankreich. 182 Kurzbiographien und ein umfangreiches Verzeichnis der verwendeten Literatur machen dieses Gästebuch zu einem wichtigen Nachschlagewerk für die Exilforschung.


Deutschland braucht jüdischen Religionsunterricht
Herausgegeben von Klapheck, Landthaler, Rappoport
80 S., br., € 9,90
978-3-95565-342-2
Es ist kein neues Fach. Neu ist nur die Debatte über Jüdische Religionslehre als allgemeines Schulfach. In Zusammenarbeit mit jüdischen Gemeinden und Religionslehrern haben einige Schulministerien entsprechende Lehrpläne entwickelt. Das heutige Schlagwort heißt „kompetenzorientiert“. Innerjüdisch besteht die Herausforderung darin, wie durch kompetenzorientierten Unterricht die Pluralität des Judentums den Schülerinnen und Schülern dahingehend vermittelt wird, eigenständig mit der jüdischen Tradition umgehen und ihr religiöses Selbstverständnis gestalten zu können. Gegenüber der allgemeinen Gesellschaft stellt sich wiederum die Frage, wie der jüdische Religionsunterricht die Schülerinnen und Schüler befähigt, selbstbewusst ihr Judentum als Teil einer multireligiösen und pluralistischen Wirklichkeit zu leben. Zu diesen Fragen nehmen Bruno Landthaler, Mitherausgeber der Kinder-Tora „Erzähl es deinen Kindern“, und Rosa Rappoport, Mitverfasserin des Lehrplans in Nordrhein-Westfalen, im Gespräch mit Elisa Klapheck Stellung.

Luis S. Krausz
Das Kreuz des Südens
392 S., br., € 19,90
978-3-95565-340-8
Rolândia, eine landwirtschaftliche Siedlung im brasilianischen Bundesstaat Paraná, wurde in den 1930er Jahren ein Zufluchtsort für mehr als 80 Familien, die aus politischen und/oder rassistischen Gründen vor dem Nationalsozialismus aus Deutschland fliehen mussten. Sie kamen aus großbürgerlichem, städtischem Milieu und mussten sich in der ungezähmten Natur als Landwirte und Kaffeepflanzer eine neue Existenz aufbauen. Ihre besondere Lebensweise, eine Mischung aus deutscher Kultur, jüdischen Traditionen und brasilianischen Bräuchen, ist Thema dieses Romans, dessen Ich-Erzähler Rolândia in den 1970er Jahren während der Militärdiktatur besucht und den Alltag dieser Familien aus der Sicht eines Nachkommens österreichisch-jüdischer Immigranten aus São Paulo schildert. Er erzählt von Akkulturation und Nostalgie, vom jüdischen Schicksal und Exil und vom Leben zwischen zwei (oder drei) Welten.

Luis S. Krausz
Verbannung
Erinnerungen in Trümmern
Roman
Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Manfred von Conta
Mit einem Nachwort von Márcio Seligmann-Silva
122 S., br., € 14,90
978-3-942271-81-3
Luis S. Krausz geboren 1961 als Kind exilierter Wiener Juden in São Paulo, studierte klassische Philologie und Hebräisch an der Columbia University, der University of Pennsylvania und der Universität Zürich. Er promovierte in jüdischer Literatur an der Universidade de São Paulo, arbeitete als freier Journalist, Übersetzer und Redakteur und ist heute Professor für hebräische und jüdische Literatur an der Universidade de São Paulo. In Brasilien erschienen u.a. seine Übersetzungen von Elfriede Jelineks „Die Klavierspielerin“, Joseph Roths „Radetzkymarsch“, Thomas Manns „Königliche Hoheit“ und Gregor von Rezzoris „Denkwürdigkeiten eines Antisemiten“. Zahlreiche Veröffentlichungen über deutsch-jüdische und österreichisch-jüdische Literatur. Für die brasilianische Fassung von „Das Kreuz des Südens“ erhielt er 2016 den 2. Preis im brasilianischen „Jabuti“ Wettbewerb. 

Samuel Marder
Eine Träne in die Ewigkeit
Erzählungen, Erinnerungen und Gedichte
320 S., br., € 24,90
978-3-95565-341-5
Dieses Buch enthält Kurzgeschichten, autobiographische Erzählungen und Gedichte, die zum einen das jüdische Leben vor dem Krieg in Czernowitz - der Heimatstadt des Autors - schildern. Zum anderen handeln sie von Samuel Marders Erfahrungen während der Zeit des Holocaust und der späteren Emigration über Deutschland nach Amerika. Samuel Marder verschweigt den Schmerz nicht, der seinen Lebensweg prägt. Denn er spricht um des Guten willen, das sich auch im Bösen findet. Die Texte des Buches beziehen sich daher in verschiedener Weise auf eine spirituelle Dimension, die Tod und Leben miteinander verbindet. Indem Samuel Marder aus seiner Lebenserfahrung heraus den Schmerz und den Zweifel in dieser Orientierung zur Sprache bringt, lädt er den Leser ein, selbst auf das zu achten, was von bleibender Bedeutung ist.

Marco Helbig
Ephraim Carlebach
Neoorthodoxer Rabbiner in einer liberalen Stadt
112 S., br., € 14,90
978-3-95565-331-6
Ephraim Carlebach war der berühmteste Rabbiner Leipzigs und sein Lebenswerk strahlt bis heute über die Grenzen der Stadt hinaus. Durch seine neoorthodoxe Erziehung war es ihm auferlegt, neue Wege auszuloten und sie zu gehen. So gründete er die erste jüdische Schule Sachsens, erreichte den unterrichtsfreien Sabbat und setzte reformpädagogische Ideen an der Schule um. Er war das Herz und die Seele der Schule. Sein ständiges Bemühen um Verständnis und Zusammenarbeit zeichnen ihn als Menschen aus. Dieses Buch stellt Ephraim Carlebach vor und bringt ihn zurück in den aktuellen Kontext. Sein Leben und Werk stehen beispielhaft für eine Generation von Rabbinern, welche religiöse und weltliche Bildung vereinten. Als Vertreter der Neoorthodoxie zeigt seine Lebensgeschichte die überwindbaren und unüberwindbaren Grenzen auf.
English edition: Helbig, Ephraim Carlebach - Neoorthodox Rabbi in a liberal town, ISBN 978-3-95565-335-4, € 14,90

Ingo Fessmann
Imre Kertész und die Liebe der Deutschen
Eine persönliche Biographie
200 Seiten, 5 Abb., br., € 19,90
978-3-95565-308-8
Der ungarische Literaturnobelpreisträger und Holocaust-Überlebende Imre Kertész verbrachte viele Jahre seines Lebens in Deutschland. Hier erfuhren seine Werke große Anerkennung, hier wurde er als öffentlicher Intellektueller zu einem festen Teil des Kulturlebens. Je kritischer er seinem Heimatland Ungarn gegenüberstand, desto mehr wurde Deutschland ihm zu einem zweiten Zuhause. Ingo Fessmann, ein langjähriger Weggefährte Kertész‘, beschreibt in seinem Buch aus persönlicher Sicht seine Begegnungen mit dem großen Schriftsteller. Er resümiert gemeinsame Gespräche und Erlebnisse, vom ersten Treffen in Berlin Mitte der 1990er Jahre bis zur Verleihung des Nobelpreises 2002, zu der Kertész den Freund mit seiner Frau für fünf Tage nach Stockholm eingeladen hat. Das Buch enthält außerdem eine Reihe von essayistischen Betrachtungen, in denen Fessmann sich einzelnen Aspekten von Kertész‘ Person und Werk widmet: Es geht um Kertész' Beziehung zu seiner Familie, um seine Lieblingsautoren und -komponisten, um das Verhältnis zu seinen eigenen Texten sowie um die von Kertész geschaffenen Begriffe der „Schicksallosigkeit“ und der „Glückskatastrophe“, die sich als Leitmotive durch sein Denken, Schreiben und Leben ziehen.

Georges Bensoussan
Die Juden der arabischen Welt
Die verbotene Frage
Aus dem Französischen von Jürgen Schröder
208 Seiten, br.,  € 19,90
978-3-95565-327-9
Ist ein Frieden zwischen den Religionen möglich? Bietet die Geschichte keine Beispiele für einen solchen? War der Zeitabschnitt des „Al Andalus“ denn nicht durch eine harmonische Koexistenz von Juden, Muslimen und Christen geprägt? Indem er die goldene Legende der einen und den Manichäismus der anderen ablehnt, zeigt Georges Bensoussan, dass die arabische Welt für Minderheiten, und zwar insbesondere für die jüdischen, eine Stätte des Schutzes, aber auch der Unterwerfung war. Gestützt auf Recherchen in militärischen, diplomatischen und Verwaltungsarchiven, rekonstruiert Bensoussan diese Beziehungen.
Über die Geschichte der Emanzipation und der Unterdrückung hinaus geht es ihm darum, wie sich das Verhältnis der muslimischen Welt zur abendländischen Moderne von den mittelalterlichen Wurzeln bis zur Dekolonisation langfristig entwickelt.


Hyam Maccaby
Ein Pariavolk
Zur Anthropologie des Antisemitismus
Herausgegeben von Peter Gorenflos
208 Seiten, br.,  € 24,90
978-3-95565-307-1
Historisch bildeten die Juden eine verachtete Kaste in der christlichen Gesellschaft, wodurch sie, ohne es zu bemerken, eine unverzichtbare Rolle spielten - vergleichbar mit jener der Unberührbaren in Indien. Die Grundlagen für diese Rolle liegen in der Erzählung des Neuen Testaments, die der Judaist Hyam Maccoby im Licht antiker Opfervorstellungen analysiert. Die Juden wurden die perfekten Ausführenden der bösen - aber unerlässlichen - Gottesopferung. Ihnen wurde anstelle der christlichen Gesellschaft die Schuld aufgeladen, sodass Christen von notwendigen, aber tabuisierten Tätigkeiten befreit waren. Das Stigma blieb an den Juden haften und wurde fortlaufend durch Mythos und Kunst bekräftigt. Obwohl die Juden nach der Aufklärung offiziell vom Pariastatus befreit waren, blieb das Stigma - wie bei den hinduistischen Unberührbaren und bei Pariagruppen in vielen anderen Kulturen. Mittels der anthropologischen Analyse liefert Hyam Maccoby eine überzeugende Erklärung für das Versagen scheinbar vielversprechender Strategien, den Status der Juden zu normalisieren. Sein wichtiges Buch liegt hiermit erstmals in deutscher Übersetzung vor. 
Großformatige, deutsch-englische Neuausgabe:

Vor aller Augen / In Plain Sight
Die Deportation der Juden und die Versteigerung ihres Eigentums.
Fotografien aus Lörrach 1940
Herausgegeben von Klaus Hesse und Andreas Nachama
112 S., 50 Abb., br., € 15,00
978-3-95565-297-5
Die im Stadtarchiv Lörrach erhaltenen Fotografien der Deportation von Juden aus Lörrach und der Umgebung der Stadt am 22. Oktober 1940 stellen eine erschütternde Dokumentation dar. Sie entstanden während der Deportation von über 6 500 Juden in Südwestdeutschland im Herbst 1940. Einen besonderen Stellenwert haben jene Aufnahmen, die Auktionen von Hausrat aus den Wohnungen der Opfer bildlich festgehalten haben. Die hier publizierten, von einem Polizeibeamten gemachten Fotos zeigen Täter und Tatorganisation. Sie belegen, dass diese Verbrechen weitestgehend öffentlich, vor den Augen hunderter Zuschauer stattfanden. Sie dokumentieren den Publikumsandrang zu den Auktionen des Hausrates der Deportierten in Lörrach, als Ausdruck der ungeheuerlichen Gleichgültigkeit sehr vieler Deutscher gegenüber dem Schicksal der deutschen Juden.
Ort des Matrosenaufstands 1919, später Sitz des Aufbau Verlags, jetzt der Robert Bosch Stiftung:

Bähr, Johannes / Panwitz, Sebastian
Französische Strasse 32
Die Geschichte eines Hauses in Berlin-Mitte.
The History of a Building in the District of Mitte in Berlin
184 S., br.,  € 19,90
978-3-95565-302-6
Die bewegte Vergangenheit des Hauses Französische Straße 32 in der Nähe des Gendarmenmarkts in Berlin-Mitte ist ein Stück deutscher Geschichte. Ein königlicher Ballettmeister arrangierte hier Aufführungen und Festlichkeiten für den preußischen Hof, Generationen von Bankiers wohnten und arbeiteten in diesem Gebäude, später zog der renommierteste Verlag der DDR in das Haus ein. Die Historiker Johannes Bähr und Sebastian Panwitz schildern die beeindruckende Geschichte dieses Stadtpalais. Dabei richten sie den Blick auch auf die dunklen Kapitel, ein Massaker an revolutionären Matrosen, das hier vor hundert Jahren stattfand, und die „Arisierung“ einer jüdischen Privatbank im „Dritten Reich“. Heute ist das Haus als weltoffener Ort des Austauschs und des Dialogs ein Symbol für das neue Berlin.

Elise Garibaldi
Rosen in einem verbotenen Garten
Eine Liebe in Zeiten des Holocaust
204 S., br.,  € 19,90
978-3-95565-300-2
„Rosen in einem verbotenen Garten“ erzählt die unglaubliche, aber wahre Geschichte einer großen Liebe. Inge Katz, Tochter des erfolgreichen Bremer Unternehmers Carl Katz, verliebt sich im Ghetto Theresienstadt in einen Tschechen. Doch er wird in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz verlegt. Jahrelang quält sie die Ungewissheit, ob er noch lebt. Ihre Liebe überlebt alle Widrigkeiten, Misshandlung und Bedrohung, Hunger und Krankheit. Nach der Befreiung wartet sie lange und vergeblich auf ein Überlebenszeichen des geliebten Mannes. Schließlich fragt sie sich, ob sie an ihrer Liebe festhalten oder sich auf einen anderen Mann einlassen soll, der um sie wirbt. Elise Garibaldi offenbart in diesem Buch intimste Gedanken und Gefühle ihrer Großmutter Inge Katz - eine bewegende Lebens- und Liebesgeschichte.

Fernbach, Eugen
Assimilation - Zionismus - Spartakus
Chronik der Berliner Familie Fernbach (1879-1934)
192 S., br.,  € 18,00
978-3-95565-304-0
Eugen Fernbach (1853-1936) war sein Leben lang dem deutsch-jüdischen Assimilationsprojekt verbunden. Als dies jedoch im frühen 20. Jahrhundert ins Stocken geriet, suchten seine Kinder nach neuen Optionen. Der Zionismus war ihr erster Versuch, aber für den Sohn Wolfgang Fernbach wurde dies nur zu einer Etappe auf seinem Weg zum radikalen Sozialismus. Zu Beginn des Ersten Weltkrieges schloss er sich der Gruppe um Rosa Luxemburg an und hatte wesentlichen Anteil an der Spartakus-Bewegung. Er sollte im Januaraufstand 1919 sterben. In einem Lebenslauf seines Sohnes und einer Untersuchung seines Mordes liefert Eugen Fernbach wertvolle Informationen für Historiker und ein ergreifendes Beispiel dafür, wie historische Kräfte innerhalb einer Familie wirken.

Andrea Hopp, Katja Gosdek
Die Flüchtlingskonferenz von Évian 1938
[Graphic Novel - Nach dem Roman „Die Mission“ von Hans Habe]
192 Seiten und Abb., br., € 19,90
978-3-95565-309-5
Im Juli 1938 erörtern im französischen Kurort Évian-les-Bains 32 Staaten Möglichkeiten einer geregelten Migration der im nationalsozialistischen Deutschland systematisch verfolgten Juden. Die Bildergeschichte ist das Ergebnis eines Pilotprojektes, in dem sich muslimische Geflüchtete aus Syrien ausgehend von dieser Flüchtlingskonferenz mit deutsch-jüdischer Geschichte beschäftigt haben. Deren eigene Erfahrungen fließen ein in eine am gegenwärtigen historischen Forschungsstand orientierte Neuerzählung des Romans „Die Mission“ von Hans Habe. So ist die Bildergeschichte, die von jüdischen Hoffnungen und diplomatischer Schwerfälligkeit damals handelt, auf mehreren Ebenen eine „gemeinsam erzählte Geschichte“ für heute und morgen - und ein Angebot, sich Themen der jüdischen Geschichte durch Literatur zu erschließen. Hans Habe (1911–1977) nahm 1938 als Korrespondent des „Prager Tagblatt“ an der Évian-Konferenz teil. In seinem 1965 erschienenen Roman „Die Mission“ verarbeitete Habe die Flüchtlingskonferenz von Évian, bei der sich die Staatengemeinschaft unwillig zeigte, die verfolgten deutschen Jüdinnen und Juden aufzunehmen.

Anna Hájková, Maria von der Heydt
Die letzten Berliner Veit Simons
Holocaust, Geschlecht und das Ende des deutsch-jüdischen Bürgertums
144 Seiten, 49 Farb- und S/W-Abb.,
144 Seiten, 350 Abb., br., € 17,90
978-3-95565-301-9
Die jüdischen Familien Veit und Simon spielten in der Berliner Kulturgeschichte des 19. Jahrhunderts in Berlin eine wichtige Rolle. Als letzter prominenter Berliner Vertreter der Familie wurde Heinrich Veit Simon, Vorstandsmitglied der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums und erfolgreicher Rechtsanwalt und Notar, 1942 im Polizeigefängnis Alexanderplatz ermordet und in der Familiengrabstätte an der Schönhauser Allee beigesetzt. Das Buch porträtiert Heinrich Veit Simon und seine Familie, die zeitweise in Dahlem und zuletzt in Lichterfelde lebte. Während des Nationalsozialismus wurde die Familie auseinander gerissen. Das Buch folgt ihren Spuren, die sich teilweise in den Vernichtungslagern verlieren, teilweise aber weit über Berlin und Deutschland hinausweisen.
Englische Ausgabe: 978-3-95565-316-3


Das Antlitz der Alten umschönen
Vom Umgang mit dem Älterwerden und dem Alter im Judentum
On age and aging in Judaism
Herausgegeben von Stephan M. Probst
Deutsch/Englisch
200 Seiten, br., € 19,90
978-3-95565-312-5
Wir wollen alle lange leben, aber keiner möchte dabei alt werden. Die Anti-Aging-Bewegung, die das Alter wie eine Krankheit bekämpft, führt uns die Verachtung vor Augen, die unsere Gesellschaft dem Alter entgegenbringt. Die inzwischen sehr hohe Lebenserwartung wird daher sehr ambivalent wahrgenommen. Zwar sehen wir gewonnene Lebenszeit als Geschenk; die Vorstellung, im Alter aber körperliche und geistige Fähigkeiten und damit vermeintlich an Wert zu verlieren, macht uns Angst. Viele fragen sich, ob ihr Leben im Alter menschenwürdig bleiben wird. Einen völlig anderen Umgang mit dem Älterwerden und dem Alter lehrt uns die jüdische Tradition. Sie kann uns helfen, Alter und Hinfälligkeit als Teil unseres Lebens anzunehmen und zeigen, dass auch ein Leben mit zunehmendem Angewiesensein auf Hilfe trotzdem menschenwürdig ist.

Brennender Stoff
Deutsche Mode jüdischer Konfektionäre vom Hausvogteiplatz
Herausgegeben von Kristin Hahn und Sigrid Jacobeit
156 Seiten, 80 Farb-Abb., br.,  € 19,90
978-3-95565-275-3
Der Hausvogteiplatz und seine angrenzenden Straßen bilden eines der geschichtsträchtigsten Viertel der europäischen Konfektionsgeschichte sowie der Berliner Modegeschichte.
Das Jahr 1836 ging  mit der Gründung der Firma „Gebrüder Manheimer“, die erstmals Kleidung (Mäntel) serienmäßig produzierte, als Geburtsstunde der Berliner Konfektion ein. Weitere Firmengründungen, überwiegend von jüdischen Besitzern, folgten unmittelbar, u. a. von Hermann Gerson und Nathan Israel.
Mit dem Beginn des NS-Regimes wurde die Zerstörung der jüdischen Kleidungsindustrie und damit der Wurzeln der Berliner Konfektion eingeleitet.
„Brennender Stoff“ erinnert an die Blüte, den Umbruch und den Untergang des einstigen Modezentrums. Kristin Hahn studierte Europäische Ethnologie und
Erziehungswissenschaften in München und Berlin. 2011/2012 absolvierte sie das Postgraduate Research Program an der Middlesex University London. Ihre
Forschungsschwerpunkte liegen in der Kleidungsforschung sowie Alltagskultur. Derzeit promoviert und lehrt sie an der Humboldt-Universität zu Berlin.


Julius H. Schoeps
Düstere Vorahnungen
Deutschlands Juden am Vorabend der Katastrophe (1933–1935)
536 Seiten, geb., € 29,90
978-3-95565-273-9
Wie konnte es dazu kommen? Wie haben die Juden die Ereignisse vor und nach der sogenannten Machtübernahme durch Hitler und die Nationalsozialisten wahrgenommen? Wie haben sie auf die systematische Ausgrenzung reagiert? Wurde der organisierte Massenmord, wie von manchen vermutet, bereits in den Anfängen des Hitler-Regimes vorgedacht? Mit diesen und anderen Fragen zur Lage der deutschen Juden in den Anfangsjahren des NS-Regimes beschäftigt sich der Potsdamer Historiker Julius H. Schoeps in „Düstere Vorahnungen“. Er bezieht sich dabei, neben der einschlägigen Forschung, vor allem auf Lebenszeugnisse, also Erinnerungen, Tagebücher, Briefwechsel und andere Ego-Dokumente, die die Reaktionen der Juden u. a. auf den NS-Terror im Alltag, auf die Verdrängung aus dem Kultur-, Wirtschafts- und Berufsleben, auf den Raub und die Arisierung von Eigentum behandeln. Schoeps versetzt den Leser in die Lage, sich aus der Perspektive der deutschen jüdischen Bevölkerung ein Bild von den Anfangsjahren des NS-Regimes und von ihren Befindlichkeiten und Befürchtungen zu machen. Seine narrative Zusammenschau weicht damit in einigen wesentlichen Punkten von den tradierten Sichtweisen etablierter Historiker auf diese Zeit ab, die zumeist die Täterperspektive fokussieren, aber die Opferperspektive häufig vernachlässigen. 
Wanderausstellung ab November im Erinnerungsjahr 1918/2018


Hugo Simon in Berlin
Handlungsorte und Denkräume
Herausgegeben von Anna-Dorothea Ludewig und Rafael Cardoso mit dem Abdruck des Gästebuchs aus Seelow, das u. a. Einträge von Thomas Mann und Max Pechstein enthält und mit Beiträgen von Rafael Cardoso, Anna-Dorothea Ludewig, Jan Maruhn und Nina Senger
120 Seiten, 60 Abb., geb., € 24,90
978-3-95565-274-6
Der Bankier und Mäzen Hugo Simon (1880–1950) war eine der Schlüsselfiguren des Berliner Lebens in der Zwischenkriegszeit. Die Vielfalt seiner kulturellen, politischen und wirtschaftlichen Interessen und des damit verbundenen Engagements ließen Hugo Simon zum Mittelpunkt eines einzigartigen Netzwerks werden. Deutlich wird das an seinen beiden Häusern: der (im Krieg zerstörten) Villa in Berlin-Tiergarten und dem Gut in Seelow im Oderbruch. Beide Orte waren nicht nur private Refugien, sondern soziale Treffpunkte, die Menschen zusammenbrachten; Ausstellungsflächen, die moderner und ‚klassischer‘ Kunst Raum boten; Experimentierfelder für innovative landwirtschaftliche Methoden (Seelow); Bühnen für ‚halböffentliche‘ Kulturveranstaltungen und (politische) Diskussionsforen. Vor diesem Hintergrund soll Hugo Simons Leben und Werk wieder sichtbar gemacht werden.



Queer in Israel
Herausgegeben von Nora Pester mit Fotografien von Ilan Nachum
Deutsch/Englisch
180 Seiten, 100 Farb-Abb., br.,  € 24,90
978-3-95565-282-1
Hinter den bunten Bildern der jährlichen Gay Pride Parade in Tel Aviv steht eine Dimension der rechtlichen Gleichstellung von Homosexuellen, mit der Israel nicht nur eine Inselposition im Nahen Osten einnimmt, sondern die zu den progressivsten weltweit gehört. Sie ermöglicht alternative Eltern- und Familienkonzepte, die in Deutschland bisher weitgehend unbekannt sind. Gleichzeitig offenbart sich an diesem Thema die tiefgreifende Spaltung der israelischen Gesellschaft zwischen der „Bubble“ Tel Aviv und dem Rest des Landes sowie zwischen ultra-progressiven und ultra-konservativen Lebensformen und Denkmustern.Mit Beiträgen von Nora Pester, Sarah Pohl, Frederik Schindler, Arye Sharuz Shalicar und Interviews mit dem Fotografen Benyamin Reich und dem Jerusalem Open House


DESSA
The Art of Remembrance:
Alice Salomon
Deutsch/Englisch mit Beiträgen von Dessa, Adriane Feustel und Petra Lange.
96 Seiten, 25 Abb., br.,  € 20,00
978-3-95565-293-7
 „Insbesondere die Verflechtung von Tragik und Verlust, von Vertreibung und Tod, von Widerstand und Aufbegehren im Leben ihrer Protagonisten macht für Dessa die Wandlung von der privaten Erkenntnis zum nach außen drängenden bildkünstlerischen Vorhaben notwendig.” Petra Lange 1937 in die Emigration gezwungen, starb Alice Salomon im August 1948 einsam in New York. Im Dezember desselben Jahres wurde die Schweizer Künstlerin DESSA (Deborah Sharon Abeles) in Südrhodesien, dem heutigen Simbabwe, geboren.
Alice Salomon (1876–1948), Sozialreformerin, Pädagogin, Feministin, Ökonomin und Pazifistin, gründete 1908 die Soziale Frauenschule in Berlin. Sie schrieb 28 Fachbücher und über 500 Artikel. Dennoch ist sie außerhalb der Sozialwissenschaften wenig bekannt. Ihre bewegende Autobiographie spiegelt die Geschichte Europas ihrer Zeit. Mittels verschiedener künstlerischer Techniken eröffnet Dessa einen visuellen, einen konkreten Zugang zur Geschichte Alice Salomons: Gemälde, Collagen, Objekte, Installationen und ein imaginierter Dialog werden zu einer vielschichtigen Narration verknüpft. Die Gründerin des Alice Salomon Archivs in Berlin, Adriane Feustel, schreibt in ihrem Beitrag zu diesem Buch: „Ich erkenne nun, Kunst ist ein zentrales Konzept der Philosophie von Alice Salomon.”


Eva-Maria Thüne
Gerettet
Berichte von Kindertransport und Auswanderung nach Großbritannien
180 Seiten, 24 Abb., br.,  € 17,90
978-3-95565-280-7
In diesem Lesebuch sind die Stimmen von Menschen versammelt, die als Kinder oder Jugendliche in den 1930er Jahren vor der nationalsozialistischen Verfolgung nach Großbritannien fliehen konnten. Die meisten von ihnen kamen in den Jahren 1938/39 mit dem „Kindertransport“ aus Deutschland, Österreich, Polen und der Tschechoslowakei. Die Gesprächsausschnitte beruhen auf Interviews, die Eva-Maria Thüne im Jahr 2017 in Großbritannien mit ihnen zumeist auf Deutsch geführt hat. Die Fragen nach dem Sprachwechsel und den Erfahrungen in der neuen Kultur bildeten den Ausgangspunkt. Doch die Antworten gingen weit darüber hinaus: Es sind auch Erinnerungen an die Eltern, Beschreibungen der dramatischen Reise und Ankunft sowie Lebensberichte unter den Vorzeichen von Trauma und Rettung.




Konstantin Seifert
Mediziner, „Rassenschänder“, Interbrigadist …?
Hans Serelman – Der deutsche Arzt des Maquis
216 Seiten, farbige Abb., geb., € 24,90
978-3-95565-262-3
Die „New York Times“ machte Hans Serelman 1935 zum verurteilten „Rassenschänder“ im „Dritten Reich“. Seither wird dies ungeprüft in die internationale Fachliteratur übernommen. Serelmans Wirken als Mediziner, Kommunist, Widerstandskämpfer und einziger deutscher Arzt im Maquis (der Linken der Résistance) blieb indes unbeleuchtet. Sein rastloses Leben jedoch kreuzten viele, u. a. Gerhard und Werner Scholem, Walter Janka, Harry Domela und Paul Ludwig Landsberg. Serelmans Daten lagern in 40 Archiven von Moskau bis Boston und erzählen von einem Leben beeindruckender historischer, geografischer und menschlicher Dimension. Sie führen den Leser durch das deutsche KZ, den Spanischen Bürgerkrieg, die französischen Gefangenenlager bis in die Résistance und dokumentieren nicht zuletzt ein Stück Medizingeschichte des 20. Jahrhunderts.
Berlin, Mitte, Jägerstraße 49:


Sebastian Panwitz
Das Haus des Kranichs
Die Privatbankiers von Mendelssohn & Co. (1795–1938)
352 Seiten, 45 Abb., geb., € 29,90
978-3-95565-263-0
Die Geschichte der Privatbankiers von Mendelssohn & Co. ist die Geschichte eines Unternehmens, das über fünf Generationen von einer prominenten deutschen Familie, von ungewöhnlichen Persönlichkeiten geführt wurde. In seiner Entwicklung spiegelt sich nicht nur größere Politik- und Wirtschaftsgeschichte, es nahm selbst Einfluss auf diese. Das Buch stellt auch die Frage nach der Ethik des Privatbankiers auf persönlicher wie auf gesellschaftlicher Ebene, im Bewusstsein, dass Besitz nicht nur mit Möglichkeiten, sondern ebenso mit Verantwortung verbunden ist: eine Alternative zu den heute im Finanzwesen dominierenden Werten und der Beweis, dass man auch mit klaren ethischen Grundsätzen in diesem Zweig wirtschaftlich und gesellschaftlich erfolgreich sein kann.

Irena Strelow
System und Methode
NS-Raubkunst in deutschen Museen
Herausgegeben von Julius H. Schoeps
180 S., 64 Abb., br., € 22,00
978-3-95565-246-3
Seit 1938 gelangten immer mehr beschlagnahmte „Umzugsgüter“ von Geflüchteten in Berlin zur Versteigerung. Sowohl die Versteigerung der Kunstsammlung der verwitweten Marie Busch, geb. von Mendelssohn-Bartholdy im Jahr 1940 durch den allgemein öffentlich bestellten Versteigerer Gerhard Harms als auch die „Verwertung“ von selektierter Kunst aus dem Eigentum des Warenhausbesitzers Georg Tietz durch den Kunstauktionator Hans W. Lange 1943 waren als „geschlossene Veranstaltung“ nur bestimmten Personengruppen zugänglich.
In beiden Fällen zeigte sich, dass offenbar ein weiterer Profiteur, neben Hitlers Führermuseum Linz, das Privileg genoss, bereits vor den Versteigerungen das Wertvollste für sich zu beanspruchen: die Staatlichen Museen zu Berlin.

Pessach Haggada
Herausgegeben von Rabbiner Andreas Nachama
128 S., geb., Abb., 19,90 €
978-3-95565-137-4
Die Haggada ist eine Agende für den ersten und zweiten Abend des Pessachfestes, die den Auszug der Israeliten aus Mizrajim nacherzählt und für Teilnehmer an dem traditionellen Festmahl jüdischer Familien nachempfindbar macht. Diese von Rabbiner Andreas Nachama eingerichtete Neuausgabe beinhaltet die traditionellen hebräischen Texte für den Sederabend - vollständig ins Deutsche übersetzt und transliteriert - mit detaillierten Anweisungen zum liturgischen Ablauf. Die Agende ist aktualisiert entsprechend dem egalitären Ritus eingerichtet. Ein Essay von Rabbiner Edward van Voolen umreißt die Bedeutung der Haggada in der Welt der jüdischen Gebetstexte.

Egalitäre Pessach Haggada
Hebräisch /  Deutsch / Kommentare
Herausgegeben von Rabbinerin Elisa Klapheck mit Chasan Daniel Kempin und dem Egalitären Minjan in Frankfurt a. M.
144 S., geb., € 24,90
978-3-95565-512-9
Dies ist die erste Egalitäre Haggada im deutschsprachigen Raum. „Egalitär“ bedeutet, dass jüdische Frauen und Männer, Jungen und Mädchen gleichberechtigt an den jüdischen Ritualen teilnehmen. Seit den 1990er Jahren feiert der Egalitäre Minjan in Frankfurt am Main alljährlich den Seder mit viel Kreativität und Beteiligung seiner Mitglieder. Neben dem Lesen der Haggada und dem Singen der Pessach-Lieder spielen gerade auch Diskussionen über einzelne politische, religiöse, historische oder spirituelle Aspekte der Haggada sowie die heutige Bedeutung des Auszugs aus der Sklaverei eine zentrale Rolle. Diese langjährige Praxis ist in dieser Egalitären Haggada zusammengetragen. Zusätzlich zu einer geschlechtersensiblen Übersetzung des hebräischen Textes bietet sie eine umfassende Transliteration, Noten zu den Liedern sowie eine Fülle von Kommentaren und Alternativ- möglichkeiten. In den Illustrationen von Simon Schwartz spiegelt sich die Diversität heutigen jüdischen Lebens – auch am Sedertisch.


WIEDER LIEFERBAR:

Die Pessach Haggada
Herausgegeben und kommentiert von Rabbiner Michael Shire gemeinsam mit Rabbiner Walter Homolka, Rabbiner Andreas Nachama und Rabbiner Jonah Sievers mit Faksimile-Reproduktionen von Buchmalereien und Handschriften aus der British Library
Aus dem Hebräischen von Annette Böckler. Mit einer Transliteration von Rabbiner Jonah Sievers
Deutsch/Hebräisch/Transliteration
64 S., geb., € 24,90
978-3-942271-89-9
Die Haggada gehört zu den bekanntesten und beliebtesten Bücher im Judentum. Sie erzählt die Geschichte von der Befreiung des Volkes Israel aus der Sklaverei und dem Auszug aus Ägypten und stiftet zu Pessach ein gemeinsames Ritual. Diese Haggada wird, wie im Hebräischen üblich, von rechts nach links geblättert und enthält in ihrer Kommentierung durch Rabbiner Michael Shire viele historische Bezüge bis hin zur Gegenwart, wodurch sie auch für nicht-jüdische Leser interessant ist. Ihre Illustrationen sind Faksimile-Reproduktionen mittelalterlicher illuminierter Handschriften aschkenasischer und sephardischer Herkunft aus der berühmten Sammlung der British Library in London. Die prächtige Aschkenasi-Haggada bereitet das Pessach-Ritual vor, die Barcelona-Haggada mit ihren kunstvoll ausgearbeiteten Tafeln und farbenprächtigen Rändern, die mit Tieren und Blattwerk gestaltet sind, illustriert es. Bilder aus der Goldenen Haggada stellen schließlich Episoden der Auszugsgeschichte und die zehn Plagen dar. Die abgenutzten, mit Wein bespritzten Seiten der hebräischen Buchillustration sind ein Tribut an die vielen Sederfeiern, zu denen Generationen von Jüdinnen und Juden sie gelesen und ihrem Glauben Ausdruck verliehen haben.
Auch noch lieferbar ist die Ausgabe für 19,90 mit den hebräischen Texten für den Sederabend - vollständig ins Deutsche übersetzt und transliteriert - mit detaillierten Anweisungen zum liturgischen Ablauf entsprechend dem egalitären Ritus.


Stefan Zweig
Die geistige Einheit der Welt
Herausgegeben von der Casa Stefan Zweig mit Beiträgen von Alberto Dines, Celso Lafer, Jacques Le Rider und Klemens Renoldner
Deutsch/Englisch/Französisch/Spanisch/ Portugiesisch
184 Seiten, 40 Farbabb. inkl. Faksimiles, br., € 27,90
978-3-95565-214-2
Am 27. August 1936 hält Stefan Zweig in der Musikschule von Rio de Janeiro seinen unter dem TiteI,,L'unit spirituelle de 'Europe" verfassten Vortrag, der schließlich in,,Zur geistigen Einheit der Welt" umbenannt wird. Er bildet den abschließenden Höhepunkt seiner ersten Brasilien-Reise. Das Publikum feiert Zweig mit stehenden Ovationen und lässt sich Autogramme geben. Seine Rede beinhaltet zwei zentrale Botschaften: Völker der Welt, wenn ihr einander nicht versteht, dann gefährdet ihr alles, was die Menschheit in 1 000 Jahren an Kultur hervorgebracht hat. Und: Die Hoffnung auf einen Weltfrieden liegt in den jungen Völkern Südamerikas.Zweig sieht den Zweiten Weltkrieg heraufziehen, der Spanische Bürgerkrieg ist bereits ausgebrochen, seine Bücher sind in Deutschland schon verbrannt worden.Das deutsche Originalmanuskript seines Vortrags schenkt Zweig dem brasilianischen Außenminister Jos Carlos de Macedo Soares. Heute befindet es sich im Besitz der Casa Stefan Zweig in Petrópolis (Brasilien) und wird hier erstmals vollständig faksimiliert in einer aufwendig gestalteten, fünfsprachigen Ausgabe wiedergegeben, ergänzt um Beiträge von Alberto Dines (Casa Stefan Zweig) Celso Lafer (zweimaliger Außenminister Brasiliens) sowie Klemens Renoldner (Direktor des Stefan Zweig Centre der Universität Salzburg) und Jacques Le Rider (coIe Pratique des Hautes Etudes Paris).

Stefan und Lotte Zweigs südamerikanische Briefe
New York, Argentinien und Brasilien 1940–1942
Herausgegeben von Darién J. Davis und Oliver Marshall
Aus dem Englischen von Karin Hanta
336 Seiten, Hardcover, € 27,90
978-3-95565-188-6
Die in diesem Buch enthaltenen Briefe aus den USA, Argentinien und Brasilien an Familienmitglieder in England vermitteln einen berührenden Eindruck von den letzten 20 Monaten im Leben der Zweigs. Die Briefsammlung von Stefan Zweig stellt nicht nur die umfassendste bis jetzt veröffentlichte Korrespondenz vom amerikanischen Doppelkontinent dar, sondern enthält auch als einzige Briefe von Lotte Zweig, die bis dahin nur als „schweigsame Frau“ dargestellt wurde. Lotte Zweig tritt endlich aus dem Schatten ihres Ehemanns hervor und gibt in ihren Schreiben einen tiefgehenden Einblick in die Beziehung und Exilerfahrung des Ehepaares. 

Stefan Zweig und sein Freundeskreis
Sein letztes Adressbuch 1940–1942
Herausgegeben mit einem Beitrag von Klemens Renoldner von Alberto Dines, Israel Beloch and Kristina Michahelles
232 S., 50 Faksimiles, 62 Abb., geb., 27,90 €
978-3-95565-134-3
Das letzte Adressbuch Stefan Zweigs (1881–1942) führt ein in den Freundeskreis des weltbekannten österreichischen Schriftstellers. 158 Namen, die ihn auf seinem Weg ins brasilianische Exil begleiteten, werden erstmals in einer hochwertig ausgestatteten Faksimile-Ausgabe vollständig wiedergegeben sowie alle darin enthaltenen Personen und ihre Beziehung zum Schriftsteller von Zweig-Kennern der Casa Stefan Zweig in Petrópolis (Brasilien) kommentiert und in Kurzbiographien vorgestellt. Dieses Telefonbuch und die darin enthaltenen Kontakte geben einen außergewöhnlich intimen Einblick in das persönliche Umfeld Zweigs, der auf diese Weise durch seine Freunde und Weggefährten neu entdeckt werden kann. Es ist zugleich symbolträchtiger Ausdruck seines Versuchs eines Neuanfangs in der Fremde und des tief empfundenen Verlustes der „geistigen Heimat Europa“

Mosse im Museum
Die Stiftungstätigkeit des Berliner Verlegers Rudolf Mosse (.1843-1920)  für das Ägyptische Museum Berlin
Herausgegeben von Jana Helmbold-Doyé und Thomas L. Gertzen mit einem Geleitwort von Julius H. Schoeps und einem Vorwort von Friederike Seyfried
200 Seiten, zahlr. Farbabb., € 35,00
978-3-95565-221-0


Erika und Gerhard Schwarz
Das Rittergut Garzau und jüdische Zwangsarbeit
Mit einem Vorwort von Hermann Simon
168 Seiten, 90 Abb., Hardcover, € 19,90
978-3-95565-222-7
Garzau, östlich von Berlin, ist weit über die lokalen Grenzen hinweg durch den preußischen Kartografen Friedrich Wilhelm Carl Graf von Schmettau (1743-1806) bekannt. Auf dem Areal seines Rittergutes hatte der General einen Landschaftsgarten errichten lassen. Heute zeugt lediglich die 2010 rekonstruierte, ursprünglich als Grabmal gedachte größte Feldsteinpyramide Deutschlands noch von der einstigen Blütezeit des Parks. Die wenigsten der zahlreichen Besucher dürften um die Verbindung des Anwesens und seiner späteren Eigentümer mit der jüdischen Geschichte Berlin-Brandenburgs wissen. Paul von Rohrscheidt und sein Sohn Hans, beide eng verwandt mit Katia Pringsheim, der Gattin des Nobelpreisträgers Thomas Mann, führten das Gut Ende des 19. bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts zu wirtschaftlichem Aufschwung. Von 1939 bis 1943 mussten auf dem Besitz Jüdinnen und Juden Zwangsarbeit für die Kriegswirtschaft leisten. Erika und Gerhard Schwarz beschreiben erstmalig das,,Jüdische Arbeitseinsatzlager Garzau", seine Entstehung, Funktion und Verwaltung als Bestandteil der faschistischen Judenverfolgung und rekonstruieren die Biografien der ehemaligen Insassen. Keiner von ihnen überlebte den Holocaust. Die Autoren stützen ihre detektivische Recherche auf einen bisher nicht ausgewerteten Schriftwechsel, der sie von Garzau nach Berlin, Fürstenwalde, Paris, Zürich, London, New York, Tel Aviv und Auschwitz brachte. Dieses Buch soll auch Anregung zur Erforschung der jüdischen Zwangsarbeit in über 20 anderen Orten Brandenburgs sein.


Lara Dämmig
Jüdisches in Pankow
Rundgänge durch Prenzlauer Berg, Pankow und Weißensee
152 S., 64 Abb., br., € 14,90
978-3-942271-90-5
Die Synagoge Rykestraße in Prenzlauer Berg, das ehemalige Waisenhaus der Jüdischen Gemeinde in Pankow oder der Jüdische Friedhof in Weißensee sind weithin bekannte jüdische Stätten im Nordosten Berlins. Dabei gibt es dort sehr viel mehr Spuren ehemaligen jüdischen Lebens, aber auch einer lebendigen jüdischen Gegenwart zu entdecken. Drei Rundgänge zu 62 Stationen in drei Stadtteilen führen zu sichtbaren und verborgenen jüdischen Orten wie der Jüdischen Altersversorgungsanstalt, dem Auerbach'schen Waisenhaus, dem Wohnhaus von Ernst Lubitsch, dem Kredit-Kaufhaus Jonaß, dem Garbátyplatz, dem Altersheim für Jüdische Taubstumme, dem Bleichröderpark, der Jüdischen Arbeiterkolonie oder dem Kaufhaus Brünn. Denkzeichen und Stolpersteine zeugen von einer vielfältigen Erinnerungskultur. Historische Fotos illustrieren die Texte. Karten helfen, zu Fuß, per Rad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln diese Orte zu erkunden.

Lara Dämmig
Jewish Traces in Pankow
Walking tours through Prenzlauer Berg, Pankow and Weissensee
148 pp, 64 ill., br., € 14,90
978-3-942271-91-2

Zweisamkeiten
Zwölf außergewöhnliche Paare in Berlin
Herausgegeben von Elke-Vera Kotowski, Anna-Dorothea Ludewig, Hannah Lotte Lund
264 S., 60 Abb., br., 19,90 €
978-3-95565-135-0
Berlin ist facettenreich, überraschend und scheint sich immer wieder neu zu erfinden oder wird erfunden, von Männern und Frauen, die sich in dieser Stadt beheimatet fühlen, und sei es nur für kurze Zeit. Vor diesem Hintergrund sind viele interessante (zwischenmenschliche) Konstellationen entstanden, manche waren von Dauer, einige hielten nur für eine kurze Zeit, aber alle waren sie prägend – und außergewöhnlich. Zwölf inspirierenden „Zweisamkeiten“ ist dieses Buch gewidmet und natürlich ihrer Stadt, denn Berlin war und blieb immer die Dritte im Bunde.
Paare :
Charlotte Berend-Corinth – Lovis Corinth
Marlene Dietrich – Josef von Sternberg
Hedwig Dohm, geb. Schlesinger – Ernst Dohm
Valeska Gert – „Ilse Koch“
Henriette Herz, geb. de Lemos – Marcus Herz
Helen Hessel, geb. Grund – Franz Hessel
Mathilde Jacob – Rosa Luxemburg
Lotte Laserstein – Traute Rose
Else Lasker-Schüler – „Prinz von Theben“
Margarete Oppenheim, geb. Eisner, verw. Reichenheim – „Paul Cézanne“
Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg, geb. Schiller – „JU 87“/„JU 88“
Gabriele Tergit – „Käsebier“

„Berlin lebt auf!“. Die Fotojournalistin Eva Kemlein (1909–2004)
Herausgegeben von der Stiftung Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum
128 Seiten, 80 Abbildungen, Klappenbroschur, € 14,90
978-3-95565-181-7
Eva Kemlein (1909–2004) war die Chronistin des Berliner Nachkriegs- und des Berliner Theaterlebens. Als Bildjournalistin für die „Berliner Zeitung“, deren erste Ausgabe 1945 die Überschrift trug: „Berlin lebt auf!“, prägten ihre Bilder von Überlebenden – sie selbst hatte die Nazizeit als Jüdin versteckt überstanden –das Gedächtnis der Nachkriegszeit. Immer Berlinerin, war sie doch Grenzgängerin zwischen den Welten. Über 60 Jahre fotografierte sie an den Bühnen Ost-Berlins und kehrte jeden Abend in ihre Wohnung in den Westen der Stadt zurück. Ein außergewöhnliches Leben zwischen Ost und West.


Ruth Zeifert
Nicht ganz koscher
Vaterjuden in Deutschland
Mit einem Vorwort von Micha Brumlik
218 Seiten, Klappenbroschur, € 24,90
978-3-95565-208-1
Jüdisch ist, wer Kind einer jüdischen Mutter ist. Das Religionsgesetz, die Halacha, ist da eindeutig. Allein auf die Mutter kommt es an. Herkunft und Glauben des Vaters sind für den Status irrelevant. In den Jüdischen Gemeinden sind sie nicht registriert. Da der Status oftmals im Widerspruch zu Selbstbild und Fremdzuschreibungen steht, suchte Ruth Zeifert nach der Bedeutung der religiösen Regel und schließlich das Gespräch mit Vaterjuden. Sie lässt diese Menschen mit ihren Erfahrungen, Problemen, Wünschen und Hoffnungen zu Wort kommen und bietet ihnen ein Forum, ihre Lebenswirklichkeit auszudrücken. 


Christoph Kreutzmüller, Julia Werner
Fixiert
Fotografische Quellen zur Verfolgung und Ermordung der Juden in Europa
Eine pädagogische Handreichung
64 S., 47 Abb., Br., € 14,90
2., überarbeitete und erweiterte Auflage
978-3-942271-60-8
Fotografien gelten als unbestechliches Abbild der Realität, sind aber das Ergebnis einer Auswahl und somit einer Bearbeitung. Diese ambivalente Qualität – Ausschnitt zu sein, aber für ein Ganzes stehen zu sollen – führt dazu, dass Fotos in politischen Konflikten oft als Waffe eingesetzt wurden. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der historischen Fotografie steht noch am Anfang. Ihre erstaunliche Unsichtbarkeit im Kontext historischen Lernens ist vor allem darauf zurückzuführen, dass diese allzu oft als Illustration gebraucht werden. Als Quelle eingesetzt, sind sie jedoch im pädagogischen Kontext außerordentlich wertvoll. Hier setzt dieses Buch mit dem Ziel an, fünf historischen Fotoserien der Verfolgung und Ermordung der Juden in Europa exemplarisch zu analysieren, um Lehrenden Werkzeuge zu deren Analyse an die Hand zu geben. Fotograf und Überlieferung werden jeweils kurz dargestellt, die Fotos in den Kontext ihrer Entstehung eingeordnet und zusammen mit den anderen Bildern der Serie gezeigt. Es folgt die Detailanalyse des einzelnen Fotos, die anschließend mit Quellen anderer Herkunft und Sichtweise kontrastiert wird. Den Abschluss jedes Kapitels bilden Fotos von heute, die den aktuellen Zustand der Orte zeigen und damit klarstellen sollen, dass diese real existieren.

Internationale Wanderausstellung
Industrie und Holocaust: Topf & Söhne — Die Ofenbauer von Auschwitz
Industry and the Holocaust: Topf & Sons – Builders of the Auschwitz Ovens
Herausgegeben von / edited by Annegret Schüle
172 Seiten, 124 Abb., Klappenbroschur,€ 17,90
978-3-95565-223-4
Für den millionenfachen Mord in den Konzentrations- und Vernichtungslagern brauchte die 55 zivile Experten. Die Erfurter Firma J. A. Topf & Söhne nahm dabei eine entscheidende Rolle ein. Ihre Verbrennungsöfen ermöglichten die schnelle, kostengünstige Beseitigung der Leichen. Ihre Lüftungstechnik optimierte das Morden in den Gaskammern von Auschwitz-Birkenau. Schlüsseldokumente zum Holocaust aus dem Betriebsarchiv, aus Auschwitz und Moskau stehen im Zentrum des von Annegret Schüle herausgegebenen Begleitbandes zur internationalen Wanderausstellung des Erinnerungsortes Topf & Söhne - Die Ofenbauer von Auschwitz in Kooperation mit der Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora, die in der ehemaligen Wäschereibaracke des Stammlagers im Staatlichen Museum Auschwitz-Birkenau 2017 eröffnet wurden.

Alephbeth
Die hebräische Lesefibel für Anfänger
Reprint, herausgegeben von Rabbiner Andreas Nachama
72 S., geb., € 16,90
978-3-95565-081-0
Wie lernt man das Hebräisch der Gebetbücher lesen und wie die ersten Worte des Gebetbuchhebräisch? Diese Lesefibel aus den 1950er Jahren begleitete schon Rabbiner Andreas Nachama bei seinen ersten Schritten in der Sprache der Bibel. Mit ihrer Hilfe lernte er, Hebräisch zu lesen und die wichtigsten Worte dessen, was man braucht, um einen Einstieg in das Hebräisch der jüdischen Gebetbücher zu finden. Sie ebnete über Jahrzehnte vielen Studierenden erfolgreich den Weg ins Hebräische. Dieser Reprint richtet sich an alle ohne Vorkenntnisse oder Hebräischlehrer und an die, die nicht das touristische Iwrith in Israel suchen. In 58 Lektionen können mit täglich rund 30 Minuten Lernzeit in etwa zwei Monaten Hebräisch gelesen und ungefähr 100 Worte des „Iwrith schel Schabbat“– des Gebetbuchhebräisch – verstanden werden.

Michaela Rychlá
Der Glaube Israels
Emunat Jissra‘el
Ein Lehrbuch für Schule und Familie
Band 2
152 Seiten, 50 Farbabb., Hardcover, € 24,90,
978-3-95565-191-6
Aus dem Inhalt: Begegnung mit der Bibel: No'ach und die Sintflut • Ja'akow Awinu - der dritte Patriarch • Mosche Rabejnu und der Auftrag G"ttes • Jüdisches Leben: Schab-bat . Kaschrut • Jüdische Geschichte und Identität: Epoche des Hellenismus - die Gefahr von innen . Der Hellenismus und die Makkabäer-Bücher, Zeugnisse von Chanukka • Die Herrschaft der Römer - die eiserne Faust: Peruschim und Z'dukim Hillel haSaken: Rabban Jochanan ben Sakaj . Rabbi Akiwa Das jüdische Mittelalter - Zeit der Verfolgungen: Die Lage der aschkenasischen Juden • Kehilot SCH-U-"M und ihre Bedeutung • Die Emanzipation • Rabbi Hirsch - Begründer der Neoorthodoxie • Die sefardische Welt: Glanz und Elend . Der Konversionsdruck und die Inquisition • Liebe im Judentum

Michaela Rychlá
Der Glaube Israels
Emunat Jissra‘el
Ein Lehrbuch für Schule und Familie
152 S., 120 Abb., geb., 24,90 €
978-3-95565-133-6
Band 1 (8. Klasse)
Gebet als Ausdruck des Glaubens und der Identität– Der jüdische G”ttesdienst –  B’rachot: die Segenssprüche  – Kabbalat Schabbat– Das Mincha-Gebet, Ma’ariwund die Hawdala-Zeremonie – Das Sch’ma Jissra’el:Höre Israel – Der jüdische Jahreskreis– Berechnung des jüdischen Kalenders – Der Neumond Rosch chodesch– Jüdische Feiertage mideOrajta: aus der Schrift – Rosch haSchana: das Neujahrsfest – Jom Kippur: der Versöhnungstag –  Chag haPessach: das Fest der Befreiung – Schawu’ot: das Fest der Gesetzesoffenbarung – Sukkot: das Laubhüttenfest – Die jüdische Familie– Beginn des Judentums: die Patriarchengeschichte – Awraham Awinu: Abraham, unser Vater – Begegnung mit der Bibel – Die Lehre des Judentums – Die Fünf Bücher Mose: die Tora – Newi’im rischonim: die älteren Propheten – Newi’im acharonim: die jüngeren Propheten – K’tuwim: Die Schriften – Schöpfung und Verantwortung
Emunat Jissra‘elist eine Lehrbuchreihe in drei Bänden für den Religionsunterricht jüdischer Jugendlicher in den Klassen 8, 9 und 10, geschrieben nach den Lehrplanvorgaben des Bayerischen Kultusministeriums für die gymnasiale Mittelstufe. Dieses Werk ist jedoch auch für Familien sowie Schüler anderer Schultypen geeignet und berücksichtigt insbesondere die Bedeutung des familiären Umfeldes im Judentum. Während sich der erste Band für die 8. Klasse den Grundlagen des jüdischen Glaubens widmet, so dem Gebet, dem Kalender und seinem Feiertagszyklus, dem Beginn des Judentums, der Bibel und der Schöpfung, beleuchten die beiden anderen Bände die Säulen Schabbat und Kaschrut sowie das rabbinische Schrifttum. Eine wichtige Bedeutung kommt auch der Auseinandersetzung mit der jüdischen Geschichte vom Altertum bis in die Gegenwart zu. Den krönenden Abschluss bildet die vertiefte Beschäftigung mit der Tora. Dieses insgesamt dreibändige Werk entstand nach langjähriger Unterrichtspraxis in 12 Jahren als erstes seiner Art seit dem Kriegsende.
Lehrbuch Band 3 (für obere Mittel- und Oberstufe)


Michaela Rychlá
Der Glaube Israels
Emunat Jissra'el
Ein Lehrbuch für Schule und Familie
Empfohlen von Rabbiner Avichai Apel
188 S., 113 Farbabb., geb., € 24,90
978-3-95565-404-7
Emunat Jissra’el, Band 3 ist der letzte Teil der Lehrbuchreihe für den Schulunterricht und für die ganze Familie. Nachdem die ersten beiden Bände die Grundlagen des Judentums, der Bibel sowie der Geschichte behandelten, ist der Band 3 der tieferen Kenntnis der Tora gewidmet, um in das Verständnis des Talmuds und die Welt der rabbinischen Literatur einzuführen. Das Wissensspektrum wird zudem um Jom haScho’a, Jom haAzma’ut und Tischa B’aw sowie um König David und Jeremia erweitert.
Anspruchsvolle didaktische Aufbereitung – Aufgaben und Übungen zu jedem Kapitel – ergänzende Wissensquellen „Hast Du gewusst?“ – rabbinische „Perlen der Weisheit“ – hebräische Begriffe – Glossar Michaela Rychlá geboren 1957 in der Tschechoslowakei in einer Künstlerfamilie. Nach der Emigration in die BRD Abitur und Studium an der Johann Wolfgang von Goethe-Universität in Frankfurt/Main. Magistra Artium (M.A.) in Geschichtswissenschaften und jüdischen Disziplinen. Seit 1995 Lehrerin für jüdische Religion in Frankfurt/Main, Halle/Saale, München und Regensburg.
Inhalt:
Begegnung mit der Bibel
- Inhalt der Tora
- Entstehung des Talmud
- Entwicklung der Halacha
Nachbiblische und neue Feier- und Trauertage
David haMelech, der Große und Jirmejahu haNawi, der Tragische
Galut Bawel und die Rückkehr, der Zweite Tempel
Jerusalem und Messias im jüdischen Leben


Vom Umgang mit Verlust und Trauer im Judentum
Loss and mourning in the Jewish tradition
Herausgegeben von Stephan M. Probst mit einem Geleitwort von Abraham Lehrer
250 S., 5 Abb., br., € 19,90
978-3-95565-247-0

Jüdische Positionen zur Sterbehilfe
mechaje hametim - der den Sterbenden Leben gibt
Herausgegeben von Elisa Klapheck
120 S., br., 14,90 €
978-3-95565-140-4
Sterbehilfe ist auch im Judentum ein kontrovers diskutiertes Thema. Die Bundestagsdebatte zur neuen Gesetzesregelung hat viele Rabbiner und jüdische Sachverständige veranlasst, Stellung zu beziehen. Im Mai 2015 fand in der Jüdischen Gemeinde Bielefeld und im Palliativzentrum Bielefeld mit Unterstützung der Allgemeinen Rabbinerkonferenz (ARK) und des Zentralrats der Juden in Deutschland eine in Deutschland erstmalige große Tagung statt, um die jüdischen Positionen insbesondere für die deutsche Situation zu sondieren. In den USA und Israel gibt es hierzu bereits eine breit geführte Diskussion. Mit diesem Band der neuen Reihe „Injanim“ (Kernfragen) wird die erste größere deutschsprachige Publikation zu diesem Thema vorgelegt. Rabbiner und Sachverständige nehmen Stellung zu passiver und aktiver Sterbehilfe, assistiertem Suizid, palliativ-medizinischen Erwägungen und der aktuellen Gesetzesregelung. Im Zentrum stehen zugleich jüdisch-religiöse und halachische Positionen über die Menschenwürde des Sterbenden, den Moment des Todes, die Bedeutung des
Sterbens und die Entscheidungsnöte der Angehörigen. 

,Lehre mich, Ewiger, Deinen Weg‘
Ethik im Judentum
Hrsg.: Zentralrat der Juden in Deutschland und Schweizerischer Israelitischer Gemeindebund
328 S., 103 Abb., geb., € 24,90
978-3-95565-106-0
„,Lehre mich, Ewiger, Deinen Weg‘ – Ethik im Judentum“ behandelt grundsätzliche ethische Fragen, die nicht nur Jugendliche und junge Erwachsene in ihrem täglichen Leben und in ihrem Bezug zum Judentum beschäftigen. Die 16 Kapitel des Buches befassen sich mit umwelt-, medizin-, sozialethischen und politisch-ethischen Themen. Bisher gab es kein deutschsprachiges Standardwerk oder ein Lehrbuch zu Fragen jüdischer Ethik. Dieses Manko sowie das stetig steigende Interesse von Nichtjuden an dieser Thematik haben die Herausgeber bewogen, ein Buch zu veröffentlichen, das wichtige Aspekte jüdischer Ethik aufgreift. Es soll die gesellschaftspolitischen Diskussionen über ethische Fragen mit einer jüdischen Stimme bereichern. Dieses Buch richtet sich gleichermaßen an Schüler ab 15 Jahren und Lehrer, an Juden und Nichtjuden, und ganz allgemein an den interessierten Leser. Es kann im Selbststudium und im Unterricht, als Lehrbuch, Lesebuch und als Quellensammlung benutzt werden. Erstes Lehrbuch zur jüdischen Ethik – anspruchsvolle didaktische und gestalterische Aufbereitung – hochaktuelle Themen – alle Strömungen des Judentums abbildend – Diskussionen, weiterführende Quellen und Fragestellungen zu jedem Artikel – ergänzende Infoboxen – jüdische Werte und Prinzipien im
Überblick – mit hebräischen Begriffen – QR-Codes für schnellen  Quellenzugriff – Glossar – Übersicht Talmudordnungen und -traktate.

Ernst Jacob
Grundbegriffe des Judentums – kurz gefasst
Eine Einführung in die „Israelitische Religionslehre“
Herausgegeben von Rabbiner Andreas Nachama mit einem Vorwort von Rabbiner Walter Jacob
144 S., geb., € 19,90
978-3-95565-115-2
Diese Einführung in die „Israelitische Religionslehre“ schließt an Rabbi Hillel an, der – während ein Fragender auf einem Bein steht – den Kern des Judentums vermittelt: „Was dir nicht lieb ist, das tue auch deinem Nächsten nicht: das ist die ganze Gesetzeslehre, alles andere ist Erläuterung, gehe und lerne sie.“ Hier wird kurz und knapp zusammengefasst, worauf Judentum basiert. Kurze Quellzitate, vorwiegend aus der Bibel, vermitteln aussagekräftige, einleuchtende und präzise Einblicke in das Judentum – alles, was man von einer Einführung erwarten sollte.


Rabbiner Meir Ydit
Kurze Judentumkunde
für Schule und Selbststudium
Herausgegeben von Jessica Schmidt-Weil und Rabbiner Jonah Sievers
184 S., 34 Abb., geb., € 24,90
978-3-95565-251-7
Die „Kurze Judentumkunde“ von Rabbiner Meir Ydit (1922–1992) wird seit Mitte der 1980er Jahre im jüdischen Religionsunterricht für Schüler, in der Erwachsenenunterweisung – insbesondere durch den Zuzug jüdischer Zuwanderer aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion – oder einfach zum Selbststudium unabhängig von der jeweiligen Denomination genutzt. Die übersichtlich strukturierten Kapitel, von der Entstehung des Judentums bis hin zum heutigen Israel, bieten einen hervorragenden Einblick in die Welt des Judentums und laden zum Lernen ein. Ein wertvolles und zeitloses Buch, das endlich in einer überarbeiteten Neuausgabe vorliegt.
Aus dem Inhalt:  Das Volk Israel | Der jüdische Glaube | Sittlich-moralische Pflichten im Judentum | Das Schrifttum der Tora | Der heilige Tempel und die Synagoge | Das Gebet | Der Schabbat | Der Jüdische Kalender | Der Feiertag | Rosch Haschana – Das Neujahrsfest | Jom Kippur | Sukkot – Das Laubhüttenfest | Simchat Tora – Das Tora-Freudenfest | Chanukka – Das Tempeleinweihungsfest | Rosch Haschana Le’Ilanot – Der Neujahrstag der Bäume | Purim – Das Losfest | Pessach – Das Überschreitungsfest | Neuzeitliche Feiertage | Die Omer-Zeit | Schawuot – Das Wochenfest | Tischa Be’Aw | Die Speisegesetze | Jüdisches Ehe- und Familienrecht | Die Eheschließung | Das rituelle Tauchbad | Das jüdische Kind | Todesfall und Trauerzeit | Der Übertritt zum Judentum | Das Judentum und andere Religionen | Der Staat Israel aus religiöser Sicht | Die Hatikwa – Zeittafel der jüdischen Geschichte bis 1948 – Geschichte Israels – Juden in Deutschland nach 1945 – Die häufigsten Brachot


Lisa Seiden
„Bleib immer mit deinem Bruder zusammen!“
Eine Geschichte vom Kindertransport
Herausgegeben von Inge Hansen-Schaberg
Aus dem Spanischen von Dieter Heymann, Originaltitel: „No te separes de tu hermano. Una historia del Kindertransport“
152 S., Abb., br., € 14,90
978-3-95565-265-4
Lisa Leist, 1929 in Wien geboren, gehörte mit ihrem Bruder zu den 10.000 Kindern, die durch die Kindertransporte nach England gerettet worden sind. Sie kamen im Dezember 1938 in Dovercourt, Harwich, an und lebten acht Jahre in Bath, getrennt von den Eltern, die sich nach Argentinien retten konnten. Lisa Leist hatte sich in den Sohn ihrer Gastfamilie verliebt und wäre am liebsten in England geblieben. Aber 1946 konnte (und musste) sie mit ihrem Bruder nach Buenos Aires zu ihren Eltern fahren. Über den geschichtlichen Hintergrund und ihre Erlebnisse als Kind und Jugendliche im Exil hat Lisa Seiden einen berührenden Bericht geschrieben und ihn mit zahlreichen Fotos, Faksimiles ausgewählter Briefe und anderen
Dokumenten bebildert.
REIHE JÜDISCHE MINIATUREN
LISTE DER JÜDISCHEN MINIATUREN

Die Israelitische Erziehungsanstalt in Beelitz und ihr Leiter Sally Bein
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-526-6
Ausgehend von der Suche nach einem Schüler des Jüdischen Erziehungsheims in Beelitz/Brandenburg erzählt dieser Band ein wichtiges Kapitel der Geschichte der einst vielfältigen jüdischen deutschsprachigen Heilpädagogik. Er erinnert zugleich an Sally Bein (1881–1942), den Leiter des Heims, an seine Familie, die Mitarbeitenden und vor allem an die Kinder und Jugendlichen, die dort mehr als drei Jahrzehnte lebten und gefördert wurden. Es werden zudem erstmals Fotos gezeigt, die der ehemalige Lehrer Arthur Feiner während seiner Tätigkeit in Beelitz (1930–1933) aufgenommen hat.



Frank Jacob
August Thalheimer
Undogmatischer Marxist und Faschismustheoretiker
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-532-7
Das Leben August Thalheimers wurde von den vielen Brüchen des frühen 20. Jahrhunderts bestimmt, in denen er seinen Weg von SPD via USPD zur KPD, später dann KPO fand, bevor er ab 1933 im Exil lebte. Thalheimer befasste sich theoretisch aber nicht nur mit den Fragen, die aus der Russischen Revolution erwachsen waren und das linke politische Lager spalteten, sondern analysierte auch den Faschismus, den er im Verhältnis zum Klassenkampf zu interpretieren versuchte. Nach dem Zweiten Weltkrieg gelang ihm die Rückkehr nach Deutschland nicht und Thalheimer starb 1948 im Exil auf Kuba. Neben dem ereignisreichen Leben Thalheimers werden auch seine theoretischen Schriften vorgestellt, die die Bedeutung dieses wichtigen linken Theoretikers unterstreichen.


Frank Jacob
Alexander Berkman
Zwischen Gefängnis und Revolution
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-530-3
Alexander Berkman (1870–1936) war einer der bekanntesten Anarchisten in den USA, besonders da er 1892 versucht hatte, einen amerikanischen Großindustriellen zu ermorden. Für diesen Attentatsversuch verbrachte Berkman schließlich die nächsten 14 Jahre im Gefängnis, bevor er zusammen mit Emma Goldman versuchte, die amerikanische Arbeiterschaft für eine revolutionäre Erhebung zu gewinnen. Als Imperialismus- und Kriegskritiker wurde er 1917 erneut verhaftet und1919 nach Sowjetrussland abgeschoben. Nach einem politischen Streit und dem Zerwürfnis mit führenden Bolschewiki wurde Berkman zu einem staatenlosen Anarchisten, der sich in vielen Schriften der Russischen Revolution und revolutionären Fragen sowie der Theoretisierung des Anarchismus widmete. Das ereignisreiche Leben Berkmans zwischen Gefängnis und Revolution wird in dieser „Jüdischen Miniatur“ nachgezeichnet.

Dieter G. Maier
Hedwig Wachenheim
Für Freiheit, Demokratie und sozialen Fortschritt
96 S., br., € 8,90
978-3-95565-536-5
Hedwig Wachenheim (1891–1969) absolvierte trotz ihrer großbürgerlichen Herkunft eine Ausbildung zur Fürsorgerin und trat früh in die SPD ein. 1920 war sie Mitgründerin der Arbeiterwohlfahrt (AWO) und leitete deren Fachzeitschrift sowie Wohlfahrtsschule. Nach mehrjähriger Tätigkeit als Vorsitzende einer Kammer der Reichsfilmprüfstelle vertrat sie von 1928 bis 1933 ihre Partei im Preußischen Landtag. Während der Weltwirtschaftskrise kämpfte sie als Schriftleiterin und Abgeordnete gegen Sozialabbau und Nationalsozialismus. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verlor sie ihre Ämter und emigrierte 1934 in die USA. Dort war sie u. a. bei Regierungsinstitutionen tätig und engagierte sich in sozialdemokratischen Organisationen. Nach dem Krieg wurde sie Mitarbeiterin in der Wohlfahrtspflege der amerikanischen Militärregierung in Deutschland. Später arbeitete sie als Historikerin in den USA und gab eine allseits geschätzte Veröffentlichung zur Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung heraus. Sie verstarb während eines Deutschlandbesuches und wurde auf dem jüdischen Friedhof ihrer Heimatstadt Mannheim beerdigt.

Nick Bertram
Hermann Rosenthal
Preußischer Oberstabsarzt, Magdeburger Public Health-Pionier, Philanthrop
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-529-7
Hermann Rosenthal (1825–1906) war ein aus der preußischen Provinz Sachsen stammender, jüdischer Oberstabsarzt. Er verbrachte den Großteil seines Berufslebens in Magdeburg und nahm hier, vor allem auch über den von ihm geleiteten Verein für öffentliche Gesundheitspflege, einen nachhaltigen Einfluss auf die Public Health der Elbestadt und darüber hinaus. Nick Bertram zeigt auf, warum Hermann Rosenthal als ein Pionier der öffentlichen Gesundheitspflege in Deutschland gelten kann und legt dies anhand bemerkenswerter Beispiele aus den Bereichen der Eindämmung von zeitgenössischen Infektionskrankheiten, wie der Cholera, der Einflussnahme auf eine nachhaltigere Stadtentwicklung von Magdeburg insbesondere nach 1871 sowie der sogenannten „Sozialhygiene“ dar.

Stefanie Oswalt
Ari Rath
„Rasender Reporter“, Chronist, Brückenbauer
74 S., br., € 8,90
978-3-95565-527-3
Der gebürtige Wiener Ari Rath (1925–2017) muss im November 1938 seine Heimatstadt verlassen. Er beendet seine Schulzeit in Palästina, ist Gründungsmitglied eines Kibbuz’ und politisch früh aktiv. Er träumt von einem jüdischen Staat mit sozialistischen Idealen, wirbt schließlich im Auftrag der Jugendbewegung in den USA für ein Leben in Israel. Als Journalist, später als Chefredakteur und Herausgeber der „Jerusalem Post“ wird er zur Legende: als omnipräsenter Berichterstatter und Kommentator am Puls der Zeit, als brillanter Netzwerker, zuverlässiger Chronist und nach seinem Ruhestand als Friedensaktivist. Bis zu seinem Tod setzt Ari Rath sich für den Friedensprozess im Nahen Osten ein und mahnt als Zeitzeuge vor dem Wiedererstarken nationalistischer und antidemokratischer Parteien in Europa.

Frank Jacob
Ernst Papanek
Ein Pädagoge im Zeitalter der Extreme
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-534-1
Als österreichischer Sozialdemokrat und progressiver Pädagoge hatte sich Ernst Papanek in Wien längst einen Namen gemacht, als er, von den Ereignissen der 1930er Jahre gezwungen, ein neues Leben im Exil begann. Er leitete in Frankreich während des beginnenden Zweiten Weltkrieges Kinderheime für jüdische Kinder, die ihm in dieser Zeit besonders ans Herz gewachsen waren. Nach seiner Flucht in die USA versuchte er, auch „seine Kinder“ zu retten. Nach Kriegsende kehrte Papanek nicht nach Österreich zurück, sondern setzte seine pädagogische Arbeit in der neuen Wahlheimat fort. Dieser Band liefert einen konzisen Überblick über Leben und Wirken Ernst Papaneks im sogenannten Zeitalter der Extreme und zeigt gleichzeitig, welche Probleme die historischen Umstände für das Leben jüdischer Kinder mit sich brachten.

Thilo Scholle
Hermann Heller
Begründer des sozialen Rechtsstaats
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-531-0
Hermann Heller (1891–1933) gehört zu den herausragenden demokratischen Juristen der Weimarer Republik. Als Mitglied der SPD mischte er sich aktiv in die öffentlichen Auseinandersetzungen der Zeit ein. Seine Theorie eines „sozialen Rechtsstaats“ inspirierte die Verfassungsdiskussion in der Bundesrepublik nach dem Ende der NS-Herrschaft. Heller, als Jude und Sozialist verfolgt, starb 1933 im Exil in Spanien.

Michael Studemund-Halévy
Sabbatai Zwi
Ein Messias für Hamburg
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-533-4
Mit Tänzen, Gesang und Bußpredigten begrüßen 1665 die Hamburger Juden die Nachricht von dem in Gaza zum Messias ausgerufenen Sabbatai Zwi. Sie verkaufen ihre Häuser und bereiten ihre Reise ins Heilige Land vor. Das Leben und Wirken von Sabbatai Zwi sowie der „messianische Taumel“ der Hamburger Portugiesen findet seinen religiösen, literarischen und historischen Niederschlag in zahllosen zeitgenössischen Hamburger Presseberichten, Gemeindearchivalien, Predigten, Streitschriften, Briefen von Rabbinern und Kaufleuten sowie den Memoiren der Glückel von Hameln.


Thilo Scholle
Hugo Haase
Anwalt und Abgeordneter im Zentrum der Sozialdemokratie
80 Seiten, Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-343-9
Hugo Haase (1863-1919) gehört zu den wichtigsten Persönlichkeiten der Sozialdemokratie. Der aus einem jüdischen Elternhaus in Ostpreußen stammende Rechtsanwalt war neben August Bebel Vorsitzender der SPD und Reichstagsmitglied. Als Kriegsgegner wurde er Gründungsvorsitzender der USPD und im November 1918 Mitglied im Rat der Volksbeauftragten. Er starb im November 1919 an den Folgen eines Attentats. JÜDISCHE MINIATUREN

Yuval Rubovitch
Eduard Bernstein
Deutscher, Sozialdemokrat und „trotz allem Jude”
80 Seiten, Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-334-7
Eduard Bernstein (1850-1932) wurde Mitte des 19. Jahrhunderts als Jude im preußischen Berlin geboren. Sowohl im deutschen Kaiserreich als auch aus dem Exil heraus engagierte er sich als SPD-Theoretiker und -Politiker und verstarb zum Ende der Weimarer Republik. Der prominente Sozialdemokrat widmete sich seit dem Fin de Siècle neben der „Revisionismusdebatte“ dem Frieden und der Demokratie, aber auch dezidiert jüdischen Fragen. „Wo der Jude als Jude unterdrückt war, da ließ sie sich nicht durch das tief in ihrer Seele ausgeprägte proletarische Klassengefühl beirren“, schrieb Bernstein 1898 in seinem Nachruf auf Eleanor Aveling-Marx, „da erwärmte sie sich für den Unterdrückten ohne Rücksicht auf Klassenstellung“. Diesem Credo versuchte er seither zu folgen - für die Juden Rumäniens und Osteuropas, für die Ostjuden in Deutschland und schließlich auch für den Zionismus. JÜDISCHE MINIATUREN

Bernd-M. Beyer
Walther Bensemann
Kosmopolit des Fußballs, Gründer des „Kicker“
80 Seiten, Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-337-8
Walther Bensemann (1873-1934), Fußballpionier und Gründer der noch heute existierenden Sportzeitung Kicker, ist eine der bedeutendsten Persönlichkeiten der deutschen Fußballgeschichte. Ende des 19. Jahrhunderts gründete er die ersten Vereine in Süddeutschland und arrangierte die ersten grenzüberschreitenden Spiele. Gegen engstirnige Funktionäre im Deutschen Fußballbund focht der Kosmopolit während der Weimarer Zeit für die Idee, dass internationale Sportereignisse zur Verständigung und zur Friedenswahrung beitragen könnten. Das erzwungene Exil 1933 und sein früher Tod 1934 ließen eine Stimme verstummen, deren Ideale noch heute aktuell sind. JÜDISCHE MINIATUREN

Ina Lorenz
David Sealtiel
„Ich will der Landsknecht des jüdischen Volkes sein“
80 Seiten, Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-344-6
David de Benjamin Sealtiel (1903-1969), ein in Berlin geborener Hamburger Sefarde, war früh ein rebellischer Außenseiter, der sich nach Anerkennung sehnte. Das aufsässige Kind, das die väterliche Autorität in Frage stellte, wurde Fremdenlegionär und verteidigte als „Aluf“ Jerusalem im Unabhängigkeitskrieg von 1948. Der orientierungslose Jüngling aus Hamburg, der die Synagoge mied und sich lieber in den Kneipen der Hafenstädte herumtrieb, wurde ein Freund von Martin Buber, Gershom Scholem und Izhak Ben Zvi. Aus dem gescheiterten landwirtschaftlichen Arbeiter in Palästina wurde der Leiter der Hachschara in Frankreich. Und aus dem Funktionär der Haganah, den die Deutschen drei lange Jahre in den Konzentrationslagern folterten und misshandelten und den die Briten zum Tode verurteilten, wurde der Botschafter des Staates Israel in Brasilien, Mexiko und Holland. JÜDISCHE MINIATUREN

Ludmila Pevsner / Otto Preu
Ephraim Salomon Unger
Mathematiker, Hochschullehrer, Pädagoge, Publizist
80 Seiten, Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-345-3
Ephraim Salomon Unger (1789 -1870) wurde in Coswig an der Elbe geboren. 1806 zog seine Familie ins napoleonisch besetzte Erfurt. Nach Studium und Promotion an der Erfurter Universität war er als Privatdozent für Mathematik und Philosophie tätig. Er gründete eine private mathematische Lehranstalt, die sich zur Realschule und später zum Realgymnasium entwickelte. Unger konnte damit seine Idee von Erfurt als modernder Schulstadt verwirklichen. Er war Mitarbeiter einer Reihe von Zeitungen und Zeitschriften und Autor zahlreicher mathematischer Lehrbücher. Unger war zudem Mitbegründer der jüdischen Gemeinde Erfurts, Förderer des Synagogenbaus sowie Vorsteher der jüdischen Gemeinde und Leiter der Repräsentantenversammlung. Zu seinen Lebzeiten galt die jüdische Gemeinde Erfurts als wohlhabend, liberal, kulturell assimiliert und wurde von der christlichen Umgebung geachtet. Die Stadt Erfurt zeichnete ihn mit Ehrenbürgerrechten aus. JÜDISCHE MINIATUREN


Helmut Braun
Rose Ausländer
Der Steinbruch der Wörter
80 Seiten, 20 Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-239-5
Rose Ausländer (1901-1988) gehört zu den großen Dichterinnen des 20. Jahrhunderts. Ihre Gedichte sind perfektes Handwerk - sie kann alles, was Poeten lernen können. Ihre Gedichte sind perfektes Kopfwerk - hoch reflektiert und eingefügt in ihren dichterischen Kosmos. Und sie sind perfektes Herzwerk - voller Emotion und Emotionen auslösend. Dieser Dreiklang schafft die Faszination, die noch heute Leserinnen begeistert. Leben und Werk von Rose Ausländer sind außergewöhnlich eng miteinander verknüpft. Alle Lebensstationen finden sich in ihren Gedichten wieder: von Kindheit und Jugend, über Shoa und Exil, bis zu Alter und Erwartung des Todes. Sie erzählen von der Liebe, der Angst, der Todesnot, auch vom Glück.


Chana Schütz
Max Liebermann
Impressionistischer Maler, Gründer der Berliner Secession
3. Auflage
64 S., 15 Abb., Br., € 6,90
978-3-942271-14-1
Der Maler Max Liebermann (1847-1935) war eine der zentralen Persönlichkeiten in der deutschen Kunst der Kaiserzeit und der Weimarer Republik. Er war der führende Kopf jener Berliner Secession, deren Anhänger zum Ende des 19. Jahrhunderts neue Wege in der Kunst betraten und auf diese Weise Berlin zu einem Schauplatz der Moderne machten. In der Weimarer Republik verkörperte er wie kein anderer das künstlerische und geistige Establishment. In den Jahren 1920-1932 amtierte er als Präsident der Preußischen Akademie der Künste. Zeitlebens war er stolz darauf, aus einer erfolgreichen jüdischen Kaufmannsfamilie zu stammen.

Wolfgang Pauly
Erich Fromm
Frei Leben – Schöpferisch Lieben
80 Seiten, 20 Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-259-3
Die Arbeiten des Sozialphilosophen und Psychotherapeuten Erich Fromm (1900–1980) zu verordneter Autorität einerseits und verantworteter Freiheit andererseits sind noch heute aktuell. In der Suche nach scheinbar unveränderlichen Strukturen und in der Angst vor Fremden erkennt er Unsicherheit und Mangel an schöpferischem Leben.
Hoffnungsbilder kreativer Gestaltung des menschlichen Lebens entnimmt er der jüdischen Tradition und übersetzt deren Gedanken in die Sprache eines universalen Humanismus. Wolfgang Pauly zeigt, wie Fromms Denken Sprengkraft gegenüber verkrusteten Strukturen haben und Anregung geben könnte, die Welt des Menschen menschlicher zu gestalten.
Erich Fromm prägte mit seinen Büchern „Die Kunst des Liebens“ und „Haben oder Sein“ die gesellschaftlichen Aufbrüche in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Wolfgang Pauly geboren 1954, Prof. Dr., stammt aus Sulzbach/Saar und lehrt nach dem Studium der Theologie, Philosophie und Germanistik in Saarbrücken, Tübingen und Trier Systematische Theologie und Religionswissenschaft (Schwerpunkt: Judentum) am Institut für katholische Theologie an der Universität Koblenz- Landau, Abteilung Landau. Zahlreiche Publikationen. Bei Hentrich & Hentrich ist von ihm erschienen: „Martin Buber“ (ISBN 978-3-942271-09-7).


Elke-Vera Kotowski
Gabriele Tergit
Großstadtchronistin der Weimarer Republik
80 Seiten, 12 Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-197-8
Die Gerichtsreporterin und Journalistin Elise Hirschmann (1894–1982) , die unter dem Pseudonym Gabriele Tergit schreibt machte sich einen literarischen Namen mit ihrem 1931 veröffentlichten Roman „Käsebier erobert den Kurfürstendamm“, den sie in nur 6 Wochen geschrieben hatte. Bis 1933 veröffentlichte die Tochter des Gründers der Deutschen Kabelwerke, Siegfried Hirschmann, vorwiegend Berichte, Feuilletons und Reportagen in verschiedenen deutschsprachigen Zeitungen (Berliner Tageblatt, Vossische Zeitung, Berliner Börsen-Curier, Prager Tagblatt). Im März 1933 entging Gabriele Tergit knapp einem SA-Überfall in ihrer Wohnung. Wenig später verließ sie mit ihrem Mann, Heinz Reifenberg, Deutschland. Über die Tschechoslowakei und Palästina gelangte sie 1938 nach Großbritannien und ließ sich in London nieder, wo sie bis kurz vor ihrem Tode als Sekretärin des Deutschen P.E.N.-Zentrums deutschsprachiger Autorinnen und Autoren im Ausland tätig war. 

Deborah und Hermann Simon
Jüdische Familienrezepte
Ein Kochbuch mit Vignetten von Ingrid Kühnert
2. Auflage
56 S., Br.,  € 5,90
978-3-942271-16-5
Immanenter Bestandteil jüdischen Lebens, ein verbindendes Element des Judentums, das über Jahrtausende beibehalten wurde und zur Einheit der Judenheit beitrug, ist das Befolgen der Speisegesetze. Auch viele Juden, die sich selbst nicht zum orthodoxen Spektrum zählen oder seit langem mit der Tradition gebrochen haben, beachten bestimmte Grundsätze. Doch: koscher allein reicht nicht - es soll auch schmecken. Dem jüdischen Festkalender folgend, haben die Autoren Rezepte der jüdischen Küche zusammengestellt, so wie sie in ihren Familien überliefert sind und sich bewährt haben.

Walter Homolka
JESUS von Nazareth
Im Spiegel jüdischer Forschung
2., erweiterte und ergänzte Auflage
136 S., Br., € 12,90
978-3-942271-01-1
Jesu Wahrnehmung im Judentum war vielgestaltig. Rabbiner Walter Homolka zeichnet eine Geschichte von Abgrenzung und Auseinandersetzung. Im 19. Jahrhundert führte die "Heimholung Jesu" ins Judentum zu einer heute selbstbewussten Position. War Jesus aus jüdischer Sicht Pharisäer und Schriftgelehrter? Vielleicht. War er bedeutend? Ohne Zweifel. War er der Messias oder gar Gottes eigener Sohn? Nach jüdischem Verständnis nein.

Christian Dietrich
Eugene Leviné
„Ich fühle russisch und denke jüdisch"
80 Seiten, 2 Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-232-6
Eugen Levin (1883-1919) gab nie die Hoffnung auf eine bessere Welt auf. Selbst als er wusste, dass es für ihn keine Zukunft mehr gab, hielt er eine mutige Rede vor dem Münchner Standgericht, das am 3. Juni 1919  seine Hinrichtung beschloss: „Wir Kommunisten sind alle Tote auf Urlaub, dessen bin ich mir bewußt. Ich weiß nicht, ob Sie mir meinen Urlaubsschein noch verlängern werden, oder ob ich einrücken muß zu Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg“ Sein Engagement für die KPD, seine Arbeit für die,,Rote Fahne" und seine Beteiligung an der Münchner Räterepublik sind nur Schlaglichter einer bemerkenswerten Biographie. Christian Dietrich blickt auf das Schaffen des jungen Revolutionärs, der neben seiner politischen Tätigkeit auch literarisch wirken wollte.

Thilo Scholle
Paul Levi
Linkssozialist – Rechtsanwalt –Reichstagsmitglied
80 Seiten, 20 Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-200-5
Paul Levi (1883–1930) zählt zu den interessantesten Persönlichkeiten der politischen Linken in der Weimarer Republik. Als Rechtsanwalt wurde er zum engen Vertrauten Rosa Luxemburgs und übernahm nach ihrem Tod für kurze Zeit den Vorsitz der gemeinsam gegründeten Kommunistischen Partei. Nach seinem Ausschluss aus der KPD und der Rückkehr zur Sozialdemokratie wurde er als Reichstagsabgeordneter und Herausgeber der Zeitschrift „Sozialistische Politik und Wirtschaft“ zu einem der maßgeblichen Akteure auf deren linken Flügel. Öffentlich trat er u.a. als Kritiker der alten reaktionären Eliten und einer gegen die Gefahr von rechts untätigen Justiz auf. Levi war überzeugt davon, dass Demokratie auf Dauer nur durch Überwindung der kapitalistischen Wirtschaftsordnung möglich sein würde. 

Holger Czitrich-Stahl
Arthur Stadthagen
Parlamentarier, Sozialdemokrat, Wegbereiter des Arbeitsrechts
80 Seiten, 20 Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-258-6
Der einer bildungsbürgerlichen jüdischen Familie entstammende Berliner Anwalt, der bis zu seinem politisch motivierten Berufsverbot 1892 vor allem die Opfer des Sozialistengesetzes, Arbeiter und „kleine Leute“ verteidigte, war häufig selbst Opfer von Antisemitismus. Als Berliner Stadtverordneter wirkte Arthur Stadthagen (1857–1917) viele Jahre für städtische Sozialpolitik und für schulische Lehrmittelfreiheit. Im Februar 1890 errang er das Reichstagsmandat für die SPD im Wahlkreis Niederbarnim (damals gehörten zahlreiche heutige Stadtteile im Norden Berlins zu diesem Landkreis). Er blieb Reichstagsmitglied bis zu seinem Tode 1917. Als er am 3. August 1895 in Niederbarnim einen Vortrag zum Agrarprogramm der SPD hielt, war Wladimir Iljitsch Lenin unter den Zuhörern. Stadthagen war als sozialdemokratischer Rechtsexperte im Deutschen Reichstag am Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) beteiligt, das am 1. Januar 1900 in Kraft trat. Stadthagens Rechtsratgeber "Das Arbeiterrecht"  und sein "Führer durch das Bürgerliche Gesetzbuch" wurden Bestseller. Arthur Stadthagen gehörte zu den bedeutendsten Parlamentariern der SPD im Kaiserreich. Er lehrte an der Parteischule der SPD. Stadthagen gehörte dem "marxistischen Parteizentrum" um August Bebel und Karl Kautsky an. Darüber hinaus galt er als ein Freund Rosa Luxemburgs. Er stimmte seit Dezember 1915 offen im Reichstag gegen die Kriegskredite der Reichsregierung. Im März 1916 wurde er mit 17 weiteren Kriegsgegnern aus der Reichstagsfraktion ausgeschlossen.

Nach seinem Ausschluss aus der SPD zählte Stadthagen 1917 zu den Mitbegründern der USPD. Stadthagen hier rechts im Bild mit Genossen.  (Abb. nicht im Buch)


Oliver Bentz
Anton Kuh
Kaffeehausliterat zwischen Prag, Wien und Berlin
62 Seiten, 7 Abb., Broschur€ 8,90
978-3-95565-190-9
Im Zuge des anekdotischen Erzählens über den 1890 in Wien geborenen Bohemien und Kaffeehausliteraten Anton Kuh wird häufig vergessen, dass er auch ein äußerst fleißiger Schriftsteller und Journalist war, der zu Lebzeiten sechs Bücher und über 1500 journalistische Arbeiten veröffentlichte. Sein publizistisches Wirken stellte Kuh über Jahre in den Dienst des Kampfes gegen Nationalismus, Militarismus und den Aufstieg der Nationalsozialisten. Als hellsichtiger, unabhängiger Beobachter und scharfzüngiger Kommentator seiner Zeit war er, den Alfred Kerr als „Hirnzigeuner von lukianischem Geblüt“ bezeichnete, einer der hervorstechenden Chronisten des politischen und kulturellen Lebens in Wien und Berlin in den ersten vier Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Von den Nazis ins Exil getrieben, starb Anton Kuh 1941 in New York. 

Frank Stern
Franz Rosenzweig
Philosoph und Historiker der Moderne
80 S., Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-149-7
Franz Rosenzweig (1886 –1929) ist einer der bedeutendsten deutsch-jüdischen Wissenschaftler. Lange Jahre galt er vor allem als Philosoph und moderner Vordenker des deutsch-jüdischen Gesprächs. Die in verschiedenen Nachlässen vorhandenen und nur zum Teil veröff entlichten Materialien zeigen Franz Rosenzweig heute als Historiker der Moderne, als Vertreter einer die jüdische Geschichte integrierenden Welt- und Politikgeschichte, als Literatur- und Kunstwissenschaftler, als leidenschaftlich Liebenden und Intellektuellen. Aufbauend auf seinen Veröffentlichungen und dem Nachlass wird das Wirken Rosenzweigs, das bürgerliche jüdische Milieu, die Rolle der jüdischen Frauen in seinem Umfeld und seine aktuelle Bedeutung für die Wissenschaft des Judentums dargestellt. 

Gesa Kessemeier
Herrmann Gerson
Das erste Berliner Modekaufhaus
86 S., 21 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-151-0
Das Modehaus Herrmann Gerson ist ein Mythos der Berliner Konfektion. Seinen Zeitgenossen galt es als „das geschmackvollste, großartigste und bedeutendste Manufakturwarengeschäft in Deutschland“. Erstmals werden nun detaillierte Einblicke in das Firmen- und Familienleben der Gersons in den Jahren 1836 bis 1889 gewährt. Den Leser erwartet eine mode- und zeitgeschichtliche Reise in die faszinierende Welt der neu entstehenden Kaufhauskultur des 19. Jahrhunderts, die Berliner Konfektion und das Alltagsleben im ersten, 1848/49 zu diesem Zweck erbauten Modekaufhaus Deutschlands. Ebenso spannend sind die Blicke in das Privatleben der Gersons und ihre Freundschaften zu anderen Größen der Textilbranche wie zu den Familien Liebermann, den Seidenfabrikanten Meyer oder den Israels vom späteren Kaufhaus N. Israel. 

Nicolas Bock, Peter Theiss-Abendroth
Aby Warburg
Der Bilderdenker
80 S., 10 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-148-0
Aby Warburg (1866–1929), Begründer der Ikonologie und einer der bedeutendsten Kulturwissenschaftler des vergangenen Jahrhunderts, war eine schillernde und widersprüchliche Figur, die ein reichhaltiges, aber unfertiges und schwer auszumessendes Werk hinterließ. Nachdem es jahrzehntelang wenig Beachtung erhielt, stellt es inzwischen Gegenstand intensiver Beschäftigung verschiedener Disziplinen dar. Das Autorenduo, ein Psychoanalytiker und ein Kunsthistoriker, vermittelt ein Portrait dieses an sich und der Welt leidenden und zugleich in produktiver Weise ringenden großen Intellektuellen. Dafür werden die individuellen wie kollektiven Brüche, die sein Leben kennzeichnen, ebenso untersucht wie deren schöpferische Bewältigung.

Maria Heiner
Lea Grundig
Kunst für die Menschen
128 Seiten, 35 Abb., Broschur, 12,90 €
978-3-95565-150-3
Die Grafikerin Lea Grundig (1906–1977) schreibt 1944 im palästinischen Exil: „Ein Kunstwerk, das nie ein Mensch gesehen hat, ist wie ein toter Gegenstand.“ In Nazideutschland hatte sie nie die Chance gehabt, auch nur eine einzige Arbeit öffentlich zu zeigen. Die Radierzyklen aus ihrem Erleben der faschistischen Wirklichkeit entstehen faktisch in der Illegalität. Nach mehrfachen Verhaftungen gelingt ihr die Flucht. Sie überlebt den Untergang der „Patria“ im Hafen von Haifa. Im Lande zeichnet sie viele Blattfolgen vom Schicksal der Juden. Ihre Arbeiten sind ein Hilferuf an die Welt, dem Morden und den furchtbaren Gräueln nicht tatenlos zuzusehen. Neben der künstlerischen Aufarbeitung der Shoah wird Lea Grundig zu einer wichtigen Illustratorin hebräischer Kinderbücher. Eine Fähigkeit, die sie nach ihrer Rückkehr nach Deutschland zu wahrer Meisterschaft bei den Illustrationen der Grimmschen Märchen entwickelt. Ihre Selbstbildnisse umfassen ihr bedeutendes Werk wie eine Klammer.

Hermann Simon unter Mitarbeit von Daniela Gauding
Die Neue Synagoge Berlin
„… zum Ruhme Gottes und zur Zierde der Stadt“
120 S., 23 Abb., Br., € 9,90
978-3-942271-25-7
Am 5. September 1866 (25. Elul 5626) fand die feierliche Einweihung der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße statt, einem durch orientalische Vorbilder angeregten prächtigen Bau, in dessen Nähe sich bald das gesamte Spektrum jüdischen Lebens in Berlin entwickelt. Dieses Buch gibt einen Einblick in die Entstehungsgeschichte dieses Gotteshauses, den religiösen Alltag seiner Beter, und wie es nach 1933 nicht mehr nur ein Haus der Versammlung ist, sondern auch zur Heimat der Verfolgten wird. Nach der Befreiung bleibt die Ruine von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet, bis 1988 die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum ihre Teilrekonstruktion beginnt. Seit 1995 gehören die Kuppeln der Synagoge wieder zur Zierde der wiedervereinigten deutschen Hauptstadt und stehen ihre Tore allen Besuchern offen.
Hermann Simon geboren 1949 in Berlin. Abitur an altsprachlich betonter Schule, Studium an der Humboldt-Universität zu Berlin: Geschichte und Orientalia, anschließend Graduiertenstudium in Prag zur Spezialisierung auf Orientnumismatik. Dr. phil. Arbeit auf diesem Gebiet an den Staatlichen Museen zu Berlin. Seit 1988 Direktor der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum.
Daniela Gauding Studium der Hebraistik /Israelwissenschaft, Geschichte und Politik in Berlin und Jerusalem. Seit 2003 für die Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum tätig.

Andrea F. Bohlman / Philip V. Bohlman
Hanns Eisler
„In der Musik ist es anders“
140 S., 20 Abb., Br., € 12,90
978-3-942271-67-7
Am 6. September vor 50 Jahren starb der Komponist Hanns Eisler (1898–1962). Kritisch und kreativ spiegelte der politisch engagierte Musiker die historischen Ereignisse, Umbrüche und Entwicklungen seiner Epoche wider. Eisler thematisierte Arbeiterkultur, Klassenkampf und Exil in zahlreichen Liedern und Ensemblemusik sowie in seiner Filmmusik – ob Kuhle Wampe (1932), The Forgotten Village (1940/1941) oder Nuit et brouillard (1956). Eislers Leben und Werk werden mehrfach als Widerspruch dargestellt – als Kommunist und Klassenkämpfer, radikaler und konservativer Komponist sowie als Weltbürger, der sein Zuhause nur in der Musik fand. Im Gegensatz dazu lässt sich in Eislers komplexen Stellungnahmen zur jüdischen Geschichte der Moderne eine Kontinuität erkennen, die zum ersten Mal in diesem Buch dargestellt wird. 

Esther Slevogt
Die Synagoge Pestalozzistraße
Deinem Hause gebühret Heiligkeit, Ewiger, für alle Zeiten
150  S., , 38 Abb., Br., € 14,90
978-3-942271-68-4
In kaum einem Bau verdichtet sich die jüdische Geschichte Berlins der letzten hundert Jahre so stark wie in der Synagoge Pestalozzistraße: 1912 als Privatsynagoge errichtet, um in der rasant wachsenden Metropole des Kaiserreichs auch im Westen eine Insel für jene deutschen Juden zu schaffen, die an den überlieferten Riten festhalten und keine Orgel im Gottesdienst dulden wollten. Nach 1945 wurde das Haus zum Symbol für eben diese liberale Tradition mit Orgel und gemischtem Chor. Esther Slevogt verfolgt die Geschichte des Ortes und einiger Menschen, die ihn prägten; sie berichtet, wie die bedrängte Gemeinde das geschändete Gotteshaus im Krieg vor der Zerstörung bewahrte, in dem sie es zweckentfremdete. So konnte der Bau 1945 zu einer Keimzelle der wiedererstehenden Jüdischen Gemeinde werden.

Nils Busch-Petersen
Adolf Jandorf
Vom Volkswarenhaus zum KaDeWe
80 S., 22 Abb., Br., € 6,90
978-3-938485-10-1
Der jüdische Bauernjunge Adolf Jandorf aus Hengstfeld /Hohenlohe kann kaum über den Ladentisch des Manufakturwarengeschäftes in Mergentheim sehen, als er die Lehre beginnt. Aber flink, zielstrebig und von überdurchschnittlicher Auffassungsgabe, wird schnell ein guter Handlungsgehilfe aus ihm. Nach einem kurzen Aufenthalt in New York findet er eine Anstellung im Handelskonzern M.J. Emden Söhne und soll für diese Firma einen Laden in Berlin eröffnen. Allein in der völlig fremden Stadt eröffnet Jandorf ein Geschäft am Spittelmarkt . Als "A. Jandorf und Co., Hamburger Engros Lager" wird es sein erstes Geschäft und er dabei zum Unternehmer. Jandorf, dessen Führungsmannschaft fast ausschließlich aus seinen Brüdern bestand, verwirklichte 1907 seine größte Vision, er ließ das KaDeWe errichten, Deutschlands Flagschiff der Warenhauskultur und bis heute eines der Spitzenhäuser der Welt. Mit dem Talent eines guten Kaufmannes und der Führungsstärke eines Feldherrn leitete Jandorf sein Unternehmen erfolgreich auch durch Kriegs-, Krisen- und Revolutionszeiten. 1926 verkaufte Adolf Jandorf sein Unternehmen an den "Hermann Tietz" - Konzern. Im Jahre 1932 verstorben, wurde er auf dem Jüdischen Friedhof in Berlin-Weißensee beigesetzt. Der Autor des Bandes, Handelslobbyist und Hauptgeschäftsführer der Berliner und Brandenburger Handelsverbände, ist ein ausgewiesener Experte der Geschichte des Einzelhandels. Er forscht seit vielen Jahren insbesondere auch zur Geschichte der Waren- und Kaufhäuser und ihrer meist jüdischen Gründer und Inhaber.

Nils Busch-Petersen
Oscar Tietz
Von Birnbaum/Provinz Posen zum Warenhauskönig von Berlin
3., überarbeitete Auflage
64 S., 12 Abb., br., € 6,90
978-3-942271-98-1
Oscar Tietz wuchs in einer jüdischen Händler- und Fuhrunternehmerfamilie im preußischen Provinzstädtchen Birnbaum nahe Posen auf. Seine Lehrjahre verbrachte er bei zur weitverzweigten Tietz-Familie gehörenden Kaufleuten in Prenzlau, Stralsund und Berlin. Eine eigene Geschäftsidee führte ihn nach Gera, wo er zusammen mit seinem Onkel Hermann Tietz 1882 seinen ersten Groß- und Einzelhandel für Weiß- und Korbwaren eröffnete. Das Sortiment wurde zügig erweitert, Filialen kamen hinzu. 1884 wurde das erste Warenhaus der Firma „Hermann Tietz“ in München am Stachus gegründet. Hier konnten bald auf fünf Stockwerken in elf Abteilungen Waren aller Art angeboten werden. Nach modernen Verkaufsprinzipien baute der Visionär und Stratege Oscar Tietz ab 1900 eine Warenhauskette in Berlin auf mit den bekannten Häusern in der Leipziger Straße, am Alexanderplatz und in der Frankfurter Allee. Nils Busch-Petersen, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg e.V. schildert, wie die inzwischen weltbekannte Firma „Hermann Tietz“ zum größten europäischen Warenhauskonzern in Privatbesitz wurde, Volkswarenhäuser zu sehr günstigen Preisen betrieb, für die Durchsetzung ganzer Warengruppen sorgte, an der Linderung der durch den Ersten Weltkrieg entstandenen Notlagen beteiligt war und die Grundlagen heutiger Kauf- und Warenhaustätigkeit gelegt hat.

Nils Busch-Petersen
Leonhard Tietz (1849–1914)
Fuhrmannssohn und Warenhauskönig von der Warthe an den Rhein
88 S., 25 Abb., Br., €  8,90
978-3-941450-17-2
Nach seinen Jüdischen Miniaturen über Oscar Tietz und Adolf Jandorf schlägt der Autor Busch-Petersen jetzt ein weiteres spannendes Kapitel deutscher Warenhausgeschichte auf: Am 14. August 1879 legt der Kaufmann Leonhard Tietz in Stralsund auf gerade einmal 25 Quadratmetern den Grundstein zu einem Warenhauskonzern, der bis heute unter dem Namen Galeria Kaufhof  allen Krisen getrotzt hat.
Tietz’ Erfolgsrezept kommt einer Revolution im Einzelhandel gleich: feste Preise, Barzahlung, konkurrenzlose Tiefpreise und Umtauschrecht. Der Kunde ist begeistert, und Tietz muss seinen Laden bald vergrößern. Leonhards Bruder Oscar betreibt Mitte der 1880er Jahre bereits gleichartige Handelsgeschäfte in Thüringen und Bayern. Mit dem namensgebenden Onkel legte er dort den Grundstein zum späteren Hermann Tietz-Konzern. Leonhard Tietz wählt das Rheinland für seine Geschäftsexpansion aus. Er beginnt 1889 in der Industrie-Boomstadt Elberfeld und wagt 1891 den Sprung in die Großstadt Köln. Später folgen luxuriöse Konsumtempel wie an der Düsseldorfer Königsallee und der Kölner Hohe Straße, auch heute Landmarken der deutschen Handelskultur. 1914 hinterlässt er einen Konzern mit 5.000 Angestellten und etwa 25 Häusern und Niederlassungen in ganz Europa. Seine Söhne Alfred Leonhard und Gerhardt werden 1934 von den Nationalsozialisten ins Exil gezwungen. Die Firma „Leonhard Tietz“ wird arisiert und firmiert fortan als Kaufhof AG.
Nils Busch-Petersen, Jurist, geboren 1963 in Rostock-Warnemünde. Studium der Rechtswissenschaft an der Humboldt-Universität zu Berlin. 1990 Stadtbezirksbürgermeister von Berlin-Pankow im Auftrag des Runden Tisches, anschließend Hauptgeschäftsführer des Einzelhandelsverbandes Berlin, seit 1991 Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes des Einzelhandels Land Berlin und seit 2005 des Handelsverbandes Berlin-Brandenburg.

Günter Regneri
Luise Kautsky
„Seele des internationalen Marxismus – Freundin von Rosa Luxemburg“
80 S., 15 Abb., br., € 8,90
978-3-942271-82-0
Luise Kautsky (1864–1944) war die Ehefrau von Karl Kautsky, dem bedeutendsten Theoretiker der internationalen Arbeiterbewegung jener Zeit. Für dessen Zeitschrift Die Neue Zeit übersetzte sie französisch- und englischsprachige Texte. Mit Rosa Luxemburg verband sie eine tiefe Freundschaft. Nach ihrem Tod gab Luise die Briefsammlung „Rosa Luxemburg: Briefe an Karl und Luise Kautsky“ heraus. Während der Novemberrevolution 1918 leitete Luise Kautsky im Auftrag des Rates der Volksbeauftragten vorübergehend das Haupttelegraphenamt in Berlin. Danach engagierte sie sich kurzzeitig als Kommunalpolitikerin und zog in die Stadtverordnetenversammlungen von Charlottenburg und Berlin ein. Kurz nach ihrem 80. Geburtstag wurde sie nach Auschwitz deportiert, wo sie an völliger Entkräftung starb.


Hartmut Bartmuß
Hugo Hirsch
„Wer wird denn weinen …“
108 S., 10 Abb., Br., € 9,90
978-3-942271-54-7
Wer wird denn weinen, wenn man auseinander geht...“ zählt zu den bekanntesten Melodien des „Königs der Operette“ Hugo Hirsch (1884-1961). Im Berlin der 1920er Jahre werden seine Revuen und Opern auf allen großen Bühnen der Stadt und darüber hinaus aufgeführt. Doch mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten ist für den einst so gefeierten Komponisten kein Platz mehr in seinem geliebten Berlin. Zusammen mit seiner treuen „arischen“ Frau Ottilie flieht er über London und Belgien nach Frankreich. Auf die Bitte von Ernst Reuter hin kehren sie 1949 nach Berlin zurück. Dort macht Hirsch die bittere Erfahrung, dass ihm bezüglich erneuter öffentlicher Wahrnehmung manche Steine in den Weg gelegt werden; vielen gelten seine Kompositionen als angeblich nicht mehr zeitgemäß. Wie DER TAG anlässlich seines 75. Geburtstags schreibt: „Hirsch ist noch da, er ist mitten unter uns am Roseneck und hat mehrere Schubladen voll neuer Melodien. Hugo Hirsch will immer ein Stück Berlin sein …“

Elke-Vera Kotowski
Valeska Gert
Ein Leben in Tanz, Film und Kabarett
64 S., Abb., Br., € 6,90
978-3-942271-53-0
Valeska Gert (1892-1978) zählt zu den wichtigsten Vertreterinnen des avantgardistischen Tanzes in den 1920er-Jahren. Darüber hinaus war sie ein gefragter Stummfilmstar und später auch Darstellerin unter der Regie von Filmgrößen wie Fellini, Fassbinder und Schlöndorff. Als Tochter einer jüdischen Familie musste sie Anfang der 1930er-Jahre Deutschland verlassen. Sie emigrierte zunächst nach England und anschließend in die USA, wo sie jedoch nicht an ihre Erfolge anknüpfen konnte. 1947 kehrte sie nach Europa zurück und eröffnete zunächst in Zürich, anschließend in Berlin ein Kabarett, in dem sie dem jungen Klaus Kinski ein Forum bot. Sie selbst schlüpfte u.a. in die Rolle der „KZ-Kommandeuse Ilse Koch“, jene für ihre Grausamkeit bekannte und 1951 verurteilte Frau des Lagerkommandanten des KZ Buchenwald. Im gleichen Jahr eröffnete sie den bis heute legendären „Ziegenstall“ in Kampen auf Sylt. Seit den 1960er-Jahren stand sie dann auch wieder vor der Kamera.

Michael Hanisch
Billy Wilder
Von Galizien nach Beverly Hills
64 Seiten, Broschur, € 5,90
978-3-933471-72-7
Billy Wilder begann als Reporter in Wien, später als Eintänzer und Drehbuchautor in Berlin. 1933 ging er nach Amerika. In Hollywood wurde er Regisseur, er filmte mit den Stars seiner Zeit: mit Gary Cooper, Marlene Dietrich, Jack Lemmon, Shirley MacLaine, Audrey Hepburn, Marilyn Monroe u.a. Seine Filme gehören bis heute zum Repertoire der TV-Programme.

Michael Hanisch
Ernst Lubitsch
Von der Berliner Schönhauser Allee nach Hollywood
64 Seiten, Broschur, € 5,90
978-3-933471-54-3
In Berlin drehte Ernst Lubitsch nach seinem Engagement bei Max Reinhardt die sehr bekannt gewordenen Filme "Madame Dubarry", "Carmen", "Die Puppe" und "Anna Boleyn". In der aufstrebenden Filmmetropole Hollywood avancierte Lubitsch nach 1921 schnell zum "Groß-Regisseur" und errang mit Filmen wie "Die Ehe im Kreise", "Liebesparade", "Monte Carlo", "Die lustige Witwe", "Engel" (mit Marlene Dietrich), "Eine Stunde mit dir", "Ninotchka" (mit Greta Garbo) und besonders "Sein oder Nichtsein" Weltruhm. Als Lubitsch 1947 mitten in den Dreharbeiten zu "Die Frau im Hermelin" starb, stand ganz Hollywood an seinem Sarg; ein Rabbi sprach das Kaddisch. Der französische Regie-Kollege François Truffaut bekannte später in großer Verehrung: "Im Lubitsch-Emmentaler ist jedes Loch genial".

Wolfgang Jacobsen
Erich Pommer
Filmproduzent zwischen Kunst, Industrie und Unterhaltung
88 Seiten, 11 Abb., Broschur, € 8,90,
978-3-95565-217-3
„Das Beste ist gerade gut genug für das Publikum", schärfte Erich Pommer seinen Mitarbeitern gerne ein. Er produzierte den expressionistischen FiIm ,,Das Cabinet des Dr. Caligari". Fest verbunden ist sein Name mit der Ufa, mit Filmen von F.W. Murnau und Fritz Lang ebenso wie mit frühen Tonfilmen wie ,,Der blaue Engel" und ,,Der Kongreß tanzt". Er war ein Freund der Schauspieler, förderte Marlene Dietrich, Lilian Harvey, Maureen O'Hara und Hildegard Knef. Emil Jannings, Willy Fritsch, Hans Albers und Charles Laughton betraute er mit großen Rollen. 1889 in Hildesheim geboren, emigrierte er 1933 nach Frankreich, England und schließlich in die USA. Im Nachkriegsdeutschland engagierte er sich für den Wiederaufbau der Filmindustrie und starb 1966 in Los Angeles. Pommer besaß ein unvergleichliches Gespür für Stoffe und Talente, agierte als Geschäftsmann und war doch auch Künstler. Für diese biographische Darstellung wurde erstmals die umfangreiche Korrespondenz Pommers von 1906 bis in die frühen 1950er Jahre ausgewertet. Zudem wurden bislang nicht erschlossene Akten der Ufa aus dem Historischen Archiv der Deutschen Bank herangezogen.
JÜDISCHE MINIATUREN

Helmut G. Asper
Max Ophüls
Deutscher – Jude – Franzose
112 Seiten, 30 Abb., Br., € 12,90
978-3-942271-36-3
6. Mai 2012: 110. Geburtstag des bekannten Regisseurs Er war Film-, Theater- und Hörspielregisseur: Max Ophüls, eigentl. Maximilian Oppenheimer (1902–1957). Seinen Durchbruch als Filmregisseur erlebt Ophüls 1932 mit der Schnitzler- Verfilmung „Liebelei“. Als Jude wird Ophüls 1933 von den Nazis aus Deutschland vertrieben. Er flieht nach Frankreich, das seine zweite Heimat wird, aus der ihn der Krieg wieder vertreibt; 1941 muss er erneut vor den Nazis flüchten, diesmal in die USA, nach Hollywood. 1949 kehrt er nach Frankreich zurück, nun ein französischer und kosmopolitischer Regisseur, der es als seine Aufgabe ansieht, zur Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich und zwischen Deutschen und Juden beizutragen. Nach ihm ist der Max-Ophüls-Preis benannt, der seit 1980 jährlich in Saarbrücken im Rahmen des gleichnamigen Festivals an deutschsprachigen Filmnachwuchs verliehen wird.
Helmut G. Asper Theater- und Filmhistoriker, lehrte von 1974 bis 2010 an der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Theater- und Filmexil. 1992 leitete er das Internationale Max Ophüls-Symposium in Saarbrücken. 1998 erschien seine umfangreiche Biographie über Max Ophüls.

Julius H. Schoeps
Theodor Herzl
Die Utopie des Judenstaates
64 Seiten, Broschur, € 5,90
978-3-933471-55-0
Der Wiener Schriftsteller und Politiker Theodor Herzl war nach seinem Jura-Studium von 1891-1895 Korrespondent in Paris, wo ihm die Dreyfus-Affäre zum Grunderlebnis jüdischer Selbstbestimmung wurde. Er gilt als der Begründer des politischen Zionismus. Herzl schuf mit dem Ersten Zionistenkongress in Basel 1897 die Zionistische Weltorganisation. Er riss die jüdischen Massen vor allem in Osteuropa mit, wo Pogrome das Leben der Juden bedrohten. In Basel wurde als Magna Charta des jüdischen Volkes das Basler Programm verabschiedet, in dem es heißt: "Der Zionismus erstrebt für das jüdische Volk die Schaffung einer öffentlich-rechtlichen Heimstätte in Palästina".

Hermann Simon
Moses Mendelssohn
Gesetzestreuer Jude und deutscher Aufklärer
61 Seiten, 13 Abbildungen, Broschur, € 5,90
978-3-942271-58-5
1743 Kam der junge Moses Mendelssohn, gerade mal 14jährig, zu Fuß von Dessau nach Berlin, hier lernte er Sprachen, sammelte und schrieb Bücher und wurde der Freund von Gotthold Ephraim Lessing. Dem klugen Juden, klein und verwachsen, war die Mitgliedschaft in der Königlichen Akademie verwehrt. Sein Ruf als Gelehrter drang aber schnell über die Grenzen Preußens. Mit Moses Mendelssohn ist seit über 200 Jahren der Kampf für Toleranz und bürgerliche Gleichberechtigung verbunden.

Ita Heinze-Greenberg
Erich Mendelsohn
„Bauen ist Glückseligkeit“
88 Seiten, 21 Abb., Br., € 8,90
978-3-942271-34-9
Erich Mendelsohn (1887–1953) beginnt seine berufliche Karriere nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Einsteinturm in Potsdam. Mehr Monument als Labor der Relativitätstheorie, soll der Bau in einer revolutionären nie da gewesenen Formensprache das elastische Potenzial der neuen Baumaterialien Eisen und Beton ausdrücken. Nach diesem spektakulären Debüt setzt Mendelsohn vor allem im Industrie- und Warenhausbau neue aussagekräftige Akzente. Mit seinem Postulat von der „funktionellen Dynamik“ beschreitet er eigene Wege abseits vom Mainstream des Neuen Bauens. Sein Berliner Büro gehört mit zeitweise 40 Mitarbeitern zu den größten in Europa. Nach der Flucht 1933 kommen völlig neue Bauauf - gaben in andersgearteten sozialen und kulturellen Umfeldern auf ihn zu: in London, Jerusalem und San Francisco. Ganz im Sinne seines philosophischen Leitbildes Martin Buber setzt er auf den dialogischen Bezug zum jeweiligen Kontext.
Ita Heinze-Greenberg: Kunsthistorikerin, derzeit wissenschaftliche Assistentin am Lehrstuhl für Kunstgeschichte, TU München. Verschiedene Lehr - tätigkeiten, u.a. am Technion Haifa sowie an der Bezalel Akademie Jerusalem. Zahlreiche Publikationen zu Themen der modernen Architektur, insbesondere über Erich Mendelsohn, und zur Exilforschung. Seit 2009


Olaf Matthes
James Simon
Die Kunst des sinnvollen Gebens
80 Seiten, 12 Abb., Br., € 8,90
978-3-942271-35-6
Der in Berlin geborene James Simon (1851–1932) wächst in wohlhabenden Verhältnissen auf. Die Familie gehört um 1900 durch das erfolgreiche Baumwollgroßhandels-Unternehmen „Gebrüder Simon“ zu den reichsten Deutschlands. Mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln engagiert sich Simon auf zahlreichen Feldern. Dies tut er vor allem dort, wo staatliche oder gesellschaftliche Missstände vorliegen. Dabei belässt er es nicht allein beim Geldgeben, sondern engagiert sich stets persönlich und ehrenamtlich. Soziales und Bildungsengagement für benachteiligte Bevölkerungsteile sind ihm besonders wichtig. Hier investiert er den größten Teil seiner Zeit und Gelder. Berühmt wird Simon jedoch als Sammler, als herausragender Mäzen der Berliner Museen und als Förderer vieler wissenschaftlicher Projekte.
Olaf Matthes geboren 1965, Dr. phil., wissenschaftlicher Abteilungsleiter am Museum für Hamburgische Geschichte. Studium der Geschichte, Klassischen Archäologie und Kunstgeschichte in Berlin, London und Rom. Lehrbeauftragter am Historischen Seminar der Universität Hamburg. Veröffentlichungen und Ausstellungen zu zahlreichen Themen.


Claudia Keller
Lilli und Estrongo Nachama
Zwei Solisten – ein Paar
80 Seiten, 17 Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-268-5
Estrongo Nachama wurde am 4. Mai 1918 in Saloniki geboren und war von 1947 bis 2000 Kantor und später Oberkantor der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. Mit seiner warmen Baritonstimme füllte er Konzertsäle und Stadthallen und begeisterte Zuhörer in West- und Ostdeutschland. Estrongo Nachama war aber noch viel mehr als ein großartiger Sänger, Vorbeter und mitreißender Entertainer: Er war die Seele der jüdischen Gemeinschaft. Ihm und seiner Frau Lilli gelang es, in Berlin Wurzeln zu schlagen und eine Familie zu gründen. Das war nicht selbstverständlich, denn die Nationalsozialisten hatten ihnen fast alles geraubt, woran ihr Herz hing. Die beiden fanden sehr ungewöhnliche Wege, um sich eine neue Heimat zu schaffen. Sie erzählen viel über die Hoffnungen, Sehnsüchte und Abgründe zweier Menschen, die versuchten zu leben, nachdem sie überlebt hatten.


Wolfgang Trautwein
Werner Richard Heymann
Berlin, Hollywood und kein Zurück
80 Seiten, 13 Abb., Br., € 8,90
978-3-942271-37-0
„Sie kennen mich nicht, aber Sie haben schon viel von mir gehört“, mit diesen Worten spielt Heymann in den 1950er Jahren Melodien an, die in der Tat jeder kennt: „Das gibt’s nur einmal, das kommt nicht wieder“, „Ein Freund, ein guter Freund“, „Das ist die Liebe der Matrosen“. Kein Wunder, in der kurzen Phase des Tonfilms vor 1933 ist er der erfolgreichste Filmkomponist der UFA. 1896 in Königsberg geboren, beginnt er mit ernster Musik, ist Mitbegründer des literarisch-musikalischen Kabaretts und Generalmusikdirektor der UFA zur Stummfilm-Zeit. In der französischen Emigration komponiert er Operetten, in Hollywood für über 40 Filme, u. a. Lubitschs „Ninotschka“. Die Rückkehr nach Deutschland konfrontiert ihn mit einer gewandelten Situation. Seiner vielseitigen Familie, den vier Ehefrauen und seiner Balance von Witz und Humanität gelten weitere Schlaglichter dieses Buches. Wolfgang Trautwein geboren 1949 in Stuttgart, kam als wissenschaftlicher Assistent für Literatur nach Berlin, war Geschäftsleiter des Literarischen Colloquiums, Sekretär der Abteilung Literatur der Akademie der Künste und ist seit 1987 dort Direktor des Archivs. Diverse Veröffentlichungen und Projektleitungen, u. a. der Ausstellung über den Jüdischen Kulturbund in Deutschland.

Horst Helas
Die Grenadierstraße im Berliner Scheunenviertel
Ein Getto mit offenen Toren
128 Seiten, 24 Abb., Br., € 12,90
978-3-941450-21-9
Ein Getto mit offenen Toren dokumentiert den Mikrokosmos einer Straße im Zentrum Berlins und deren städtebaulichen und sozialen Wandel seit 1871. Die unweit des Alexanderplatzes gelegene Grenadierstraße war im Deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik Ankunftsort von Juden aus ganz Osteuropa, bevor sie in andere Stadtteile Berlins oder in andere Länder Europas zogen. Anhand der Biographien von fünf Familien wird das Leben der jüdischen Bewohner dieser Straße bis in die 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts nachgezeichnet. Ein Überlebender der Schoa prägte die Bezeichnung Getto mit offenen Toren. Berliner und Berlin-Besucher werden mit diesem Büchlein angeregt, die heute sehr ruhige Straße zu Fuß zu erkunden und deren wechselvoller Geschichte und dem Schicksal ihrer Bewohner jenseits des Sichtbaren nachzuspüren.
Horst Helas, geboren 1946 in Leipzig, 1989 Promotion zum Dr. phil., Forschungen zur Sozial- und Politikgeschichte der Weimarer Republik sowie zur Geschichte der Juden in Berlin, zur Entwicklung des Berliner Stadtteils Spandauer Vorstadt und zur Preußischen Militärgeschichte. Mitarbeit an mehreren Ausstellungen. Publikationen u.a.: Das Scheunenviertel. Spuren eines verlorenen Berlins, Scheunenviertel Berlin. Ein Stadtteilführer, Juden in Berlin-Mitte. Biografien – Orte – Begegnungen.

AUFBAU
Sprachrohr. Heimat. Mythos.
Geschichte(n) einer deutsch-jüdischen Zeitung aus New York 1934 bis heute
96 S., 35 Abb., Br., € 9,90
978-3-942271-19-6
Der Aufbau, 1934 in New York als Clubzeitung deutsch-jüdischer Emigranten gegründet, avanciert während des Zweiten Weltkrieges vom Vereinsblatt zum Sprachrohr einer ganzen Generation deutschsprachiger Emigranten in den USA. Als eine Zeitung, die zugleich Platz für Wohnungsanzeigen, Tipps für den Neuanfang und literarisch-kulturelle Debatten bietet, ist sie für viele Flüchtlinge ein letztes Stückchen Heimat und erste Anlaufstelle in der Fremde. Heute wird „unser aller Tagebuch“, dessen Mythos auch schwierige Zeiten überdauerte, mit neuem Gesicht und neuem Ansatz in Zürich herausgegeben. Aus dem Inhalt: Eine kleine Geschichte des Aufbau – Chefredakteure und Mitarbeiter des Aufbau – prominente Kolumnisten und Gastautoren – der Mythos Aufbau – Aktionen und Spendenaufrufe des Aufbau – Leserschaft und Verbreitung des Aufbau – die (Such-)Anzeigen im Aufbau – Exil- oder (E-)Migrantenzeitung? – der Aufbau einst und heute
Unter der Leitung von Elke-Vera Kotowski sind Berliner und Potsdamer Studierende den Spuren des Aufbau bis in die Gegenwart gefolgt und fanden mehr als eine Geschichte dieses über 75jährigen Zeit(ungs)zeugens.

Anita Wünschmann
Anna Seghers
Jüdin, Kommunistin, Weltbürgerin - die große Erzählerin des 20. Jahrhunderts
64 S., 14 Abb., br., € 5,90
978-3-933471-68-0
Die Schriftstellerin Anna Seghers wurde 1900 unter dem Namen Netti Reiling als einziges Kind orthodoxer Juden in Mainz geboren. Sie studierte in Heidelberg Kunstwissenschaft, Geschichte und Sinologie. Dort wurde sie mit dem Marxismus vertraut. Ihr außerordentliches schriftstellerisches Talent zeigte sich früh. Mit 28 Jahren erhielt sie für die Erzählung "Die Fischer von St. Barbara" den Kleistpreis. Mit der Veröffentlichung des Romans "Das siebte Kreuz" 1942 in den USA erlangte sie Weltruhm. Als Jüdin und Kommunistin musste sie Deutschland 1933 verlassen. Sie emigrierte nach Mexiko, von wo sie erst 1947 aus dem Exil zurückkehrte. In der DDR wurde Anna Seghers Präsidentin des Schriftstellerverbandes und engagierte sich im Kulturbund des Weltfriedensrates.


Walter Nowojski
Victor Klemperer
(1881-1960) Romanist - Chronist der Vorhölle
61 S., Br., € 5,90
978-3-933471-59-8
Der Romanist Victor Klemperer, der wegen seiner jüdischen Abstammung mit seinen inzwischen weltbekannten Tagebüchern und philologischen Untersuchungen zum Chronisten der Verfolgungen und Pressionen während der Nazidiktatur wurde, wird von seinem einstigen Schüler und späteren Herausgeber Walter Nowojski in all der Farbigkeit und auch Widersprüchlichkeit seiner Biographie vorgestellt.

Walter Homolka  /Elias H. Füllenbach:
Rabbiner Leo Baeck
Ein Lebensbild
88 S.,  28 Abb., Br., € 7,80
978-3-938485-84-2
Leo Baeck war einer der bedeutendsten Denker des deutschen Judentums und für sein Volk im Terror der Nationalsozialisten - noch in Theresienstadt - ein mutiger und selbstloser Sprecher. Sein Werk wirkt bis heute nach. Es ist das klassische Denkmal einer liberalen jüdischen Theologie des 20.Jahrhunderts. Dieses Buch ist eine Hommage an ein großes jüdisches Leben in Deutschland.

Wolfgang Pauly
Martin Buber
Ein Leben im Dialog
88 S., Br., € 8,90
978-3-942271-09-7
In Leben und Werk erweist sich Martin Buber (1878–1965) als Philosoph des Dialogs. An allen Lebensstationen, von Wien über Lemberg und Heppenheim bis nach Jerusalem, zeigt er hohe Sensibilität für politische und gesellschaftliche Verwerfungen. Sein Werk umfasst unterschiedlichste Dimensionen des geschichtlichen und aktuellen Judentums: Zusammen mit Franz Rosenzweig übersetzt er die Heilige Schrift (Tanach), in Galizien entdeckt er für sich das osteuropäische Judentum und den Chassidismus, sein Menschenbild prägt die Schriften zur Pädagogik und seine konkrete Erziehungsarbeit. Zentral bei allem ist dabei seine dialogische Philosophie, die Existenzphilosophie sowie die moderne Sprachwissenschaft aufnimmt und weiterentwickelt. Ein Leben und Werk auf dem Weg zu einem umfassenden Humanismus.

Regina Scheer
Kurt Tucholsky
ER WAR EIN BISSCHEN LAUT
91 S. Kartoniert, € 7,80
978-3-938485-57-6
"Sie gehören zu den kleinen Propheten, Tucholsky. Große Propheten, wie Marx oder Freud, beschäftigen sich nicht mit Abenteuern , wie sie uns beschieden wurden. Aber Sie dürfen sich sagen: Sie haben alles gesehen, alles gesagt, alles bekämpft. Soweit ein Schriftsteller mit sich zufrieden sein darf, dürfen Sie mit sich zufrieden sein." Dies schrieb der ausgebürgerte deutsche Jude Arnold Zweig am 13. November 1935 aus dem Exil in Haifa / Palästina an den ausgebürgerten Kurt Tucholsky, der im Exil in Hindas / Schweden lebte. Ihre Bücher waren in Berlin gemeinsam verbrannt worden. Tucholsky antwortete ihm am 15. Dezember 1935, sechs Tage vor seinem Tod durch Schlafmittel: "Man muß von vorn anfangen - nicht auf diesen lächerlichen Stalin hören, der seine Leute verrät, so schön, wie es sonst nur der Papst vermag - nichts davon wird die Freiheit bringen. Von vorn, ganz von vorn. Wir werden das nicht erleben. Es gehört dazu, was die meisten Emigranten übersehen, eine Jugendkraft, die wir nicht mehr haben. Es werden neue, nach uns, kommen. So aber gehts nicht. Das Spiel ist aus." Was war das für ein Spiel, das brüchige Leben des Bürgersohns Kurt Tucholsky zwischen Kaiserreich, Weimarer Republik, Nationalsozialismus? Es endete an einem zugefrorenen schwedischen See, in einem Haus, dessen Miete er nicht mehr bezahlen konnte. Was war das für ein Mann, dessen Texte so angriffslustig waren, so unverschämt frech, dabei auch zart und wissend um die Abgründe der menschlichen Seele? Die Lachsalven, die er hervorrief, waren befreiend, aber ihm selbst blieb das Lachen im Halse stecken. Seine Urne liegt unter einer Steinplattte begraben nahe dem Schloss Gripsholm auf einem Friedhof, den er in seinem Buch beschrieben hatte. Sogar die Gewissheit des letzten Orts war ihm zerbrochen, denn einst hatte er über den Jüdischen Friedhof seiner Heimatstadt Berlin geschrieben: "Da, wo ich oft gewesen bin, / zwecks Trauerei , / da kommst du hin, da komm ich hin / wenns mal vorbei."

Klaus Schütz
Heinz Galinski
(1912-1992) Ein Berliner unter dem Davidsschild
Mit einem Beitrag von Heinz Galinski
64 S., 10 Abb., br., € 5,90
978-3-933471-70-3
Heinz Galinski wurde 1943 in das KZ Auschwitz deportiert. 1949 wurde er zum Vorsitzenden der Berliner Jüdischen Gemeinde gewählt, 1988 zum Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland. Er kämpfte entschieden und unerbittlich gegen alle Anzeichen des alten oder des neu aufflammenden Antisemitismus. Der Autor Klaus Schütz war von 1967 bis 1977 Regierender Bürgermeister von Berlin.


Marina Sandig
Martha Liebermann
Ein Leben in Hoffnung auf künftige andere Zeiten
104 S., 21 Abb., br., € 9,90
978-3-95565-348-4
Martha Liebermann (1857–1943), geborene Marckwald, Tochter aus einer angesehen jüdischen Familie, ging 1884 die Ehe mit dem Künstler Max Liebermann ein, der an ihrer Seite zum bedeutendsten Vertreter des deutschen Impressionismus aufstieg. Als assimilierte Jüdin warb Martha Liebermann für Menschlichkeit, Verständigung und Versöhnung. Sie unterstützte Stiftungen und junge Künstlerinnen auf dem Weg in ein selbstbestimmtes Leben. Martha Liebermann erlebte die Geschichte des Kaiserreiches, der Weimarer Republik und nach 1933 die Schrecken des NS-Staates. Der Glaube „Deutsche zu sein“ und die „Hoffnung auf künftige andere Zeiten“ erwiesen sich nach dem Tod ihres Mannes 1935 als Illusion. Entrechtung, Isolation und Vernichtung der Existenz als grausame Konsequenzen des zur Staatsdoktrin gemachten Antisemitismus trieben Martha Liebermann 1943 grausam in den Tod. JÜDISCHE MINIATUREN

Jüdische Miniaturen:

Anna-Dorothea Ludewig
Hugo Simon
Vom roten Bankier zum grünen Exilanten
80 S., 15 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-488-7
Hugo Simon (1880–1950) hat die Geschicke seiner Zeit maßgeblich mitbestimmt. Er engagierte er sich u.a. als (parteiloser) Politiker für die USPD, führte ein privates Bankhaus in Berlin und trat als Mäzen in Erscheinung. Gleichzeitig galt sein Interesse der Landwirtschaft, sein Anwesen in Seelow baute er zu einem Mustergut aus. Freundschaftliche Beziehungen pflegte er mit Persönlichkeiten wie Albert Einstein, Max Liebermann, Renée Sintenis oder Harry Graf Kessler. Einige von ihnen kannte er durch den von ihm mitbegründeten pazifistischen Bund Neues Vaterland. Bereits im März 1933 musste Hugo Simon nach Paris fliehen; nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten erreichte er über Umwege Brasilien, wo er auch mit der Züchtung von Seidenraupen seinen Lebensunterhalt verdiente. LISTE DER JÜDISCHEN MINIATUREN

Elke-Vera Kotowski
Lotte Laserstein
Die Porträtistin der Neuen Sachlichkeit
80 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-494-8
„Lotte Laserstein – diesen Namen wird man sich merken müssen. Die Künstlerin gehört zu den allerbesten der jüngeren Generation. Ihr glanzvoller Aufstieg wird zu verfolgen bleiben“ – so resümierte am 29. November 1929 das Berliner 8-Uhr-Abendblatt. Diese Prognose nahm jedoch einen entgegengesetzten Verlauf. Unmittelbar nach der Machtübertragung an Adolf Hitler bekam die Künstlerin die damit einhergehenden Veränderungen zu spüren. Bereits 1933 erhielt sie Ausstellungsverbot und nach Maßgabe der „Nürnberger Gesetze“ wurde Lotte Laserstein (1898- 1993) zur „Dreivierteljüdin“ erklärt. Um den Broterwerb und die künstlerische Anerkennung gebracht, blieb ihr nur die Emigration, die sie 1937 nach Schweden führte. In Deutschland war sie seither lange vergessen und wurde erst nach ihrem Tod wiederentdeckt und ihr Werk als maßgeblich für eine Ausdrucksform der Neuen Sachlichkeit erachtet. LISTE DER JÜDISCHEN MINIATUREN


Benjamin Kuntz
Kurt Huldschinsky
„Licht statt Lebertran“ – Mit Höhensonne gegen Rachitis
100 S., 20 Abb., br., € 9,90
978-3-95565-491-7
Kurt Huldschinsky kam am 24. November 1883 im oberschlesischen Gleiwitz zur Welt. Während seiner ersten Jahre als Kinderarzt arbeitete er u.a. am Kaiserin-Auguste- Viktoria-Haus in Berlin sowie an der Universitäts-Kinderklinik in Wien. Nach dem Ersten Weltkrieg war er bei Konrad Biesalski am Berliner Oskar-Helene-Heim tätig. Hier erbrachte er bei an Rachitis leidenden Kleinkindern erstmals den Nachweis, dass die durch Vitamin- D-Mangel ausgelöste Knochenkrankheit durch die Bestrahlung mit künstlichem UV-Licht („Höhensonne“) geheilt werden kann. Für diese bahnbrechende Entdeckung und seine weiteren Forschungen zur Prävention und Therapie der Rachitis wurde Huldschinsky 1926 mit dem renommierten Otto-Heubner-Preis der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde geehrt. 1934 musste er vor den Nationalsozialisten aus Deutschland fliehen. Zusammen mit seiner Frau und seiner Tochter emigrierte er nach Ägypten, wo er am 15. Dezember 1940 in Alexandria verstarb.
englische Ausgabe: 978-3-95565-535-8

Nick Bertram
Otto Josef Schlein
Armenarzt, Magdeburger Zionist, Opfer des Nationalsozialismus
74 S., 15 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-462-7
Otto Schlein (1895–1944) war ein als „Armenarzt“ bekannter, jüdischer Dermatologe in Magdeburg. Neben seinem Engagement für Zionismus und Frauenrechte spielte insbesondere sein Einsatz zur Eindämmung von Geschlechtskrankheiten und Enttabuisierung (weiblicher) Sexarbeit mit Blick auf die städtische Gesundheitsfürsorge eine wichtige Rolle. Als Opfer des Nationalsozialismus 1944 in Auschwitz ermordet, wurde Schlein in der DDR eine Mitgliedschaft in der Kommunistischen Partei Deutschlands unterstellt und zum antifaschistischen Widerstandskämpfer stilisiert. Nick Bertram unterzieht die Quellengrundlage dieser Legende einer kritischen Aufarbeitung und versucht die Richtigstellung von Schleins Biographie. JÜDISCHE MINIATUREN  / LISTE DER JÜDISCHEN MINIATUREN

Ina Lorenz
Herbert Pardo
Hamburger Sefarde, Jurist, SPD-Parlamentarier, Zionist
128 S., 12 Abb., br., € 12,90
978-3-95565-486-3
Der Hamburger Sefarde Herbert Joseph Pardo (1887–1974) arbeitet als Anwalt und Militärhilfsrichter, wird 1918/19 in den Arbeiterund Soldatenrat gewählt, vertritt von 1921 bis 1931 die SPD in der Bürgerschaft der Freien- und Hansestadt Hamburg und engagiert sich im Vorstand der Hamburger Zionistischen Vereinigung und des sozialdemokratischen Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold. Bereits im Herbst 1933 verlässt er mit seiner Familie seine Heimatstadt, um sich in Haifa (Palästina) als Unternehmer niederzulassen, kehrt aber nach 1947 halbjährlich nach Hamburg zurück als erfolgreicher Wiedergutmachungsanwalt und als streitbarer Kämpfer gegen Veit Harlan und seinen antisemitischen Film „Jud Süß“. Nach längerer Krankheit stirbt er 1974 in Haifa. JÜDISCHE MINIATUREN  / LISTE DER JÜDISCHEN MINIATUREN


Itai Böing
Eugen Wolbe
Lehrer und Privatgelehrter
130 S., 13 Abb., br., € 12,90
978-3-95565-487-0
Der Untergang jüdischer Verlage in Deutschland als Teil des Vorspiels der Shoah hatte für das umfangreiche Werk Eugen Wolbes (1873– 1938) bittere Konsequenzen: Nur wenige Experten verbinden heute noch etwas mit seinem Namen. Mag sein, dass seine ursprünglich kaisertreue Einstellung dem heutigen Interesse an seinen Veröffentlichungen im Wege steht. Was ihn jedoch besonders macht, ist seine Offenheit für literarische und gesellschaftliche Vorgänge in der deutschen Dominanzgesellschaft bei gleichzeitig strikter Ablehnung von Assimilationstendenzen. Er wollte jüdisches Selbstbewusstsein festigen. Schon vor 100 Jahren legte Wolbe Gedanken zu jüdischer Identität vor, die auch gegenwärtig Aufmerksamkeit verdienen. Sein Lebensweg, dessen erzwungenen beruflichen Abbruch er mit zahlreichen anderen jüdischen Beamten teilte, wird hier von einem Autor nachgezeichnet, der am selben Ort wie einst Wolbe unterrichtete. JÜDISCHE MINIATUREN  / LISTE DER JÜDISCHEN MINIATUREN


Thomas Schinköth
Samuel Lampel
Kantor, Lehrer, Komponist, Publizist
80 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-490-0
Samuel Lampel (1884–1942), aufgewachsen im Berliner Scheunenviertel, wirkte zehn Jahre als Lehrer an der jüdischen Gartenbauschule in Hannover-Ahlem, bevor er 1914 als Kantor der liberalen Gemeindesynagoge nach Leipzig ging. Ein großes Anliegen war es ihm, durch Konzerte und Rundfunksendungen Nichtjuden für jüdische Kultur zu interessieren. Seine Sammlung „Kol Sch‘muel“ (Die Stimme Samuels), die 57 Kompositionen für die Sabbat- und Festtagsliturgie enthält, fand überregionale Beachtung. Nach der Pogromnacht 1938 wirkte Lampel zudem als Rabbiner, gleichermaßen für liberale und orthodoxe Juden. Vielen ehemaligen Leipzigern blieb Lampel, der mit seiner Frau Rosa im Juli 1942 „gen Osten“ deportiert wurde, als leidenschaftlicher Lehrer der Ephraim-Carlebach-Schule in Erinnerung . JÜDISCHE MINIATUREN  / LISTE DER JÜDISCHEN MINIATUREN

Peter Konopatsch
Martin Rosebery d’Arguto
Dirigent von Arbeiterchören, Stimmbildner, Gesangsreformer
80 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-459-7
Der Gesangspädagoge Martin Rosebery d’Arguto war in den 1920er Jahren in Berlin eine bekannte Persönlichkeit und erfuhr vor allem aufgrund seiner Erfolge als Leiter von Arbeiterchören große Anerkennung. Er wurde 1890 im russisch besetzten Polen geboren und musste seine Heimat verlassen, nachdem er sich als Teenager an revolutionären Aktionen beteiligt hatte. Von 1923 bis 1933 führte er einen nach ihm benannten Berliner Arbeiterchor, die Gesangsgemeinschaft Rosebery d’Arguto, zu musikalischen Höchstleistungen und zu einem neuen, progressiven Chorstil. Nach 1933 verpasste er den Sprung in die Emigration und wurde 1939 im KZ Sachsenhausen inhaftiert, wo er unter widrigsten Umständen einen geheimen jüdischen Chor aufbaute. Seine Spur verliert sich im Oktober 1942 während der Deportation nach Auschwitz. JÜDISCHE MINIATUREN  / LISTE DER JÜDISCHEN MINIATUREN

Michael Studemund-Halévy
Die Cassutos
Portugiesen aus Hamburg, Rabbiner, Übersetzer, Bibliophile, Musiker
80 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-489-4
Die Cassutos kommen über Portugal, Italien und Amsterdam nach Hamburg, wo sie über mehr als ein Jahrhundert das jüdisch-portugiesische Leben der Hansestadt prägen - als Rabbiner und Kantoren, Gemeindevorsteher und Historiker und Archivare ihrer Sprache und Kultur. 1933 flüchten sie nach Portugal, im Gepäck ihre einzigartige jüdisch-iberische Büchersammlung, die heute in der Amsterdamer Bibliotheca Rosenthaliana verwahrt   wird. JÜDISCHE MINIATUREN  / LISTE DER JÜDISCHEN MINIATUREN

Petra Tabarelli
Simon Rosenberger
Der vergessene Fußballpionier
80 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-492-4
Simon Rosenberger (1885–1931) war mit Herz und Seele Schiedsrichter und Fußballfan, der sich in den 1920er Jahren für die Popularität des Fußballspiels in Deutschland, gut ausgebildete Schiedsrichter und für eine deutschlandweit einheitliche Regelauslegung einsetzte. Aber er stieß auf Widerstände – nicht nur bei Vereinsfunktionären und der Presse, sondern auch innerhalb des Schiedsrichterwesens. Der gebürtige Münchner arbeitete als Sportjournalist für den „Kicker“, war Gründer und Herausgeber der DFB-Schiedsrichterzeitung und in zahlreichen Schiedsrichterverbänden tätig, u.a. im damals neugegründeten Bundesschiedsrichterausschuss des DFB. Nach seinem frühen Tod waren sich alle bekannten deutschen Fußballstars in ihren Nachrufen einig, dass Rosenberger unvergessen bleiben würde. Die Zeit des Nationalsozialismus und die persönlichen Vorlieben und Vorbehalte eines einzigen Berliner Schiedsrichters, Carl Koppehel, löschten ihn jedoch in den folgenden Jahren vollständig aus der Sportgeschichte. JÜDISCHE MINIATUREN

Alfred Etzold
Johann Hoeniger
Privatarchitekt und Gemeindebaumeister
80 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-493-1
Johannes Hoeniger, 1851 in Zülz in Oberschlesien geboren, übernahm im Jahr 1881 den Posten des Baumeisters der Berliner Jüdischen Gemeinde. Diese Stellung war relativ gering besoldet. Deshalb gründete er neben seiner Tätigkeit bei der Gemeinde eine eigene Architekturfirma. Viele Bauten seiner Gemeinde sind mit dem Namen Hoenigers verbunden. Auch einige wenige Grabstätten auf dem Weißenseer Friedhof stammen von ihm. Hoeniger starb 1913 und ist auf dem Friedhof der Jüdischen Gemeinde in Weißensee beigesetzt. Aus dem Nachlass des Autors mit Ergänzungen und Worten des Gedenkens für Alfred Etzold von Hermann Simon. JÜDISCHE MINIATUREN

Frank Jacob
Rosa Luxemburg
Ein Leben für die Revolution
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-453-5
Die Geschichte des Sozialismus und des Kommunismus in Deutschland ist untrennbar mit ihrem Namen verbunden: Rosa Luxemburg (1871–1919). Die jüdische Polin fiel seit Ende des 19. Jahrhunderts als Verteidigerin eines Sozialismus Marx'scher Prägung innerhalb der Sozialdemokratie auf und widmete ihr Leben und ihre Schriften immer wieder der Frage der Revolution. Ungeachtet vieler Rückschläge sowie ihres gewaltsamen Todes im Januar 1919 wird dabei deutlich, dass Luxemburg stets eine Revolutionärin geblieben ist, die nach einem demokratischen Sozialismus strebte. Diese Einführung in Rosa Luxemburgs Wirken rückt vor allem ihr Denken und Handeln mit Blick auf die theoretischen Diskussionen und revolutionären Ereignisse ihrer Zeit in den Vordergrund.

Frank Jacob
Emma Goldman
Ein Leben für die Freiheit
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-442-9
Emma Goldman (1869–1940) zählt zu den beeindruckendsten Frauen des 19. und 20. Jahrhunderts. Als Anarcha-Feministin und nach Freiheit strebende Anarchistin prägte sie nicht nur die Geschichte der USA bis zu ihrer Deportation Ende 1919, sondern gleichfalls die internationale anarchistische Bewegung. In ihren Schriften, die bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren haben, widmete sie sich vielen wichtigen Zeitfragen und forderte immer wieder die uneingeschränkte Freiheit für alle Menschen. Ihr Leben und Wirken waren vielschichtig und ereignisreich. Diese werden in der vorliegenden Miniatur mit all ihren Facetten dargestellt, und es wird dadurch nicht nur gezeigt, welche Rolle der bekannten Anarchistin als Gegnerin des Bolschewismus zukommt, sondern ebenso, wie Goldman ihre eigene Zeit verstand und reflektierte.

Frank Jacob
Kurt Eisner
Ein unvollendetes Leben
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-455-9
Kurt Eisner (1867–1919) wurde posthum zu einem Repräsentanten der jüdisch-bolschewistischen Weltverschwörung verklärt, dabei glaubte der erste Bayerische Ministerpräsident eigentlich nur an zwei Dinge: die Notwendigkeit einer wahrhaften Politik und die Bedeutung einer Aufklärung der Menschen im Sinne eines revolutionären Sozialismus. Für beides setzte er sich Zeit seines Lebens ein und forderte als Journalist und Revolutionär immer wieder diese beiden Grundbedingungen einer „neuen Welt“ ein. Trotz antisemitischer sowie innerparteilicher Hetze gab Eisner seinen Traum niemals auf. Sein Leben blieb durch seine Ermordung jedoch in vielerlei Hinsicht unvollendet. Die vorliegende Einführung bietet auch einen spannenden Streifzug durch das bewegte Leben dieses Menschen, der in mancher Hinsicht einen bis heute aufklärerischen Erkenntnisgewinn offeriert.

Martin Hollender
Max und Helene Herrmann
Germanisten – Theaterwissenschaftler - Lehrerin
84 S., br., € 8,90
978-3-95565-425-2
Geboren 1865 als Sohn eines Berliner jüdischen Lustspieldichters und Redakteurs, war Max Herrmann als Privatdozent der Germanistik an der Friedrich-Wilhelms-Universität tätig. Wie seine Frau Helene vielfältig auch in der außeruniversitären Berliner Bildungs- und Forschungslandschaft aktiv, erhielt Herrmann 1919 eine germanistische Professur. Er gilt als maßgeblicher Mitbegründer der historischen Theaterwissenschaft, also der Erforschung der Aufführungspraxis der Bühnen in vergangenen Epochen. Gemeinsam mit Julius Petersen leitete Herrmann nach 1923 das Theaterwissenschaftliche Institut der Berliner Universität. Nach 1933 aus dem wissenschaftlichen Leben Berlins ausgeschlossen, wurde Herrmann 1942 nach Theresienstadt deportiert, wo er bald darauf starb. Helene Herrmann, die wenige Jahre zuvor in Berlin-Grunewald noch eine jüdische Privatschule geleitet hatte, wurde 1944 in Auschwitz ermordet. – Die „Freunde der Staatsbibliothek zu Berlin e.V.“ vergeben den „Max-Herrmann-Preis“ an Persönlichkeiten, die sich um die Staatsbibliothek zu Berlin oder das deutsche Bibliothekswesen verdient machen.

Michael Studemund-Halévy
Eduard Duckesz
Ein Rabbiner in Altona
88 S., br., € 8,90
978-3-95565-426-9
„Rabbiner Duckesz hat immer nur die Pflicht des Lernens und der Arbeit gekannt, er ist im besten Sinne ein volkstümlicher Rabbiner, der die Menschen gewinnt, weil er jedem alles gibt, sei es im Krieg, in der Gefangenschaft, am Krankenlager – in jeder Lebenslage war er ein treuer Begleiter. Dabei ist er ein Forscher, der immer Neues entdeckt, der Geschichtsschreiber unserer Gemeinschaft.“ Joseph Carlebach, Hamburger Familienblatt, 1938
„Besondere Bedeutung aber kommt ihm als Geschichts- und Familienforscher zu. Seine Werke ,Chachme Ahu‘ und ,Iwo lemaushaw‘ sind grundlegend für alle jüdische Geschichtsforschung in Altona-Hamburg geworden.“ Carlo Koppel, Aufbau, New York, 1943

Eva Wechsberg
Das Jahrhundertleben einer jüdischen Leipzigerin
88 S., br., € 8,90
978-3-95565-429-0
Eva Wechsberg, geboren 1922 in Leipzig, erfährt als Schülerin Antisemitismus, erlebt die Machtübernahme und den Rassenwahn der Nationalsozialisten, wird Zeugin der brennenden Synagogen während der Reichspogromnacht und kann 1939 gerade noch rechtzeitig vor der Shoah in die USA fliehen. Ein neues Leben beginnt. Sie heiratet, wird Mutter, ist in der Gemeinde engagiert und führt ein erfülltes Leben. Doch eine Sehnsucht nach der früheren Heimat bleibt. Eva Wechsberg ist keine berühmte Philosophin, keine bekannte Schriftstellerin und keine große Wissenschaftlerin, dennoch zeigt ihr fast 100-jähriges Leben eindrucksvoll, wie man trotz vieler schrecklicher Erlebnisse den Glauben an das Leben sowie an das Gute im Menschen nicht verliert. Ihre Lebensgeschichte erzählt auch ein Stück Geschichte der Stadt Leipzig und ihrer jüdischen Gemeinde.

Claudia Scheel
Hermine Lesser
Zwischen Frauenemanzipation und Wohlfahrtspflege
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-451-1
Hermine Lesser (1853–1943), geborene Philipp und über ihren Gatten Paul Lesser weitläufig mit den Familien Liebermann und Rathenau verwandt, engagierte sich Zeit ihres Lebens in der Wohlfahrtspflege. Durch die Freundschaft mit den jüdischen Frauenrechtlerinnen Alice Salomon, Adele Schreiber und Rosika Schwimmer legte sie den Schwerpunkt ihrer karitativen Tätigkeiten vor 1914 auf die Mutter- und Kindesfürsorge. Nach 1918 konzentrierte sie sich auf die jüdische Wohlfahrtspflege. Noch 1932 zeichnete das Charlottenburger Bezirksamt Hermine Lesser für ihre Lebensleistung als Waisenpflegerin aus. Weder ihr hohes Alter noch ihr bemerkenswertes soziales Engagement konnten sie schließlich retten: Im September 1942 wurde sie – fast 90-jährig – nach Theresienstadt deportiert, wo sie im Januar 1943 verstarb.

Martin Hollender
Ludwig Darmstaedter
Chemiefabrikant, Sammler, Mäzen
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-452-8
Gebürtig aus Mannheim, zählte Ludwig Darmstaedter (1846–1927) mit seiner Lanolinfabrik zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu den bedeutenden Berliner Chemieunternehmern. 1907 schenkte er der Königlichen Bibliothek, der heutigen Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, seine bedeutende Autographensammlung und ergänzte sie fortwährend, so dass sie Mitte der 1920er Jahre aus 190.000 Schriftstücken von 45.000 Verfassern bestand. Es handelt sich vorwiegend um Briefe maßgeblicher Forscher, Erfinder und Entdecker, die die Geschichte der Naturwissenschaften vom ausgehenden 15. Jahrhundert bis in die Moderne hinein belegen. Schenkungen Darmstaedters ergingen auch an das Berliner Kunstgewerbemuseum und an die Vorgeschichtliche Abteilung des Königlichen Museums für Völkerkunde. Die wohl nachhaltigsten Verdienste erwarb sich Darmstaedter durch seine Anregung, die chemotherapeutischen Forschungen Paul Ehrlichs mit einem eigenen Institut für medizinische Experimentalwissenschaften in Frankfurt am Main zu befördern. Nach ihm ist der Paul-Ehrlich-und-Ludwig-Darmstaedter-Preis, der renommierteste deutsche Medizinpreis, mitbenannt.

Dieter G. Maier / Jürgen Nürnberger
Helene Simon
Für den Schutz der Frauen und der Jugend
104 S., br., € 8,90
978-3-95565-454-2
Helene Simon (1862–1947) war in der Frauen- wie auch in der Arbeiterbewegung eine hoch geschätzte Persönlichkeit, weil sie auf der Grundlage ihrer wissenschaftlichen Studien konkrete Empfehlungen und Forderungen zur Theorie und Praxis der Sozialpolitik in Deutschland formulierte. Durch Aufenthalte und Kontakte mit Sozialreformern in England lernte sie die dort geltenden Arbeitsschutzmaßnahmen kennen und setzte sich in zahlreichen Publikationen und Vorträgen für deren Einführung auch in Deutschland ein, insbesondere zugunsten von Frauen, Kindern und Jugendlichen. In der Weimarer Republik verlangte sie die Errichtung eines menschenwürdigen Wohlfahrtssystems und einer fortschrittlichen Jugendwohlfahrt. Einige ihrer weitgehenden Vorschläge wurden allerdings erst nach dem Zweiten Weltkrieg umgesetzt. Helene Simon machte sich auch einen Namen mit vielbeachteten Biographien, z. B. über den Unternehmer und utopischen Sozialisten Robert Owen. Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges gelang ihr die Emigration nach England, wo sie 1947 verstarb.

Riccardo Altieri
Rosi Wolfstein-Frölich
Sozialdemokratin und Antimilitaristin
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-456-6
Rosi Wolfstein (1888–1987) war zuerst Sozialdemokratin, dann Antimilitaristin, bald darauf Kommunistin, doch über den Linkssozialismus kehrte sie infolge ihrer radikalen Ablehnung des Stalinismus letztlich wieder zur Sozialdemokratie zurück. Sie war eine Freundin Rosa Luxemburgs, Clara Zetkins und Angelica Balabanoffs. Obwohl sie Atheistin war, spielte das Judentum eine entscheidende Rolle in ihrem fast hundertjährigen Leben. Ob sie als Hausangestellte, als Kontoristin, als preußische Landtagsabgeordnete, als Lektorin oder im amerikanischen Exil als Fluchthelferin tätig war – sie blieb sich selbst und ihrer Sache stets treu. Im Zentrum ihres Handelns stand der Wunsch nach einer gerechteren Gesellschaft.

Benjamin Kuntz
Lucie Adelsberger
Doctor – Scientist – Chronicler of Auschwitz
110 S., br., € 8,90
978-3-95565-458-0
Lucie Adelsberger (1895–1971) was a specialist in pediatrics and internal medicine. She ran her own doctor’s office in Berlin, where she mainly treated patients with allergic diseases. Her scientific interest was also in allergies. From 1927 to 1933 she worked at the Robert Koch Institute in the newly established observatory for hypersensitivity reactions. The National Socialists withdrew her health insurance and license to practice medicine. Despite a job offer from Harvard Medical School, she stayed with her sick mother and continued to care for her patients. In May 1943 she was deported to Auschwitz, where she was forced to work as a prisoner doctor in the “Gypsy and Women's Camp” in Birkenau. Shortly before the end of the war, she was liberated from a satellite camp of the Ravensbrück concentration camp. In 1946 Lucie Adelsberger emigrated to the USA. In New York, she worked as a doctor and scientist in cancer research until her death. Her memories of Auschwitz are a moving document of the Holocaust.

Julius H. Schoeps
Gabriel Riesser
DEMOKRAT - FREIHEITSKÄMPFER - VORDENKER
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-412-2
Gabriel Riesser (1806–1863), Hamburger Jurist, Publizist und Politiker, war einer der prominentesten Sprecher der Juden in Deutschland in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Selbst aus angesehenen Rabbiner- Familien stammend, machte er sich nicht nur als einer der Vorkämpfer und Wegbereiter der Judenemanzipation in Deutschland, sondern auch als Abgeordneter und Vizepräsident des Frankfurter Paulskirchenparlaments einen Namen. Zudem war er Mitglied und zeitweise auch Vorsitzender der Hamburgischen Bürgerschaft. In einem bekannten Streitfall zwischen Heinrich Heine und Salomon Strauß bezog Riesser gegen Heine Stellung. Gabriel Riesser war ein Liberaler seiner Zeit, der sich für demokratische Verhältnisse und die damit verbundenen Rechte und Pflichten einsetzte. JÜDISCHE MINIATUREN


Martina Bick
Musikerinnen um Gustav Mahler
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-414-6
Im Umfeld bekannter Komponisten finden sich stets viele Musikerinnen, so auch die neun Frauen um Gustav Mahler, die in diesem Band porträtiert werden. Die meisten von ihnen waren Berufsmusikerinnen, einige verfolgten aus verschiedenen Gründen keine eigene berufliche Karriere. Alle sind heute jedoch vor allem noch deshalb bekannt, weil sie dem Komponisten durch kurze oder längere Beziehungen, als Ehepartnerin oder Familienangehörige verbunden waren. Sie gehören aber sowohl als Interpretinnen, Dialogpartnerinnen, Widmungsträgerinnen, Musikvermittlerinnen oder „Musen“ als auch mit ihren eigenen Biographien in eine Musikgeschichte, die nicht nur herausragende Werke sondern das ganze vielfältige kulturelle Netzwerk beschreiben will, in dem Musik entsteht, praktiziert und tradiert wird.JÜDISCHE MINIATUREN

Jürgen Wilhelm
Moses Hess
WEGBEREITER DER SOZIALDEMOKRATIE UND VISIONÄRER ZIONIST
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-418-4
Moses Hess ist einer der brillantesten Köpfe des 19. Jahrhunderts. Aus einem orthodoxen jüdischen Haushalt in Bonn stammend, entflieht er früh den Beschränkungen seines engen geistigen und gesellschaftlichen Umfelds und nach dem Tod der Mutter auch den ökonomischen Zwängen seines Vaters in Köln. Hess vertritt früh revolutionäre Ansichten, beeinflusst Marx und Engels in entscheidender Weise, löst sich jedoch später von deren orthodoxem Kommunismus und wird durch die Bekanntschaft mit Ferdinand Lassalle zu einem der ersten Sozialdemokraten. Nach einigen Zweifeln an seinem Judentum beschreibt er zum Erstaunen seiner weitgehend verständnislosen Umwelt mit seinem Roman „Rom und Jerusalem“ dreißig Jahre vor dem politischen Zionismus diesen Weg als für die Juden Europas einzig konsequenten.
JÜDISCHE MINIATUREN


Benjamin Kuntz
Lucie Adelsberger
Ärztin – Wissenschaftlerin – Chronistin von Auschwitz
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-392-7
Lucie Adelsberger (1895–1971) war Fachärztin für Kinderheilkunde und Innere Medizin. In Berlin betrieb sie eine eigene Praxis, in der sie vor allem Patienten mit allergischen Erkrankungen behandelte. Auch ihr wissenschaftliches Interesse galt den Allergien. Von 1927 bis 1933 war sie am Robert Koch-Institut in der neu gegründeten Beobachtungsstelle für Überempfindlichkeitsreaktionen tätig. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten kümmerte sie sich weiterhin um ihre Patienten – trotz Entzug von Kassenzulassung und Approbation. Ein Angebot aus Harvard schlug sie aus, um ihre kranke Mutter nicht im Stich zu lassen. Im Mai 1943 wurde sie nach Auschwitz deportiert, wo sie als Häftlingsärztin im „Zigeuner- und Frauenlager“ von Birkenau arbeiten musste. Kurz vor Kriegsende wurde sie aus einem Außenlager des KZ Ravensbrück befreit. 1946 emigrierte Lucie Adelsberger in die USA. In New York war sie bis zu ihrem Tod als Ärztin und Wissenschaftlerin in der Krebsforschung tätig. Ihre Erinnerungen an Auschwitz sind ein bedeutendes Zeugnis des Holocaust. JÜDISCHE MINIATUREN

Ian Strasfogel
Ignace Strasfogel
WIEDERENTDECKUNG EINES MUSIKALISCHEN WUNDERKINDS
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-389-7
Geboren in Warschau im Jahr 1909, wurde Ignace Strasfogel bereits als 13-Jähriger in die Berliner Hochschule für Musik aufgenommen und besuchte sowohl die Kompositionsklasse Franz Schrekers als auch die Klavierklasse von Leonid Kreutzer. Mit seiner Zweiten Klaviersonate gewann er 1926 den Mendelssohn-Staatspreis für Komposition. Er war Begleiter der Geiger Joseph Szigeti und Carl Flesch sowie des Sängers Lauritz Melchior, schrieb Bühnenmusiken für Max Reinhardt und assistierte dem Dirigenten Leo Blech an der Staatsoper Unter den Linden. 1933 emigrierte Strasfogel in die Vereinigten Staaten und ließ sich in New York nieder, wo er unter Arturo Toscanini Pianist der New Yorker Philharmoniker wurde. Später wirkte Strasfogel als Korrepetitor und Kapellmeister an der Metropolitan Opera. Erst in seinen letzten Lebensjahren begann Strasfogel wieder zu komponieren. JÜDISCHE MINIATUREN
ENGLISH VERSION:

Ian Strasfogel
Ignace Strasfogel
REDISCOVERY OF A MUSICAL WUNDERKIND
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-415-3


Ina Lorenz
Leo Lippmann
ICH BIN SOHN MEINER INNIG GELIEBTEN DEUTSCHEN HEIMAT
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-416-0
Leo Lippmann (1881–1943), ein in Hamburg geborener Jude, macht als Jurist in der Finanzverwaltung der Hansestadt Karriere. Im Ersten Weltkrieg wird ihm die Kriegsversorgung der Bevölkerung anvertraut, in der Revolutionszeit 1918/19 arrangiert er sich mit dem Arbeiter- und Soldatenrat. 1920 wird er als erster Jude in Hamburg zum Senatssekretär (Staatsrat) und zum Leiter der gesamten Vermögens- und Finanzverwaltung der Millionenstadt ernannt. Nach seiner Entlassung als Jude aus dem Staatsdienst im Frühjahr 1933 stellt er sich 1935 der Jüdischen Gemeinde als Vorstandsmitglied zur Mitarbeit zur Verfügung, deren prekäre Finanzen er grundlegend ordnet. Nachdem am 10. Juni 1943 die Gestapo reichsweit alle jüdischen Gemeinden auflöst hatte, sucht das Ehepaar Lippmann am Tag darauf den Freitod.JÜDISCHE MINIATUREN

Rachel Heuberger
Aron Freimann
Bibliograph, Historiker, Bibliothekar, Gemeindevorsitzender
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-417-7
Prof. Dr. Aron Freimann (1871– 1948), zu Lebzeiten international als „größte lebende Autorität auf dem Gebiet der Jüdischen Bibliographie“ anerkannt, hatte als Initiator von Forschungsvorhaben entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung der Wissenschaft des Judentums. Er leistete Pionierarbeit auf dem Spezialgebiet der hebräischen Bibliographie und schuf Grundlagenwerke, die bis heute nicht an Relevanz verloren haben. Sein Name bleibt untrennbar mit der Hebraica- und Judaica-Sammlung der Frankfurter Universitätsbibliothek JCS verbunden, die er weltweit zu einer der bedeutendsten ihrer Art entwickelte. Freimann war über Jahre in der Gemeindepolitik aktiv und übernahm die Verantwortung als letzter Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main vor ihrer Auflösung durch die Gestapo. JÜDISCHE MINIATUREN

Susanne Freund
Alexander Haindorf
Reformer – Pädagoge – Mediziner – Kunstsammler
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-419-1
Alexander Haindorf (1784–1862) steht in der Tradition jüdischer Aufklärer, die bestrebt waren, die Emanzipation der jüdischen Minorität voran zu treiben. Durch die Etablierung jüdischer Elementarschulen und eine qualifizierte Lehrerbildung sollte ihre Akzeptanz in der Mehrheitsgesellschaft forciert werden. Am 28. November 1825 gründete er in Münster den „Verein zur Beförderung von Handwerken unter den Juden und zur Errichtung einer Schulanstalt, worin arme und verwaisete Kinder unterrichtet und künftige jüdische Schullehrer gebildet werden sollen“, aus dem 1866 die überregional bekannt gewordene „Marks-Haindorf-Stiftung“ hervorging. Haindorfs Leben und Wirken als Reformer und Pädagoge aber auch als Kunstsammler und Mediziner war von der Idee geprägt, die jüdische Kultur mit der europäischen Kultur zu „amalgamieren“. In diesem Sinne verstand er Bildung als Katalysator des sozialen Aufstiegs und der Gleichberechtigung.
JÜDISCHE MINIATUREN

Michael Straßburg, Benjamin Kuntz
Georg Peritz
Internist – Nervenarzt – Pionier der Neuropädiatrie
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-420-7
Georg Peritz (1870–1935) zählt zu den vergessenen Wegbereitern der Neuropädiatrie in Deutschland. Als Internist und Neurologe trug er mit seinem 1912 erstmals erschienenen Buch „Die Nervenkrankheiten des Kindesalters“ zur Entstehung eines neuen Fachgebiets an der Schnittstelle von Nerven- und Kinderheilkunde bei. In Berlin arbeitete er mit namhaften Ärzten wie Hermann Oppenheim, Hugo Neumann, Friedrich Kraus, Karl Bonhoeffer, Theodor Brugsch und Rahel Hirsch zusammen, war mindestens 17 Jahre an der II. Medizinischen Klinik der Charité tätig und betreute in anderen Krankenhäusern konsiliarisch mehrere Spezialambulanzen. Im Ersten Weltkrieg wurde er ärztlicher Leiter der Schule für Gehirnverletzte und 1919 Titularprofessor der Medizinischen Fakultät. JÜDISCHE MINIATUREN


Michael Studemund-Halévy
Moses Wessely
AUFKLÄRER AUS ALTONA
80 S., br., € 8,90
978-3-95565-413-9
Moses Wessely (1737–1792), mehr Freund und Gesprächspartner der Aufklärer als Protagonist der Aufklärung, steht für jene Repräsentanten der jüdischen Aufklärung, die das Judentum nicht verlassen, sich von ihrem jüdischen Milieu aber immer mehr entfernen und damit eine von der Haskala eingeforderte sichtbare kulturelle Sonderexistenz weitgehend aufgeben. Er machte sich einen Namen als Nationalökonom, Literaturkritiker und Freund von Mendelssohn und Lessing. Sein Beitrag zur Aufklärung in Altona und Hamburg beginnt in 1770er Jahren und endet in den 1780er Jahren. In diesen Jahren setzte er sich ein für die bürgerliche Gleichstellung der Juden und für das Recht auf Schule und Bildung. JÜDISCHE MINIATUREN

Julius H. Schoeps
Dorothea Veit/Schlegel
Ein Leben zwischen Judentum und Christentum
80 S., 8 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-388-0
Dorothea Veit/Schlegel (1764–1839) machte sich einen Namen als Literaturkritikerin und Schriftstellerin der Romantik. Die älteste Tochter des Aufklärers Moses Mendelssohn war eine der prominentesten jüdischen Frauen, die um 1800 zum Christentum übertraten. Aus der von ihrem Vater eingefädelten Ehe mit dem Kaufmann Simon Veit gingen vier Söhne hervor, von denen zwei überlebten: Johannes und Philipp Veit, die zu den Begründern der nazarenischen Malerschule gehören. Dass Mendelssohns Tochter mit allen Konventionen brach und sich den jungen Friedrich Schlegel, den sie im Salon von Henriette Herz kennengelernt hatte, als Geliebten nahm, wurde seinerzeit als Skandal empfunden. Friedrich Schlegel hat der freizügigen Beziehung in seinem Roman „Lucinde“ ein Denkmal gesetzt. JÜDISCHE MINIATUREN

Florian Bruns
Gottfried Bermann Fischer
Bewahrer und Erneuerer des S. Fischer Verlags
80 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-387-3
Gottfried Bermann (1897–1995) begann sein Berufsleben als Chirurg in Berlin, bevor er nach seiner Heirat mit Brigitte Fischer das Metier wechselte und 1925 in den Verlag seines Schwiegervaters Samuel Fischer eintrat. Er übernahm nicht nur den Namen, sondern nach wenigen Jahren auch die Leitung des damals bedeutendsten literarischen Verlags in Deutschland. Nach 1933 geriet das florierende Unternehmen unter Druck. Viele seiner Autoren, darunter Thomas Mann, wurden von den Nationalsozialisten verfolgt und flüchteten ins Exil. 1936 brachte Bermann Fischer seine Familie und Teile des Verlags im Ausland in Sicherheit. Der in Berlin verbleibende Teil des Unternehmens wurde „arisiert“. Nach kurzen Aufenthalten in Österreich und Schweden setzte Bermann Fischer 1940 die verlegerische Tätigkeit aus dem Exil in den USA fort. Nach Deutschland zurückgekehrt, baute er ab 1950 gemeinsam mit seiner Frau den S. Fischer Verlag zu neuer alter Größe auf. JÜDISCHE MINIATUREN

Sebastian Kunze
Gustav Landauer
Zwischen Anarchismus und Tradition
80 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-385-9
Gustav Landauer (1870–1919) zählt zu den exponiertesten Vertretern des deutschsprachigen Anarchismus seiner Zeit und ist heute dennoch weitgehend unbekannt. Als politischer Denker, Philosoph, Intellektueller und Literaturkritiker war Landauer in unterschiedlichen Gruppen wie dem Arbeiteranarchismus oder dem Forte-Kreis aktiv und wurde breit rezipiert. Sein Werk entfaltete aber vor allem innerhalb der jüdischen Jugend eine große Wirkung: Gershom Scholem, Walter Benjamin, Manés Sperber, Paul Celan und viele andere lasen und priesen Landauers Schriften. Dieser Band skizziert Landauers Leben und Wirken, um einen Einblick in die verschiedenen Facetten dieses faszinierenden Intellektuellen zu eröffnen. JÜDISCHE MINIATUREN

Elisa Klapheck
Regina Jonas
Die weltweit erste Rabbinerin
64 S., 16 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-362-0
1972 wurde in den USA Sally Priesand ordiniert und lange Zeit für die erste Rabbinerin der Welt gehalten. Erst 30 Jahre später erfuhr die jüdische Öffentlichkeit, dass schon im Dezember 1935 eine Frau das Rabbinatsdiplom erhalten hatte. Regina Jonas, die weltweit erste Rabbinerin, wuchs in Berlin in sehr einfachen Verhältnissen auf, studierte an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums und bestand mit einer bahnbrechenden halachischen Streitschrift „Kann die Frau das rabbinische Amt bekleiden?“ ihre Abschlussprüfung. Regina Jonas blieben jedoch nur wenige Jahre, in denen die passionierte Predigerin und einfühlsame Seelsorgerin den von Verfolgung und Deportation bedrohten Berliner Juden beistand. 1942 wurde sie gemeinsam mit ihrer Mutter nach Theresienstadt deportiert. Auch hier wirkte sie als Rabbinerin, hielt Vorträge und half den Mithäftlingen in ihrer Not. 1944 wurde sie in Auschwitz ermordet. Die tatsächlich erste Rabbinerin der Welt legte einen wichtigen Grundstein für die Gleichberechtigung der Frau im Judentum. Heute amtieren mehr als 1.000 Rabbinerinnen weltweit. JÜDISCHE MINIATUREN

Jutta Dick
Berend Lehmann
Hofjude August des Starken
80 S., 17 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-366-8
Berend Lehmann gilt als einer drei bedeutendsten Hofjuden im Europa des 18. Jahrhunderts. In Essen 1669 geboren, kam er durch Heirat nach Halberstadt in Brandenburg- Preusen. Von da aus war er auch fur die Hofe von Hannover, Braunschweig und vor allem Sachsen tatig. Die Verbindung zu August dem Starken war die wichtigste, sowohl fur den Herrscher als auch fur ihn selbst. Trotzdem konnte August der Starke nicht durchsetzen, dass Lehmann ein Schutzbrief fur Sachsen ausgestellt wurde. Diese Geschichte ist symptomatisch fur die Lebenssituation von Hofjuden im 18. Jahrhundert. Sie konnten hoch aufsteigen, aber ihre Existenz war durch kein Gesetz geregelt. Sie war gebunden an das Wohlwollen des jeweiligen Herrschers. So fand Berend Lehmann 1730 sein Grab auf dem Friedhof Am Roten Strumpf in Halberstadt. Jutta Dick war wissenschaftliche Mitarbeiterin der Alten Synagoge Essen und des Salomon Ludwig Steinheim Instituts in Duisburg. Seit 1995 leitet sie die Moses Mendelssohn Akademie mit dem Berend Lehmann Museum fur judische Geschichte und Kultur in Halberstadt. JÜDISCHE MINIATUREN

Dorothee Hoppe
John Elsas
Vom Börsenmakler zum Künstler
80 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-383-5
John Elsas wurde 1851 in Frankfurt am Main als Sohn jüdischer Eltern geboren. Nach der Schulzeit im Philanthropin und einer Ausbildung zum Handelsmann arbeitete er als selbstständiger Börsenmakler und lebte mit seiner Familie in Frankfurt. Erst im Alter zeichnete er bunte Bildgeschichten für seine zwei Enkel, später entstanden Collagen und Aquarelle, nun für Erwachsene, mit humorvollen und oft auch ernsten Versen unter der Darstellung. Noch zu seinen Lebzeiten wurden Elsas’ Bilder auf fünf Ausstellungen in den Jahren 1929 bis 1931 in Galerien in Berlin, Zürich, München und Mannheim gezeigt, mit sehr positiven Besprechungen in den Feuilletons. Bei seinem Tod im Jahr 1935 hinterließ Elsas 25.000 Blätter aus seinen letzten zehn Lebensjahren, die man erst nach siebzig Jahren wiederentdeckte. JÜDISCHE MINIATUREN

Dieter G. Maier, Jürgen Nürnberger
Georg und Hedwig Flatow
Für Arbeitnehmerrechte und soziale Fürsorge
80 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-386-6
Georg (1889–1944) und Hedwig Flatow (1882–1944) setzten sich in der Weimarer Republik unermüdlich für die neue demokratische und soziale Gesellschaftsordnung ein. Georg Flatow wirkte bei der Entwicklung des kollektiven Arbeitsrechts mit und erlangte in Wissenschaft und Wirtschaft insbesondere mit seinem Kommentar zum Betriebsrätegesetz großes Ansehen. Hedwig Flatow engagierte sich in der Sozialfürsorge und in der Montessoripädagogik. Als sie durch die Nationalsozialisten ihre sicher geglaubte berufliche und soziale Existenz verloren, unterstützten sie auf vielfältige Weise die Auswanderung jüdischer Jugendlicher. Wegen ihrer Hilfe für andere bereiteten sie jedoch ihre eigene Emigration zu spät vor. Nach der zunächst geglückten Flucht in die Niederlanden blieben ihre Bemühungen um eine Einwanderung in ein sicheres Land ohne Erfolg. Über Westerbork, Bergen Belsen und Theresienstadt wurden sie im Oktober 1944 nach Auschwitz deportiert und dort umgebracht. Lediglich ihrer Tochter Ilse Flatow (1920-1995) gelang die Flucht nach England. JÜDISCHE MINIATUREN


Vera Trnka
Emil Davidovic
Das Leben eines jüdischen Gelehrten in den Wirren des 20. Jahrhundert
94 S., 17 Abb., br., € 9,90
978-3-95565-368-2
Das Leben des Rabbiners Emil Davidovic (1912–1986) erzählt die Geschichte eines in einer streng orthodoxen Familie der Karpatoukraine geborenen Juden, der Verfolgung und Konzentrationslager überlebte. Der vielsprachig aufgewachsene Davidovic besuchte verschiedene Rabbinerhochschulen und studierte unter Leo Baeck und Ismar Elbogen in Berlin sowie in Brünn, Budapest und Wien. 1944 wurde er mit seiner gesamten Familie nach Auschwitz deportiert, überlebte und emigrierte mit Frau Cilli in die Tschechoslowakei. Auch hier sah er sich als Jude Anfeindungen ausgesetzt und floh nach Israel, um wenige Jahre später und bis zu seinem Lebensende als Rabbi in Dortmund, im Land der Täter, jüdisches Leben in Nachkriegsdeutschland neu gedeihen zu lassen. Vera Trnka erzählt aus seinem Leben mithilfe persönlicher Erinnerungen ihrer Schulfreundin Alice, der Tochter Davidovics. JÜDISCHE MINIATUREN

Martha Keil, Helmut Teufel
Samuel Steinherz
Altösterreicher – Mediävist – Rektor in Prag
80 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-384-2
In seiner Wirkungszeit als Mediävist hoch geschätzt, ist Samuel Steinherz (1857–1942) heute nur noch in Fachkreisen bekannt. Als wahrer „Altösterreicher“ wurde er in Güssing (damals Ungarn, heute Österreich) geboren, promovierte in Graz, habilitierte in Wien und erhielt 1901 eine Professur an der Deutschen Universität in Prag. 1922 als Dienstältester zum Rektor gewählt, nahm er das Amt an, obwohl für Juden die Ablehnung ungeschriebenes Gesetz war. Darauf blockierte die deutschnationale Studentenschaft den Vorlesungsbetrieb. Steinherz blieb Rektor und wandte sich zunehmend der jüdischen Geschichte zu. 1928 gründete er die „Gesellschaft für Geschichte der Juden in der Cechoslovakischen Republik“. Am 6. Juli 1942 wurde Steinherz nach Theresienstadt deportiert, wo er an seinem 85. Geburtstag verstarb. Auch seine Frau Sophie, drei seiner fünf Kinder und zwei Enkelkinder wurden in der Shoah ermordet. JÜDISCHE MINIATUREN

Christian Schölzel
Walther Rathenau
Industrieller, Schriftsteller, Politiker
64 S., 19 Abb., br., € 5,90
978-3-933471-44-4
Der Wirtschaftsmanager und philosophische Schriftsteller, der europäische Staatsmann und feinnervige Künstler Walther Rathenau (1867-1922) wurde von einem englischen Historiker der "Schutzheilige" der deutschen Demokratie genannt. Er setzte Maßstäbe als Organisator der Rohstoffwirtschaft im 1. Weltkrieg und als entschiedener Verteidiger der schon in den Anfängen bedrohten Weimarer Republik. Rathenau war, wie sein Freund und Biograph Harry Graf Kessler schrieb, ein "Stockpreuße..., soweit er nicht ein alttestamentlicher Jude war".

Ralf Dose
Magnus Hirschfeld
Deutscher, Jude, Weltbürger
128 S., Br., € 9,80
978-3-933471-69-7
Magnus Hirschfeld (1868-1935) stammte aus einer jüdischen Familie, war Sozialdemokrat, Sexualwissenschaftler und Vorkämpfer der Homosexuellenbewegung. Die Lehre von den "sexuellen Zwischenstufen" war sein Versuch, den homosexuellen Männern und Frauen ihren Platz in der Natur und dadurch in der Gesellschaft zu geben. Ein Konzept, das Geschlechtergrenzen zum Fließen brachte in einer Zeit, die sehr festgefügte Vorstellungen über "den Mann" und "die Frau" und ihre "natürlichen" Eigenschaften hatte. "Durch Wissenschaft zur Gerechtigkeit" war sein Motto - durchdrungen vom Ethos der Aufklärung wurde ihm Wissenschaft Mittel zum Zweck zur Durchsetzung sozialer Gerechtigkeit. Zeitlebens war er wegen seines Anspruchs umstritten. Als die Deutschen Hirschfeld als Juden ausgrenzten, musste er sich neu definieren. "Deutscher, Jude, oder Weltbürger?", notierte er 1933 und entschied sich für "Weltbürger" oder "alles drei".

Heinrich Simon
Leben im Judentum
Persönliche Feste und denkwürdige Tage
64 S. , 14 Abb., br., € 5,90
978-3-933471-60-4
Als Jude gilt ein Kind, das von einer jüdischen Mutter geboren wurde. Dabei spielt es keine Rolle, ob die Mutter jüdisch von Geburt an ist, oder ob sie zum Judentum übergetreten ist. Männliche jüdische Kinder werden im Regelfall am achten Tag nach ihrer Geburt beschnitten und mit dieser Zeremonie in den Bund aufgenommen, den Gott mit dem Stammvater Abraham geschlossen hat. Behandelt werden außerdem das Erreichen der religiösen Mündigkeit, Ehe und Scheidung, Speisegesetze, Beerdigungen u.a. Mit einem Essay "Sinn und Ziel des menschlichen Lebens in jüdischer Sicht"


Heinrich Simon
Jüdische Feiertage
64 S. , 7 Abb., br., € 5,90
978-3-933471-56-7
Die jüdischen Fest- und Gedenktage sind durch den Kalender festgelegt und fallen - abgesehen vom Schabbat, dem wöchentlichen Ruhetag - immer auf die selben Tage nach dem jüdischen Kalender. Dieser ist ein Mondkalender, der durch die Berücksichtigung des Sonnenstandes in einer solchen Weise korrigiert und ausgeglichen wird, dass die einzelnen Monate in jedem Jahr in die gleiche Jahreszeit fallen. Es gibt ernste Feiertage wie Rosch ha-Schana (Neujahrsfest) und Jom Kippur (Versöhnungstag), freudige Festtage, wie die drei Wallfahrtsfeste Pessach, Schawuot (Wochenfest) und Sukkot (Laubhüttenfest) und schließlich Gedenktage, wie z.B. Chanukka (Fest der Tempelweihe) und Purim (Losfest) oder den 9.Aw, den Tag der Tempelzerstörung.


Wünschmann, Anita:
Helene Weigel
Wiener Jüdin - Große Mimin des epischen Theaters
64 S. Kartoniert, € 5,90
978-3-938485-29-3
Die Schauspielerin und Theaterleiterin Helene Weigel (1900-1971) war an der Seite Bertolt Brechts eine außerordentliche Darstellerin mit unübertroffenen gestischen Mitteln. Ihre Herkunft alsJüdin und Österreicherin konnte und wollte sie nicht verbergen.


Völker, Klaus:
Fritz Kortner
Jude und Rebell gegen das privilegierte Konventionelle
64 S. Kartoniert, € 5,90
 978-3-938485-31-6
Der Schauspieler und Regisseur Fritz Nothan Kortner(1 832-1970) engagierte sich mit geistiger Schärfe leidenschaftlich für die politische Wahrheit und setzte nach der Emigration im Nachkriegsdeutschland den widerspruchsvollen Theaterrealismus beharrlich durch.


Grözinger, Elvira:
Heinrich Heine
Deutscher Dichter, bedeutender Publizist, politischer Emigrant
64 S. Kartoniert, € 5,90
978-3-938485-15-6
Heinrich Heine (1797-1856), Sohn eines jüdischen Tuchhändlers, war der wichtigste Vertreter der deutschen Romantik und gilt als einer der ganz großen deutschen Dichter. Während der Nazizeit wurde er als „jüdisch entartet" diffamiert, und seine Werke wurden nicht mehr verbreitet.

Harry B. van der Linden
Veitel Heine Ephraim
Hofjude Friedrichs II.
76 S., 30 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-008-7
Das Ephraim-Palais zählt zu den bedeutendsten Sehenswürdigkeiten Berlins. Das Rokokogebäude steht am Rande des Nikolaiviertels als steinerner Zeuge des Wirkens der einst mächtigen Familie Ephraim. Im 18. und19. Jahrhundert prägte sie nicht nur die Berliner Jüdische Gemeinde, sondern auch die Wirtschafts- und Finanzwelt der Stadt. Veitel Heine Ephraim (1703–1775) unterhielt enge Verbindungen zu Friedrich II. und finanzierte, wie auch seine Nachkommen, viele Unternehmungen des Königs. Diese Familie hat bisher nur sporadisch die Aufmerksamkeit von Biographen auf sich gezogen, sodass viele Informationen in alle Welt verstreut sind. Harry van der Linden hat diese zusammengetragen und gibt eine Übersicht über den Handel und Wandel dieser außergewöhnlichen Familie und ihre vielfältigen Beziehungen zu berühmten Zeitgenossen wie Moses Mendelssohn oder Daniel Itzig.


Braun, Helmuth F:.
Sigmund Freud (1856-1939)
64 S. Kartoniert, € 7,80
978-3-938485-16-3
Sigmund Freud (1856-1939) ist der Begründer der Psychoanalyse. Er mußte 1938 als Jude von Wien nach London emigrieren. Freuds Lehre hat vielfachen Einfluß auf Philosophie, Literatur und Kunst.
Jüdische Miniaturen Band 25

Albert Einstein 1879-1955
120 Seiten, 29 Abbildungen € 9,80
978-3-933471-83-3
Albert Einstein gehört zu den bedeutendsten Wissenschaftlern der Geschichte und hat mit seinen Entdeckungen die moderne Physik maßgeblich begründet. Einstein war aber nicht nur die Zentralfigur der Physik des 20. Jahrhunderts. Sein Eintreten für Menschenrechte, Demokratie und Frieden machten ihn überdies zu einer Symbolfigur des modernen, gesellschaftlich engagierten Wissenschaftlers unserer Zeit. Er war zudem ein engagierter Jude. All dies trug ihm Bewunderung und Verehrung, aber auch Missgunst und Angriffe auf Person und Werk ein, die nicht zuletzt auf Einstein als Juden und sein Engagement für die zionistische Idee zielten.

Alfred Etzold:
Der Jüdische Friedhof Weißensee
Ein Berliner Kulturdenkmal
64 S. Kartoniert, € 5,90
978-3-938485-17-0
Auf diesem Friedhof schufen Architekten und bildende Künstler des ausgehenden 19. und des 20.Jahrhunderts Monumente von großem künstlerischen und historischen Wert. Der Senat von Berlin hat beschlossen, den Antrag zu stellen, den Friedhof Weißensee als schützenswertes Kulturdenkmal in die Welterbeliste der Unesco aufzunehmen. Im Buch gibt es eine Darstellung der Grabstätten bedeutender Persönlichkeiten, sowie ein ausführliches Verzeichnis der Grabmalkünstler.

Elke-Vera Kotowski
Teddy Kollek
Zionist - Kibbuznik - Politiker
72 Seiten, Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-267-8
Fast bis zum letzten Tag seines 95 Jahre langen Lebens war er rastlos, ja förmlich getrieben von seiner Vision eines eigenen jüdischen Staates und dessen fester Etablierung in der Staatengemeinschaft - und hier ist nicht die Rede von Theodor Herzl, sondern von seinem Anhänger Teddy Kollek, der Herzls Leitspruch „Wenn Ihr wollt, ist es kein Märchen“, mithalf in die Tat umzusetzen. Aus der Vision wurde Realität und 1948, 44 Jahre nach Herzls Tod und wenige Tage vor Teddy Kolleks 37. Geburtstag, wurde der Staat Israel Wirklichkeit. Teddy Kollek, der 1935 seine Aliya vollzog, war von Anfang an Teil des Aufbaus Israels, als Kibbuznik, Fluchthelfer, Geheimagent, Waffenschmuggler, Diplomat und schließlich höchster Beamter unter dem ersten Ministerpräsidenten David Ben-Gurion. 1965 wurde er Bürgermeister von Jerusalem und verhalf der Stadt, dem Zentrum der drei monotheistischen Religionen, zu neuer Blüte. In seiner 28-jährigen Amtszeit initiierte er den Bau von Museen, Theatern und Parkanlagen nach dem Vorbild Wiens, jener Stadt, die seine Jugend und sein ästhetisches Empfinden geprägt hatte. 

Peter Sühring
Felix Mendelssohn
Der (un)vollendete Tonkünstler
94 Seiten, Broschur,  € 9,90
978-3-95565-285-2
Diese kurze Darstellung von Leben und Musik des Komponisten, Pianisten und Dirigenten Felix Mendelssohn (1809–1847) basiert auf einer langen Beschäftigung mit seinen auch unbekannteren Werken und versucht eine andere Sicht auf ihn, jenseits der Klischees von Oberflächlichkeit und Tiefe, handwerklicher Glätte und Gefühlsausdruck. Dies erfordert einige Gegendarstellungen zu kursierenden Legenden. Mendelssohns in sich vielfältige Einstellung zum Komponieren und Aufführen von Musik, seine Verankerung im deutschen Protestantismus, die ihn aber nicht dran hinderte, für alle Konfessionen zu komponieren, seine Hinwendung zur mosaischen Religion, sein produktives Anknüpfen an verschiedene geistesgeschichtliche und musikalische Traditionen, sein mutiges Voranschreiten in der Erfindung neuer musikalischer Formen und Harmonien – aus all diesen Erscheinungen wird hier die widersprüchliche Summe eines Musikerlebens gezogen.


Dietrich Schulze-Marmeling
Kurt Landauer
Der Meister des FC Bayern
84 Seiten, 4 Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-168-8
Kurt Landauer (1884-1961) führte seit 1913, unterbrochen durch den Ersten Weltkrieg, den FC Bayern als Präsident an. Mit ihm gewann die Mannschaft 1932 erstmals die deutsche Meisterschaft. Landauer, dessen Eltern in München ein Damenoberbekleidungsgeschäft betrieben, musste 1933 aufgrund seiner jüdischen Herkunft sein Amt als Präsident des FC Bayern aufgeben und 1937 in die Schweiz emigrieren. Nach seiner Rückkehr 1947 wurde er erneut zum Präsidenten des FC Bayern gewählt und baute in kurzer Zeit einen leistungsstarken Kader auf, mit dem er den weiteren Erfolg der Mannschaft ebnete. 

Klaus Haupt
Egon Erwin Kisch
Der rasende Reporter
aus dem Prager "Haus zu den Goldenen Bären"
72 S., Br.,  € 6,90
978-3-938485-72-9
Egon Erwin Kisch (1885-1948) erlebte als junger Prager Journalist und als österreichischer Soldat im Ersten Weltkrieg den Zusammenbruch des österreichisch-ungarischen Weltreiches. Er bewegte sich im Kreis der deutsch schreibenden Prager Juden und der Boheme im legendären Berliner Romanischen Café. Seine weltbekannten Reportagen von fast allen Brennpunkten seiner Zeit sind sehr viel mehr als nur Erlebnisberichte auf fünf Kontinenten, sie sind Zeugnisse seiner kämpferischen Teilnahme am Weltgeschehen, gegen den aufkommenden Nationalsozialismus in Deutschland, für die Demokratie an der Seite der Internationalen Brigaden im Spanischen Bürgerkrieg. Es ist überliefert, der Rasende Reporter Kisch soll auf die Frage, wie er sein bewegtes und abenteuerliches Leben überhaupt bewältigen konnte, geantwortet haben: Ich stamme aus Prag, ich bin Tscheche, ich bin Deutscher, ich bin Jude, ich bin Kommunist, ich komme aus einem guten Haus - irgend etwas davon hat mir immer geholfen.

Simon, Hermann:
Die Synagoge Rykestraße
2. erweiterte Auflage mit einem Vorwort von Albert Meyer
66 S., 16 Abb., € 5,90
978-3-938485-65-1
Vor 100 Jahren wurde die Synagoge in der Rykestraße im Nordosten Berlins eingeweiht. Sie ist bis heute eines der würdigsten und größten Gotteshäuser der jüdischen Gemeinde, mit Platz für 2000 Menschen. Im Novemberpogrom 1938 wurde das Gebäude in Brand gesteckt, wurde aber zügig gelöscht. Zwischen 1940 und 1945 unterstand die Synagoge der Heeresstandortverwaltung, nach der Befreiung fanden wieder Gottesdienste und Hochzeiten dort statt.

Claudia Keller
Sukkat Schalom
Soldaten, Agenten und ein Neuanfang:
Wie das liberale Judentum nach Berlin zurückkehrte
80 S., 15 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-121-3
Wir sind in Berlin, und wir leben – das soll die ganze Stadt sehen: Das erste Pessach nach dem Krieg feiern 2.000 Juden im Rathaus Schöneberg. Der jüdische Chaplain der U.S. Armee hat eingeladen. Die Militärgeistlichen bringen Selbstbewusstsein, Hoffnung und ihr Judentum in die Stadt. Es ist das liberale Judentum, dessen Wurzeln in Berlin liegen. So beginnt die Geschichte des Synagogenvereins Sukkat Schalom. Sie wird zum ersten Mal erzählt, anhand bislang unveröffentlichter Dokumente und Erinnerungen. Die Chaplains helfen den traumatisierten Juden, sie schmuggeln sie nach Palästina und arbeiten im Untergrund für die Haganah. Später, als Berlin eingemauert ist, schmeckt die Ice Cream im Chaplain Center nach Freiheit. Hier entstehen Freundschaften fürs Leben, es wächst eine Gemeinschaft, die bis heute trägt.


Lorenz Peter Johannsen
Janusz Korczak
Kinderarzt
76 S., br., € 8,90
978-3-95565-110-7
Janusz Korczak (1878–1942) war ein polnischer Arzt, Schriftsteller und Reformpädagoge, der die Rechte von Kindern formulierte und damit die 1989 von der UNO-Vollversammlung angenommene Kinderrechtskonvention vorbereitete. Seine belletristischen und theoretischen Schriften werden bis heute weltweit gelesen. 1942 begleitete Janusz Korczak zweihundert Kinder des von ihm geleiteten jüdischen Waisenhauses aus dem Warschauer Ghetto in die Gaskammern von Treblinka. Sein Name wurde zu einem Mythos. Auch wenn bekannt ist, dass Janusz Korczak zunächst als anerkannter und sozial engagierter Kinderarzt in Warschau wirkte, hat dieser Lebensabschnitt bisher wenig Aufmerksamkeit erfahren. Durch seine Erfahrungen in der Sozialen Pädiatrie wurde Korczaks von Sensibilität und Achtsamkeit geprägtes Interesse an der kindlichen Psyche und ihrer Entwicklung wachgerufen. Pädiatrie und Pädagogik bildeten für ihn eine Einheit. So konnte Janusz Korczak seine uneingeschränkte Liebe zum Kind in seinem Werk weitergeben.


Ingeborg Boxhammer
Marta Halusa und Margot Liu
Die lebenslange Liebe zweier Tänzerinnen
92 S., 20 Abb., br., € 9,90
978-3-95565-116-9
Die Tänzerinnen Marta Halusa (1910–1999) und Margot Holzmann (1912–1993) werden in Berlin von den Nazis verfolgt: Margot Holzmann vor allem wegen ihrer jüdischen Herkunft, beide Frauen wegen Prostitution und „lesbischer Betätigung“. Die erhoffte Sicherheit über die Eheschließung mit dem Chinesen Chi-Lan Liu erfüllt sich für Holzmann kaum. Margot Liu und Marta Halusa werden über Jahre immer wieder denunziert und festgenommen. Mit viel Glück überlebt das Paar den Nationalsozialismus. Ingeborg Boxhammer folgt der bewegenden Lebensgeschichte der beiden Frauen: von ihrem Kennenlernen im Hamburger Varieté und ihren Jahren in Berlin bis zu ihrer Emigration nach England und ihrem langen Kampf mit den bundesdeutschen Behörden um sogenannte Entschädigungsleistungen.


Michael Schäbitz
Hans Rosenthal
Deutschlands unvergessener Quizmaster und bewusster, stolzer Jude
2. Auflage
64 S., 19 Abb., br., € 6,90
978-3-95565-125-1
Hans Rosenthal (1925–1987) war ein Star der Unterhaltungskunst, ein Showmaster und Entertainer unverwechselbaren Formats. Nach dem frühen Tod der Eltern wuchs er in Berliner Waisenhäusern auf und musste nach dem Mittelschulabschluss Zwangsarbeit leisten. Im Frühjahr 1943 tauchte er unter und versteckte sich bis zur Befreiung u.a. in einer Schrebergartenkolonie. Bereits 1945 kam er zum Rundfunk und machte schnell Karriere bei RIAS Berlin. Seit Anfang der 1970er Jahre moderierte er die äußerst beliebte und erfolgreiche ZDF-Quizsendung „Dalli Dalli“. Er war Vorsitzender der Repräsentantenversammlung der Jüdischen Gemeinde zu Berlin.


Rainer Immensack
Jacob „Manoli“ Mandelbaum
Zigarettenfabrikant –Designpionier– Kaisertreu
80 Seiten, 30 Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-287-6
Jacob Mandelbaum wurde 1859 in Chrzanow, im heutigen Polen geboren. Als sogenannter Ostjude kam er 1883 nach Berlin, arbeitete dort zuerst als Vertreter für Zigaretten und machte sich 1894 mit seiner eigenen Zigarettenfabrik selbständig. Seine Firma Manoli hatte erst in Berlin und dann in ganz Deutschland Erfolg. Mandelbaum engagierte sich stark im Ersten Weltkrieg, seine beiden Söhne gingen gleich zu Kriegsbeginn an die Front. Er kaufte für etliche Millionen Mark Kriegsanleihen, die 1918 plötzlich wertlos waren. In den Jahren 1903 bis 1918 war Mandelbaum ein Pionier für die Gestaltung von Werbung und seiner Zigarettenpackungen. Er beschäftigte namhafte Künstler wie Lucian Bernhard, Hans Rudi Erdt, Julius Klinger und Ernst Deutsch. Seine Werbeprodukte gelten bis heute als Beispiele für Corporate Identity und Design. 

Henning Müller
FRIEDRICH WOLF
Deutscher Jude – Schriftsteller - Sozialist
72 S., Br.,  € 6,90
978-3-938485-90-3
Das Leben des jüdischen Arztes und Dramatikers Friedrich Wolf ist von vielen Verwerfungen und Brüchen geprägt. In der Weimarer Republik muss Wolf 1933 vor den Nazis in die Sowjetunion fliehen. 1938 entkam er Stalins Schergen nach Frankreich, wo er später in verschiedenen Internierungslagern festsaß. Friedrich Wolf überlebte den Faschismus und den Stalinismus und kehrte 1945 nach Deutschland zurück.

Gernot Wolfram
PAUL CELAN
Der Dichter des Anderen
70 S., Br.,  € 6,90
978-3-941450-07-3
"Das Gedicht will zu einem Andern. es braucht ein Gegenüber." Paul Celan (1920-1970) gilt als der bedeutendste deutschsprachige Dichter in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Paul Celan wuchs in der Stadt Czernowitz, mitten im berühmten "Buchenland" (Bukowina) auf. Nach einer als glücklich empfundenen Kindheit verlor er seine Mutter und seinen Vater in den Vernichtungslagern der Nazis. Als Überlebender der Schoa entschied er sich dafür, in der "Sprache der Mörder" weiterzuschreiben, jedoch im Bewusstsein, das seine Sprache eine andere, wahrhaftigere werden musste. Celan verließ Czernowitz und lebte als Übersetzer und Dichter in verschiedenen Ländern, erst in Rumänien, dann in Österreich und schließlich, den Großteil seines Lebens in Paris. Geschult an den Werken Friedrich Hölderlins, Rainer Maria Rilkes und Franz Kafkas schuf er ein umfangreiches lyrisches Werk, das er als eine Art Flaschenpost verstand, "aufgegeben in dem - gewiss nicht immer hoffnungsstarken - Glauben, sie könnte irgendwo und irgendwann an Land gespült werden, an Herzland vielleicht." 1970 beging Paul Celan in Paris Selbstmord.

Johanna Obrusnik
Jurek Becker
Geborener Jude, selbsternannter Atheist, deutscher Schriftsteller
61 S., Br., € 5,90
978-3-933471-57-4
Seine Kindheit verbrachte Jurek Becker (1937-1997) im 1939 errichteten Ghetto von Lodz und in den Konzentrationslagern Ravensbrück und Sachsenhausen. Mit dem Vater kam er 1945 nach Berlin; hier musste er mühsam die deutsche Sprache lernen und sich als Jude im Nachkriegsdeutschland zurechtfinden. Er studierte Philosophie, wurde aus politischen Gründen exmatrikuliert und lebte als Drehbuchschreiber, zunehmend anerkannter Romanschriftsteller und Kabarett-Autor bis 1977 in Ostberlin. Für den Kinofilm nach seinem Roman "Jakob der Lügner" errang die Filmproduktion der DDR ihre einzige Oscar-Nominierung. In der Bundesrepublik verfasste Becker 27 Folgen der beliebten Fernsehserie "Liebling Kreuzberg".

Esther Slevogt
Das Jüdische Gemeindehaus in der Fasanenstraße
"Aufgebaut werden durch Dich die Trümmer der Vergangenheit"
63 S., 15 Abb., Br., € 5,90
978-3-941450-06-6
"Möge der Bau bis in die fernsten Zeiten seiner hohen Bestimmung dienen" schloss der Text der Grundsteinurkunde für die Synagoge in der Fasanenstraße in Berlin. Doch nur 26 Jahre nach ihrer Weihung im Jahr 1912 wurde sie am 9. November 1938 niedergebrannt und stand weitere 19 Jahre als Ruine mahnend in unmittelbarer Nähe zum Kurfürstendamm. Heinz Galinski, legendärer Gründervater der Westberliner Nachkriegsgemeinde, entschied sich statt für den Wiederaufbau für einen radikalen Neuanfang, ließ die Ruinen abtragen und einen eleganten Zweckbau nicht mehr als Synagoge, sondern als jüdisches Kulturzentrum errichten: ein klassisches Stück Fünfziger-Jahre-Architektur, das gleichwohl die neoromanisch-byzantinischen Elemente des Vorgängerbaus zitierte und zum Symbol des wiedererstandenen jüdischen Lebens im Nachkriegsdeutschland geworden ist.

Daniela Gauding  /Christine Zahn
Die Synagoge Fraenkelufer (Kottbusser Ufer) 1916 - 1959 - 2009.
64 S., Br.,  € 5,90
978-3-941450-00-4
Im September 1916 - noch während des 1. Weltkrieges - wurde unter großer Anteilnahme der staatlichen und städtischen Behörden Berlins die Gemeindesynagoge Kottbusser Ufer geweiht. Sie war bis zum Novemberpogrom 1938 und der Beschlagnahme des gesammten Synagogengeländes 1942 durch die Gestapo ein geistiges und soziales Zentrum jüdischen Lebens, insbesondere in den südlichen Stadtbezirken Kreuzberg und Neukölln. Am 8. September 1945 fand zum jüdischen Neujahrsfest der erste Gottesdienst in der noch stark beschädigten Jugendsynagoge Fraenkelufer statt, da die Hauptsynagoge völlig zerstört war. Die wenigen Überlebenden der Shoa, aus den Konzentrationslagern befreite polnische Juden und auch Soldaten der Alliierten feierten Rosch ha-Schana 5706 gemeinsam. Am Vorabend des jüdischen Pessachfestes 1959 weihte die jüdische Gemeinde zu Berlin die restaurierte Jugendsynagoge am angestammten Platz ein. Die Daten 1916 - 1959 - 2009 weisen auf die Brüche, ebenso aber auf die Kontinuität jüdischen Jebens in Berlin. Am 22. April 2009 jährte sich die Neueinweihung zum fünfzigsten Mal. Aus diesem Anlass wird die Synagoge in Geschichte und Gegenwart hier vorgestellt.

Sibylle Quack
Straßen am Denkmal ehren ihr Andenken
Cora Berliner - Gertrud Kolmar – Hannah Arendt
60 S., Br., € 5,90
978-3-938485-12-5
Das Denkmal für die ermordeten Juden Europas (Stelenfeld am Brandenburger Tor) wird von drei Straßen umgeben, die nach drei jüdischen Frauen benannt sind, deren Schicksale mit der Ermordung und Vertreibung unmittelbar verbunden sind. Die drei bedeutenden Frauen, deren Lebensgeschichten in dieser Miniatur dargestellt werden, waren Teil der deutschen und jüdischen Kultur in Deutschland. Zwei von ihnen wurden ermordet, die dritte konnte nur durch Flucht entkommen. Auch ihr Schicksal ist Zeugnis des ungeheuren Zivilisations- und Traditionsbruchs, der durch die nationalsozialistische Politik hervorgerufen wurde.

Ellen Presser
Towje Kleiner
„Ich bin ein Komiker aus dem Leben heraus“
Unter Mitarbeit von Ursula Kleiner
80 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-257-9
Towje Kleiner (1948–2012) verbrachte seine frühe Kindheit im DP-Lager Föhrenwald bei Wolfratshausen. Der Vater aus Polen, die Mutter aus Weißrussland, hatten beide den Holocaust überlebt. Ihre wiederholten Versuche, zusammen mit ihren Söhnen nach Israel, Kanada, England und Argentinien zu emigrieren, prägten Towje Kleiners Leben. Die vielen Entbehrungen konnte die Familie nur mit Humor meistern. Der jüngere Sohn Towje entwickelte die Erfahrung einer Gratwanderung zwischen Ausnahmezustand und Angekommensein zur Kunstform, die er als Schauspieler in die Vorabendserien von Helmut Dietl einbrachte. Seine Spezialität waren chaotisch-liebenswerte Typen. Mit Figur en wie Achmed in den „Münchner Geschichten“ oder das Nervenbündel Maximilian in „Der ganz normale Wahnsinn“ eroberte er die Herzen des Fernsehpublikums. Zuletzt verkörperte er als Schiffskoch Odessi den Beschützer der Kultfigur „Pumuckl“.

Matthias Marschik
Theodor Schmidt
Ein jüdischer „Apostel der Olympischen Idee“
102 Seiten, 12 Abb., Broschur,  € 9,90
978-3-95565-253-1
Dr. iur. Theodor Schmidt (1891-1973), Erbe des traditionsreichen Wiener Süßwarenherstellers Victor Schmidt & Söhne, zeigte wenig Interesse, sich auf die Bonbonherstellung zu beschränken. Reich, monarchistisch, „halbjüdisch“ und homosexuell, fand der Großunternehmer seine Herausforderungen als Arbeitgebervertreter beim Völkerbund in Genf, aber vor allem als Präsident des Österreichischen Olympischen Komitees, die er mit viel Pomp, aber ebenso großen Erfolgen zu bewältigen verstand. Die positiven österreichischen Olympiaauftritte 1928 und 1932 waren nicht zuletzt Schmidts politischem wie finanziellem Engagement zu verdanken. 1938 floh er über Rom und die USA in die Dominikanische Republik, von wo er 1955 als Honorarkonsul der Trujillo-Diktatur nach Wien zurückkehrte.

Christian Thiel
Paul Hensel
Der „Sokrates von Erlangen“ – Lebenskünstler und kritischer Philosoph
80 S., 15 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-147-3
Paul Hensel (1860–1930), noch 1994 im Diccionario de Filosofía mit einem eigenen Artikel bedacht, ist in Deutschland nahezu vergessen. Doch fasziniert noch heute, wie sich
der Nachkomme Moses Mendelssohns trotz eines Augenleidens zum Kenner vieler Sprachen und Sachgebiete und zum Vermittler der philosophischen Gehalte literarischer Werke entwickelt. Als fesselnder Redner wirkt Hensel nicht nur an drei Universitäten, sondern auch in der Erwachsenenbildung bis fast an sein Lebensende. Die Herzlichkeit und Menschlichkeit des toleranten Konservativen, seine Vitalität und eine späte zweite Ehe, aus der zwei Töchter hervorgehen, verschaff en ihm den Ruf eines „Sokrates von Erlangen“. Die Darstellung der Lebensumstände Paul Hensels, seiner Rolle im Kulturleben und seines Beitrags zu Philosophie- und Geistesgeschichte, Ethik und Religionsphilosophie liefert ein farbiges Bild dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit, die der Vergessenheit zu entreißen sich lohnt.

Kay Schweigmann-Greve
Kurt Löwenstein
Demokratische Erziehung und Gegenwelterfahrung
80 S., 13 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-153-4
Der in Bleckede geborene Kurt Löwenstein (1885–1939) gehört zu den wohl einfl ussreichsten sozialdemokratischen Schul- und Erziehungspolitikern der Zwischenkriegszeit. Seine eigene, jüdisch-weltliche Schulbildung erhält er in Hannover, in der Davidschen Freischule; am Rabbiner-Seminar kommt ihm jedoch sein Glaube abhanden. Er gründet die größte laienpädagogische Organisation der Weimarer Republik, die „Kinderfreunde“. In deren Kindergruppen („Rote Falken“) und selbstverwalteten „Kinderrepubliken“ lernen Proletarierkinder Selbstachtung, Kritikfähigkeit und demokratische Formen der Konfl iktlösung. In Berlin-Neukölln kann Löwenstein seine Vorstellungen sozialistischer Reformschulpädagogik umsetzen, bis er 1933 fliehen muss. In Frankreich widmet er sich dem Aufbau einer sozialdemokratischen Internationale von Kinder- und Erziehungsorgani sationen, der heutigen IFM-SEI. Im Mai 1939 stirbt Löwenstein im Pariser Exil.

Rebecca Schwoch
Herbert Lewin
Arzt – Überlebender – Zentralratspräsident
80 S., 20 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-152-7
Prof. Dr. med. Herbert Lewin (1899–1982) zeigte als Gynäkologe ein ausgeprägtes sozialpolitisches und sozialmedizinisches Engagement. 1933 wurden jedoch all seine Aktivitäten brutal unterbunden. Der Nationalsozialismus zerstörte mit seinem vehementen Antisemitismus nicht nur Lewins berufl iches Wirken, sondern auch seine private Sphäre: Im Oktober 1941 wurde Herbert Lewin mit Frau und Sohn in das Lodzscher Ghetto deportiert. Seine Frau tot wissend, seinen Sohn tot glaubend, versuchte Herbert Lewin, sich nach der so genannten Befreiung ein neues Leben aufzubauen. Es gelang ihm, noch eine ärztlich-wissenschaftliche Karriere einzuschlagen, zudem stand er mehrere Jahre an der Spitze des Zentralrats der Juden in Deutschland. Er fand erneut privates Glück. Aber der Schatten des Nationalsozialismus war lang: Seine Berufung an die Städtische Frauenklinik in Offenbach war vom ersten großen antisemitischen Skandal in der Bundesrepublik Deutschland überschattet.

Thomas L. Gertzen
Jean Pierre Adolphe Erman
und die Begründung der Ägyptologie als Wissenschaft
78 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-126-8
Adolf Erman (1854–1937) war der Spross einer französisch-schweizerischen Refugié-Familie, dessen Großvater Paul in die Familie Itzig einheiratete. Als Nachfolger Richard Lepsius’ auf dem Lehrstuhl für Ägyptologie an der Berliner Universität hatte Erman zeitweilig die Leitung über das Ägyptische Museum, die Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertumskunde und das Ägyptische Wörterbuchvorhaben an der Berliner Akademie inne. Zusätzlich war er an der Gründung und Aufsicht über das Deutsche Institut für Ägyptische Altertumskunde in Kairo und der Deutschen Orientgesellschaft beteiligt. Der durch ihn bewirkte Paradigmenwechsel hat die deutsche Ägyptologie nachhaltig geprägt. Kurz vor seinem Tode erfuhr er durch die rassistische Gesetzgebung der Nationalsozialisten eine tiefe Demütigung durch seinen Ausschluss aus der Fakultät.

Sonja Mühlberger
Geboren in Shanghai als Kind von Emigranten
Leben und Überleben im Ghetto von Hongkew (1939-1947)
Neuausgabe
62 S., br., 14 Abb.,€ 7,90
978-3-95565-155-8
Sonja Mühlberger wurde 1939 als Tochter jüdischer Emigranten kurz nach deren Ankunft in Shanghai geboren. Frühzeitig lernte sie das entbehrungsreiche Leben des Exils in China unter japanischer Besatzung im Ghetto-Bezirk Hongkew kennen und wurde in den Kampf der Exilanten um das tägliche Überleben eingebunden. Erst 1947 konnten etwa 500 Shanghaier Emigranten nach Deutschland zurückkehren.


Udo Bayer
Jüdisches aus Laupheim
Prominente Persönlichkeiten einer Landjudengemeinde
80 S., 10 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-122-0
Aus der württembergischen Landgemeinde Laupheim ging eine für ihre Größe ganz überraschende, ja in Deutschland einzigartige Zahl bedeutender jüdischer Persönlichkeiten hervor, die auf unterschiedlichsten Gebieten Herausragendes leisteten. Dazu gehören u.a. der Begründer der Württembergischen Vereinsbank und Mäzen Kilian von Steiner, der Künstler und Designer Friedrich Adler, der Komponist Moritz Henle, die Kinderärztin Hertha Nathorff, der Schriftsteller Siegfried Einstein und nicht zuletzt die Unternehmerfamilie Bergmann, aus der die erfolgreiche Hochspringerin Gretel Bergmann hervorging, deren Leben auch verfilmt wurde. Zum ersten Mal werden von dem anerkannten Laupheim-Experten Udo Bayer eine kompakte historische Überblicksdarstellung der ehemaligen Laupheimer Judengemeinde und Kurzporträts sechs dieser bekannten Persönlichkeiten miteinander vereint.


Dieter G. Maier, Jürgen Nürnberger
Die Töchter der Familie Max A. Klausner
„Alles Leute über dem Durchschnitt“
100 S., 14 Abb., br., € 9,90
978-3-95565-119-0
Die Klausners waren Nachfahren einer berühmten jüdischen Gelehrtenfamilie und zugleich ein Beispiel für eine gelungene Integration – bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten. Max Albert Klausner (1848–1910) war ein bekannter Journalist und Kämpfer gegen den Antisemitismus. Irma (1874–1959), Dr. med., gehörte zu den ersten Frauen, die in Deutschland die humanistische Reifeprüfung ablegen und Medizin studieren durften. Gertrud (1877–1939), Dr. phil., wurde Lehrerin. Sie engagierte sich im Centralverein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens und war Abgeordnete im Preußischen Landtag. Judith (1878–1933) machte sich als Künstlerin einen Namen, vor allem durch ihre Buchillustrationen und Tierplastiken. Edith (1879–1941), Dr. rer. pol., amtierte nach einem nachgeholten Studium der Staats- und der Rechtswissenschaften als eine der ersten Richterinnen in Deutschland.


Harro Jenss
Hermann Strauß
Internist und Wissenschaftler in der Charité und im Jüdischen Krankenhaus Berlin
Neuauflage mit einem Beitrag von Peter Reinicke über Elsa Strauß
88 S., 34 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-123-7
Hermann Strauß gehörte um die Wende zum 20. Jahrhundert zur Gruppe höchst kreativer jüdischer Ärzte der Berliner Medizinischen Fakultät, die wichtige originäre Beiträge zur Fortentwicklung der Medizin lieferten. Strauß befasste sich wissenschaftlich intensiv mit Magen-, Darm-, Nieren und Stoffwechselkrankheiten. Die Einführung der kochsalzarmen Diät bei Nierenerkrankungen, das Straußsche Sigmoidoskop sowie die Strauß-Kanüle gehen auf ihn zurück. Strauß starb 1944 im Konzentrationslager Theresienstadt. Ergänzt wird dieser Band mit einem Beitrag über Elsa Strauß, Begründerin der Krankenhausfürsorge. Sie gehörte zur Generation bürgerlicher Frauen, die sich darum bemühten, bestehende Klassengegensätze im Kaiserreich aufzubrechen. Sie gründete Arbeiterinnenheime, war aktiv im Jüdischen Frauenbund und gilt als Wegbereiterin einer modernen Krankenhaussozialarbeit in Deutschland.


Hans Gál
Ein Jahrhundert Musik
Herausgegeben von Anthony Fox, Eva Fox-Gál, Gerold Gruber
88 S., Br., € 8,90
978-3-942271-77-6
Der Komponist und Musikwissenschaftler Hans Gál (1890–1987) wurde am 5. August 1890 in Brunn am Gebirge nahe Wien geboren. Von Dezember 1929 bis März 1933 war er Direktor der Musikhochschule in Mainz. Nach der Machtübernahme Hitlers verlor er diesen Posten. Mit seiner Familie entfloh er dem Terror nach England und wurde dort zusammen mit anderen Flüchtlingen als „enemy alien“ interniert. Nach seiner Freilassung ließ er sich in Edinburgh nieder und war bis ins hohe Alter aktiv. Seine Werke wurden vor dem Zweiten Weltkrieg häufig aufgeführt, insbesondere seine Opern waren an zahlreichen Opernhäusern in Deutschland jahrelang präsent. Nach 1945 wurde Hans Gál in weiten Teilen Europas vergessen. Erst in letzter Zeit beginnt man sich wieder mit seinen Werken zu beschäftigen.


Heike Stange
Familie Sobernheim
… und das „Haus Waltrud“ auf Schwanenwerder
80 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-087-2
1912 kauft Walter Sobernheim, der promovierte Jurist und  Generaldirektor der Bierbrauerei Schultheiß-Patzenhofer,  ein Grundstück auf der Insel Schwanenwerder. Mit dem  Entwurf und der Inneneinrichtung beauftragt er den Architekten  und Leiter der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums  Bruno Paul. Das Haus soll ein Rückzugsort für das  Ehepaar und ihre drei Kinder, ein Idyll im Grünen werden. Die Villa erhält den Namen „Haus Waltrud“, der aus den beiden  Silben der Vornamen der Ehepaars Walter und Gertrud  zusammengesetzt wird. Auch das Logo des Briefpapiers, das Exlibris und Postkarten zeigen Hausansichten. Die jüdische  Familie emigriert 1933 und verliert ihr Zuhause. Dieses Buch ist eine historische Spurensuche zur Erinnerung  an die Villa und ihre Bewohner – die Familie Sobernheim.

Bernd Fechner, York-Egbert König
Paul Westheim
Kunstkritiker – Publizist – Sammler
80 S., 20 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-095-7
Die Kunstszene in der Weimarer Republik ist ohne die Arbeit des Kritikers, Publizisten und Vermittlers Paul Westheim (1887–1963) undenkbar. Wie kaum ein anderer hat er sich um Kunst und Künstler des 20. Jh. verdient gemacht, hat sie beschrieben, gefördert und ihre Werke gesammelt. Heute berühmte Vertreter des Expressionismus wie Otto Dix, Ernst Kirchner und Oskar Kokoschka wurden vor allem durch ihn einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Nach der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten ist er ihnen als Propagandist der sog. entarteten Kunst und wegen seiner politischen Einstellung und jüdischen Herkunft dreifach verhasst, sodass er bereits sehr früh ins Exil nach Frankreich gehen muss. Nach dem deutschen Einmarsch in Frankreich wird er interniert, kann jedoch fliehen und findet schließlich in Mexiko ein neues Zuhause, wo er durch seine Arbeiten über die altmexikanische Kunst und indianische Architektur bekannt wird und bis heute hohe Wertschätzung genießt. Als er 30 Jahre nach seiner Flucht Deutschland erstmals wieder besucht, stirbt er ganz überraschend in Berlin.

Raimund Wolfert
Die Goldbergs
Zwischen Friedenstempel, Lunapark und Haus der Modeindustrie
90 S., 13 Abb., br., 9,90 €
978-3-95565-088-9
Die Goldbergs erzählt vom Erfindungsreichtum und „Stehaufwillen“ einer großbürgerlichen Berliner Familie, die heute so gut wie vergessen ist, deren Spuren aber bis nach Belgien, Frankreich, Brasilien und Norwegen reichen. Salomon Goldberg macht sich in den 1920er Jahren als Bankier und Stifter der Synagoge Friedenstempel in Berlin-Halensee, später auch als Uhrenfabrikant einen Namen, doch seine fünf Geschwister stehen ihm in ihren beruflichen Ambitionen, ihrer Kreativität und ihrem Lebensmut kaum nach. Bezeichnenderweise schreibt seine Schwester Selma Hochhaus den Text zu dem Walzer „Sei immer heiter!“ (1959), während sich der gemeinsame Bruder Max Goldberg – vor 1933 noch Generaldirektor des Berliner Lunaparks – in der Nachkriegszeit anschickt, in Düsseldorf ein gigantisches Haus der Modeindustrie zu errichten.


Leo Blech
Komponist – Kapellmeister –Generalmusikdirektor
96 S., 20 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-091-9
„Mit mir nicht!“ pflegt Leo Blech (1871–1958) zu sagen, wenn auf der Bühne etwas geschehen soll, das nicht im Sinne der Musik liegt, die er dirigiert. Auch sonst lässt der 1871 in Aachen geborene, über Prag nach Berlin gewanderte Komponist und Kapellmeister sich nicht alles gefallen. Nachdem er seit 1913 für musikalischen Glanz an der Berliner Staatsoper sorgte, muss er sich 1937 zwangspensionieren lassen und 1938 nach Riga emigrieren. 1941 von der Deportation bedroht, erwirkt er freies Geleit über Berlin nach Stockholm, wo er seit den 1920er Jahren ein gern gesehener Gast ist. 1949 kehrt er für eine letzte Periode als Generalmusikdirektor der Städtischen Oper nach Berlin zurück. Seine Art, deutsche, italienische und französische Oper zu dirigieren, ist einzigartig. Von seinem sinfonischen Repertoire existieren hervorragende historische Aufnahmen. Der Band ist von Musikpublizisten geschrieben, die fassungslos registrierten, dass die Stadt Berlin Anfang 2013 glaubt, diesem Künstler das ihm 1958 verliehene Ehrengrab wieder entziehen zu dürfen.

Sabine Neubert
Karl Wolfskehl
Vom Bohemien zum Dichter des Exils
80 S., 2 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-075-9
Einst war er „der König von Schwabing“, Integrationsfigur der Münchner Bohème und ein enger Vertrauter Stefan Georges. Die Nazis vertrieben ihn ins Exil, er emigrierte 1934 nach Italien und 1938, zusammen mit seiner Lebensgefährtin Margot Ruben, nach Neuseeland. In Deutschland „halb vergessen“, starb er verarmt im Jahr 1948 in Auckland und hinterließ ein einzigartiges jüdisch-religiöses Spätwerk von sehr hohem Rang. Der Dichter Karl Wolfskehl (geb. 1869) ist zu entdecken und das epische Werk neu zu erschließen. Sein sogenanntes Trostbuch „Die Stimme spricht“ und der Zyklus „Hiob oder Die Vier Spiegel“ wurzeln im jüdischen Seinsgrund und haben in ihrer Universalität nichts Vergleichbares. Karl Wolfskehls Leben spiegelt die Tragik und Zerrissenheit des assimilierten Judentums in Deutschland und dessen systematische Vernichtung während des Nationalsozialismus. Aus einer alt eingesessenen, wohlhabenden Darmstädter Familie stammend, wurde Karl Wolfskehl zunächst Germanist und Altphilologe. Die Begegnung mit Stefan George war Initiation eigenen Dichtertums. München wurde sein Lebensmittelpunkt. In den 1920er Jahren arbeitete er als Journalist und Herausgeber, bis er mit der Katastrophe 1933 zum „Exul Poeta“ wurde. Trotz Ausgrenzung und Vertreibung blieb er, eigenem Bekenntnis nach, „jüdisch, römisch, deutsch zugleich“.
Jüdische Miniaturen Bd. 106


Anna Havemann
Gertrude Sandmann
Künstlerin und Frauenrechtlerin
88 S., 19 Abb., Br., € 9,90
978-3-942271-18-9
Gertrude Sandmanns (1893–1981) außergewöhnliche Biographie vereint das Schicksal einer verfolgten Berliner Jüdin mit dem einer politisch aktiven und berufstätigen Künstlerin. Dank der couragierten Hilfe von Freunden überlebt die Schülerin von Käthe Kollwitz die Schoah im Untergrund in Berlin. Auch ihr künstlerisches Werk kann gerettet werden. Jedoch ist sie nach ihrem Tod in Vergessenheit geraten. Die Entdeckung ihres Nachlasses 2008 ermöglicht die postume Würdigung dieser hervorragenden Künstlerin und ihres Werks, das über alle Zeitströmungen hinweg Bestand hat. Durch Verzicht auf Details und laute Töne gelingt es ihr, die Tiefe menschlicher Empfindungen darzustellen. In bewegenden Tagebüchern gibt sie Einblick in ihre Gedanken zu den Themen Krieg, Religion, Juden in der Schoah, Kunst und die Rolle der Frau.  http://www.gertrudesandmann.de
Anna Havemann studierte Kunstgeschichte in New York und wurde 2009 an der Universität Potsdam promoviert. Sie lehrte in Hongkong und New York. Seit 2001 ist sie als Dozentin und Kuratorin in Berlin/Potsdam tätig. Zur Zeit erarbeitet sie das Werkverzeichnis von Gertrude Sandmann und kuratiert die Ausstellung Vom Sehen und Leben – Gertrude Sandmann. Retrospektive einer Künstlerin und Zeitzeugin. Sie hat mehrfach über den emanzipatorischen Kampf von Künstlerinnen publiziert.

Berliner Fenster, 1945

Olaf Glöckner
David Friedländer
Aufklärer, Brückenbauer, Philanthrop
76 Seiten, 11 Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-269-2
Mit dem Beginn der jüdischen Aufklärungsbewegung (Haskalah) in Deutschland und Europa verbindet die interessierte Welt zuvorderst Moses Mendelssohn. Sein bedeutendster Schüler, David Friedländer (1750– 1834), ist dagegen vielen unbekannt geblieben. Zu Unrecht, denn Friedländer initiierte die ersten jüdischen Bildungsprojekte in Preußen, trug wesentlich zum Preußischen Judenedikt von 1812 (einer weitgehenden bürgerlichen Gleichstellung der Juden) bei und war ein Pionier im christlich-jüdischen Dialog. Daneben betätigte er sich erfolgreich als Seidenfabrikant, Stadtrat und Philanthrop und war unter anderem befreundet mit Wilhelm von Humboldt, Friedrich Nicolai und Johann Jakob Engel. Friedländer war ein Protagonist des modernen Judentums, der es weder sich noch der Welt zu einfach machte.


Thomas L. Gertzen
Morris Jastrow jr.
Assur & Aggada
80 Seiten, 20 Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-272-2
Morris Jastrow jr. wurde am 13. August 1861 im damals russischen Warschau als Sohn des preußischen Rabbiners Marcus Jastrow geboren, der sehr bekannt ist für sein Wörterbuch „A Dictionary of the Targumim“ von 1903. Dessen Sympathien für die polnische Unabhängigkeit führten zur Ausweisung der Familie nach Deutschland, von wo sie 1866 nach Philadelphia auswanderte. Morris setzte seine in den USA begonnenen Studien in Breslau (Jüdisch-Theologisches Seminar) sowie in Leipzig, Straßburg und Paris fort. Nach der Promotion 1884 in Leipzig kehrte er nach Philadelphia zurück, wo er Dozent für „Semitic Studies“ wurde. Ab 1888 wirkte er an der Universitätsbibliothek sowie in zahllosen gelehrten Gesellschaften. Er publizierte auch zu gesellschaftspolitischen Themen: dem Babel-Bibel- Streit, zur Bagdadbahn oder zum Zionismus. Erst sein plötzlicher Tod am 22. Juni 1921 setzte seiner überaus produktiven und weit vernetzten Tätigkeit ein Ende.


Wolfgang G. H. Schmitt-Buxbaum, Eva R. L. Schmitt
Carl Simon Fried
Innovation und Exil
80 Seiten, 30 Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-284-5
Der aus Bamberg stammende Carl Simon Fried (1889–1958) glich als Jugendlicher vielen anderen jungen Juden seiner Zeit: Studium, tiefe Verbundenheit mit der deutschen Kultur, Freiwilliger im Ersten Weltkrieg und der Wille, etwas Bleibendes zu leisten. Er wählte als Chirurg ein ungewöhnliches Thema: die Wirkungen von Röntgenstrahlen in kleinen Dosen auf Entzündungen und erwarb sich damit große fachliche Anerkennung. Daneben war er politisch aktiv und schrieb Gedichte. Als Leiter einer Abteilung am Jüdischen Krankenhaus in Breslau sah er sich den Repressionen der Nazis ausgesetzt und wurde bei einer Razzia nach der Pogromnacht verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Er kam frei, und es gelang ihm, mit seiner Frau und den beiden Söhnen in die USA und später nach Brasilien zu flüchten. Sein früher Tod beendete eine – wie seine Frau es nannte – harmonische Zusammenarbeit. Er hinterließ ca. 100 wissenschaftliche Arbeiten in verschiedenen Sprachen und eine kleine Veröffentlichung von Gedichten. Die Recherchen für diese Miniatur brachten eine größere Zahl von Gedichten zutage, die überraschende Einblicke in sein Leben bieten.

Heike Carstensen
Julie Wolfthorn
Mit Pinsel und Palette bewaffnet will ich mir die Welt erobern
80 Seiten, 20 Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-289-0
Die Graphikerin und Malerin Julie Wolfthorn (1864–1944) gehörte vor rund 100 Jahren zu Deutschlands anerkanntesten Künstlerinnen. Julie Wolfthorn war jüdischer Herkunft, stammte aus Thorn/Westpreußen, lebte von Jugend an in Berlin und starb im Konzentrationslager. In diesem biographischen Abriss wird ihr Weg von Thorn nach Theresienstadt nachgezeichnet. Ihr Alltag war geprägt von Arbeitsaufträgen und -reisen. Ihre Porträtkunst machte sie bekannt. Sie war aktiv in vielen Vereinigungen und prägte das kulturelle Leben Berlins mit. Die Verfolgung der Nationalsozialisten hat es vermocht, dass sie bis in die 1990er Jahre vergessen blieb. Ihre späte Wiederentdeckung hängt aber auch damit zusammen, dass die Kunstgeschichte Künstlerinnen generell lange Zeit nahezu unbeachtet ließ.


Dieter G. Maier, Jürgen Nürnberger
Jenny Apolant
Für Frauenwahlrecht und Mitarbeit in der Gemeinde
80 Seiten, 20 Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-283-8
Jenny Apolant (1874–1925) gehörte der bekannten Berliner Familie Rathenau an: Sie war eine Cousine von Walther Rathenau und Josephine Levy-Rathenau. Nach der Übersiedlung mit ihrem Ehemann, dem Krebsforscher Hugo Apolant, nach Frankfurt am Main leitete sie dort ehrenamtlich die 1907 vom „Allgemeinen Deutschen Frauenverein“ (ADF) gegründete „Zentralstelle für Gemeindeämter der Frau“, deren Ziel die Durchsetzung des Wahlrechts und der Mitarbeit der Frauen in der Gemeinde war. Durch Sammeln von Material, reichsweite sowie internationale Umfragen, Auskunftserteilung, Petitionen, Vorträge und Publikationen leistete Jenny Apolant mit dieser Einrichtung einen wichtigen Beitrag zur Emanzipation der Frauen in Deutschland. 1919 wurde Jenny Apolant zur Stadtverordneten gewählt und beteiligte sich an der politischen Schulung von Frauen. Darüber hinaus gründete und leitete sie mehrere soziale Einrichtungen.

Christopher Kopper
Ludwig Bamberger
Vom Revolutionär zum Vater der Goldmark
80 S., 15 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-089-6
Seine Lebensgeschichte ist voller Wendungen und streckenweise  unglaublich, aber wahr. Der radikale Demokrat flieht nach der Revolution von 1848 aus Deutschland und wird zum Tode verurteilt. Mit der Hilfe seiner Familie startet  er im Pariser Exil eine Karriere als Bankier. Nach 20 Jahren  wird er amnestiert und kehrt zurück nach Deutschland. Er  berät Bismarck und entwickelt sich zu einem der führenden  liberalen Politiker im neu gegründeten Kaiserreich. Bamberger  steht für den vergeblichen Kampf um eine konsequente  Freihandelspolitik, die Einführung der Goldmark und die  Gründung der Deutsche Bank AG und der Reichsbank. Ab  1879 geht er in Opposition zu Bismarcks Politik. Bamberger  berät den Kronprinzen Friedrich III. und seine Frau Victoria,  den Hoffnungsträgern einer liberalen Politik im Kaiserreich.

Alfred Gottwaldt
Benno Orenstein
Ein jüdischer Lokomotivbauer
88 S., 38 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-090-2
Der Name „Orenstein & Koppel“ ist im deutschen Maschinenbau seit der Kaiserzeit ein Begriff wie Henschel, Krupp oder Siemens. Vor allem im Lokomotivbau hat das Unternehmen mit über 15.000 Stück zwischen 1876 und 1981 einen guten Ruf. Das internationale Vertriebsnetz für Feldbahnen ist ein besonderes Kennzeichen des Konzerns. Der Firmengründer Benno Orenstein (1851–1926) und sein Kompagnon Arthur Koppel sind Juden. In den Jahren nach 1900 steigt Kommerzienrat Orenstein in der Berliner Gesellschaft auf. Er liegt auf dem Jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee begraben. Seit 1926 wird das Unternehmen von seinem Sohn Alfred Orenstein (1885–1969) geleitet, der 1935 emigrieren muss. Nach dem Zweiten Weltkrieg nimmt „Orenstein & Koppel“ den alten Namen wieder an. Doch die Firma verschwindet um das Jahr 2011 vom Markt. 

Matthias Marschik, Georg Spitaler
Leo Schidrowitz
Autor und Verleger, Sexualforscher und Sportfunktionär
84 S., 18 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-093-3
Leo Schidrowitz (1894–1956) ist ein Multitalent: Er verfasst Bücher und Essays kultur- und kunstkritischen Inhalts und etabliert sich als einer der umtriebigsten Verleger der ersten österreichischen Republik, der Texte von Victor Hugo ebenso bearbeitet, wie er die Romane Hugo Bettauers verlegt. Ab dem Ende der 1920er Jahre wendet er sich der Sexualforschung zu, publiziert eine Sittengeschichte der Kulturwelt und ein Bildlexikon der Erotik. Zugleich betätigt er sich als Fußballfunktionär beim SK Rapid in Wien.
Als Jude und „Pornograph“ doppelt gefährdet, muss er elf Jahre im brasilianischen Exil verbringen. Nach seiner Remigration wird er Propagandareferent“ des Österreichischen Fußballbunds. Schidrowitz kann sowohl als Repräsentant eines assimilationswilligen jüdischen Bürgertums als auch als Vorläufer einer alltagsorientierten Kulturwissenschaft angesehen werden.


Thomas Lackmann
Albrecht Mendelssohn Bartholdy
Völkerrechtler und Pionier der deutschen Friedensforschung
80 S., 12 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-097-1
Albrecht Mendelssohn Bartholdy (1874–1936) ist ein kreatives Multitalent wie sein berühmter Großvater, der Musiker Felix. Als Völkerrechtler, Friedensforscher und deutscher Vertreter in Den Haag wird der liberale Ururenkel Moses Mendelssohns zum politischen Aufklärer in düsteren Zeiten. Seinen eigenen Vater, der Jahrzehnte in einer Anstalt verbrachte, hat er nie kennengelernt. Der private Albrecht ergibt sich Liebessehnsüchten, die unerfüllbar sind – und komponiert. Der brillante Jurist will den frischgebackenen Weimarer Demokraten Spielregeln der Völkerfamilie vermitteln. 1934 von seinem Hamburger Lehrstuhl verjagt, rettet Mendelssohn Bartholdy die Korrespondenz seines Großvaters ins Exil. Während Englands Diplomaten Hitlers Zusagen vertrauen, hofft er als Pazifist auf den Tyrannenmord.

Günter Regneri
Herbert Weichmann
„Aus dem Bestehenden die Bausteine des Besseren entwickeln“
80 S., 10 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-096-4
Der frühere Erste Bürgermeister Hamburgs Herbert Weichmann (1896–1983) war der bisher einzige jüdische Regierungschef in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. In den 1920er Jahren arbeitet der promovierte Jurist erst als Journalist, später als persönlicher Referent des preußischen Ministerpräsidenten Otto Braun. Zwei Mal zwingen die Nationalsozialisten ihn und seine Frau Elsbeth zur Flucht, 1948 kehrt Weichmann nach Deutschland zurück. In Hamburg baut der Mann mit dem gewinnenden Lächeln den unabhängigen Rechnungshof auf. Als Landesvater initiiert er richtungsweisende Infrastrukturprojekte für die Hansestadt, so den Bau eines Containerhafens, des CCH und des neuen Elbtunnels.

Joachim H. Knoll, Udo Michael Krüger,
Julius H. Schoeps, Manfred Stoffers
Alphons Silbermann
Professor und Bonvivant
80 S., 5 Abb., br., 9,90 €
978-3-95565-092-6
Alphons Silbermann (1909–2000), Vertreter der Soziologie an der Universität zu Köln und seit 1970 Professor und Direktor der Abteilung für Massenkommunikation des Instituts für Soziologie, hat die Kunstsoziologie, die Massenkommunikationsforschung und die Alltagssoziologie auf eine empirische Grundlage gestellt und solchermaßen versucht, die Soziologie ihres Herkommens von den Anfängen bei Max Weber, Emil Durkheim und Alfredo Pareto zu erinnern. Das gilt in jedem Fall für die empirischen Grundlagen der Massenkommmunikationsforschung, der Alltagssoziologie und für die noch heute weithin relevanten Ergebnisse seiner Vorurteilsforschung, darin vor allem für die Erhebungen über das Ausmaß des Antisemitismus in der Bundesrepublik und anderen europäischen Ländern. Silbermann war Verfechter einer bekennenden Soziologie, die stets an die Adressaten von Wissenschaft und Lebensrealität dachte. Die Breite seiner kulturellen, künstlerischen und wissenschaftlichen Interessen ist imponierend, enzyklopädisch könnte man seinen Beitrag zu einer sich als Leitwissenschaft verstehenden Soziologie nennen.

Hartmut Bomhoff
Abraham Geiger
Durch Wissen zum Glauben.
Through Reason to Faith: Reform and the Science of Judaism
Deutsch/Englisch
2.Auflage
80 S., 7 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-098-8
Abraham Geiger (1810–1874) lieferte die geistigen Grundlagen für eine Erneuerung des Judentums nach der Aufklärung. Der bedeutende Gelehrte war Wegbereiter des liberalen Judentums im 19. Jahrhundert. Das Jüdisch-Theologische Seminar in Breslau und die Berliner Hochschule für die Wissenschaft des Judentums verdanken ihm ihre Existenz. Vergeblich forderte Geiger die Gleichberechtigung bei der Ausbildung für das geistliche Amt mit den Kirchen. Das Abraham Geiger Kolleg verwirklicht gemeinsam mit der „School of Jewish Theology“ an der Universität Potsdam seine Vision von der Jüdischen Theologie im Haus der Wissenschaft

David Shneer
Lin Jaldati
Trümmerfrau der Seele
80 S., 20 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-072-8
1952 kam Lin Jaldati, holländische Sängerin und Shoah-Überlebende, mit ihrem Ehemann Eberhard Rebling aus den Niederlanden in die DDR.  Beide wurden die berühmtesten Jiddisch-Interpreten nicht nur in der DDR, sondern in der ganzen sozialistischen Welt: sie mit ihrer Stimme und ihren Erinnerungen an Auschwitz, er  begleitete sie am Flügel. Lin Jaldati wurde 1912 geboren und gab ihr erstes jiddisches Konzert 1934, ein Jahr nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten. Sie starb 1988 – kurz vor dem Zusammenbruch der DDR.  In ihrer 50-jährigen Karriere sang Jaldati ihre Lieder sowohl vor Überlebenden als auch vor Nachgeborenen in den jüdischen Gemeinden, vor Nicht-Juden und Sozialisten in aller Welt, einschließlich Nordkorea und Indonesien. Als Mitgefangene von Anne Frank in Auschwitz und Bergen-Belsen war sie eine der ersten, die ihre eigene und Annes Geschichte erzählte.


Tina Frühauf
Werner Sander
»den Frieden endgültig zu festigen«
80 Seiten, 20 Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-237-1
In Breslau geboren, genoss Werner Sander (1902-1972) eine Ausbildung als Musiklehrer mit Schwerpunkt auf Klavier und Gesang. Er arbeitete auch als Musikkritiker und Chorleiter. Nach der Machtübernahme der Nazis etablierte er sich in der jüdischen Musik. Mit seiner Emigration nach Ostdeutschland nach Ende des Zweiten Weltkriegs setzte er seine Laufbahn als Synagogenmusiker fort, verfolgte aber auch sein großes Interesse an Oratorienaufführungen. In Erinnerung bleibt Sander vor allem als Gründer des Leipziger Synagogalchores, den er als Konzertchor kultivierte und der sich bis heute jüdischer Musik in all ihrer Vielfältigkeit widmet.


Volker M. Welter
Ernst L. Freud und das Landhaus Frank
Ein Wohnhaus der Moderne bei Berlin
80 S., 20 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-073-5
Hoch über dem Schwielowsee, zwischen Berlin und Potsdam, baute von 1928 bis 1930 der Architekt Ernst L. Freud für das Bankiersehepaar Dr. Theodor und Margot Frank ein modernes Landhaus. Der Entwurf war zugleich Höhepunkt wie Endpunkt der Karrieren von Architekt und Bankier, denn mit dem Beginn des Nationalsozialismus mussten beide aus Deutschland fliehen; das Landhaus verfiel in einen Dornröschenschlaf. Der Autor beschreibt die Geschichte des Hauses, stellt Architekt und Bauherren vor und verortet den Entwurf im Werk Ernst L. Freuds, dem Architektensohn von Sigmund Freud. In der Baugeschichte der Moderne nimmt das Landhaus Frank heute wieder seinen verdienten Platz ein als ein herausragendes Beispiel großbürgerlichen Wohnens in der Weimarer Republik.


Mike Schmeitzner
Richard Löwenthal
Widerständler - Wissenschaftler - Weltbürger
80 Seiten, 20 Abb., Broschur, € 8,90
978-3-95565-234-0
Der Berliner Politikwissenschaftler Richard Löwenthal (1908-1991) ist einer der bekanntesten deutschen Intellektuellen im 20. Jahrhundert. Er selbst bezeichnete sich als Deutscher, Jude und Brite zugleich, was seine eigene Entwicklung verdeutlicht: Der Kommunist und spätere Linkssozialist leistete Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Berlin und im Exil. In Großbritannien engagierte er sich journalistisch - so für,, Reuters" und für den ,,Observer". Als Professor für Politikwissenschaften an der FU Berlin sowie als Diktatur-Theoretiker und Vordenker der Sozialdemokratie entwickelte er sich letztlich zu einem weithin bekannten und auch streitbaren Intellektuellen der Bundesrepublik. Gastprofessuren führten ihn u. a. nach den USA und nach Israel. Dem jüdischen Staat blieb er zeitlebens in kritischer Solidarität verbunden.

Jüdische Miniaturen Bd. 80
Zum 90. Geburtstag am 27. März 2010

Hartmut Bomhoff
Ernst Ludwig Ehrlich
Ein Leben für Dialog und Erneuerung
80 S., 12 Abb., Br., € 8,90
978-3-942271-11-0
Die Lebensgeschichte des Historikers und Judaisten Ernst Ludwig Ehrlich (1921–2007) umfasst die Erfahrung von Verfolgung und Wiederaufbau des europäischen Judentums im 20. Jahrhundert. Der gebürtige Berliner studiert von 1940 bis 1942 bei Rabbiner Leo Baeck an der Lehranstalt für die Wissenschaft des Judentums. Nach Schließung der Hochschule durch die Nazis, Zwangsarbeit und Leben im Untergrund gelingt Ernst Ludwig Ehrlich 1943 die Flucht in die Schweiz, wo er nach der Schoah zu einem der Wortführer im jüdischchristlichen Dialog wird, u.a. als Berater von Kardinal Bea während des Zweiten Vatikanischen Konzils. Der überzeugte Europäer engagiert sich für die Konsolidierung des liberalen Judentums in Deutschland und widmet sich nach 1989 der Erneuerung jüdischen Lebens auch in Mittel- und Osteuropa.
Hartmut Bomhoff studierte in Göttingen und Berlin Neue Geschichte, Kunst- und Literaturwissenschaft sowie Holocaust Communication. Er ist Mitarbeiter des Abraham Geiger Kollegs an der Universität Potsdam und Redakteur von Kescher. Informationen über liberales Judentum im deutschsprachigen Raum. Bei Hentrich & Hentrich ist von ihm erschienen: Abraham Geiger. Durch Wissen zum Glauben (978-3-938485-27-9) und Israel Jacobson. Wegbereiter jüdischer Emanzipation (978-3-942271-03-5).
Jüdische Miniaturen Bd. 105


Peter Reinicke
Die Geschichte der Krankenhausfürsorge für jüdische Patienten
64 S., 12 Abb., Br., € 6,90
978-3-942271-13-4
In Deutschland wird 1895 erstmals in der Berliner Charité Krankenhausfürsorge angeboten. Lina Basch, eine Jüdin, Mitglied der Mädchen- und Frauengruppen für soziale Hilfsarbeit, sieht in der Betreuung von Patienten eine Möglichkeit, ihnen persönliche Hilfe bei den oft langen Aufenthalten anzubieten. Unterstützung erfährt diese Arbeit durch Elsa Strauß. Ihre in den USA gewonnenen Erkenntnisse führen 1913 dazu, die Fürsorge zu einem modernen psycho-sozialen Betreuungsbereich im Krankenhaus und für die Vorbereitung der Entlassung auszubauen. Ab 1914 wird sie vom Jüdischen Krankenhaus angeboten, ab 1927 mit einer hauptamtlichen Sozialarbeiterin. Unterstützt wird die Arbeit durch Mitglieder des Jüdischen Frauenbundes und dem Bund der jüdischen Kranken- und Pflegeanstalten Deutschlands. Der Verband diskutiert erstmals in Deutschland über dieses Aufgabengebiet, stellt Richtlinien für die Betreuung jüdischer Patienten auf und unterstützt den Ausbau. Berichte über die Tätigkeit der Krankenhausfürsorge ergänzen diese Arbeit.
Peter Reinicke geboren 1938 in Erfurt. Diplom-Sozialarbeiter/-Sozialpädagoge. Diplompädagoge, Dr. phil. TU Berlin. 1979 Professor Evangelische Hochschule Berlin, em. Beschäftigt sich mit Themen der Sozialarbeit, insbesondere Sozialarbeit im Gesundheitswesen und Geschichte der Sozialarbeit. Ehrenmitglied der Deutschen Vereinigung für Sozialarbeit im Gesundheitswesen.
Jüdische Miniaturen Bd. 107


Günter Regneri
Salomon Neumann
Sozialmediziner – Statistiker – Stadtverordneter
64 S., 14 Abb., Br., € 6,90
978-3-942271-22-6
Salomon Neumann (1819–1908) gilt als Wegbereiter der sozialen Medizinalstatistik und prägte den Satz „Die Medizin ist eine soziale Wissenschaft“. Neumann lässt sich 1845 in Berlin als Arzt und Geburtshelfer nieder. Demokratisch gesinnt, engagiert er sich bald in der preußischen Medizinalreformbewegung. Zwischen 1859 und 1905 gehört Neumann der Berliner Stadtverordnetenversammlung an. 1861 und 1864 organisiert er die Berliner Volkszählungen. Die dabei gesammelten sozialpolitischen Daten nutzt er als Stadtverordneter zur Verbesserung der sozialen und hygienischen Verhältnisse Berlins. Eine von ihm gegründete Stiftung zur Förderung der Wissenschaft des Judentums wird 1940 von den Nationalsozialisten aufgelöst.
Günter Regneri geboren 1963 in Wuppertal, Erstausbildung zum Elektroniker, 1991 bis 1998 Studium der Geschichte, Soziologie und Germanistik in Berlin und London. Langjährige Tätigkeit im Informationsmanagement und der politischen Bildungsarbeit. Seit 2005 Gewerkschaftssekretär. Vorstandsmitglied des Förderkreises „Dokumentation der Arbeiterjugendbewegung“.
Jüdische Miniaturen Bd.  108


York-Egbert König /Christina Prauss/Renate Tobies
Margarete Kahn und Klara Löbenstein
Mathematikerinnen – Studienrätinnen – Freundinnen
80 S., 24 Abb., Br., € 8,90
978-3-942271-23-3
Margarete Kahn (1880–1942) und Klara Löbenstein (1883–? ) gehören zu einer kleinen Elite junger Frauen, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts das Abitur extern an Knabenschulen ablegen. Danach studieren sie in Berlin und Göttingen – zunächst als Hörerinnen, weil das Land Preußen Frauen erst zum Wintersemester 1908/09 das reguläre Studium gewährt. Die AutorInnen zeichnen die Wege dieser beiden Pionierinnen des Frauenstudiums nach, die bei einem der bedeutendsten Mathematiker, David Hilbert, zeitgleich zur Doktorwürde streben. Sie rekonstruieren ihre herausragenden Leistungen, berichten über die Hürden, die Gegner des Frauenstudiums errichteten, über ihre Tätigkeit als Studienrätinnen im preußischen Schuldienst, sowie über das Ende ihrer Karrieren und das Schicksal ihrer Familien im Nationalsozialismus.
York-Egbert König geboren 1949 in Eschwege; Studium an der Universität Göttingen; tätig im Stadtarchiv und Stadtmuseum Eschwege; Autor zahlreicher Veröffentlichungen zur hessischen und thüringischen Regionalgeschichte.
Christina Prauss geboren 1954 in Heide/Holstein; Studium an der Universität Göttingen; lebt als Publizistin in Berlin; Veröffentlichungen auf dem Gebiet des Buchwesens und zur Niedersächsischen Regionalgeschichte.
Renate Tobies geboren 1947 in Horburg; Mathematik- und Naturwissenschaftshistorikerin; zahlreiche Gastprofessuren, aktuell an der Friedrich-Schiller-Universität in Jena.

Peter Theiss-Abendroth
Ernst Federn
Anmerkungen zu einem Überlebenden
80 S., 6 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-074-2
Ernst Federn (1914–2007), dessen Geburtstag sich am 26. August 2014 zum hundertsten Mal jährt, überlebte eine insgesamt siebenjährige Inhaftierung in den Konzentrationslagern von Dachau und Buchenwald nicht nur, sondern vermochte als einer der ersten diese auch zu reflektieren. In seiner Jugend prägte ihn das Milieu des um Assimilation bemühten jüdischen Bildungsbürgertums Wiens. Sein Vater Paul war Psychoanalytiker der ersten Stunde und zugleich engagierter Sozialdemokat; diese beiden Pole sollten auch Ernst Federns Selbstverständnis bestimmen. Seine Analyse der psychologischen Tiefenstrukturen des Lagerterrors zeigt ihn als präzisen, selbstkritischen Beobachter und zugleich großen Humanisten. Aus derselben Haltung heraus wirkte er nach der Befreiung als psychoanalytischer Sozialarbeiter, Historiker der Psychoanalyse und zuletzt auch als engagierter Lehrer.


Dieter G. Maier und Jürgen Nürnberger
Oscar und Max Levy
Europäer und „Nietzsche-Apostel“ – Patriot und Unternehmer
100 S., 17 Abb., br., 9,90 €
978-3-95565-064-3
Aus einer angesehenen Stargarder jüdischen Familie stammend, entwickelten sich die Brüder Oscar und Max Levy ganz unterschiedlich. Oscar (1867–1946), der älteste von drei Brüdern, empfand sich als Europäer und verließ nach dem Medizinstudium das aus seiner Sicht chauvinistische Deutschland. In England verbreitete er in Aufsätzen und Büchern die Ideen Friedrich Nietzsches und gab dessen erste englischsprachige Gesamtausgabe heraus. Dadurch wurde er wiederum selbst Opfer von Missverständnissen und Anfeindungen. Max (1869–1932), der jüngste, wirkte nach seinem Ingenieurstudium zunächst als Pionier in der Röntgentechnik, bevor er in Berlin einen Betrieb gründete und diesen zu einem mittelständischen Unternehmen ausbaute. Er engagierte sich darüber hinaus in der Kommunalpolitik und erwies sich – auch im Ersten Weltkrieg – als deutscher Patriot.


Alfred Gottwaldt
Paul Levy
Ingenieur der Hedschasbahn und der Reichsbahn
94 S., 22 Abb., br., 9,90 €
978-3-95565-065-0
In Danzig ausgebildet, zog es den Maschinenbauer Paul Levy (1876–1943) 1904 in den Nahen Osten zur Hedschasbahn, wo am 1. September 1908 die Bahnstrecke von Damaskus im heutigen Syrien nach Medina in Saudi-Arabien in Betrieb genommen wurde. Im Mai 1906 heiratete Paul Levy seine Cousine Ida und lebte mit ihr in Damaskus und Beirut. Im Ersten Weltkrieg erhielt er das Eiserne Kreuz.


Abraham de Wolf
Hugo Sinzheimer
und das jüdische Denken im deutschen Arbeitsrecht
80 S., 20 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-067-4
Hugo Sinzheimer (1875–1945) gilt als „Vater des deutschen Arbeitsrechts“. Er war Rechtsanwalt, Politiker und Rechtsgelehrter. In der Weimarer Verfassung sind die wirtschaftlichen und sozialen Grundrechte sowie der Satz „Eigentum verpflichtet“ vor allem seiner argumentativen Durchsetzungskraft zu verdanken. Bis heute gelten seine juristischen Begründungen für den Tarifvertrag, den Betriebsrat und das Arbeitsrecht als Schutz für Arbeitnehmer. Sinzheimer war Jude und gehörte zu den führenden religiösen Sozialisten der Weimarer Republik. In diesem Kreis arbeitete er eng mit Martin Buber, Gustav Radbruch und Paul Tillich zusammen. Mit seiner Lehre der „Sozialen Selbstbestimmung im Recht“ von 1916 hat er eine wichtige Grundlage für den sozialen und demokratischen Rechtsstaat geschaffen. Mit diesem Buch wird zum ersten Mal untersucht, wie stark das jüdische Gesetzesdenken und die Würde der Arbeit im Judentum Hugo Sinzheimer geprägt haben.

Jüdische Miniaturen Bd. 31, 2., aktualisierte Auflage

Norbert Haase
Die Synagoge zu Görlitz
64 S., Br., € 5,90
978-3-942271-02-8
Die Neue Synagoge zu Görlitz in der Otto-Müller-Straße ist der einzige erhalten gebliebene jüdische Sakralbau im Freistaat Sachsen, der die Pogromnacht des November 1938 überstanden hat. Sie wurde nach Plänen der Dresdner Architekten Lossow & Kühne unter Beteiligung des Glasmalers Josef Goller errichtet. Das 33 Meter hohe Jugendstilgebäude gehörte zu den ersten in Stahlbetonweise errichteten Bauten in Deutschland. Nach dem Zweiten Weltkrieg als Kulturdenkmal nur notdürftig gesichert, erfuhr sie seit den 80er Jahren, zunächst in der DDR, später in der Bundesrepublik zunehmende Beachtung. Mit einer ökumenischen Gedenkfeier zum 70. Jahrestag der nationalsozialistischen Pogromnacht wurde die Synagoge in Görlitz 2008 als Kultur- und Begegnungs - zentrum wiedereröffnet.

Dekel Peretz und Elke-Vera Kotowski
Franz Oppenheimer
Wegbereiter der Sozialen Marktwirtschaft
64 S., 20 Abb., br., 6,90 €
978-3-95565-068-1
Franz Oppenheimer (1864–1943) hatte Deutschlands ersten Lehrstuhl für Soziologie inne und gilt als wichtiger Wegbereiter der Sozialen Marktwirtschaft. Als Sohn eines Reformrabbiners 1864 in Berlin geboren, erkannte der angehende Arzt früh die sozialen Missstände in der Gesellschaft. Als Reaktion auf die Verelendung des Industrieproletariats entwickelte er Siedlungskonzepte, die eine Rückkehr in ländliche Regionen vorsahen. Seine Ideen waren eng mit dem Zionismus verbunden, für den er sich zunehmend interessierte. 1919 nahm Oppenheimer die erste Professur für Soziologie und Nationalökonomie in Frankfurt am Main an. Als Nationalökonom warb er für einen liberalen Sozialismus, den dritten Weg zwischen Kapitalismus und Kommunismus. Seine Flucht aus Deutschland führte ihn über Japan und Shanghai nach Los Angeles, wo er 1943 starb.
Jüdische Miniaturen Bd. 94


Klaus Völker
Peter Zadek (1926–2009)
Mit dem „Fertigen“ gab er sich nicht zufrieden
72 S., 12 Abb., Br., €  6,90
978-3-941450-18-9
„Das ist nicht unser Shakespeare“, empörte sich das Hamburger Publikum 1976 über Peter Zadeks Othello-Inszenierung. Nach einem halben Jahr standen sie in Schlangen vor den Theaterkassen. Für heftige Diskussionen sorgte auch die Figur des Shylock in seiner Inszenierung von Shakespeares Kaufmann von Venedig. Zugleich war diese Rolle für ihn eine ganz persönliche, „weil ich mich mit der Figur komplett identifiziert habe – als Jude, als Außenseiter und natürlich besonders in Deutschland“. Zadek wurde 1926 als Sohn einer gut-bürgerlichen jüdischen Familie in Berlin geboren, die 1933 nach Großbritannien auswanderte. Erst 1958 kehrte er nach Deutschland zurück. Mit seinen wilden Inszenierungen und frei improvisierenden nackten Schauspielern revolutionierte er das bürgerliche Bildungstheater der 50er- und 60er-Jahre und stellte damit Zuschauer und Kollegen gleichermaßen auf die Probe. Sein letztes Stück inszenierte Zadek im Februar 2009 in Zürich: Major Barbara von George Bernhard Shaw. Klaus Völker widmet diesem unerschrockenen Provokateur und einzigartigen Theatergenie ein ganz persönliches Porträt.
Klaus Völker, geboren 1938 in Frankfurt am Main, Studium in Frankfurt und Berlin, Literatur- und Theaterkritiker. 1969 bis 1985 leitender Dramaturg an Theatern in Zürich, Basel, Bremen und am Schiller-Theater Berlin. 1992 Berufung zum Professor für Theatergeschichte und Dramaturgie an die Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Berlin, deren Rektor er von 1993 bis 2005 war. Herausgeber, Übersetzer und Autor zahlreicher Publikationen,  u.a. Fritz Kortner, Hans Lietzau (Hentrich & Hentrich).

Gathof, Isabel / Graf, Esther
Moritz Daniel Oppenheim
Maler der Rothschilds und Rothschild der Maler
80 Seiten, Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-299-9
Wer war dieser außergewöhnliche Künstler, der Zeitgenossen wie Heinrich Heine, Johann Wolfgang von Goethe, Felix Mendelssohn-Bartholdy und nicht zuletzt seine Mäzene aus der renommierten Bankiersfamilie Rothschild auf Leinwand bannte? Welche Rolle spielte sein Werk beim Kampf der Juden um rechtliche und soziale Gleichberechtigung in dem von Revolutionen geprägten Deutschland des 19. Jahrhunderts? Moritz Daniel Oppenheim (1800-1882) hat sich mit seinem Hauptwerk, den Darstellungen zum jüdischen Familienleben, als einer der wichtigsten visuellen Chronisten eines bedeutenden Kapitels deutsch-jüdischer Geschichte - dem Zeitalter der jüdischen Emanzipation - profiliert. Heute in Vergessenheit geraten, erreichte Oppenheim zeitlebens bis in die 1930er Jahre ein weltweites Massenpublikum. Die Alben mit seinen Bildern hatten bis in die USA Bestsellerstatus und hielten Einzug in die Populärkultur. JÜDISCHE MINIATUREN
Jüdische Miniaturen Bd. 93


Christoph Kreutzmüller/Björn Weigel
Nissim Zacouto (1891-1987)
Jüdischer Wunderknabe und türkischer Teppichgroßhändler
Mit einem Vorwort von Fred Zacouto
64 Seiten, 10 Abb., Br.,€ 5,90
978-3-941450-16-5
Aus alter sephardischer Familie stammend, kam Nissim Zacouto vor dem Ersten Weltkrieg nach Berlin und baute dort eine Teppichgroßhandlung auf, die in den 1920-er Jahren einen ausgezeichneten Ruf genoss. Nach 1933 war Zacouto als türkischer Staatsangehöriger zunächst vor direkten Angriffen durch die Nationalsozialisten geschützt. Vor dem Hintergrund von Schikanen und Handelsbeschränkungen verlegte er sein Geschäft aber peu a peu nach Paris, wohin er auch 1939 emigrierte. Nach der Besetzung Frankreichs tauchte Zacouto mit seiner Familie unter und entging so knapp der Deportation. Nach 1945 baute er wiederum erfolgreich eine Teppichgroßhandlung in Paris. Seine Versuche, für die in Deutschland erlittenen Verluste entschädigt zu werden, zogen sich qualvoll in die Länge. Die ebenso ungewöhnliche, wie bewegende Lebensgeschichte Zacoutos wird durch ein Vorwort seines Sohnes Fred Zacouto bereichert.
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Gerda E. H. Koch und Wolf-Simon Greling
Selig Sigmund Auerbach
Ein deutsches Rabbinerschicksal
im 20. Jahrhundert
98 S., 25 Abb., br., 9,90 €
978-3-95565-069-8
Selig S. Auerbach (1906–1997) war Rabbiner und stand als Vertreter der Neo-Orthodoxie in einer langen Familientradition. Die Auerbachs waren mit vielen bedeutenden Rabbinerfamilien in Deutschland verwandtschaftlich verbunden. In Hamburg geboren und aufgewachsen, studierte Selig u.a. am Rabbinerseminar in Berlin und an der Universität Würzburg, wo er promoviert wurde.
In Recklinghausen (Westfalen) fand er 1934 seine erste Anstellung als Rabbiner in einer eigenen großen Gemeinde. Dort erlebten er und seine Familie das Jahr 1938. Der Verurteilung zur KZ-Haft konnte er sich durch Flucht entziehen. In den USA stand er vor einem erzwungenen Neuanfang. Wenige Jahre vor seinem Tod entschlossen er und seine Frau sich zu zwei Reisen nach Deutschland. Mit bisher unbekannten Fotos und Archivmaterialien werden die Begegnungen in Recklinghausen in dieser Biographie dokumentiert und rekonstruiert.

Marion Röwekamp und Anke Gimbal
Marie Munk
Rechtsanwältin – Richterin – Rechtsreformerin
80 S., 15 Abb., br., 8,90 €
978-3-95565-071-1
Dr. iur. Marie Munk (1885–1978) war 1924 die erste Rechtsanwältin in Berlin und 1930 eine der ersten Richterinnen in Deutschland. 1914 gründete sie in Berlin mit Kolleginnen den Deutschen Juristinnen-Verein und 1932 den deutschen Zweig der International Federation of Business and Professional Women. Als Rechtsspezialistin des Bundes Deutscher Frauenvereine wurde sie nach 1918 durch zahlreiche Vorschläge zur Familienrechtsreform (eheliches Güterrecht, Scheidungsrecht, elterliche Gewalt und uneheliche Kinder) zur fachlich am stärksten beachteten Juristin Deutschlands.
Wegen ihrer jüdischen Herkunft wurde Munk 1933 aus dem Justizdienst entlassen. 1936 emigrierte sie in die Vereinigten Staaten. Ab 1939 arbeitete sie als Gastprofessorin, nach ihrer Einbürgerung 1943 auch wieder als Rechtsanwältin.


Klaus Bertisch
Leo Smit
Unerhörtes Talent
Mit einer Einführung von Volker Ahmels
102 S., 8 Abb., br., 9,90 €
978-3-95565-070-4
Leo Smit (1900–1943) studierte Klavier und Komposition am Amsterdamer Konservatorium. Wie viele niederländische Komponisten seiner Zeit war er von der neuen französischen Musik fasziniert und ging 1927 nach Paris, wo er neun Jahre lebte und von Komponisten wie Milhaud, Ravel und Strawinsky inspiriert wurde. Das Concertgebouw Orchester spielte mehrere seiner Stücke, dirigiert von Eduard van Beinum und Pierre Monteux. Smit komponierte im neoklassischen Stil, deutlich beeinflusst von der neuen Musik. Viele seiner Werke enthalten Anleihen aus dem Jazz. Seine Kompositionen sind insgesamt warm und melodiös, klassisch in der Form und kühn in den Harmonien.´Ende April 1943, zwei Monate nach Vollendung seiner wunderbaren Sonate für Flöte und Klavier, wurde Smit ins Konzentrationslager Sobibor deportiert und sofort ermordet. Ein Projekt der Leo Smit Stiftung Amsterdam in Kooperation mit dem Zentrum für verfemte Musik an der hmt Rostock.


Julia Röseler
Edgar Michaelis
Arzt und Seelsorger
Mit einem Geleitwort von Iris Ritzmann
72 S., 6 Abb., br., 8,90
978-3-95565-035-3
Edgar Michaelis (1890–1967) wächst in einer liberalen jüdischen Familie des Berliner Bürgertums auf. Seine persönlichen Vorbilder findet er in dem Arzt C. G. Carus und in J. W. von Goethe. Als Nervenarzt und Psychotherapeut setzt er sich in Zeitungskritiken und Vorträgen kritisch mit der Psychoanalyse Freuds auseinander. In seinem Hauptwerk "Die Menschheitsproblematik der Freud’schen Psychoanalyse" von 1925 fordert er die Ergänzung der Psychoanalyse durch eine sich anschließende ärztliche Seelsorge. Diese orientiert sich an den Ideen der „Psychosynthese“ aus dem Kreis um C. G. Jung, Martin Buber, Hans Trüb und Alphonse Mäder. Fünf Jahre nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten geht er ins Schweizer Exil. Die Idee der Psychosynthese lebt in heutigen Integrativen Therapien weiter.


Peter Sühring
Gustav Jacobsthal
Glück und Misere eines Musikforschers
80 S., 20 Abb., br., 8,90
978-3-95565-042-1
„Für Niemanden aber ist die Gefahr der Phrase größer als für den, der über musikalische Kunstwerke zu sprechen hat.“ Dieser von ihm benannten Gefahr versuchte Gustav Jacobsthal (1845–1912) durch gewissenhafte musikwissenschaftliche Forschungen zu entgehen. In einer jüdischen Familie in Pommern geboren, konnte er sich trotz dieser Herkunft zum ersten reichsdeutschen Ordinarius seines Fachs emporarbeiten. In Stettin und Berlin aufgewachsen, bei Carl Loewe und Heinrich Bellermann ausgebildet, über Wien nach Straßburg gelangt, hinterließ er außer zwei Büchern ein riesiges Konvolut von Vorlesungsskizzen und Notizen, die sich außer mit dem Mittelalter auch mit Operngeschichte (vor allem Monteverdi und Mozart) beschäftigen. Während seiner Tätigkeit an der Universität Straßburg blieb er als akademischer Lehrer und Chorleiter schon damals relativ einsam und einer breiteren Öffentlichkeit verborgen und konnte das Hauptziel seiner Forschungen – die Erklärung der frühen Mehrstimmigkeit in der Motette des 12. Jahrhunderts – nicht erreichen. Sein Nachlass aber zeigt die Richtung seiner Forschungen: auf empirische und skeptische Weise die Vielfalt der musikalischen Überlieferung zu erweisen.


Esther Seidel
Zacharias Frankel
Und das Jüdisch-Theologische Seminar
And the Jewish-Theological Seminary
94 S., 5 Abb., br., € 9,90
978-3-95565-027-8
Anlässlich der Gründung des Zacharias Frankel College an der Universität Potsdam 2013 zeichnet Esther Seidel Leben und Wirken Zacharias Frankels (1801–1875) im Kontext des Jüdisch-Theologischen Seminars nach, dessen Gründung sich 2014 zum 160. Mal jährt. Frankel, einer der herausragenden rabbinischen Vertreter der Wissenschaft des Judentums, gilt vielen als Vordenker des Mittelwegs zwischen Orthodoxie und klassischer Reform. Der Entwurf eines „positiv-historischen“ Judentums versucht, Gelehrsamkeit mit Frömmigkeit in Einklang zu bringen. Damit wurde er später zu einer Gründungsgestalt des konservativen Judentums in den USA. Seinen programmatischen Höhepunkt fand Frankels Lebenswerk am Breslauer Jüdisch-Theologischen Seminar von 1854.

Esther Slevogt
Magnus Davidsohn
"Wir beten Geschichte".
Ein großer Berliner Kantor des 20. Jahrhunderts
76 S., br., 14 Abb., € 8,90
978-3-95565-032-2
Magnus Davidsohn (1877–1958) war einer der bedeutendsten Kantoren seiner Zeit. Seit ihrer Weihe im August 1912 bis zur Zerstörung dieses Gotteshauses am 9. November 1938 war er Oberkantor der Synagoge Fasanenstraße. Nach seiner Flucht gehörte er 1939 zu den Gründern der "New Liberal Congregation" in London, der einzigen britischen Emigrantengemeinde. Aus ihr ging die heutige Belsize Square Synagoge hervor. Ein Leben lang hat sich Davidsohn auch mit der Erforschung liturgischer Musik befasst. Seine bedeutende Sammlung ihrer Zeugnisse aus vielen Jahrhunderten ging bei seiner Flucht verloren. Esther Slevogt skizziert Magnus Davidsohns Lebensgeschichte. In Originaltexten kann man dem universal gebildeten wie von inbrünstiger Leidenschaft für seinen Beruf ergriffenen Kantor auch selbst begegnen.

Elmar P. Ittenbach
Samuel Hirsch
Rabbiner – Religionsphilosoph – Reformer
Deutsch/Englisch
176 S., 27 Abb., br., 9,90
978-3-95565-045-2
Was ist das Wesen und die Aufgabe des Judentums? Das ist die Kernfrage, die das bedeutende Lebenswerk von Samuel Hirsch (1815–1889) prägt. Die Antwort findet sich in seinen zahlreichen Schriften und in seinem Wirken als liberaler Rabbiner in Dessau, Luxemburg und Philadelphia, wo er zum einflussreichsten Anführer der Reformbewegung wird. Der Sohn eines einfachen Viehhändlers aus Thalfang entwickelt mit Hegels Dialektik eine komplexe Religionsphilosophie. Als „absolute Religion“ sieht er das Judentum dazu erwählt, als „Licht für die Völker“ den Glauben an den einen Gott über die Zeiten hinweg zu tragen. Hirsch beschreibt das Judentum als die Religion von Freiheit, Toleranz, Liebe und Humanität. Über alle Bekenntnisse und Religionsgemeinschaften besitzt sein Leitspruch noch heute Gültigkeit: „Verständigung ist das Losungswort unserer Zeit“.


Jascha Nemtsov
Arno Nadel
His contribution to Jewish Musical Culture
68 S., 10 Abb., Br., € 6,90
978-3-95565-033-9
Englische Ausgabe der bereits erschienenen deutschsprachigen Version Jascha Nemtsov Arno Nadel (ISBN 978-3-938485-89- 7)




Verena Lenzen
Schalom Ben-Chorin
Ein Leben im Zeichen der Sprache und des jüdisch-christlichen Gesprächs
96 S., 9 Abb., br., € 9,90
978-3-95565-021-6
Schalom Ben-Chorin (1913–1999) war einer der großen Pioniere des jüdischchristlichen Dialogs, und er war zugleich ein Dichter, Journalist, Religions - philosoph und Repräsentant der deutsch-jüdischen Kultur in Israel. Brücke aller Begegnungen blieb für ihn die deutsche Sprache, aus der er nie auswanderte. Sein bewegter Lebensweg führte ihn von München nach Jerusalem, aus einem jüdisch-assimilierten Elternhaus über die Orthodoxie, den Zionismus hin zum Reformjudentum und zur jüdisch-christlichen wie deutsch-israelischen Verständigung. Wir begegnen hier dem jungen Lyriker Fritz Rosenthal, dem Journalisten S. B. C., dem mutigen Vorkämpfer des interreligiösen Gesprächs und einem modernen Denker auf der Suche nach einer Theologie des Judentums und einer religiösen Antwort nach der Shoah.



Susanne Guski-Leinwand
Gustav Levinstein
Unternehmer und Schriftsteller gegen „wissenschaftlichen Antisemitismus“
64 S., 14 Abb., br., € 6,90
978-3-95565-024-7
Gustav Levinstein war Berliner Bürger und Mitglied der Berliner Jüdischen Gemeinde. Er wurde 1842 in Berlin geboren und verstarb dort 1910. Sein Leben und Wirken zeigen ein vielfältiges Engagement als Unternehmer in der Textilindustrie zusammen mit seinen Brüdern und eine konsequente Entwicklung als Schriftsteller zu Themen der Geisteswissenschaften und des Judentums. In einem Vortrag mit Publikation prägte Gustav Levinstein zum Ausgang des 19. Jahrhunderts den Begriff des „Wissenschaftlichen Antisemitismus“. Mit seinen Gedanken und Schlussfolgerungen zu einem Phänomen innerhalb der Geisteswissenschaften im damaligen Berlin machte er bereits früh auf die Gefahren aufmerksam, die von antisemitischen Haltungen und Forderungen innerhalb der akademischen Kreise ausgingen und stellte die Ehre des jüdischen Glaubens in den Mittelpunkt seines gesamten Wirkens.


Daniela Gauding
Die Synagoge
Lindenstraße
86 S., 21 Abb., br., € 8,90
978-3-942271-92-9
Die am 27. September 1891 eingeweihte Synagoge in der Lindenstraße 48–50 im heutigen Ortsteil Kreuzberg war die vierte Gemeindesynagoge in Berlin. Sie wurde nach Entwürfen des Berliner Architektenbüros Cremer & Wolffenstein im Stil der Neogotik unter Verwendung romanisierender Elemente erbaut und bot 1.800 Menschen Platz. Der Gottesdienst orientierte sich am neuen Ritus der Synagoge Oranienburger Straße. Im Vorderhaus war neben Wohnräumen die II. Religionsschule der Jüdischen Gemeinde Berlin eingerichtet. Von 1940 bis 1942 lernten hier Jungen und Mädchen der Jüdischen Mittelschule, denen die Emigration aus NS-Deutschland nicht gelungen war. Während des Novemberpogroms 1938 wurde die Synagoge beschädigt, 1939 bis 1942 als Getreidespeicher missbraucht. Der Abbruch des im Februar 1945 zerstörten Hauses erfolgte 1956. Heute ist das Grundstück Sitz der BARMER GEK. In deren Hof erinnern ein Denkmal sowie Informationstafeln an die Geschichte des Gotteshauses.


Jürgen Nürnberger, Dieter G. Maier
Josephine Levy-Rathenau
Frauenemanzipation durch Berufsberatung
90 S., 17 Abb., br., € 8,90
978-3-942271-93-6
Aus der bekannten Rathenau-Familie stammend, erlangte Josephine Levy-Rathenau (1877–1921) durch ihr Engagement in der deutschen Frauenbewegung große Anerkennung. Bis zu ihrem frühen Tod widmete sie sich wegweisend dem Aufbau der Berufsberatung für Frauen und Mädchen. Sie gründete verschiedene Organisationen mit und leitete u.a. die „Auskunftsstelle für Frauenberufe“, das „Kartell der Auskunftsstellen für Frauenberufe“ sowie das „Frauenberufsamt des Bundes Deutscher Frauenvereine“. Levy-Rathenau gab die Zeitschrift Frauenberuf und -erwerb heraus und veröffentlichte neben drei Büchern zahlreiche Aufsätze zur Frauenarbeit und Berufsberatung. Während des Ersten Weltkrieges war sie Vorsitzende des Berliner „Nationalen Frauendienstes“ und engagierte sich danach als eine der ersten Frauen als Stadträtin und Bezirksverordnete in der Berliner Stadtverwaltung.


Ute Simon
Ludwig Pappenheim
Sozialdemokrat – Redakteur – Menschenfreund
80 S., 20 Abb., br., € 9,90
978-3-942271-94-3
Ludwig Pappenheim (1887-1934) gehörte aufgrund seiner familiären Herkunft und seiner politischen Tätigkeit zu den Ersten, die bereits kurz nach der nationalsozialistischen Machtergreifung im März 1933 verhaftet und wenig später ermordet wurden. Die Autoren zeichnen den Lebensweg dieses aufrechten Demokraten nach, der schon früh zur SPD gestoßen war. Seine aktive politische Laufbahn beginnt in der Stadtverordnetenversammlung seiner hessischen Heimatstadt Eschwege. Allerdings entscheidet er sich schon bald für das damals ebenfalls noch hessische Schmalkalden am südlichen Rand des Thüringer Waldes, wo er neben seinem kommunal- und sozialpolitischen Engagement noch die Leitung einer Tageszeitung übernimmt. 

Bodo Becker
Das „Jüdische Erholungsheim Lehnitz“
„Ein Heim wie dieses ist nicht nur eine leibliche Wohltat“
80 S., 24 Abb., br., € 8,90
978-3-942271-78-3
Am nördlichen Eingang des Oranienburger Ortsteils Lehnitz steht ein Gebäude in unmittelbarer Nähe zum Lehnitzsee, das Spaziergängern sofort wegen seiner Größe und architektonischen Ausstrahlung auffällt. Bis 1938 beherbergte das Gebäude das „Jüdische Erholungsheim Lehnitz“. In den Jahren nach 1933 entwickelte sich hier jüdisches Leben in großer Vielgestaltigkeit, wie man es sich unter den Bedingungen der antijüdischen Verfolgungs- und Terrorpolitik heute nur noch schwer vorstellen kann. Dies war das Verdienst von Frauen, Männern und Jugendlichen, die hier einen Zufluchtsort inmitten einer feindlichen Umwelt geschaffen hatten. Heute ist das Haus einer der wenigen noch vorhandenen authentischen Orte jüdischer Sozial-, Bildungs- und Kulturarbeit in der Region Berlin-Brandenburg. Zahlreiche Fotos und Dokumente ermöglichen lebendige Einsichten in den Überlebenskampf der deutschen Judenheit vor achtzig Jahren.


Wolfgang Ayaß
Max Hirsch
Sozialliberaler Gewerkschaftsführer und
Pionier der Volkshochschulen
74 S., 14 Abb., br., € 8,90
978-3-942271-96-7
Max Hirsch (1832–1905) war ein linksliberaler Gewerkschaftsführer und Sozialpolitiker. Er wurde in Halberstadt geboren, wuchs in Magdeburg auf und studierte in Berlin, Göttingen und Tübingen Jura und Nationalökonomie. Nachdem er zunächst einige Zeit im Verlagsbuchhandel tätig war, führte er in Magdeburg etwa ein halbes Jahrzehnt lang das väterliche Großhandelsgeschäft. Ab 1868 lebte er in Berlin, wo der zusammen mit dem Verlagsbuchhändler Franz Duncker die liberalen „Hirsch-Dunckerschen Gewerkvereine“ gründete, deren Anführer er bis zu seinem Tod blieb. Ab 1869 war er auch Abgeordneter der linksliberalen Fortschrittspartei, zunächst mit Unterbrechungen im Reichstag, zuletzt im preußischen Landtag. Hirsch engagierte sich zeitlebens in der Erwachsenenbildung und gründete 1878 in Berlin die Humboldt-Akademie, die als eine der ersten Volkshochschulen Deutschlands gilt.

Christoph Kreutzmüller / Eckart Schörle
Stadtluft macht frei?
Jüdische Gewerbebetriebe in Erfurt 1919 bis 1939
92 S., 10 Abb., br., € 9,90
978-3-942271-97-4
In den 1920er Jahren gab es in Erfurt zwar nur eine relativ kleine jüdische Gemeinde, doch engagierten sich Juden auf vielfältige Weise in der Wirtschaft Erfurts. Neben so bekannten Großunternehmen wie der Berlin-Erfurter Maschinenfabrik Henry Pels oder Kaufhaus Römischer Kaiser gehörten auch viele kleine und kleinste Betriebe zur Palette jüdischen Gewerbetreibens, deren Spuren nur schwer zu finden sind. Wenn die Unternehmen auch fester Bestandteil der Wirtschaft waren, kam es doch seit den 1920er Jahren zunehmend zu antisemitischen Übergriffen. Mit dem sog. Aprilboykott wurde die wirtschaftliche Ausgrenzung Teil der Politik auch der Erfurter Stadt- verwaltung. Trotz verzweifelter Gegenwehr mussten die meisten Betriebe bereits Mitte der 1930er Jahre aufgeben, die restlichen jüdischen Gewerbebetriebe wurden im Novemberpogrom zerstört und geplündert. Diesen Prozess der Vernichtung der jüdischen Gewerbetätigkeit in Erfurt, aber auch die Reaktion der jüdischen Unternehmer hierauf, zeichnet der Band nach.

Peter von Becker
Eduard Arnhold
Unternehmer, Stifter, Kunstmäzen
80 Seiten, Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-321-7
Eduard Arnhold (1849-1925), Sohn eines reformbewussten Armenarztes der jüdischen Gemeinde in Dessau, brachte es mit kaum 25 Jahren vom Lehrling zum Mitinhaber des Berliner Kohlehandelsunternehmens Caesar Wollheim. Die von ihm bald ganz übernommene Firma entwickelte er zu einem führenden Energieversorger des Kaiserreichs, förderte neue Verkehrswege und den Bau des Zeppelins, war Wirtschaftsberater Wilhelm II., dessen nationalistische Kulturpolitik er gleichwohl als bedeutendster Sammler französischer Impressionisten in Deutschland und als Mäzen der Berliner Nationalgalerie und der Münchner Neuen Pinakothek wirkungsvoll konterkarierte. Arnhold stiftete für jüngere Künstler die Villa Massimo, heute die Deutsche Akademie in Rom, begründete soziale Einrichtungen, unterstützte Künstler wie Max Liebermann, Arnold Böcklin oder Emil Nolde. Seinem Engagement verdanken wir noch heute die Max-Planck-Gesellschaft. Große Teile von Arnholds berühmter Gemäldesammlung sind nach seinem Tod in den Jahren der NS-Herrschaft und durch Kriegszerstörungen verloren gegangen. Peter von Becker, Tagesspiegel-Redakteur und Urgroßneffe Arnholds, erzählt Arnholds Lebensgeschichte in einer "Jüdischen Miniatur" und  ruft Leben und Zeit, Lost Art und die Nachwirkungen bis heute anschaulich wach.

Harriet Roth
Richard Neutra
Architekt in Berlin
80 Seiten, Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-317-0
Richard Neutra (1892-1970) war einer der bedeutendsten Vertreter des International Style und wurde besonders in Amerika mit lichtdurchfluteten Ikonen bekannt. Bereits 1932 waren die im Mai 1924 fertiggestellten Häuser in Berlin-Zehlendorf in der zukunftsweisenden Ausstellung „Modern Architecture“ im Museum of Modern Art in New York neben den „Modern Architects“ wie Le Corbusier, Mies van der Rohe und Walter Gropius zu sehen. Danach gerieten die Villen nach Neutras ersten großen Erfolgen in Amerika bald in Vergessenheit. Seine kurze Berliner Schaffensperiode von 1920 bis 1923 war geprägt von der Zusammenarbeit mit dem Wiener Freund Ernst L. Freud und der anspruchsvollen Mitarbeit im Büro von Erich Mendelsohn. Zwei Merkmale der Zehlendorfer Häuser, die Drehbühne und das fein abgestimmte Farbkonzept, zeugen bis heute von Neutras innovativer Experimentierfreude. JÜDISCHE MINIATUREN


Jürgen Wilhelm
Isaac Offenbach
80 Seiten, Abb., Broschur,  € 8,90
Reformorientierter Kantor – Vater von Jacques Offenbach
978-3-95565-320-0
Isaac Offenbach, der Vater des weltberühmten Komponisten Jacques Offenbach, wurde 1779 als Isaac Juda Eberst in Offenbach geboren und kam 1802 nach Köln. Dort wirkte er dreißig Jahre als Kantor der Kölner Gemeinde und hatte als Musiker, Komponist und umtriebiger Reformer der synagogalen Abläufe erheblichen Einfluss auf zwei seiner musikalisch begabten Kinder: Julius und Jakob (Jacques). Nachdem es insbesondere für Jakob in Köln keine Möglichkeit der musikalischen Weiterentwicklung gab, weil er das Cello bereits virtuos beherrschte, brachte Isaac ihn und seinen Bruder nach Paris und ließ sie dort bei den berühmtesten Musikern der Zeit unterrichten. Er selbst schrieb eine Haggada, ein Gebetbuch für die Jugend, Schauspiele, Gedichte, komponierte Lieder, verfasste anspruchsvolle Predigten und Reden. Er starb 1850 in Köln. JÜDISCHE MINIATUREN

Elisabeth Leopoldi
Hermann Leopoldi
Komponist – Wiener Klavierhumorist – unverbesserlicher Optimist
80 Seiten, Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-318-7
Hermann Leopoldi (1888-1959) war ein österreichischer Komponist, Kabarettist und Klavierhumorist. 1922 eröffnete er mit dem Conférencier Fritz Wiesenthal das Kabarett „Leopoldi-Wiesenthal“ („L.W.“). Hier traten u.a. Armin Berg, Hans Moser, Fritz Grünbaum oder Karl Valentin auf. Nach der Schließung des erfolgreichsten Kabaretts Wien aus wirtschaftlichen Gründen ging Leopoldi nach Berlin und unternahm zahlreiche Tourneen durch Europa. Er wurde zu einem der populärsten Liederkomponisten und Vortragskünstler. Seine Bühnenpartnerin ab 1929 war Betja Milskaja. 1938 wurde Leopoldi zunächst ins KZ Dachau, anschließend ins KZ Buchenwald deportiert, wo er das „Buchenwaldlied“ komponierte. Mittels eines von seiner Frau und deren Eltern besorgten Affidavits gelangte Leopoldi nach New York. Dort trat er mit seinen Wiener Liedern in deutschsprachigen Exilcafés auf. Hier lernte er auch seine spätere Bühnen- und Lebenspartnerin Helly Möslein kennen. Mit ebenfalls emigrierten Textdichtern, u.a. Robert Gilbert, passte er sein Repertoire an das englischsprachige Publikum an. 1947 kehrten Leopoldi und Möslein nach Wien zurück. Zu seinen bekanntesten Liedern zählt „In einem kleinen Café in Hernals“. JÜDISCHE MINIATUREN

Fredrik Pachla
Günter Raphael
Ein Komponistenschicksal
80 Seiten, Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-198-5
Der Komponist Günter Raphael (1903-1960) erhält bereits 1926, mit 23 Jahren, eine Dozentenstelle am Konservatorium Leipzig. Seine 1. Sinfonie wird von Wilhelm Furtwängler uraufgeführt. Die nationalsozialistische Gesetzgebung führt 1934 zu seiner Kündigung, begründet mit der jüdischen Herkunft seines Vaters. Emigrationsversuche scheitern, er wird bis zum ausnahmslosen Berufs- und Aufführungsverbot 1939 eingeengt. Eine Tuberkuloseerkrankung mit lebensbedrohlichen Rippenfellentzündungen hindert die SS mehrfach daran, ihn abzuholen, er überlebt das Kriegsende. Nach Operationen und Sanatoriumsaufenthalten gilt er ab 1952 als geheilt und kann sich an Hochschulen bewerben. Zwei Jahre vor seinem Tod, 1958, wird er zum Professor an der Musikhochschule Köln ernannt. Er hinterlässt rund 300 Kompositionen für Orchester, Klavier, Orgel, Streich- und Blasinstrumente sowie Kammermusik und Vokalwerke, von denen viele vom Rundfunk eingespielt und im In- und Ausland aufgeführt wurden. JÜDISCHE MINIATUREN

Jennifer Herold
Jacob Jacobson
Der beste Genealoge seiner Zeit
80 Seiten, Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-323-1
Der Rabbinersohn und Historiker Jacob Jacobson (1888-1968) war während der Weimarer Republik der führende Archivar und Genealoge im deutschsprachigen Raum. Sein Berliner Umfeld war geprägt von intellektuellen Persönlichkeiten wie Leo Baeck, Eugen Täubler und Selma Stern. Das NS-Regime wusste seine unübertroffene Expertise für seine rassistischen und antisemitischen Zwecke auszunutzen und verpflichtete ihn zur genealogischen Zwangsarbeit. Nach seiner Deportation nach Theresienstadt und seiner Befreiung im Mai 1945 emigrierte er zu seiner Ehefrau und seinem Sohn nach England. Nach einer wirtschaftlich schwierigen Zeit arbeitete Jacobson ab 1957 bis zu seinem Tod 1968 für das Londoner Leo Baeck Institut. JÜDISCHE MINIATUREN

Martina Bitunjac
Lea Deutsch
Ein Kind des Schauspiels, der Musik und des Tanzes
70 Seiten, Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-303-3
Lea Deutsch (geb. 1927) - das Zagreber „Wunderkind“ der 1930er: Als hochtalentierte jüdisch-kroatische Schauspielerin, Sängerin und Tänzerin hielt sie eine ganze Kulturwelt in Atem. Von der Presse wurde sie als ein Phänomen, ein Genie, als eine unvergleichliche Kinderkünstlerin verehrt. Gleichzeitig war sie ein Kind ihrer Zeit, in der noch der Geist der „Goldenen Zwanziger“ spürbar war: selbstbewusst, energievoll, fordernd, klug. Diese Eigenschaften verkörperte sie in ihren unzähligen Rollen, etwa als „Louison“, „Pünktchen“ oder „Gita“. In den neun Jahren ihres Künstlerdaseins faszinierte sie ihr Publikum, auch in zahlreichen „Hosenrollen“ als Lord, Bauernjunge und Prinz. Ihrer großen Leidenschaft wurde mit der Machtübernahme der kroatischen Faschisten ein Ende gesetzt. 1943 wurde sie nach Auschwitz deportiert und kehrte nie wieder zurück. JÜDISCHE MINIATUREN


Jürgen Nürnberger, Dieter G. Maier
Dorothea Hirschfeld
Sozialbeamtin, Ministerialrätin und Überlebende des Ghetto Theresienstadt
80 Seiten, Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-319-4
Dorothea Hirschfeld (1877-1966) arbeitete vor und während des Ersten Weltkrieges in mehreren sozialen Organisation wie Deutscher Verein für Armenpflege und Wohltätigkeit, Deutscher Verband der Sozialbeamtinnen sowie Nationaler Frauendienst und engagierte sich in der 1919 gegründeten Arbeiterwohlfahrt. Dank ihrer hervorragenden Fachkompetenz wurde sie Anfang 1919 in das neu geschaffene Reichsarbeitsministerium berufen und dort als erste Frau zur Ministerialrätin ernannt. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit lag in den zu dieser Zeit wichtigen Aufgaben der Kriegshinterbliebenenfürsorge und der Armenpflege. Darüber hinaus war sie für einige Jahre in der Reichsarbeitsverwaltung tätig. Früh von den Nationalsozialisten angefeindet, wurde sie 1933 entlassen. Sie überlebte ihre Deportation in das Ghetto Theresienstadt im Jahr 1942 und wirkte nach ihrer Rückkehr erneut beruflich und ehrenamtlich in der Sozialpolitik.  JÜDISCHE MINIATUREN


Schlunke, Olaf
Eduard Norden
Altertumswissenschaftler von Weltruf und „halbsemitischer Friese“
76 Seiten, Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-175-6
Als „halbsemitischen Friesen“ führte 1887 der Bonner Philologe Hermann Usener den Studenten Eduard Norden (1868-1941) bei seinem Berliner Kollegen Diels ein. Norden, Enkel eines Rabbiners und Sohn eines angesehenen Arztes und aktiven Mitglieds der Synagogengemeinde im ostfriesischen Emden, hatte kurz zuvor die Konversion vollzogen. Seine steile akademische Laufbahn als Altertumswissenschaftler und Verfasser maßstabsetzender Werke sollte ihn auf einen der begehrten Lehrstühle der Berliner Universität und bis zum Rektorat führen. Unter dem Eindruck der nationalsozialistischen Rassengesetzgebung musste Norden erleben, wie er zum Bürger zweiter Klasse deklariert und schrittweise aus der wissenschaftlichen Gemeinschaft Deutschlands ausgeschlossen wurde. Am Ende stand der Gang ins Schweizer Exil.

Dieter G. Maier
Berthold Auerbach
Schriftsteller und Volkserzieher im 19. Jahrhundert
80 Seiten, 15 Abb., Broschur,  € 8,90
978-3-95565-254-8
Dem schwäbischen Landjudentum entstammend, wurde Berthold Auerbach (1812-1882) ein international bekannter Schriftsteller. Zuvor war er wegen seiner Beziehungen zu den Burschenschaften vom Studium relegiert und damit vom angestrebten Beruf eines Rabbiners ausgeschlossen worden. Seinen literarischen Durchbruch erzielte er 1843 mit den heute noch bekannten "Schwarzwälder Dorfgeschichten", die, wie auch viele seiner späteren Publikationen, in nahezu alle europäischen Sprachen übersetzt wurden. Dank seines gewinnenden Wesens fand er viele Freunde und einen engen Kontakt zu sämtlichen Kreisen der Bevölkerung: Hochadel, Bildungsbürgertum und Arbeiterschaft. Für alle war er ein gefragter Vortragender seiner Werke und begeisternder Redner. Auerbach verstand sich als Deutscher und Jude sowie als Humanist und Aufklärer. Sein Bestreben war, zu einem friedlichen Zusammenleben von Juden und Nichtjuden beizutragen. Umso mehr verletzten und bedrückten ihn die am Ende seines Lebens zunehmenden antijüdischen Agitationen.

Barbara Hartlage-Laufenberg
Hermann Sinsheimer
Lebensfroher Pfälzer, Jurist und vielseitiger Literat
64 S., Abb., Br., € 6,90
978-3-942271-56-1
Hermann Sinsheimer (1883–1950), in der Pfalz aufgewachsen, ist schon früh eifriger Besucher des nahen renommierten Mannheimer Theaters und schreibt Kritiken u.a. für die Schaubühne. Er wird Rechtsanwalt, doch seine Liebe gehört dem Theater. Nach kurzem Militärdienst geht er 1916 nach München, ist zunächst künstlerischer Leiter der Kammerspiele, dann Theaterkritiker und schließlich Redakteur beim Simplicissimus. 1929 wechselt er in das kulturelle Zentrum Deutschlands, um beim Ulk, einer Beilage des Berliner Tageblatts, bis September 1933 als Redakteur zu arbeiten. Danach wendet er sich verstärkt seinem Judentum zu und befasst sich u. a. mit Shakespeares Bühnenfigur Shylock. 1938 emigriert er nach England, wo er auch stirbt. 

Tina Frühauf
Salomon Sulzer
Reformator, Kantor, Kultfigur
84 S., br., € 8,90
978-3-942271-86-8
Salomon Sulzer (1804–1890) war der erste Chasan im modernen Europa, der durch seine außerordentlichen musikalischen, intellektuellen und charismatischen Fähigkeiten bestach. Er war eine Autorität in seiner Gemeinde und ein Anziehungspunkt im allgemeinen Musikleben seiner Zeit. Die Folgen seines musikalischen und gesellschaftlichen Beitrags sind noch heute in der jüdischen Musikwelt spürbar. Als Obercantor – seiner Berufsbezeichnung in Abgrenzung zum Kantor – am Wiener Stadttempel entwickelte er eine gemäßigte Reform der Liturgie und Synagogalmusik, die Tradition und Moderne unter Einhaltung des jüdischen Gesetzes in Einklang brachte. Im Rahmen seiner Reformen begann Sulzer, ein bedeutendes Repertoire jüdisch-liturgischer Musik zu produzieren, das heute noch in vielen liberalen und konservativen Synagogen erklingt. Sulzer definierte auch die Stellung des Chasans neu und lenkte die Aufmerksamkeit auf Gesangstechnik. Mit einer ausgezeichneten Stimme gesegnet, machte sich Sulzer auch als Liederinterpret einen Namen und komponierte auch weltliche Musik. Sulzer gilt als ein Symbol für die Erneuerung des Judentums. 

Eliyahu Schleifer
Samuel Naumbourg
Kantor der französisch-jüdischen Emanzipation
64 S., 12 Abb., br., € 6,90
978-3-95565-023-0
Unter den Musikern, die im 19. Jahrhundert die Synagogenmusik revolutioniert und modernisiert haben, ragen Salomon Sulzer (1804–1890) in Wien, Samuel Naumbourg (1817–1880) in Paris und Louis Lewandowski (1821–1894) in Berlin als besonders einflussreich heraus. Der in Bayern geborene Naumbourg fügte sich gut in die intellektuelle Gesellschaft von Paris ein. Er war von einer tiefen Leidenschaft für die traditionellen jüdischen Gesänge Süddeutschlands getrieben und einem ausgeprägten Bewusstsein, dass die Emanzipation der französischen Judenheit nach einer neuen Art der Synagogalmusik verlangte. In seinen kantoralen Kompendien Semiroth Israel und Agudath Schirim finden sich viele alte Gesänge und zahlreiche neue Kompositionen von Naumbourg selbst sowie seinen Freunden, darunter Jacques Fromental Halévy. Auch auf dem Gebiet der Erforschung der historischen Wurzeln der jüdischen Musik war Naumbourg ein Vorreiter.


Sabine Neubert
Rudolf Frank
Theatermann – Humanist – Magier der Sprache
Herausgegeben von Vincent Frank-Steiner
88 S., 9 Abb., Br.€ 8,90
978-3-942271-66-0
Er brachte den jungen Brecht auf die Bühne. Er förderte große Talente wie die von Helene Weigel und Elisabeth Bergner. Er holte Carl Valentin aus den Bierlokalen in die Münchner Kammerspiele. Er schrieb einen Antikriegsroman für junge Menschen, der in sechs Sprachen übersetzt wurde. Rudolf Frank (1886–1979) war Schauspieler, Regisseur, Romanautor, Verfasser von Theaterstücken, Filmskripten und Rundfunktexten, Journalist und Übersetzer. Als Sohn einer deutsch-jüdischen Mainzer Familie begeisterte er sich schon in der Gymnasialzeit für das Theater. Nach der Promotion zum Dr. jur. ergriff ihn „der Theaterteufel“. Stationen seiner Bühnenzeit waren unter anderem Berlin, Meiningen, Frankfurt und München. Als Leiter einer Schauspieltruppe tourte er zwei Jahre durch Italien. Schon 1933 wurde Rudolf Frank zwei Monate lang in Berlin inhaftiert. 1936 emigrierte er nach Wien, von dort gelang ihm in letzter Minute die Flucht in die Schweiz. Rudolf Franks Autobiographie „Spielzeit meines Lebens“ liest sich wie ein „Who‘s who“ der Theater- und Künstlerwelt.


Walter Homolka
Der moderne Rabbiner
Ein Rollenbild im Wandel
112 S., Br., 18 Abb., € 9,90
978-3-942271-62-2
Seit der Aufklärung haben sich Rabbiner zu offiziell beauftragten Amtsträgern entwickelt, um die vielfältigen Aufgaben der Gemeinschaft zu erfüllen: zu lehren, seelsorglich tätig zu sein und zu predigen, Gottesdienste zu leiten und Lebenshilfe zu geben, Rituale zu vollziehen am Beginn des Lebens, an dessen Ende und mitten im Leben, in religiösen Fragen zu entscheiden, administrativ tätig zu werden und vielleicht sogar ein bisschen "zwischen Himmel und Erde" zu vermitteln. Walter Homolka geht der Entwicklung des Rollenbildes vom Rechtsgelehrten zum modernen Rabbiner nach, dessen Identität, Autorität und Legitimation in den letzten beiden Jahrhunderten einem großen Wandel unterlagen.

JÜDISCHE MINIATUREN Band 111

Karolin Steinke
Simon Adler
Ostjüdischer Eierhändler in Berlin
88 Seiten, 26 Abb., Br., € 8,90
978-3-942271-30-1
Bereits 1936 verkünden deutsche Zeitungen: „Endlich wieder arische Ostereier“. Als eine der ersten Branchen wird in Berlin der Eierhandel, bis dato in den Händen von Ostjuden, „arisiert“. Der Eierhändler Simon Adler, 1905 aus Galizien eingewandert, hatte in Berlin einen erfolgreichen Lebensmittelhandel aufgebaut. Er und seine Frau Rachel werden 1944 in Auschwitz ermordet. Bis auf fünf Kidduschbecher im Museum Neukölln und wenige Dokumente hinterlässt er keine Spuren. Sein Schicksal steht beispielhaft für das vieler jüdischer Kaufleute, denen die Nationalsozialisten erst ihre wirtschaftliche Existenz und dann das Leben nahmen. Neben Adlers Biographie werden in diesem Buch auch die Lebensverläufe der Familienmitglieder zwischen Emigration und Deportation nachgezeichnet.
Karolin Steinke geboren 1977 in Berlin, studierte Kulturwissenschaft und Europäische Ethnologie in Berlin. Freiberufliche Arbeit als Ausstellungskuratorin (Museum Neukölln, Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück), Journalistin (u. a. für den „Tagesspiegel“) und Informationsreferentin.


JÜDISCHE MINIATUREN Band 113

Jascha Nemtsov / Hermann Simon
Louis Lewandowski
„Liebe macht das Lied unsterblich!“
80 S., 12 Abb., Br., € 8,90
978-3-942271-38-7
Louis Lewandowski (1821–1894) war nicht nur einer der bedeutendsten Komponisten von Synagogenmusik in Deutschland, er ging in die Musikgeschichte auch als der größte Reformator der jüdischen liturgischen Musik ein. Bis heute bilden seine Kompositionen den Grundstock des Repertoires in liberalen und konservativen Synagogen rund um die Welt. Traditionelle jüdische Melodien wurden von Lewandowski mit stilistischen Mitteln der europäischen romantischen Musik seiner Zeit bearbeitet. Seine Werke können somit als Ausdruck eines mühsam erlangten Gleichgewichts zwischen Tradition und Assimilation im deutschen Judentum des 19. Jh. betrachtet werden. Dieses Buch bietet einen Überblick über Leben und Werk von Lewandowski, dessen Kompositionen sich weltweit ungebrochener Popularität erfreuen.
Jascha Nemtsov Pianist und Musikwissenschaftler, Mitglied des Instituts für Jüdische Studien der Universität Potsdam, Akademischer Studienleiter des Kantorenseminars des Abraham Geiger Kollegs. Preis der Deutschen Schallplattenkritik 2007. Forschungsprojekte und Publikationen zu jüdischer Musik und jüdischen Komponisten im 20. Jahrhundert. Bei Hentrich & Hentrich: Arno Nadel (ISBN 978-3-938485-89- 7), Oskar Guttmann und Alfred Goodman (ISBN 978-3-941450- 13-4)
Hermann Simon geboren 1949 in Berlin. Abitur an altsprachlich betonter Schule, Studium an der Humboldt-Universität zu Berlin: Geschichte und Orientalia, anschließend Graduiertenstudium in Prag zur Spezialisierung auf Orientnumismatik. Dr. phil. Arbeit auf diesem Gebiet an den Staatlichen Museen zu Berlin. Seit 1988 Direktor der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum.


Gabriele Fritsch-Vivié
Kurt Singer
Arzt, Musiker und Gründer des Jüdischen Kulturbunds
114 Seiten, 20 Abb., Broschur,  € 12,90
978-3-95565-256-2
Dr. Kurt Singer (1885-1944) war ein bekannter Nervenarzt, Musiker und Musikwissenschaftler. Er schrieb Rezensionen, dirigierte Konzerte mit seinem Berliner Ärzte-Chor, war kurze Zeit Intendant der Städtischen Oper Charlottenburg und publizierte, nicht zuletzt über die Berufskrankheiten von Musikern. Er war ein Tausendsassa, ein Vielbegabter, ein Mann mit Charisma. Die Nationalsozialisten nahmen ihm den öffentlichen Wirkungskreis, doch er blieb nicht untätig. Singer gründete und leitete den „Jüdischen Kulturbund“(1933-1941), er inszenierte und dirigierte. Gemeinsam mit seinen Mitstreitern etablierte er eine Kulturinstitution mit Musik, Oper, Schauspiel, die den aus dem öffentlichen Leben ausgeschlossenen Jüdinnen und Juden die Teilhabe an künstlerischen Aktivitäten ermöglichte. Ein schöpferisches Leben am Rande des Abgrunds.

Ursula Adam
Helene Feistmann
„Ich blieb eine Deutsche“
80 S., 20 Abb., br., € 8,90
978-3-95565-118-3
Die Berliner Jüdin Helene Feistmann (1915–2011) flieht 1937 vor den Nazis nach London. Die Familie, ebenfalls im Exil, hält ein intensiver Briefwechsel zusammen. Lebenszeichen erreichen einander aus Europa und Übersee. Nach 1945 erwägt Helene, in Ostberlin zu leben; seitens des Staates und der SED wird ihr dies schließlich 1951 nicht verweigert. Kurz nach ihrer Heirat mit dem Schriftsteller Arno Reinfrank geht sie 1955 zurück nach London. Geschichtlich und politisch interessiert, ist sie Chronistin ihres eigenen Lebens und ihrer Familie. Ihre einzigartige Sammlung von Dokumenten, Briefen, Fotos, Erinnerungen und Notizen hat sie der Freundin und Historikerin Ursula Adam übereignet. Auf dieser Grundlage und neuen Archivquellen erzählt Adam die Lebensgeschichte einer jüdischen Frau im 20. Jahrhundert.


KINDERBÜCHER:

Moppi und Peter
Die wahre Geschichte zweier Hunde in der Nazi-Zeit
Erzählt von Raymond Wolff, aufgezeichnet von Hans-Dieter und Martina Graf und illustriert von Hans Lichtenwagner
64 Seiten, 35 Illustrationen und Fotos, Hardcover, 15,9x 23 cm, € 14,90
978-3-95565-219-7
Moppi ist ein kleiner Spitz aus Nackenheim. Er lebt dort mit Selma, Heinrich, Herbert und Helmut Wolff ein munteres und zufriedenes Leben - bis die Nazis an die Macht kommen. Die mögen die Wolffs nicht, weil sie Juden sind. Familie Wolff muss Nackenheim verlassen und Moppi zieht mit ihnen nach Mainz in ein großes Haus in der Kaiserstraße, wo er die Bekanntschaft mit Peter, einem Terrier, macht. Beide freunden sich an. Aber die Freundschaft währt nur kurze Zeit. Peters Besitzer, Adolf und Nanette Lekisch, sind ebenfalls Juden und verlassen schon bald das Land. Im französischen Nimes lernen sie den jüdischen Schriftsteller Lion Feuchtwanger und dessen Frau Marta kennen. Auf einer beschwerlichen Reise über Frankreich, Spanien und Portugal gelingt es ihnen, zu ihren Kindern in die USA zu flüchten. Für Peter, der in Feuchtwangers,,DerTeufel in Frankreich" literarisch verewigt wurde, beginnt der vielleicht aufregendste Teil seines Lebens.

Erstmals auf Deutsch: Die Kindergeschichten der wichtigsten Schriftstellerin Brasiliens

Clarice Lispector
Das Geheimnis des denkenden Hasen und
andere Geschichten
Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Marlen Eckl
Herausgegeben von Liliana Ruth Feierstein und Liliana Furman
Mit Illustrationen von Flor Opazo und einem Vorwort von Paulo Valente
56 S., geb., € 14,90
978-3-95565-010-0
Der Hase Hänschen lernt denken, indem er mümmelt: So erschnüffelt er Ideen. Und der Hund Ulisses ist so gescheit, dass er die unglaubliche Geschichte erzählen kann, wie ein Feigenbaum auf dem Hühnerhof von Frau Oniria Unruhe stiftet. Und Laura erst, dieses hässliche Huhn, hat panische Angst, in der Pfanne zu landen. Wenn du denkst, das sind aber viele Tiere, dann warte erst, bis du alle Freunde von Clarice kennen - gelernt hast: die Henne Odissea, die Hähne Ovidio und Luis, das Küken Hermany und viele mehr.
Die Erzählungen in Das Geheimnis des denkenden Hasen und andere Geschichten sind voller aufgeweckter, überraschender und bezaubernder Figuren, die von der wichtigsten brasilianischen Schriftstellerin geschaffen wurden, die, wie du entdecken wirst, viele Tiere liebte. Durch ihren Sohn Paulo angeregt, begann Clarice Lispector, Kinderbücher zu schreiben. Als der kleine Junge sah, wie seine Mutter ganz versunken an einem Roman arbeitete, bat er sie, auch für ihn einmal eine Geschichte zu schreiben. Daraus entstand Das Geheimnis des denkenden Hasen und drei weitere Kinderbücher, in denen stets Tiere die Protagonisten sind. A vida íntima de Laura (Lauras Familienleben), Quase de verdade (Eine fast wahre Geschichte) und O mistério do coelho pensante (Das Geheimnis des denkenden Hasen) erscheinen jetzt erstmals auf Deutsch und in einer Edition. Für alle Generationen ab 6 Jahre.
Clarice Lispector (1920–1977) wurde in der Ukraine geboren. Auf der Flucht vor Pogromen gelangte ihre Familie über Hamburg in den armen Norden Brasiliens. Später lebte sie in Rio de Janeiro, studierte Jura und begann eine Karriere als Journalistin. Sie folgte ihrem Mann, einem Botschafter, in zahlreiche Länder und bekam zwei Söhne. Für ihre Romane, Erzählungen , Kinderbücher sowie literarische Kolumnen wurde sie mehrfach ausgezeichnet

 Die Beni-Bücher von Eva Lezzi und Anna Adam
"Beni, Oma und ihr Geheimnis"
"Chaos zu Pessach" und
"Beni und die Bat Mitzwa".
Alle drei Bände gemeinsam zum Sonderpreis:
100 S., zahlr. Ill., geb., € 39,90
978-3-95565-109-1




Eva Lezzi/Anna Adam
Chaos zu Pessach
32 S., 22 Ill., Gb., € 14,90
978-3-942271-51-6
Wie jedes Jahr herrscht in Benis Familie auch dieses Mal ein ziemliches Chaos bei den Vorbereitungen zum Sederabend. Die Kinderzimmer sind nicht aufgeräumt, das Essen nicht fertig gekocht, der Tisch nicht gedeckt, und schon stehen die Großeltern und der etwas verrückte Onkel Micha mit seiner neuen Freundin vor der Tür! Und als endlich alle glücklich um den schön gedeckten Tisch versammelt sind, fangen Beni und seine ältere Schwester Tabea an sich zu streiten, was wiederum ihre Mutter zur Verzweiflung bringt. Zu guter Letzt jedoch werden es zwei gelungene Sederabende, bei denen der allerjüngste der Familie, Baby Samuel, plötzlich den größten Auftritt hat. In dieser Pessach-Erzählung wirbelt alles durcheinander: Verschwundene Matze und Hip-Hop Musik, Gespräche über Israel und Berlin, die ägyptische Heuschreckenplage und Liebesbeziehungen zwischen Juden und Christen. Ein Lesespaß für alle Generationen ab 6.
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Eva Lezzi / Anna Adam
Beni, Oma und ihr Geheimnis
32 S., 12 Ill., Gb., € 17,90
978-3-942271-07-3
Der achtjährige Beni verbringt ein Wochenende bei seinen Großeltern und feiert mit ihnen Shabbat. Bei Oma und Opa darf Beni alles: eine Rennbahn im Wohnzimmer bauen, Skateboard fahren, Kakao mit Sahne trinken, alten Geschichten lauschen – und sich manchmal auch etwas über die Eigenheiten seiner Großeltern wundern. Beide Großeltern haben die Shoah überlebt und einen jeweils eigenen Umgang mit der Vergangenheit gefunden. Dabei teilen Beni und seine Oma ein Geheimnis, das niemand erfahren wird, nicht einmal Benis Mutter. Die Geschichte handelt vom Erinnern und Vergessen, von Ordnung und Chaos, vom jüdischem Leben im heutigen Deutschland und vom nicht immer einfachen, jedoch liebevollen Miteinander der Generationen. Illustriert wird die Erzählung von den fantasievollen und lebendigen 3-D-Collagen der Künstlerin Anna Adam. Eine unbeschwerte und witzig-freche, aber auch nachdenkliche und geheimnisvolle Geschichte für alle ab 6.




Eva Lezzi, Anna Adam
Beni und die Bat Mitzwa
32 S., 12 Ill., geb., € 14,90
978-3-95565-108-4
Tabeas Bat Mitzwa rückt näher und die ganze Familie steht Kopf. Tabea müsste endlich das Lesen ihres Tora-Abschnitts üben und denkt stattdessen nur an Hip Hop. Meint jedenfalls ihre Mutter. Also streiten sich Mama und Tabea, während Oma hundert Mal das gleiche fragt und Papa über der Weinbestellung für das Fest brütet. Nur Beni findet das ganze Theater um die Bat Mitzwa seiner Schwester reichlich übertrieben. Gehört sie wirklich gleich danach zu den Erwachsenen? Er flüchtet zu seinem besten Freund Tom, zu seinem Skateboard und in Gedanken zu Sophie. Sie ist ziemlich cool, leider kann Beni sie mit nichts beeindrucken. Oder vielleicht doch?


Eva Lezzi
Die Jagd nach dem Kidduschbecher
jüdisch-muslimische Jugendroman
124 Seiten, Broschur, 11,90 €
978-3-95565-163-3
Rebekka und Samira – zwei 13jährige Berliner Jugendliche, Jüdin und Muslima, beste Freundinnen for ever. Doch da brechen im Nahen Osten erneut kriegerische Auseinandersetzungen zwischen Israelis und Palästinensern aus und lassen auch die Freundinnen nicht unberührt. Denn Samiras Vater stammt aus Gaza, und Rebekkas Familie hat Verwandte in Israel. Als zeitgleich ein wertvoller Kidduschbecher aus der Wohnung von Rebekkas Familie verschwindet, steht Samira unter Verdacht! Wer aber hat den Becher zum Segnen des Weins an Schabbat wirklich gestohlen? Und kann er zurückerobert werden? Ein Großstadtroman, ein spannender Krimi, eine verwickelte Familiengeschichte. Vor allem aber eine Erzählung über die starke Freundschaft zwischen zwei Jugendlichen, die immer wieder zueinander finden – über alle familiären Vorbehalte und politischen Konflikte hinweg.       LINK: UNTERRICHTSMATERIAL FÜR LEHRER ZU DIESEM BUCH

Jugendbuch:


Mathias Paselk
Sagen und Geschichten der Stadt Brandenburg
80 S., 22 Abb., Gb., € 14,90
978-3-933471-02-4
Mehr als tausend Jahre besteht Brandenburg - eine wehrhafte Stadt, die sich lange gegen die Bedrohung durch den märkischen Adel wehren musste, der sich die Perle der brandenburgischen Städte untertänig machen wollte. In den Sagen und Geschichten dieser Stadt, hier erstmals zusammengefasst, werden Geschichten von Bistum und Dom erzählt, auch kuriose Begebenheiten, und Vergessenes wieder lebendig gemacht. Die Sagen reichen fast bis in unsere Zeit - deshalb endet das Buch mit dem berühmten Barbier Fritze Bollmann, der auf dem Beetzsee angeln wollte.
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